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Wildtier im Wohnzimmer

Kann man einen Fuchs als Haustier halten?

Rotfuchs auf einem Baumstumpf
Die Versuchung kann groß sein, einen Fuchs als Haustier halten zu wollen. Dahinter steckt jedoch sehr viel mehr, als es scheinen mag Foto: Getty Images
Ninja Sinke Autorin

01.02.2023, 16:29 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Als Haustiere gehaltene Füchse wirken meist niedlich und verspielt. Zahlreiche Züchter bieten online vermeintlich domestizierte Tiere zum Kauf als exotische Haustiere an. Mit artgerechter Haltung haben weder Zucht noch Haltung der Wildtiere viel gemein. PETBOOK sprach mit einem Fuchsexperten über die Haltungsansprüche der Tiere.

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Füchse werden in einigen Teilen der Welt als exotische Haustiere gehalten. Zahlreiche Verkäufer bieten sie mit verschiedenen Fellfarben und – mustern online an. In Russland werden seit Jahrzehnten domestizierte Füchse gezüchtet. Auch in den sozialen Medien zeigen Halter ihre Füchse im Wohnbereich: Sie erinnern an Hunde oder erfreuen mit ihren schrillen Lauten und ihrer komischen Mimik. Zwar gehören die Raubtiere zu den Hundeartigen, haben jedoch deutlich andere Haltungsansprüche als jegliche Hunderasse. Viele Aufnahmen dieser besonderen, flauschigen Tiere sind unbestreitbar schön, dahinter steckt jedoch mehr, als Betrachtern auf den ersten Blick bewusst sein mag. PETBOOK hat mit Fuchsexperte Daniel Peller gesprochen. Er beschäftigt sich seit Jahren mit den Wildtieren und hat gemeinsam mit Dag Frommhold das Buch „Die Weisheit der Füchse“ geschrieben. Welche Eigenschaften und Bedürfnisse ein Fuchs auch als vermeintlich „zahmes“ Haustier hat, ob die Tiere wirklich für diese Haltung geeignet sind und welche Regelungen dabei gelten, erklärt PETBOOK.

Welche Fuchsarten dürfen in Deutschland gehalten werden?

In Deutschland ist die Haltung von Füchsen nicht eindeutig geregelt. Daher sind verschiedene Gesetze und zum Teil länderabhängige Vorgaben zu beachten. Das sogenannte Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beschreibt sehr allgemein Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren, darunter auch Füchse. Die Auflistung bezieht sich jedoch nicht explizit auf einen Fuchs, der als Haustier gehalten werden darf, sondern verweist eher auf die Haltung in Zoos. Folgende Fuchsarten listet das BMEL auf, deren Haltung hierzulande prinzipiell erlaubt ist:

  • Fennek bzw. Wüstenfuchs
  • Polarfuchs
  • Steppenfuchs
  • Rotfuchs
  • Graufuchs
  • Südamerikanische Füchse
  • Löffelfuchs

Mit einem Blick auf die Bundesländer wird deutlich, dass weitere Gesetze zu beachten sind. Im Land Berlin etwa ist die Haltung von Wildtieren wie Füchsen unter Berufung auf das Landesjagdgesetz verboten. Auf Anfrage von PETBOOK erklärt Daniel Peller, Gründer der „Fuchs-Hilfe“: „Im Einzelfall sollte immer mit dem zuständigen Veterinäramt abgeklärt werden, ob die Haltung einer bestimmten Art gestattet werden kann, welche Auflagen dabei zu erfüllen und welche Sachkundenachweise sowie Herkunftsnachweise für das Tier möglicherweise vorab zu erbringen sind.“ Damit verweist er auch auf die Haltungsbedingungen, die für Füchse besonders anspruchsvoll sind.

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Ein wilder Fuchs darf nicht eingefangen und als Haustier gehalten werden

In Deutschland sind wilde Füchse zahlreich sowohl auf dem Land als auch in der Stadt anzutreffen. Als Wildtiere fallen sie unter das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Dem Paragrafen 44 dieses Gesetzes nach ist es verboten, Wildtiere einzufangen und zu halten. Daher sollte man sich auch bei Füchsen an dieser Formulierung orientieren. Ähnliche Vorgaben finden sich im Bußgeldkatalog in der Rubrik Tierschutz – abhängig vom jeweiligen Bundesland folgt auf das Einfangen von Füchsen und andere Vergehen eine Geldstrafe von bis zu 65.000 Euro. Daniel Peller betont auf Anfrage von PETBOOK, dass eine Fehlprägung wilder Füchse auf den Menschen oder auf Haustiere unbedingt vermieden werden müsse. Das sei besonders dann zu beachten, wenn es sich um verletzte oder kranke Tiere handele. Diese dürfen zwar im Rahmen der Wildtierhilfe und unter Beachtung einiger Vorschriften vorübergehend aufgenommen werden, sind jedoch gemäß Paragraf 45 des BNatSchG „unverzüglich freizulassen, sobald sie sich selbstständig erhalten können“.

