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Laut Studie

Zebrafinken singen nur ein Lied, mit dem sie Weibchen beeindrucken 

Ein Zebrafinken-Männchen singt ein Lied für seine Vogel-Dame
Zebrafinken-Weibchen wissen, wenn ein One-Hit-Wonder wirklich gut ist. Laut einer Studie brauchen die Männchen tatsächlich nur ein Lied, um sie nachhaltig zu beeindrucken. Foto: picture alliance / dpa | Felix Brandl / Max-Planck-Institut für Ornithologie dpa/lby
Louisa Stoeffler
Redakteurin

25.03.2024, 17:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Zebrafinken sind beliebte Ziervögel in der Heimtierhaltung – wohl auch, weil sie viel und gern singen. Eine Studie zeigt nun, dass die Singvögel scheinbar simple Lieder trällern, mit denen sie Weibchen jedoch regelmäßig für sich gewinnen können.

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Viele bekannte Sänger oder Bands kennt man vor allem durch eine einzige Hit-Single. Diese sogenannten One-Hit-Wonder scheint es aber auch vermehrt im Tierreich zu geben. Zum Beispiel singen Zebrafinken nur ein einziges und zudem auf den ersten Blick ziemlich simples Lied. Forschern ist es jedoch mithilfe von KI und einer genauen Untersuchung gelungen, versteckte Hinweise in diesem Hit der Vögel zu enträtseln.

Zebrafinken singen häufig dieselben Tonsilben

Wissenschaftler um Todd Roberts von der University of Texas in den USA haben die wohl umfänglichste Analyse aller Gesänge von Zebrafinken durchgeführt. Dazu nutzten sie Material von 49 männlichen Zebrafinken, die sie auf Video aufnahmen. Mehrere tausend Gesänge der Vögel wurden so festgehalten und analysiert.

Mithilfe von einem Programm konnten sie enträtseln, dass die Zebrafinken mehrere aufeinander folgende Tonsilben sangen. Wer schon einmal Gesangsunterricht genossen hat, der kennt diese auch als Halbton- oder Volltonschrittfolge, mit denen man sich in verschiedene Dur- oder Moll-Tonlagen einsingt. Ein Beispiel aus der Populärkultur ist unter anderem der Song „Do-Re-Mi“, der im Film „The Sound of Music“ mit Julie Andrews aus dem Jahr 1965 vorkommt.

Natürlich stellen sich nun Zebrafinken nicht auf eine Bergwiese und üben ihre Gesänge zu Gitarrenmusik. Auch kennen sie wohl keine Dur- oder Moll-Akkorde. Aber ihre Lautfolgen scheinen laut der Studie nach einem ähnlichen Prinzip zu funktionieren. Die Forscher konnten entschlüsseln, dass die Vögel regelmäßig zwischen vier und sieben verschiedenen Tonsilben wechselten. Mehr braucht es auch in der menschlichen Musik oft nicht, um großartige Hits zu schreiben.

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Forschungsarbeit könnte enträtseln, wieso Weibchen teils auf so simple Songs „fliegen“

Mit dem eigens erstellten Programm mit einer integrierten KI gelangen den Forschern aber noch weitere spannende Einblicke, vor allem in das Balzverhalten der Zebrafinken. Das „Deep Avian Network“ auch DAN genannt, erlaubte ihnen große Datenmengen auf Regelmäßigkeiten und Schnittmengen zu prüfen.

Dabei zeigte sich, dass Zebrafinken-Weibchen am liebsten Liedern lauschten, bei denen die Gesangsilben sehr weit voneinander entfernt lagen. Sprich auf einen tiefen Ton folgte ein sehr hoher in derselben Tonleiter – was auch für menschliche Sänger gar nicht so leicht zu bewerkstelligen ist. Dass die Weibchen diese virtuosen Sänger bevorzugten, zeigte sich im Experiment. Denn sie flogen immer zu den Lautsprechern, die diese Tonfolgen der Männchen abspielten.

Diese Abfolgen durften natürlich auch nicht schräg klingen, sondern jeder Ton musste sitzen. Waren die Gesänge zu simpel oder übten die Männchen die unterschiedlichen Töne noch, fiel das den Weibchen sofort auf. Der perfekte Gesangstil war der Studie nach also ein individueller Indikator für Fitness. Männchen, die fehlerfrei ganz unterschiedliche Töne trällerten, waren für die Weibchen besonders attraktiv.

Lied der Zebrafinken ist erlernt, nicht vererbt

Allerdings scheint dieser Stil der Tonsilbenfolge nicht unter den Pavarottis der Zebrafinken in die nächste Generation vererbt zu werden. Selbst Zebrafinken, die von sehr guten Sängern abstammten, hatten zunächst Probleme, die komplexen Töne hintereinander weg zu singen.

Auch bei den Liedern von Zebrafinken gilt daher wohl der Spruch: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dass auch Singvögel ihre Stimmbänder praktisch erst „ölen“ müssen und ihre scheinbar simplen Lieder doch viel Übung erfordern, wirft ganz neue Fragen über die Lernfähigkeit der Tiere auf.

Es zeigt sich somit auch, dass viele der Singvogelarten, die nur wenige oder sogar nur ein Lied kennen, sich die erfolgreichsten Tonabfolgen wohl aktiv merken müssen. Und dann müssen sie diese auch noch fehlerfrei nachsingen können.

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