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Studie untersucht Phänomen

Warum Wasserschweine in Japan gerne in heißen Quellen baden

Capybara, Wasserschwein, Yuzu-Bad
Capybaras genießen das japanische heiße Bad mit Yuzu-Früchten Foto: iStock/ taka4332
Ninja Sinke Autorin

16.01.2023, 10:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Heiße Bäder mit darin schwimmenden, halbierten Yuzu-Früchten sollen in Japan einem Brauch nach Wintererkältungen fernhalten. Doch nicht nur Menschen, sondern auch Wasserschweinen in japanischen Zoos scheint das heiße Wasser gutzutun. Wissenschaftler untersuchten Körper- und Gemütszustand der Nagetiere und konnten herausfinden, warum sie das heiße Bad so genießen.

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Das Wasserschwein, auch Capybara genannt, ist mit bis zu 79 Kilogramm Gewicht das größte Nagetier der Welt. Der Name ist Programm, denn die Tiere verbringen nicht nur viel Zeit im Wasser, sondern gehören auch zur Familie der Meerschweinchen. Heimisch sind sie zwar in Südamerika, zu finden allerdings auch in Zoos weltweit. Besonders in Japan, einem Land mit zahlreichen heißen Quellen, begeistern sie Zoobesucher während der kalten Jahreszeit. Denn dann tauchen sie scheinbar entspannt in heiße Bäder ein. Zwei japanische Wissenschaftler untersuchten, warum die Nagetiere so gerne im heißen Thermalwasser baden und ob die Bäder pflegende Effekte haben könnten.

Wasserschweine nehmen in Japan seit 40 Jahren heiße Bäder

Bereits 1982 habe ein Mitarbeiter des japanischen Zoos „Izu Shaboten“ bemerkt, dass Wasserschweine gerne in heißem Wasser baden. Bei der Reinigung ihres Geheges sollen die Tiere versucht haben, es sich in einer sich bildenden Pfütze gemütlich zu machen, berichtet auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. 40 Jahre später ist das winterliche heiße Bad der Wasserschweine eine wahre Attraktion für die Besucher japanischer Zoos. Auch eine Vielzahl viraler Videos zeugt von der Beliebtheit der Nagetiere, die zur Wintersonnenwende sogar das traditionsreiche Yuzu-Bad genießen. Die japanische Zitrusfrucht Yuzu sieht einer etwas schrumpeligen Orange ähnlich und soll Erkältungen während der Wintermonate entgegenwirken, erklärt „IFL Science“.

Im Zoo „Izu Shaboten“ wurde im Dezember 2022 das 40-jährige Jubiläum der im heißen Yuzu-Bad eintauchenden Wasserschweine zelebriert.

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Der Anblick sichtlich entspannter Capybaras weckte in zwei japanischen Wissenschaftlern der Yamaguchi-Universität den Wunsch, mögliche positive Effekte des Thermalwassers auf ihre Haut zu untersuchen. Neun Wasserschweine des „Akiyoshidai Nature Zoo Safari Land“ erhielten im Rahmen der Studie 21 Tage lang täglich ein Bad mit heißem Quellwasser.

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Heiße Quellen haben pflegenden Effekt auf Haut der Wasserschweine

Bereits vor Beginn der Untersuchung hatten die Wissenschaftler Inaka und Kimura im Winter einen verschlechterten Zustand der Hautstruktur der Wasserschweine bemerkt. Diese sei in der kalten Jahreszeit rau, trocken und weise sogar Krusten und Schuppen auf. Nach täglichem Baden in heißem Quellwasser stellten die Forscher eine deutliche Veränderung fest. Haut und Haare der Tiere nahmen einen regelrechten Glanz an. Auch die Hautbeschaffenheit verbesserte sich deutlich – sie wurde klar und glatt. Das zeigen sowohl makroskopische als auch mikroskopische Aufnahmen der Haut der Nagetiere.

Somit konnten die Forscher die positiven Effekte täglicher heißer Bäder auf die Hauteigenschaften der Tiere im Winter feststellen. Sie beschreiben, diese seien zu den im Sommer beobachteten normalen Bedingungen zurückgekehrt. Damit deuten die Ergebnisse der Studie jedoch auch darauf hin, dass der japanische Winter für Wasserschweine zu harsch sein könnte. Denn die Nagetiere sind in ihrem natürlichen Lebensraum in Südamerika sowohl hohe Temperaturen als auch hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt.

Wasserschwein
Drei Wasserschweine genießen mit geschlossenen Augen sichtlich ihr heißes Bad Foto: Getty Images
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Gesichtsausdruck der Wasserschweine zeige entspannende Wirkung heißer Bäder

Inaka und Kimura untersuchten, nebst positiver Effekte der Bäder in heißen Quellen auf die Haut der Capybaras, auch ihren Gemütszustand. Dazu beobachteten die Wissenschaftler den Gesichtsausdruck der TIere, genauer die Form ihrer Augen und die Position ihrer Ohren – sowohl vor als auch während des heißen Bades. Eine besonders starke Veränderung der Augen der Nagetiere konnte dabei festgestellt werden und wurde daher vor allem für die Bewertung des Wohlbefindens genutzt.

Die Forscher beobachteten, dass Wasserschweine ihre Augen schließen und ihre Ohren allmählich an den Körper zurückziehen, wenn sie sich wohlfühlen. Ihr „Wohlfühlzustand“ nahm während des Badens in einer heißen Quelle im Vergleich zu vorher deutlich zu. Dazu konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Körpertemperatur der Tiere nach einem Bad bis zu 30 Minuten lang aufrechterhalten wurde.

Die von Inaka und Kimura durchgeführte Studie belegt somit signifikante Effekte eines heißen Bades auf den Gemütszustand der Wasserschweine, die den Winter in japanischen Zoos und Tierparks erleben. Auch positive Effekte des Badens auf die Haut und damit den Körperzustand der großen Nagetiere wurden nachgewiesen. Das Phänomen, das so viele Menschen begeistert, entsteht somit aufgrund ihrer Haltung in Gefangenschaft. Die Forscher fragen sich nun, ob das Thermalwasser eine ebenso positive Wirkung auf die Haut von Menschen haben könnte.

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