Als Haustier ist der Fuchs extrem anspruchsvoll

Wer von einem Fuchs tatsächlich als Haustier sprechen möchte, sieht sich einem extrem anspruchsvollen Tier gegenüber. Daniel Peller, der sich seit mehr als 20 Jahren mit Füchsen beschäftigt, erklärt auf Anfrage von PETBOOK, was den Wunsch, einen Fuchs als Haustier zu halten, für Mensch und Tier extrem schwierig gestaltet.

Füchse werden nicht stubenrein und verstecken ihr Futter

Bei Füchsen ist das Markieren ihres Reviers sehr stark ausgeprägt. Das tun sie sowohl mit Urin und Kot, als auch mit diversen Duftsekreten, welche durchdringend riechen. Mit der Zeit werde der Fuchsgeruch dort, wo sich die Tiere aufhalten, immer stärker und setze sich sogar in Haaren und Kleidung der Halter fest, so Daniel Peller. Er erklärt außerdem, den Tieren dieses Verhalten vollkommen abzutrainieren, sei nicht möglich. Zudem verstecken Füchse gerne Futterreste, um diese für einen späteren Zeitpunkt aufzuheben. Ganze Beutetiere, ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung, beginnen in Verstecken zu verrotten, etwa unter dem Sofa oder Kopfkissen – eine zusätzliche Quelle unangenehmen Geruchs.

Füchse sind nachtaktiv und kommunizieren dabei lautstark

Füchse kommunizieren nicht nur über die von ihnen abgesonderten Duftstoffe, sondern auch über durchdringende Laute, so Daniel Peller. Zu bestimmten Jahreszeiten versuchen die nachtaktiven Tiere besonders intensiv, mit anderen Füchsen zu kommunizieren. Dieses Verhalten mache ihre Haltung nahezu unmöglich, denn Auseinandersetzungen mit Nachbarn sind aufgrund von Störungen durch die Füchse vorprogrammiert. Diese Problematik betreffe sowohl die Haltung von Füchsen in einer Wohnung als auch in einem Freigehege im Garten eines Hauses. Denn die nächtlichen Rufe der Tiere sind unter Umständen mehrere Blöcke weit zu hören und auch ihr Geruch zieht je nach Windrichtung weite Kreise.

Füchse haben extrem viel (zerstörerische) Energie

Im Vergleich zu Hunden und Katzen haben Füchse, der Einschätzung von Daniel Peller nach, extrem viel Energie. Ihr Bewegungsdrang sei sehr ausgeprägt. Bei Langeweile zerkratzen und zerbeißen sie daher schon mal mit Leichtigkeit die Einrichtung. Das kann auch daran liegen, dass sie in Wohnung oder Haus ihrem natürlichen Instinkt nicht nachgehen können, einen Fuchsbau zu graben. Selbst Tapete reißen sie von der Wand.

Bei Krankheit wird der Besuch beim Tierarzt oft zum Problem

Ein weiteres Problem kann der Besuch beim Tierarzt sein. Denn bei Füchsen können, wie bei Hund oder Katze auch, vorbeugende Untersuchungen oder Behandlungen notwendig sein. Dabei handelt es sich vor allem um Impfungen oder Entwurmungen. Nicht nur ist der Besuch beim Tierarzt für Füchse meist stressvoll, da es sich um viele fremde Eindrücke handelt. Daniel Peller erklärt außerdem, dass seiner Erfahrung nach nur wenige Tierärzte die erforderliche Sachkenntnis haben, um Füchse korrekt zu behandeln. „Immer wieder kommt es leider zur Anwendung falscher oder falsch dosierter Medikamente bei Füchsen – nicht selten mit Todesfolge.“, so Peller auf Anfrage von PETBOOK.

