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„Der war schon immer so“

7 Sätze, die Hundetrainer triggern – und was wirklich dahintersteckt

Collage aus Hund, der die Pfote hebt und Porträt von Hundetrainerin Katharina Marioth (Kreis)
Es gibt Sätze, die Hundetrainer regelrecht triggern, wie etwa: „Der Hund ist so, den kann man nicht ändern“ Foto: Getty Images / Katharina Marioth
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21. Juli 2025, 5:55 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Als Hundetrainerin ist Katharina Marioth Expertin für Verhalten, Kommunikation und Training. Doch im Gespräch mit Kunden, Freunden oder gar Fremden tauchen immer wieder bestimmte Aussagen auf, die bei ihr und ihren Kollegen innerlich die Alarmglocken läuten lassen. Sieben davon hat sie für PETBOOK zusammengetragen und erklärt, warum genau diese Sätze Hundetrainer triggern.

Es gibt Aussagen, da musst ich als Hundetrainerin manchmal schmunzeln , manchmal bin ich genervt, und manchmal einfach sprachlos. Warum? Weil diese Sätze oft unterschwellig Zweifel säen, Missverständnisse fördern oder auf alten Mythen beruhen, die das Bild vom Hundetraining verzerren. Sie treffen Hundetrainer ins Herz ihrer Arbeit – und doch steckt hinter jedem Satz auch ein Körnchen Wahrheit, das es zu verstehen gilt.

Hier sind die sieben Sätze, die Hundetrainer heimlich triggern.

1. „Mein Hund hört doch sowieso nicht, der ist einfach stur.“

Dieser Satz gehört zu den Klassikern und sorgt bei vielen Trainern für ein innerliches Augenrollen. Sturheit? Das klingt so, als wäre der Hund absichtlich widerspenstig, was ein menschliches Attribut ist und mit der Realität wenig zu tun hat.

Was dahintersteckt: Der Hund ist kein kleiner Mensch mit freiem Willen und bewussten Entscheidungen im menschlichen Sinne. Hunde reagieren auf Reize, Umwelteinflüsse und ihren emotionalen Zustand. Wenn ein Hund „nicht hört“, liegt das oft an Stress, Unsicherheit oder fehlender Klarheit in der Kommunikation.

Was Hundetrainer wissen: Hunde sind keine Sturköpfe – sie sind in dem Moment einfach nicht in der Lage, deine Erwartungen zu erfüllen. Vielleicht fehlt das Training in der jeweiligen Situation, oder die Ablenkung ist zu groß. Oder der Hund versteht das Kommando schlichtweg nicht. Geduld, klare Signale und konsequentes Üben bringen hier mehr als Frust.

2. „Du benutzt bestimmt diese Leckerli-Schleuder, oder?“

Ein Seitenhieb, der oft kommt, wenn Hundetrainer von positiver Verstärkung sprechen. Der Satz wirkt manchmal belächelnd, als sei das Verteilen von Leckerlis eine „Billiglösung“ oder gar eine „Verwöhnerei“.

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Was dahintersteckt: Viele Menschen haben ein veraltetes Bild von Hundetraining, geprägt von Druck, Zwang oder Dominanz. Belohnungsbasiertes Training wird dann oft als weich oder ineffektiv abgetan.

Was Hundetrainer wissen: Leckerli sind ein Werkzeug von vielen – und nicht das einzige. Positives Training beruht auf Verständnis, Motivation und Bindungsaufbau. Es geht nicht darum, den Hund zu „bestechen“, sondern ihm klare, faire Regeln mit angenehmen Konsequenzen zu vermitteln.

Auch interessant: Wer darf sich eigentlich Hundetrainer nennen?

3. „Ein Hund braucht klare Regeln, sonst wird er zum Tyrannen.“

Dieser Satz löst oft eine Mischung aus Zustimmung und Ablehnung aus. Natürlich brauchen Hunde Grenzen, aber das Wort „Tyrann“ wirkt schnell dramatisch und schafft ein Bild von „Herrschaft“.

Was dahintersteckt: Viele Menschen verbinden mit Regeln sofort Strenge und Kontrolle. Hunde werden als potenzielle „Dominanzmonster“ gesehen, wenn keine Führung vorhanden ist.

Was Hundetrainer wissen: Grenzen sind wichtig, aber Führung bedeutet nicht Unterdrückung. Es geht darum, Orientierung zu geben, damit der Hund sicher und entspannt sein kann. Gute Führung ist liebevoll, konsequent und fair – nicht autoritär.

4. „Mein Hund versteht mich doch, er redet ja sogar zurück.“

Dieser Satz ist süß gemeint, aber aus Trainerperspektive manchmal verwirrend. Natürlich kommunizieren Hunde mit uns, aber nicht so wie Menschen.

Was dahintersteckt: Hundebesitzer sehen oft in ihrem Hund einen Partner oder sogar „kleinen Menschen“. Die Interpretation von Verhalten wird emotional gefärbt.

