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Studie identifiziert vier Persönlichkeiten bei Erdhörnchen

Erdhörnchen haben Persönlichkeit
Goldmantel-Erdhörnchen gelten gemeinhin als eher nicht soziale Art. Einer Studie der UC Davis nach sollen auch Erdhörnchen eine Persönlichkeit haben Foto: Jaclyn Aliperti, UC Davis
Ninja Sinke
Autorin

25.11.2022, 10:51 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Nicht nur Menschen können sich aufgrund ihrer Persönlichkeitsmerkmale unterscheiden. Eine Studie der University California in Davis (UC Davis) dokumentiert erstmals, dass es auch bei Erdhörnchen auf die Persönlichkeit ankommt. Über drei Jahre wurden Daten von Goldmantel-Erdhörnchen gesammelt und ausgewertet. Diese zeigen, wie sich die Persönlichkeit der Nagetiere auf ihre Verhaltensweise auswirken kann.

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Goldmantel-Erdhörnchen (Callospermophilus lateralis) sind Nagetiere aus der Unterfamilie der Hörnchen. Ihr Lebensraum befindet sich vor allem im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika und in Teilen Kanadas. Ihre Verwandten, die Eichhörnchen (auch: Baumhörnchen), leben in Nestern und Höhlen auf Bäumen. Der Lebensraum von Erdhörnchen befindet sich dagegen passend zu ihrer Bezeichnung in unterirdischen Gängen des Erdreichs. Wissenschaftler der University California in Davis belegen nun erstmals mit einer Studie, dass Erdhörnchen unterschiedliche Persönlichkeiten haben können. Die Forscher legten darin vier Hauptmerkmale der Nagetiere fest. Die Studienergebnisse sind auch deswegen spannend, da Goldmantel-Erdhörnchen als eine nicht soziale Tierart gelten.

Die Forscher legten für Erdhörnchen vier Hauptmerkmale der Persönlichkeit fest

Die Wissenschaft soll bisher gezögert haben, Tieren Persönlichkeitsmerkmale zuzuschreiben. Das erklärt die UC Davis in einer Meldung über die durchgeführte Studie. Doch wie äußert sich bei Tieren eigentlich das Vorhandensein einer Persönlichkeit? Von Persönlichkeitsmerkmalen soll gesprochen werden können, wenn Tiere gegenüber anderen Tieren über Zeit ein konsistentes Verhalten zeigen. Um die Charakterisierung der Persönlichkeit bei Goldmantel-Erdhörnchen durchführen zu können, wurden über drei Jahre Daten einer frei lebenden Population im US-Bundesstaat Colorado gesammelt und ausgewertet.

In Colorado werden in der Stadt Gothic im „Rocky Mountain Biological Laboratory“ seit Jahrzehnten Goldmantel-Erdhörnchen erforscht. Daten dieser Langzeit-Studie waren für die Erkenntnisse der Wissenschaftler sehr nützlich. Zusätzlich wurden jedoch auch wiederholt standardisierte Tests durchgeführt. Mittels einer offenen Feldstudie wurden die Persönlichkeitsmerkmale der Erdhörnchen auf unterschiedliche Art und Weise untersucht. Dazu führten die Forscher zum Beispiel Spiegelbildsimulationen durch, in denen sie die Nagetiere vor einem Spiegel platzierten. Ihr eigenes Spiegelbild können die Tiere nicht erkennen. Auch testeten sie das Fluchtverhalten, indem sie sich den Tieren in der Wildnis näherten, um die Zeit bis zu ihrer Flucht zu messen. Die Dokumentation des Verhaltens in einer Falle und in neuer Umgebung lieferten ebenfalls wichtige Erkenntnisse. Dabei blieben die Tiere unversehrt.

Im Anschluss an diese Tests legten die Forscher vier Hauptkriterien der Persönlichkeit der Goldmantel-Erdhörnchen fest: Kühnheit, Aggressivität, Aktivitätsniveau und Geselligkeit.

