
20. Mai 2025, 16:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Es klingt wie der Handlungsstrang einer realen Verfilmung von „Paw Patrol“: Hunde werden zu einer Eliteeinheit ausgebildet, um an Küsten und Stränden Menschen, die in Not geraten sind, vor dem Ertrinken zu retten. Dabei lernen die Hunde sogar, aus Hubschraubern zu springen, um Leben zu retten.
Beim Wort „Rettungsschwimmer“ dürften die meisten Pamela Anderson, David Hasselhoff – oder je nach Alter – Zac Effron und The Rock sowie die restliche „Baywatch“-Mannschaft vor Augen haben. Doch Hunde, die mutig ins Wasser springen, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten? Das dürften sich wohl die wenigsten vorstellen. In Italien gibt es das tatsächlich.
Seit den späten 80ern retten in Italien auch Rettungsschwimmerhunde Menschen vor dem Ertrinken
Die Scuola Italiana Cani Salvataggio (SICS) ist die weltweit größte Organisation, die auf die Ausbildung von Rettungsschwimmerhunden und ihren Führern spezialisiert ist. „Alles begann Ende der 1980er-Jahre, als ich meinen ersten Neufundländer namens Mas kaufte“, erinnert sich Ferruccio Pilenga im Gespräch mit PETBOOK zurück. Damals seien Wasserrettungshunde in Italien noch nicht offiziell eingesetzt worden. Doch gemeinsam mit befreundeten Helikopterpiloten der Luftwaffe entstand die Idee, Richtlinien und Protokolle zu entwickeln, um funktionale Rettungshundeeinheiten zu schaffen, die tatsächlich Menschenleben im Meer retten können.
Mittlerweile zählt die SICS über 300 aktive Rettungseinheiten, die während der Badesaison an zahlreichen italienischen Stränden im Einsatz sind. Dabei können die Vierbeiner mehr, als nur am Strand Patrouille zu laufen. „Die Einsätze mit Rettungshubschraubern, bei denen unsere Rettungshunde aus einem im Schwebeflug stehenden Hubschrauber ins Wasser springen, sind das Aushängeschild der Einsatzfähigkeit unserer Rettungshundeeinheiten.“ Laut Pilenga seien nur die mutigsten Vierbeiner, die durch fast vierzig Jahre Erfahrung bei der SICS ausgebildet wurden, in der Lage, diese Einsatzübung zu meistern.
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„Für den Hund ist es völlig normal, seinem Menschen ins Meer zu folgen“
„Der Hubschrauber schwebt dabei nur wenige Meter über der Wasseroberfläche und der Hundeführer springt zuerst, direkt gefolgt von seinem Hund. An Bord sorgt ein spezialisierter Assistent für die Sicherheit des Tieres.“ Und auch wenn diese Art des Einsatzes spektakulär wirke, sei sie es für den Hund nicht, erklärt der SICS-Gründer. „Für den Hund ist es völlig normal, seinem Menschen ins Meer zu folgen. Das hat er bereits dutzendfach von anderen Wasserfahrzeugen aus getan.“
Für die Ausbildung des Rettungshunde-Nachwuchses sei es elementar, langsam vorzugehen und nichts zu erzwingen, betont Pilenga. „Denn nur so können wir den neuen Hunden das nötige Sicherheitsgefühl und die Fähigkeiten vermitteln, um Luftrettungseinsätze ruhig und souverän zu meistern.“
Zusätzlich sorge das schwimmfähige Geschirr für einen sanften und sicheren Wassereintritt, erklärt Ferruccio Pilenga. Die Herausforderung beim Training liege weniger beim Sprung aus einer gewissen Höhe ins Wasser, sondern eher bei der Gewöhnung an den Lärm des Hubschraubers. Hinzu komme auch noch die parallele Gewöhnung an die Kommunikationsprotokolle zwischen Hund, Hundeführer und Crew, die trotz Stress und Lärm sitzen müssen. Schließlich geht es hier um Leben und Tod.
„Neue Hunde lernen viel von den erfahrenen Hunden der Ausbilder – das sind echte Teamleader“
Doch welche Rassen eignen sich besonders für den Job? Könnte theoretisch jeder Vierbeiner zum Rettungsschwimmer-Hund ausgebildet werden? Tatsächlich nicht, denn neben einem mutigen und resilienten Wesen müssen auch gewisse körperliche Voraussetzungen gegeben sein, um einen Menschen überhaupt retten zu können. „Seit den 1980er-/1990er-Jahren weiß man: Neufundländer sind ideal für diesen Job. Aber auch Labrador Retriever und Golden Retriever sind bestens geeignet.“
Idealerweise beginnt die Ausbildung bereits im Welpenalter von etwa drei bis vier Monaten, erklärt Pilenga. „Neue Hunde lernen viel von den erfahrenen Hunden der Ausbilder – das sind echte Teamleader.“ Doch der Ausbildungsweg sei lang. Bis ein Hund vollwertiges Mitglied einer SICS-Rettungshundeeinheit wird, dauert es im Durchschnitt 1,5 bis 2 Jahre. „Die größte Herausforderung ist, die SICS-Ausbildung vollständig zu absolvieren. Denn der Abschluss ist nicht das Ziel, sondern der Startpunkt“, erklärt der Trainer.
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Tägliches Training der Rettungsschwimmerhunde bei Wind und Wetter erforderlich
Zudem müsse jeder Hund gemeinsam mit seinem Hundeführer jährlich das von der italienischen Küstenwache anerkannte Zertifikat erneuern – um stets auf Höhe der Zeit zu bleiben. Daher sei kontinuierliches Training – Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat – bei Wind und Wetter unabdingbar. Denn nur so seien die Einheiten jederzeit einsatzbereit, betont Ferruccio Pilenga.
Um das zu überprüfen reise das ganze Jahr über eine Prüfungskommission durch ganz Italien, um alle Teams zu bewerten und erneut zuzulassen. Denn „jedes Jahr sichern Hunderte von Hunden mit ihren Hundeführern – also die Wasserrettungseinheiten – die Strände von Seen und Meeren.“ Dabei arbeite man Hand in Hand mit der Küstenwache, insbesondere zum Schutz von Kindern, sagt der SICS-Gründer.

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Spektakuläre Rettung von Kindern in letzter Sekunde
Und auch wenn es jährlich zu mehreren Hunderten Rettungen durch die Einsatzteams kommt, so blieben Pilenga besonders zwei Einsätze im Kopf. „Ich erinnere mich besonders an den allerersten Einsatz meines Neufundländers Mas, der ein Segelboot sicherte, das bei Zoagli auf die Klippen zu treiben drohte“, erinnert sich der stolze Hundehalter.
Besonders berührt habe ihn aber auch ein anderer Einsatz vor etwa drei Jahren, „bei dem zwei unserer Einheiten drei Kinder retteten. Die Kinder waren mit zwei kleinen Schlauchbooten vom Wind gefährlich weit auf den See hinausgetrieben worden. Dank der Kraft unserer Hunde konnten Wind und Strömung überwunden werden und die Kinder wieder sicher ans Ufer gebracht werden.“