Was Hundetrainer wissen: Hunde kommunizieren nonverbal und kontextbezogen. Sie „antworten“ nicht bewusst, sondern reagieren. Wichtig ist, die Körpersprache richtig zu lesen und klar zu kommunizieren – das schafft Verständnis auf beiden Seiten.

5. „Mein Hund ist einfach so, daran kann man nichts ändern.“

Diese Aussage ist ein Klassiker unter den Sätzen, die Hundetrainer triggern. Denn sie kann frustrierend sein, denn er suggeriert Resignation. „Das ist so, und daran ändern wir nichts mehr.“

Was dahintersteckt: Manche Halter sind mit Verhaltensweisen ihres Hundes überfordert oder haben schlechte Erfahrungen gemacht. Sie möchten sich nicht mehr engagieren oder haben Angst vor weiteren Fehlern.

Was Hundetrainer wissen: Verhalten ist immer veränderbar – in gewissem Rahmen und mit den richtigen Methoden. Es braucht Zeit, Geduld und eine auf den individuellen Hund abgestimmte Herangehensweise. Resignation ist oft das Resultat von falschen Erwartungen oder mangelnder Anleitung.

6. „Hundetraining ist doch einfach – das hab’ ich für mich auch schon überlegt, zu machen.“

Diese Aussage vereinfacht Hundetraining auf ein Klischee und unterschätzt die Komplexität.

Was dahintersteckt: Viele Menschen glauben, Training bestünde nur aus einfachen Tricks und Belohnungen. Sie unterschätzen die psychologische, ethologische und emotionale Tiefe der Arbeit.

Was Hundetrainer wissen: Gutes Training erfordert Wissen über Hundeverhalten, Lernprozesse, individuelle Bedürfnisse und situative Anpassungen. Es ist weit mehr als „Leckerlis werfen“. Beziehung, Timing und Methodik sind entscheidend. Hundetrainer wünschen sich vielfach eine deutlich seriösere Annahme dieses komplexen Berufs.

7. „Das hat mein Hund schon immer so gemacht, das ist halt sein Charakter.“

Einer der häufigsten Sätze, die Hundetrainer triggern und eine Aussage, die gern zur Begründung für problematisches Verhalten herangezogen wird.

Was dahintersteckt: Dieser Aussage liegt meist die Vorstellung zugrunde, Verhalten sei unveränderlich und fest in der Persönlichkeit verankert. Das kann auch eine Schutzbehauptung sein, um Verantwortung abzulehnen.

Was Hundetrainer wissen: Persönlichkeit ist zwar angeboren, aber Verhalten ist lernbar und änderbar. Mit den richtigen Trainingsansätzen kann man problematisches Verhalten vermindern oder umformen. Es braucht nur die passende Herangehensweise und Zeit.

Wie Sie als Hundetrainer souverän auf Sätze reagieren, die Sie triggern:

Am Ende möchte ich noch ein paar Tipps für die Kollegen geben:

  1. Zuhören und verstehen: Hinter jedem Satz steckt ein Bedürfnis, eine Angst oder ein Missverständnis. Versuchen Sie, genau das herauszufinden.
  2. Mit Empathie reagieren: Verurteilen Sie nicht, sondern erklären Sie sachlich und verständlich, warum manche Vorstellungen über Hunde problematisch sind.
  3. Beispiele aus der Praxis teilen: Konkrete Erfolgsgeschichten helfen, Zweifel zu nehmen, und zeigen, dass Veränderung möglich ist.
  4. Geduldig bleiben: Viele Hundehalter sind unsicher und überfordert. Ihre Ruhe und Zuversicht wirken oft mehr als viele Worte.
  5. Grenzen respektieren: Nicht jeder ist sofort bereit für Veränderung. Manchmal braucht es Zeit, bis das Verständnis wächst.
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Fazit: Hinter jedem Trigger steckt eine Chance

Diese sieben Sätze mögen Hundetrainer anfangs triggern – doch sie sind zugleich eine Einladung, den Dialog zu vertiefen. Denn genau hier, im Gespräch mit Haltern, entstehen Vertrauen und echtes Verständnis.

Wer die wahren Bedürfnisse hinter solchen Aussagen erkennt und sensibel darauf eingeht, kann nicht nur den Hund besser unterstützen, sondern auch die Beziehung zum Menschen stärken. Und mal ehrlich: Ohne solche Sätze, die einen triggern, wäre der Alltag als Hundetrainer ja auch langweilig.

Zur Autorin

Katharina Marioth ist Gründerin der Marke Stadthundetraining und des KEML-Prinzips. Sie ist IHK- und behördlich-zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensgutachterin für gefährliche Hunde des Landes Berlin. In ihrem Daily Business arbeitet sie eng mit Veterinären, Wissenschaftlern und anderen Spezialisten zum Thema Hund zusammen. Mit Ihrem Wissen und Können konnte sie sich in der Sat.1-Sendung „Der Hundetrainer-Champion“ den Titel der Hundetrainerin des Jahres 2023 sichern.

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