
18. Mai 2025, 7:58 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Landschildkröten gehören zu den Exoten und sind – im Gegensatz zu Schlangen oder Echsen – beliebte Heimtiere. Neben einer artgerechten Haltung benötigen sie auch eine medizinische Versorgung. Doch wie erkennt man, ob Schildkröten krank sind? Im Gegensatz zu Hund oder Katze zeigen Reptilien meist keine spezifischen Symptome, wenn es Ihnen schlecht geht.
Jeder Tierhalter wünscht sich, dass es seinem Schützling gutgeht und er gesund ist. Wer eine Landschildkröte hält, kann das allerdings weniger leicht erkennen als etwa Katzen- oder Hundebesitzer. Darauf weist der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) hin. Denn im Gegensatz zu Säugetieren zeigen Reptilien wenig Symptome, wenn es ihnen schlecht geht. Aber wie erkennt man dann als Besitzer, ob die Schildkröte krank ist? Zum Glück gibt es einige Anhaltspunkte und Mittel, sich Gewissheit zu verschaffen – vor allem beim Verhalten der Tiere.
Übersicht
- Symptome bei Schildkröten richtig deuten
- Verhalten beobachten und dokumentieren
- Gesundheitstagebuch für Schildkröten führen
- Schildkröte ist krank? Hier gibt es Hilfe
- Erwachsene Schildkröten verhalten sich anders als Jungtiere
- Die typischsten Krankheiten bei Schildkröten
- Häufige Fragen zur Gesundheit von Landschildkröten
- Quellen
Symptome bei Schildkröten richtig deuten
Zunächst kann man den Gesundheitszustand von Schildkröten an einigen äußeren Merkmalen einschätzen. Gesunde Reptilien haben ihrer Art und Umgebung entsprechend eine bestimmte Farbgebung. Ist die Haut blass oder weist bräunliche, graue und dunkle Tönungen auf, kann dies auf Stress oder verschiedene Erkrankungen hinweisen.1
Weitere Indizien für kranke Schildkröten sind eingesunkene Augen oder wenn die Stellen, an denen Kopf und Beine aus dem Panzer hervortreten, wie eingefallen wirken. Dies zeigt meist eine Mangelernährung an, die häufig eine Folge von Unwohlsein oder Krankheit ist.
Auch einen „Schildkröten-Check“ sollt man in regelmäßigen Abständen durchführen, um eine Krankheit besser erkennen zu können. Welche Daten man dabei sammeln sollte, lesen Sie weiter unten im Abschnitt „Gesundheitstagebuch für Schildkröten führen“.
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Verhalten beobachten und dokumentieren
Ist die Schildkröte krank, zeigt sich dies aber nicht nur im äußeren Erscheinungsbild, sondern vor allem im Verhalten der Tiere. Laut der Seite „Reptiliendoktor“ gibt es drei typische Verhaltensweisen, die auf eine Krankheit hindeuten:
- Rückzug – Landschildkröten vergraben sich meistens
- Herabgesetzte Aktivität bis hin zur Lethargie und viel Schlaf
- Appetitlosigkeit bzw. Nahrungsverweigerung
„Bereits kleinste Abweichungen vom gewohnten Verhalten können ein klarer Hinweis auf ein vorliegendes Krankheitsgeschehen sein“, erklärt Tierarzt Hermann Kempf in einer Mitteilung des IVH. Als erste Anzeichen, dass es dem Tier nicht gut geht, nennt Kempf etwa geschwollene oder eingesunkene Augen oder Veränderungen der Kot-Konsistenz.
Aber auch ein vermehrtes Bade- und Trinkverhalten bedürfe einer raschen Abklärung. Denn: „Wenn sich das Tier zurückzieht und nicht mehr frisst, ist ein Krankheitsprozess in der Regel schon sehr weit fortgeschritten“, erklärt Kempf, der eine tierärztliche Praxis für Exoten in Augsburg führt.
Gesundheitstagebuch für Schildkröten führen
Viele Auffälligkeiten bei Landschildkröten entwickeln sich also schleichend – und sind für Halter schwer zu erkennen, wenn sie keine Vergleichswerte haben. Deshalb empfiehlt es sich, ein Gesundheitstagebuch zu führen. Darin können Schildkrötenbesitzer regelmäßig folgende Dinge notieren:
- Wiegekontrolle mit Datum (plötzlicher Gewichtsverlust = Alarmsignal)
- Sichtprüfung des Panzers (Risse, weiche Stellen, Verfärbungen)
- Kontrolle von Nase, Augen und Kloake auf Ausfluss
- Beobachtung des Gangbilds (lahmt das Tier? Wackelt es?)
- Aktivität (z. B. Wie lange war die Schildkröte aktiv? Hat sie sich gesonnt?)
- Futtermenge & -art
- Kotbeobachtungen (Farbe, Konsistenz, Häufigkeit)
- Verhalten (z. B. Rückzug, Unruhe, Appetitlosigkeit)
- Besondere Vorkommnisse (z. B. Häutung, Eiablageversuch, Verletzungen)
Ein solches Tagebuch hilft nicht nur, kleinste Veränderungen früh zu bemerken, sondern kann auch dem Tierarzt im Krankheitsfall wertvolle Hinweise liefern. Besonders bei Problemen nach der Winterruhe oder chronischen Erkrankungen kann der zeitliche Verlauf entscheidend für Diagnose und Therapie sein.
