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„Zombie-Krankheit“

Nach Creutzfeld-Jacob-Fall in den USA! Sind auch deutsche Wildtiere betroffen?

Die „Chronic Wasting Disease“ befällt Hirsche und zersetzt ihr Gehirn. Nun sollen auch in den USA zwei Menschen an der Krankheit gestorben sein. (Symbolbild)
Die „Chronic Wasting Disease“ befällt Hirsche und zersetzt ihr Gehirn. Nun sollen auch in den USA zwei Menschen an der Krankheit gestorben sein. (Symbolbild) Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

06.05.2024, 17:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die „Chronic Wasting Disease“ – umgangssprachlich auch „Zombie-Wild-Syndrom“ genannt – ist eine hochansteckende Krankheit, die Hirsche befällt und deren Gehirne zersetzt. Bisher wurde davon ausgegangen, dass Menschen sich damit nicht infizieren können. Doch angeblich sollen in den USA nun zwei Jäger daran gestorben sein. PETBOOK fragte bei einer Expertin für Krankheiten nach, die sich von Tier auf Menschen übertragen und wollte wissen, wie die Lage in Deutschland ist.

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Es klingt wie die Geschichte eines Horrorfilms: Zwei befreundete Jäger essen das Fleisch eines Hirsches, das mit einem „Zombie-Erreger“ infiziert ist. Der erste der beiden Männer zeigt Zeichen von Aggression, Verwirrung und Krämpfe. Kurze Zeit später ist er tot. Und auch der zweite Mann stirbt. Das soll sich so 2022 in den USA abgespielt haben, wie eine neue Studie nahelegt. 1

Bisher war die Lehrmeinung, dass die Zombie-Hirsch-Krankheit nicht auf den Menschen übertragbar ist

In den USA werden laut Berichten immer mehr Hirsche von der „Chronic wasting disease“ (CWD) befallen. Bei dieser ansteckenden Erkrankung wird das Nervensystem befallen und das Gehirn des betroffenen Tieres zersetzt. Erkrankte Hirsche wirken meist apathisch und desorientiert. Daher wird hier auch häufig von der „Zombie-Hirsch-Krankheit“ gesprochen.2

Die Erkrankung weist viele Ähnlichkeiten mit der bei Menschen auftretenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auf sowie der bei Rindern vorkommenden bovinen spongiformen Enzephalopathie – kurz BSE. Diese drei Krankheiten gehören zu den sogenannten Prionkrankheiten. Erkrankungen dieser Kategorie haben je nach Tierart verschiedene Namen, dennoch haben sie gemeinsam, dass sie das zentrale Nervensystem befallen. Allerdings wurde bisher davon ausgegangen, dass das „Zombie-Wild-Syndrom“ nicht auf den Menschen übertragen werden kann, doch laut einer Studie, die im „Neurology Journal“ erschien, könnte wohl das Gegenteil der Fall sein.3

Wissenschaftler halten Übertragung auf Menschen für denkbar

So untersuchte die Studie einer fünfköpfigen Forschergruppe von der University of Texas die Hintergründe um den Tod zweier Jäger aus den USA, die offenbar starben, nachdem sie CWD verseuchtes Hirschfleisch gegessen hatten. So kommen die Forschenden zum Fazit: „Die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich eines ähnlichen Falls in seiner sozialen Gruppe, deutet auf eine mögliche neue Übertragung von CWD von Tieren auf Menschen hin.“ Daher empfehlen sie dringend weitere Nachforschungen.

Als Diagnose wurde zunächst die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit angegeben. Das liegt zum einen daran, dass man bisher nicht davon ausgegangen ist, dass die Hirsch-Zombie-Krankheit auf den Menschen überspringen kann. Aber auch daran, dass es schwierig sei, CWD vom Erreger zu unterscheiden, der beim Menschen Creutzfeldt-Jakob auslöst. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Wissenschaftler Hinweise darauf geben, dass es sehr wohl zu einer Übertragung auf den Menschen kommen könnte.

Wie wahrscheinlich ist es, dass es bald auch Zombie-Hirsche in Deutschland gibt?

„Es ist wahrscheinlich, dass Fälle von CWD beim Menschen in den kommenden Jahren dokumentiert werden, die mit dem Verzehr von kontaminiertem Fleisch in Verbindung stehen“, warnte bereits 2019 Forscher Michael Osterholm von der Universität von Minnesota. Doch muss man sich jetzt Sorgen machen, dass es bald auch „Zombie-Hirsche“ in Deutschland geben könnte?

Auch wenn es bereits erste Fälle in Europa gab, so liegen hierzulande bisher keine Nachweise der „Zombie Hirsch Krankheit“ vor – weder bei Hirschen noch bei Menschen. Was es aber schon in Deutschland gab, ist BSE – also Rinderwahn.4 Durch diesen Erreger kann es beim Menschen dann zur Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) kommen, erklärt Tiermedizinerin Dr. Vanessa Herder gegenüber PETBOOK: „Die Übertragung kann durch die Aufnahme von infiziertem Fleisch erfolgen. Das Besondere an Prionen ist, dass diese sich sehr schlecht inaktivieren lassen. Während Viren und Bakterien leicht abgetötet werden, gelingt es den Prionen, lange infektiös zu bleiben.“

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„Prionen-Erkrankungen sind heutzutage sehr, sehr selten“

Da Creutzfeldt-Jakob bisher unheilbar ist, endet eine Erkrankung in der Regel tödlich. Die Inkubationszeit – also der Zeitraum vom Verzehr von kontaminiertem Rinderfleisch bis zum Ausbruch der Krankheit – ist sehr lange und kann mehrere Jahre betragen. Ein recht tückischer Umstand. Dennoch bestehe kein Grund zur Panik: „Prionen-Erkrankungen sind heutzutage sehr, sehr selten. Seit dem Ausbruch der Erkrankung in Großbritannien durch die Verfütterung von Tiermehl ist es zu extremen Maßnahmen gekommen, die Gleichartiges verhindern.“

In Deutschland sei das Tierseuchenrecht und die Maßnahmen sehr streng. „Der letzte Fall wurde im Jahr 2014 dokumentiert“, weiß die Tiermedizinerin. „In Bezug auf die Studie, bei der ein Jäger nach dem Konsum von Fleisch erkrankter Tiere verstorben ist, ist es wichtig, weiterhin kritisch mit Fallberichten umzugehen, bei denen eine detaillierte molekulare Abklärung der Erreger nicht möglich ist. Da der direkte Beweis fehlt, sind weitere Studien nötig, um diese Einzelfälle zu bestätigen“, so Dr. Vanessa Herder abschließend.

Themen Heimische Wildtiere

Quellen

  1. t-online.de, „Jäger aßen Zombie-Hirsche – tot“, (aufgerufen am 06.05.2024) ↩︎
  2. web.de, „'Zombie-Hirsch-Krankheit': Auch Menschen sind von der Seuche betroffen“, (aufgerufen am 06.05.2024) ↩︎
  3. eurology.org, „Two Hunters from the Same Lodge Afflicted with Sporadic CJD: Is Chronic Wasting Disease to Blame? (P7-13.002)“, (aufgerufen am 06.05.2024) ↩︎
  4. bmel.de, „Anzahl der bestätigten BSE-Fälle in Deutschland“, (aufgerufen am 06.05.2024) ↩︎
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