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PETBOOK-Interview

Hundetrainerin: „Erziehung bei Hunden ganz ohne Strafe? Schwierig.“

Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

22. Mai 2025, 14:46 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Strafen in der Hundeerziehung sind umstritten. Während die einen auf Konsequenz und klare Grenzen pochen, setzen andere auf völlige Gewalt- und Straffreiheit. Doch was ist wirklich sinnvoll – und was erlaubt?

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Bei dem Wort Strafe denken viele gleich an etwas Negatives. Etwa, den Hund anzuschreien oder gar zu schlagen. In der Lerntheorie bedeutet Strafe aber auch, dem Hund etwas Angenehmes zu entziehen, wie Hundetrainerin Katharina Marioth im Gespräch mit PETBOOK erklärt. Das heißt konkret: Wer seinem Hund erst dann ein Leckerli gibt, wenn er das richtige Verhalten zeigt, arbeitet ebenfalls mit einer sogenannten „negativen Strafe“. Und ohne die geht es in der Hundeerziehung nicht. Oder doch?

Leider werden immer noch Schnauzengriff oder Leinenruck als Strafe angewandt

PETBOOK: Katharina, viele denken bei Strafen sofort an körperliche Gewalt. Ist das überhaupt erlaubt? Und darf ich meinen Hund bestrafen, wenn er sich „falsch“ verhält?
Katharina Marioth: „Strafe kann auf verschiedene Arten erfolgen – nicht nur körperlich. In der Lerntheorie sprechen wir von ‚positiver‘ und ‚negativer‘ Strafe. Das hat nichts mit gut oder schlecht zu tun, sondern mit ‚etwas hinzufügen‘ oder ‚etwas entziehen‘. Positive Strafe bedeutet: Ich gebe etwas Unangenehmes hinzu – zum Beispiel einen Strafreiz. Dazu zählen leider immer noch verbreitete Methoden wie der Schnauzengriff, Leinenruck oder sogar verbotene Hilfsmittel wie Strom- oder Stachelhalsbänder.

Negative Strafe hingegen bedeutet: Ich entziehe dem Hund etwas, was er möchte. Ein Beispiel: Mein Hund will einen Keks, ich halte ihn hoch und warte, bis er sich ruhig verhält – das ist eine milde Form von Strafe. Oder ich ignoriere meinen Hund gezielt, um unerwünschtes Verhalten nicht zu bestärken.“

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„Ganz ohne Regeln? Das halte ich für schwierig“

Können Strafen denn auch sinnvoll eingesetzt werden?
„In bestimmten Situationen, ja. Wenn mich ein Hund anspringt und ich mich abwende, entziehe ich ihm Aufmerksamkeit – eine Form der Strafe, die ich für angemessen halte. Auch beim Aufbau von Frustrationstoleranz, etwa bei Welpen, kann das Schließen der Hand mit einem Leckerli eine wichtige Lernerfahrung sein. Wichtig ist: Gewalt hat keinen Platz. Wir arbeiten mit emotional sensiblen, intelligenten Tieren – da braucht es kein ‚Durchgreifen‘.“

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Manche Trainer oder Hundehalter lehnen Strafen grundsätzlich ab und setzen auf eine komplett straffreie Erziehung. Was hältst du davon?
„Das ist situationsabhängig. Es gibt Hunde, die extrem fein auf kleinste Veränderungen im Verhalten des Menschen reagieren. Die brauchen oft gar keine Korrektur. Aber ganz ohne Regeln? Das halte ich für schwierig. Hunde zeigen Verhalten immer mit dem Ziel, ihren Zustand zu verbessern. Wenn wir ihnen gar keine Grenzen setzen, fehlt ihnen eine Orientierung im Zusammenleben mit uns – sei es in der Stadt, auf dem Land oder im Kontakt mit Wildtieren. Diese Regeln müssen nicht hart durchgesetzt werden, aber es braucht sie.“

Also keine Strafe – aber Regeln?
„Genau. Gewaltfrei ja – aber eine komplett straffreie Erziehung ist in der Praxis kaum realistisch. Wichtig ist, wie wir mit dem Hund kommunizieren: fair, klar und respektvoll.“

Das gesamte Interview mit Katharina Marioth sehen Sie im Video.

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