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Evolutionäre Taktik

Mit diesen Tricks überleben Spinnen-Männchen den Sex

Eine Rotrückenspinne
Rotrückenspinnen-Männchen müssen, um die Paarung zu überleben, den Entwicklungsstatus ihrer Partnerin genau einschätzen können. Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

17.06.2023, 15:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der Fortpflanzungsakt ist für viele Spinnen eine lebensgefährliche Angelegenheit – zumindest für die männlichen Vertreter. Diese werden bei einigen Arten direkt nach dem Sex vom Weibchen verspeist. Allerdings haben sich die Spinnemänner den ein oder anderen Trick einfallen lassen, um auch nach vollendetem Geschlechtsverkehr weiterleben zu können.

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Gerade die Spinnen-Männchen aus der Gattung der Echten Witwen (Latrodectus) müssen damit rechnen, direkt nach dem Sex von ihren – ihnen körperlich überlegenen – Partnerinnen verspeist zu werden. Dieses tödliche Paarungsverhalten ist übrigens auch der Grund, für den Namen der Webspinnen. Zu ihnen gehört auch die berühmte Schwarze Witwe. Der Grund: Die Weibchen machen sich selbst zur Witwe. Doch es gibt einige Tricks, die sich Spinneriche haben einfallen lassen, um sich fortzupflanzen und trotzdem weiterleben zu können. Welche das sind, verraten wir im folgenden Artikel.

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Mit diesem Trick versuchen Spinnen-Männchen beim Sex ihr Leben zu retten

Ein Grund, warum die Männchen ihren Partnerinnen leicht zum Opfer fallen, ist ihre Körperliche Unterlegenheit. So sind manche Spinnen-Männchen gerade mal halb so groß wie die weiblichen Vertreter ihrer Art. Deshalb sind einige Rotrückenspinnen- und Braune Witwen-Männchen dazu übergegangen, sich bevorzugt mit jüngeren, noch nicht ganz ausgewachsen Weibchen zu paaren. Außerdem ist bei den weiblichen Jungtieren das kannibalistische Verhalten vor ihrer letzten Häutung meist nicht besonders ausgeprägt, zeigt eine Studie der kanadischen Universität von Toronto Scarborough. Diese Taktik hat gleich mehrere Vorteile. Da die Männchen so die Paarung meistens überleben, können sie sich auch mehrfach paaren und demnach mehr Nachkommen zeugen.

Leider hat die Taktik auch einen Nachteil: Viele der jungen Weibchen sind noch nicht vollends geschlechtsreif. Zwar können sie das Sperma in ihren noch nicht ausgereiften Genitalien speichern, allerdings ist das Zeitfenster für diese Taktik sehr eng, betonen die Forschenden. Denn nur bei Weibchen, die vor der letzten Häutung stehen, sinkt das Risiko, dass der Verehrer beim Liebesspiel sein Leben lassen muss. Sowohl jüngere als auch ältere Weibchen neigen dazu, die Männchen zu verspeisen. Deshalb hängt der Erfolg voll und ganz davon ab, ob das Männchen tatsächlich in der Lage ist, das genaue Entwicklungsstadium seiner potenziellen Partnerin zu erkennen.

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Hochzeitsgeschenke können bei Spinnen Leben retten

Und auch die Männchen der Raubspinne haben eine Strategie entwickelt, von der sie sich erhoffen, den Fortpflanzungsakt zu überleben. So überbringen sie ihrer Angebeteten ein Paarungsgeschenk, welches aus Nahrung besteht. Dabei stellt sich das Männchen tot und hält das Essensgeschenk mit den Beinen fest. So soll das Weibchen davon abgehalten werden, einfach mit dem Geschenk abzuhauen. Forschende der Aarhus-Universität gehen davon aus, dass sich die Angewohnheit, dem Weibchen ein Geschenk zur Paarung mitzubringen, im Laufe der Evolution entwickelt hat, um weiblichen Aggressionen so entgegenzuwirken.

Bei den Opuntienspinnen werden die Spinnen-Männchen nach dem Sex zwar nicht von den Weibchen gefressen, sie sterben aber trotzdem. Denn wie Forschende der israelischen Ben-Gurion-Universität des Negev in ihrer Studie „Schüchterne Männchen und verführerische Weibchen in der sexuell kannibalistischen Opuntienspinne Cyrtophora citricola“ beschreiben, endet die Paarung tödlich. Denn nach vollendetem Liebesakt beenden die Männchen die Arbeit an ihrem Netz, hören auf zu fressen und sterben schlussendlich. Hier würde wohl nur strenge Enthaltsamkeit das Leben der Spinnenmänner verlängern. Aber wahrscheinlich gilt auch für Spinnen: „Es ist besser geliebt und gestorben zu sein, als niemals geliebt zu haben.“ (Anlehnung an das Zitat „Es ist besser, geliebt und verloren zu haben, als niemals geliebt zu haben“ von Samuel Butler,1835-1902, engl. Philosoph u. Essayist).

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Quellen

Themen Spinnen
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