Bedingungen für die artgerechte Haltung von Füchsen

Die Instinkte der Füchse sind nicht abtrainieren – das muss man bei einer artgerechten Haltung beachten. Die Auflagen dazu können bei unterschiedlichen Veterinärämtern unterschiedlich ausfallen. Recht allgemeingültig schreibt das Säugetiergutachten des BMEL für die hierzulande erlaubten Fuchsarten Haltungsbedingungen vor. Dazu gehört die Gehegehaltung mit naturbelassenem Boden, sowie Rückzugsmöglichkeiten und Sichtschutz in Form von Büschen oder Felsen – die Haltung in einer Wohnung oder im Haus gehört eindeutig nicht dazu. Daniel Peller ergänzt für PETBOOK, dass eine ausführliche Auflistung der Haltungsbedingungen aller Fuchsarten „ganze Bücher füllen“ würde. Bereits die Ernährungs- und Lebensraumansprüche seien je nach Fuchsart unterschiedlich.

Grundsätzlich sollten Füchse nicht als Einzeltiere gehalten werden, schreibt das BMEL außerdem vor und weder Menschen noch Hunde können in diesem Fall Artgenossen ersetzen. Für ein Rotfüchse-Paar sind mindestens 40 Quadratmeter und aus Tierschutzsicht sogar 300 Quadratmeter vorgeschrieben. „Allein dieser Raumbedarf macht die hohen Ansprüche an die Haltung deutlich. Diese können im häuslichen Umfeld nicht erfüllt werden“, ergänzt Daniel Peller.

Eignet sich ein gezüchteter Fuchs als Haustier?

Als Haustier verkaufte Füchse sind in Gefangenschaft aufgewachsen und selektiert dafür gezüchtet worden, „zahm“ zu sein. Das Züchten von Füchsen findet beispielsweise in Russland statt. In Nowosibirsk züchtet man seit den 1950er-Jahren sogenannte Silberfüchse, die eine Farbvariation des Rotfuchses sind, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ in einer Meldung. Daniel Peller, berichtet auf Anfrage von PETBOOK von erschreckenden Zuchtbedingungen. Ähnlich wie in Pelzfarmen würden die Füchse in viel zu kleinen Drahtkäfigen gehalten und verfrüht von ihren Elterntieren getrennt – all das diene dazu, die Wildtiere auf den Menschen zu prägen. Die Trauer und der Stress des Verlustes der Familienmitglieder habe starke negative Folgen für die Tiere. Dazu kämen lange Transportwege und oft auftretende Verhaltensstörungen oder Krankheiten. Insgesamt seinen dies keine artgerechten Haltungsbedingungen für die anspruchsvollen Tiere, so Daniel Peller. Dazu ergänzt er, dass selbst private Züchter hierzulande die Tierschutzempfehlungen des BMEL nicht erfüllen würden.

Abgesehen von den fragwürdigen Haltungsbedingungen der Füchse, die für das Zusammenleben mit Menschen gezüchtet werden, ist auch die Verträglichkeit der Tiere nicht garantiert. Zuchtfüchse sind an die Nähe des Menschen gewöhnt und verhalten sich mitunter sogar wie Hunde. Dennoch haben sie sich erstaunlich viel von ihrer wilden Natur bewahrt, merkt Daniel Peller an. Verglichen mit der Domestizierung des Hundes, die bereits mehrere Zehntausend Jahre andauert, steht man bei Füchsen mit um die 70 Jahren erst am Anfang. Ihr ausgeprägtes, natürliches Verhalten überrascht daher nicht.

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Experte spricht sich gegen Füchse als Haustiere aus

Die Haltung eines Fuchses als Haustier ist somit äußerst kritisch zu betrachten. Füchse, die Ansprüche an Platz, Umgebung, soziales Gefüge und vieles mehr haben, passen nicht in eine Wohnung. Fotos oder Videos in den sozialen Medien, die Füchse im Wohnbereich ihrer Halter zeigen, lassen entstehende Probleme oft aus.

Selbst zutrauliches Verhalten eines Fuchses sei keine Garantie dafür, dass er sich tatsächlich wohlfühlt, ordnet Daniel Peller für PETBOOK ein. Halter missverstehen Fuchsverhalten leider oft: Ihr Gebaren würde häufig als Freude oder Entspannung interpretiert – dass das Tier gestresst sei, gehe dabei unter. Denn das typische „Stressgesicht“ eines Fuchses würde oft fälschlicherweise als „Lächeln“ interpretiert. An Füchsen Interessierte sollten daher davon absehen, sich die Wildtiere als Haustier anzuschaffen und sie lieber in der Natur beobachten. Daniel Peller schafft dazu ein eindrückliches Bild: „Wer einmal gesehen hat, wie Zuchtfüchse aufblühen, wenn sie in einem großen Freigehege mit Kontakt zu Artgenossen leben, der sieht ihre Wohnungshaltung mit anderen Augen.“

Themen Heimische Wildtiere
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