Erdhörnchen haben Persönlichkeit
Im Rahmen der Studie wurden auch Spiegeltests mit den Erdhörnchen durchgeführt. Hier sieht man eines der Tiere, während es sich selbst im Spiegel betrachtet Foto: Jaclyn Aliperti, UC Davis

Unterschiedliche Persönlichkeiten von Erdhörnchen sollen deren Verhalten beeinflussen

Die Wissenschaftler vermuteten, dass aus den festgelegten vier Persönlichkeitsmerkmalen individuelles Verhalten resultieren könne. Dieses Verhalten hat Einfluss darauf, wie die Erdhörnchen den Raum und ihre Ressourcen nutzen. Um dies zu überprüfen, nutzen die Wissenschaftler ein mehrstufiges Modell, mit dessen Hilfe sie mehrere Zusammenhänge ermittelten. Etwa, ob die Persönlichkeit einen Einfluss auf die Größe des 95-prozentigen Verbreitungsgebietes, die Größe des 50-prozentigen Kerngebietes, die Bewegungsgeschwindigkeit oder die Nutzung einer bevorzugten Ressource in der Natur haben könnte. Als Ressourcen standen den Erdhörnchen angebrachte „Sitzstangen“ sowie die Sicht verbessernde Erhebungen, diese das Überleben der Tiere fordern, zur Verfügung.  

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Im Rahmen der Studie konnten die Forscher herausfinden, dass sich Goldmantel-Erdhörnchen durchweg in den vier zuvor festgelegten Hauptmerkmalen unterscheiden. Aktivitätsniveau, Geselligkeit, Kühnheit und Aggressivität scheinen vier der fünf in ökologischen Studien als am wichtigsten angesehene Hauptkategorien der Tierpersönlichkeit zu sein. Ausgerechnet bei Goldmantel-Erdhörnchen sollen diese Merkmale ausgeprägt vorhanden sein. Einzelne Eichhörnchen scheinen sich in Aktivität, Geselligkeit, Kühnheit und Aggressivität zu unterscheiden. Die Aktivität scheint jedoch nicht mit Geselligkeit korreliert zu sein.

Erdhörnchen mit sozialer Persönlichkeit sollen bessere Überlebenschancen haben

Während sie heranwachsen, verbringen Goldmantel-Erdhörnchen vergleichsweise wenig Zeit im Familienverband. Andere Arten von Hörnchen, deren Körpergröße deutlich größer ist, unterhalten deutlich komplexere soziale Bindungen. Innerhalb dieser eher nicht sozialen Tierart soll die Studie der Wissenschaftler um Jaclyn R. Aliperti jedoch belegen, dass Individuen, die sich sozialer verhalten als andere, einen Vorteil haben.

Zeigt ein Goldmantel-Erdhörnchen sozialeres Verhalten als andere Tiere der gleichen Art, könnte es ihm sogar das Leben retten. Darauf deuten die Ergebnisse der Studie hin. Die Fähigkeit dieser Tiere könnte sogar Ausmaße auf die gesamte Population haben, da sich Individuen mit besseren Überlebenschancen auch stärker vermehren.

Aktivere Erdhörnchen sollen sowohl Vor- als auch Nachteile haben

Eine weitere Erkenntnis, die aus der Studie hervorgeht, ist, dass sich aktivere und mutigere Goldmantel-Erdhörnchen unter natürlichen Bedingungen schneller bewegen als ihre weniger aktiven und schüchternen Artgenossen. So waren sie erfolgreicher beim Zugang zu höher gelegenen Sitzgelegenheiten und damit in der Lage, ein größeres Revier zu verteidigen. Es wurde aber auch festgestellt, dass dieses Persönlichkeitsmerkmal keine Auswirkung auf die Größe des Verbreitungsgebietes haben soll.

Die Wissenschaftler vermuten, dass aggressivere Erdhörnchen mehr Nahrung finden könnten. Gleichzeitig wäre es möglich, dass riskantere Verhaltensweisen die Nagetiere für Unfälle und Raubtiere anfälliger machen. Damit hätte dieses Persönlichkeitsmerkmal, das sich auf das Verhalten auswirkt, sowohl Vor- und Nachteile für die Tiere.

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Was die Persönlichkeit von Erdhörnchen für die Wissenschaft bedeuten könnte

Die Hauptautorin der Studie, Jaclyn R. Aliperti, äußert sich in der vorliegenden Meldung der UC Davis und merkt an, es gäbe bisher eine kleine aber wachsende Zahl von Studien, die die Bedeutsamkeit des Individuums aufzeigen. Dem fügt sie hinzu, dass das Verhalten von Wildtieren, so auch der Goldmantel-Erdhörnchen im Hinblick auf sich verändernde Lebensbedingungen für die Wissenschaft aufschlussreich sein könnten. „Die Berücksichtigung der Persönlichkeit bei der Bewirtschaftung von Wildtieren kann besonders wichtig sein, wenn es darum geht, die Reaktionen von Wildtieren auf neue Bedingungen vorherzusagen, zum Beispiel auf Veränderungen oder die Zerstörung von Lebensräumen durch menschliche Aktivitäten.“

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