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Cymothoa exigua

Dieser Parasit ersetzt die Zunge von Fischen

Clownfisch, der scheinbar Augen auf der Zunge hat
Besonders bei Clownfischen sieht es manchmal so aus, als hätten die Tiere Augen auch auf der Zunge. Allerdings täuscht diese Optik und es steckt etwas ziemlich Ekliges dahinter. Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

24.03.2024, 16:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Bei manchen Fischen sieht es manchmal so aus, als ob sie ein zusätzliches Paar Augen auf der Zunge haben. Doch das ist nicht der Fall. Der Grund für die komische Erscheinung ist ein völlig anderer.

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In den Ozeanen schwimmen viele Tiere, vor denen man durchaus Respekt oder sogar Angst hat. Weiße Haie oder Anglerfische aus der Tiefsee sind hier wohl als Erstes zu nennen. Allerdings gibt es auch noch ein anderes Lebewesen im Meer, das viel kleiner ist und wahre Grusel-Vorstellungen auslösen kann. Denn bei einigen Fischen sieht es manchmal so aus, als ob sie Augen auf der Zunge hätten. Allerdings ist der Grund für dieses sonderbare Phänomen ein ganz anderer – und außerdem ziemlich eklig.

Parasit befällt Schnapper und Clownfische

Cymothoa exigua, auch bekannt als Zungenkrebs, befällt viele Schnapperfische im Östlichen Pazifik. Man findet ihn aber auch häufig beim Clownfisch und Doktorfisch. Bei befallenen Tieren sieht es dann so aus, als hätten sie ein zusätzliches Paar Augen auf der Zungenspitze.

Allerdings besitzen die Fische zu diesem Zeitpunkt bereits gar keine Zunge mehr. Denn die Cymothoa-exigua-Wasserassel befällt die Tiere und sorgt dafür, dass sie das lebenswichtige Organ verlieren. Sie dringt durch die Kiemen der Tiere ein und verbeißt sich in einer Ader in der Unterseite und saugt so lange das Blut des Fisches aus, bis die Zunge wegen Blutarmut abstirbt.

Nun hat der Parasit zwei Möglichkeiten: Entweder er verlässt das Maul des Fisches, der ohne ihn nun nicht mehr überleben kann, oder ersetzt einfach die Zunge. In den meisten Fällen wählen die Wasserasseln den zweiten Weg. So kann sich der befallene Fisch mit der „Fake-Zunge“ weiterhin ernähren und der Zungenkrebs weiterhin sein Blut saugen. Anschließend leben die Tiere erzwungenermaßen zusammen, bis der Fisch stirbt und sich die „Zunge“ einen neuen Wirt sucht. Diese Assel ist somit der einzige Parasit, der ein funktionelles Organ ersetzen kann.

„Zunge mit Augen“ vermehrt sich sogar im Maul des Fisches

Die betroffenen Fische stört dieser Parasit nicht besonders. Manche sind etwas blutarm oder halten ihr Maul häufiger offen, je größer die Assel wird. Eine Studie zeigte jedoch auch, dass gerade bei einem Befall in den ersten Lebensjahren bei Fischen eine höhere Sterblichkeitsrate auftrat. Ob dies mit dem Verlust der Zunge zusammenhing, konnte jedoch noch nicht bestätigt werden.

Wem diese Fakten jetzt schon gruselig genug waren, der muss sich leider festhalten. Denn die Parasiten vermehren sich sogar im Maul der Fische, die sie befallen. In der Regel fungieren nämlich vor allem die weiblichen Asseln als „Zunge mit Augen“ im Maul des Fisches. Allerdings sind sie dies nicht von Beginn an. Beim Eindringen in den Wirt sind die Tiere noch Männchen. Sobald sie an der Zunge angedockt sind und von 15 Millimeter auf bis zu 28 Millimeter heranwachsen, transformieren sie zum Weibchen.

Will ein freischwimmendes Männchen sich fortpflanzen, dringt auch er in die Kiemen des befallenen Fisches ein, die sich hinter oder neben dem Weibchen befinden. Anschließend findet der Paarungsakt statt. Wahrscheinlich spürt der leidgeplagte Fisch davon allerdings bereits nichts mehr und lässt es einfach über sich ergehen.

Übrigens: Einen kleinen Trost gibt es für alle, die nun vollkommen verstört sind. Für den Menschen scheint die Zungen tötende Assel laut allen bislang gewonnen Erkenntnissen ungefährlich zu sein.

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Quellen

Themen Fische Meerestiere
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