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China-Alligator

Warum der „freundlichste“ Alligator der Welt vom Aussterben bedroht ist

China-Alligator (Alligator sinensis)
Der China-Alligator gilt als besonders freundlich. In ihrer Heimat werden die Tiere sogar gefüttert und gestreichelt – doch das ist nur eine Seite der Medaille. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

7. Mai 2025, 15:53 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der China-Alligator zählt nicht nur zu den seltensten Reptilien der Welt – er gilt auch als der zahmste, langsamste und „freundlichste“ Alligator. Trotz des positiven Images fürchten ihn viele Menschen in seiner Heimat – ein Grund, warum die Reptilien akut vom Aussterben bedroht sind. PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider stellt die faszinierenden Tiere vor und erklärt, warum manche sie sogar mit kleinen Hunden vergleichen.

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Mit ihren runden Schnauzen, den zum Lächeln nach oben gezogenen Mundwinkeln und ihrem sanften Temperament wundert es nicht, dass China-Alligatoren (Alligator sinensis) als die „freundlichsten“ Krokodile der Welt gelten. Sie lieben es, in der Sonne zu dösen, ernähren sich am liebsten von kleinen Fischen oder Amphibien und beißen nur dann zu, wenn man sich als Mensch wirklich Mühe gibt, die geruhsamen Tiere zu provozieren. Einheimische streicheln die kleinen Alligatoren bisweilen sogar oder werfen ihnen Fleischstücke zu – so als wären sie kleine Hunde. Doch ihr sanftes Gemüt wird ihnen auch zum Verhängnis.

China-Alligatoren gehören zu den kleinsten Krokodilen der Welt

Mit einer Größe zwischen 1,50 und 2,10 Meter gehört der China-Alligator zu den kleinsten Krokodilen der Welt. Kleiner ist nur noch der Brauen-Glattstirnkaiman (Paleosuchus palpebrosus), der es maximal auf 1,50 Meter Länge bringt. Auch was das Gewicht angeht, bewegen sich die China-Alligatoren im unteren Spektrum: Ausgewachsene Tiere bringen zwischen 36 und 45 Kilogramm auf die Waage – so viel wie ein großer Hund.

Und auch wenn die Tiere sonst äußerlich nicht viel mit Hunden gemein haben, wirken sie im Vergleich zu anderen Vertretern der Krokodile alles andere als furchterregend, was sicherlich ein Grund dafür ist, dass Einheimische China-Alligatoren manchmal wie Hunde streicheln. Ihre kurze Schnauze und die wie zum Lächeln nach oben gezogene Maulspalte geben den Tieren ein fast niedliches Erscheinungsbild. Das scheinen aber nicht alle so zu sehen, denn viele fürchten den China-Alligator trotzdem, und es gibt die Legende, dass die Tiere das Aussehen der chinesischen Drachen inspiriert haben sollen. 1

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China-Alligatoren leben unterirdisch

Wie der Name vermuten lässt, lebt der Alligator sinensis in China. Genauer in den üppigen Feuchtgebieten entlang des Mittel- und Unterlaufs des Jangtse-Flusses, weshalb die Tiere auch als Jangtse-Alligatoren bezeichnet werden. Zwar lieben es China-Alligatoren, wie alle anderen Krokodile auch, in der Sonne zu dösen. Sie leben aber vor allem unterirdisch und graben Höhlen. Diese können bis zu 25 Meter lang sein und erhalten neben mehreren Gangsystemen und Indoor-Swimming-Pools sogar ein eigenes Heizsystem. Dafür kleiden China-Alligatoren die Höhlen mit Schilf aus, das dann fermentiert und dabei Wärme freisetzt. Diese nutzen die Wechselwarmen Tiere nicht nur für sich selbst, sondern vor allem dafür, ihre Eier auszubrüten.

Sind China-Alligatoren wirklich so freundlich?

Im Vergleich zu anderen Krokodilarten kann man China-Alligatoren durchaus als sanftmütig und freundlich bezeichnen. Es sind eher gemütliche Zeitgenossen, die Menschen nur selten und nicht ohne vorhergehende Provokation angreifen. Ihre Beute besteht aus kleinen Wassertieren und allem, was sie an Land finden – darunter auch mal kleinere Säugetiere oder Vögel.

Trotzdem sollte man den Tieren nicht zu nahe kommen oder versuchen, sie zu streicheln. Nur weil die China-Alligatoren im Video dabei die Augen zukneifen und wir als Zuschauer den Eindruck haben, die Tiere würden dies genießen, bedeutet das nicht, dass dem auch so ist. Krokodile sind Wildtiere und Kontakt zu Menschen kann Stress bedeuten. Das Stillhalten und Zukneifen der Augen könnte auch ein Meide- oder Schutzverhalten sein.

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China-Alligatoren gehören zu den seltensten Reptilien der Welt

Vor gut 100 Jahren umfasste das Verbreitungsgebiet der China-Alligatoren noch weitere Teile Chinas und reichte sogar bis nach Korea. Doch ab der späten 1970er-Jahre schrumpfte der Lebensraum der Tiere dramatisch und reduzierte sich bis 1998 um mehr als 90 Prozent. Aktuell wird der Bestand in der freien Natur auf unter 200 Exemplare geschätzt. Damit ist der China-Alligator eines der seltensten Reptilien der Welt.2

Zwar gibt es seitens Chinas Zuchtprogramme mit mehreren tausend Tieren, die in Gefangenschaft leben. Jedoch ist es aufgrund zahlreicher Faktoren schwierig und zeitaufwendig, die Alligatoren erfolgreich auszuwildern. Denn es dauert einige Jahre, bis die Tiere überhaupt groß genug sind, um in freier Wildbahn zu überleben und sich fortpflanzen zu können.3

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Darum sind China-Alligatoren von Aussterben bedroht

Der China-Alligator wird seit 2017 auf der Roten Liste bedrohter Arten der IUCN als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Die Reptilien sind vor allem durch die Zerstörung ihres Lebensraums sowie durch die aktuelle Umweltverschmutzung bedroht. Die Feuchtgebiete, in denen sie leben, werden in Ackerland umgewandelt. Da sie viel Zeit in unterirdischen Höhlen verbringen, leben einige unter kultivierten Feldern. Der Kontakt zu Menschen bleibt damit nicht aus.

Und obwohl diese Alligatoren als sanftmütig gelten und Videos in den sozialen Medien den Eindruck erwecken, die Menschen vor Ort würden sie streicheln und füttern, werden sie von den Einheimischen immer noch gefürchtet und als Bedrohung für das Vieh angesehen. So werden die Tiere in der Regel getötet, wenn Menschen ihnen begegnen. Zudem werden China-Alligatoren wegen ihres Fleisches und ihrer inneren Organe gejagt, von denen einige glauben, dass sie medizinische Eigenschaften haben.

Themen Asiatische Wildtiere

Quellen

  1. a-z-animals.com, „Chinese Alligator“ (aufgerufen am 07.05.2025) ↩︎
  2. animalia.bio, „China-Alligator“ (aufgerufen am 07.05.2025) ↩︎
  3. cgtn.com, „Wildlife of China: The gentlest alligator in the world“ (aufgerufen am 07.05.2025) ↩︎

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