Wann Sie mit Ihrer Schildkröte wahrscheinlich krank ist und Sie dringend zum Tierarzt sollten, können Sie aber auch anhand dieser Checkliste nachvollziehen:
- Futterverweigerung länger als 5 Tage (außer bei Winterschlafvorbereitung)
- Atemgeräusche
- Schiefe Kopfhaltung oder unkoordinierte Bewegungen
- Blähungen, stark riechender Kot, Durchfall
- Offene Wunden oder Verletzungen
- Verändertes Bade- und Trinkverhalten
Schildkröte ist krank? Hier gibt es Hilfe
Um im Fall der Fälle schnell reagieren zu können, empfiehlt Kempf Schildkrötenhaltern, sich intensiv mit ihren Tieren zu beschäftigen. Sinnvoll kann außerdem der Austausch mit erfahrenen Schildkrötenhaltern sein – und eine Haltungsberatung vor Ort durch einen reptilienkundigen Tierarzt.
Eine Liste mit Tierärzten finden Sie etwa auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT). Eine einfache und schnelle Suche bietet auch die Website von „Reptiliendoktor“.
Erwachsene Schildkröten verhalten sich anders als Jungtiere
Wie sich eine gesunde Schildkröte individuell verhält, hängt von verschiedenen Einflüssen ab. Etwa von der Temperatur, dem Alter und der Gehege- und Sozialstruktur. Jungtiere würden sich Kempf zufolge generell eher zurückziehen, während erwachsene Schildkröten mehr auf den Beinen seien.
„Bei gutem Wetter kann man grob davon ausgehen, dass adulte Tiere morgens die ersten Sonnenstrahlen zum Aufwärmen nutzen, dann beginnen zu fressen, sich in der Mittagshitze zurückziehen und am Nachmittag nochmal aktiv werden“, so der Tierarzt mit Blick auf erwachsene Schildkröten. „Bei extremer Hitze und auch in Kälteperioden ziehen sie sich meist zurück und sind dann kaum zu sehen.“
Die typischsten Krankheiten bei Schildkröten
Laut Dr. Wolfgang Wettengl, der seit mehr als 30 Jahren als praktizierender Tierarzt für exotische Mitbewohner wie Papageien, Reptilien und Amphibien tätig ist, treten bei Landschildkröten folgende typische Krankheiten auf:
- Legenot: häufigste Todesursache weiblicher Landschildkröten, bei der Weibchen nicht mehr in der Lage sind, Eier zu legen
- Rachitis oder Panzererweichung: Ursachen sind Störungen in Calciumstoffwechsel, die vielfältige Gründe haben können
- Posthibernale Anorexie: Schildkröten, die nach dem Winterschlaf nicht, oder nicht schnell genug, den Stoffwechsel hochfahren und mit der Futteraufnahme beginnen, können sich durch Anreicherung von Stoffwechselprodukten selbst vergiften
Zudem seien Schildkröten häufig mit verschiedenen Würmern befallen. Darunter vor allem Oxyuren und Askariden.2
Im nächsten Abschnitt stellen wir vor, woran man erkennt, dass die Schildkröte an einer der typischsten Krankheiten leidet.

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Woran erkenne ich, ob meine Schildkröte friert?
Landschildkröten sind wechselwarme Tiere und auf externe Wärmequellen angewiesen. Friert das Tier, zeigt es meist ein teilnahmsloses Verhalten, bewegt sich kaum noch und zieht sich tief in den Panzer zurück. Auch kalte Extremitäten oder eine dauerhaft niedrige Aktivität bei eigentlich warmem Wetter können ein Hinweis sein. Im Terrarium sollte die Temperatur tagsüber je nach Art zwischen 28 und 35 Grad Celsius liegen, mit einem Wärmeplatz bis zu 40 Grad.
Was tun, wenn meine Schildkröte nicht frisst?
Frisst eine Landschildkröte mehrere Tage nicht, kann das an Stress, falscher Temperatur, einer Umstellung der Umgebung oder an einer beginnenden Erkrankung liegen. Wichtig ist, Haltung, Beleuchtung und Futterqualität zu prüfen. Zeigt das Tier zusätzlich Symptome wie Apathie oder Gewichtsverlust, sollte unbedingt ein reptilienkundiger Tierarzt aufgesucht werden. Nach dem Winterschlaf ist Appetitlosigkeit zudem ein Warnzeichen für posthibernale Anorexie.
Was ist posthibernale Anorexie bei Schildkröten?
Nach dem Winterschlaf sollten Schildkröten binnen weniger Tage wieder aktiv werden, Nahrung aufnehmen und ihren Stoffwechsel hochfahren. Bleibt dies aus, spricht man von posthibernaler Anorexie – also eine Art Magersucht nach der Winterstarre. Die Tiere verweigern Futter, bewegen sich kaum und wirken insgesamt matt. Ohne Behandlung kann es zu einer Selbstvergiftung durch Stoffwechselendprodukte kommen. Auch hier gilt: rasch einen spezialisierten Tierarzt aufsuchen.
Wie oft sollte ich mit meiner Schildkröte zum Tierarzt?
Auch wenn Reptilien keine jährlichen Impfungen benötigen wie Hunde oder Katzen, ist eine regelmäßige Gesundheitskontrolle sinnvoll – insbesondere vor und nach der Winterstarre. Experten empfehlen mindestens einen jährlichen Check-up bei einem Tierarzt mit Reptilienkenntnis. Bei Auffälligkeiten im Verhalten oder der äußeren Erscheinung sollte man nicht zögern und frühzeitig professionelle Hilfe einholen.
Welche Anzeichen deuten auf Legenot hin?
Legenot ist eine der häufigsten Notfälle bei weiblichen Landschildkröten. Mögliche Anzeichen sind:
- Rastloses Umherlaufen ohne ersichtlichen Grund
- Häufiges Graben, ohne dass Eier abgelegt werden
- Appetitlosigkeit und Apathie
- Sichtbare Ausbeulung im hinteren Körperbereich
Ein sofortiger Tierarztbesuch ist in diesem Fall entscheidend, um das Leben des Tieres zu retten.
Mit Material der dpa