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PETBOOK-Interview

Darum hält diese Petfluencerin eine Eule – obwohl das eigentlich verboten ist

Collage von Bianca Wiese mit Kaninchenkauz Karma
Petfluencerin und Tierschützerin Bianca Wiese hält einen Kaninchenkauz. In den sozialen Netzwerken klärt sie über ihr Leben mit Eule auf. Foto: Bianca Wiese/LieblingsFelle
Dennis Agyemang
Redakteur

2. Mai 2025, 17:12 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Ganz klar: Eulen polarisieren. Während die einen mit ihnen dunkle Nächte im Wald und damit Angst verbinden, finden die anderen die kauzigen Vögel einfach nur niedlich. Doch die wenigsten wissen viel über Eulen. Das will Petfluencerin Bianca Wiese mit ihrem Social-Media-Kanal „Lieblingsfelle“ ändern, wo sie Eindrücke vom Zusammenleben mit ihrer Eulendame Karma zeigt.

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Eulen haftet eine geheimnisvolle, fast majestätische, aber auch unfreiwillig komische Aura an. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Eulen in den letzten Jahren in den sozialen Netzwerken immer beliebter geworden sind. Offline sieht die Sache allerdings anders aus. Viele Eulenarten gelten inzwischen als bedroht – und sind Wildtiere.

Deshalb dürfen sie zum Beispiel in Deutschland eigentlich nicht als Haustiere gehalten werden. Tierschützerin Bianca Wiese hat eine Sondergenehmigung und hält mit Karma einen Kaninchenkauz – der nicht ausgewildert werden kann. In den sozialen Netzwerken lässt sie die Außenwelt an ihrem Leben mit „Zornrößchen“, wie sie Karma liebevoll nennt, teilhaben. Mit PETBOOK hat sie über ihr Leben mit Eule gesprochen.

„Unser erstes Treffen war ehrlich gesagt ziemlich dramatisch – und blutig“

PETBOOK: Du lebst unter anderem mit einer Eule zusammen. Wie kommt das denn zustande?
Zornröschen: „Die Eule war eine Handaufzucht bei einem Falkner und konnte danach nicht mehr mit anderen Eulen vergesellschaftet werden. Sie wollte aber auch nicht allein in der Voliere draußen leben. Über berufliche Kontakte habe ich davon erfahren – das hat mich berührt. Schließlich habe ich sie adoptiert.“

Wie ist die Anfangszeit mit ihr verlaufen?
„Unser erstes Treffen war, ehrlich gesagt, ziemlich dramatisch – und blutig. Ich bin Hundetrainerin, spezialisiert auf Molosser, also die richtig großen Hunde. Ich bin entsprechend selbstbewusst einfach in ihre Voliere hineinmarschiert. Das hat sie direkt mit einem Angriff beantwortet: Sie hat mir die Nase blutig gehackt. Aber das hat meinen Ehrgeiz geweckt. Ich wollte ihr unbedingt zeigen, dass wir das gemeinsam hinbekommen.“

Und wie habt ihr euch aneinander gewöhnt? Sie lebt ja tatsächlich bei dir in der Wohnung
„Ja, sie lebt mit mir im Haus – ganz normal, auch zusammen mit meinen Hunden. Sie hat ihr eigenes Zimmer bekommen. Die Eingewöhnung lief überraschend schnell: Einen Tag hat sie sich alles angeschaut und ab dem zweiten Tag war das für sie in Ordnung. Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt.“

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Auch interessant: Was ist der Unterschied zwischen Uhu, Kauz und Eule?

„Meine Hunde haben ziemlich Respekt vor der Eule“

Wie war die Reaktion auf deine Hunde?
„Sie kannte Hunde schon vom Falkner her, daher war das alles recht unkompliziert. Und meine Hunde haben auch ziemlich Respekt vor ihr – nicht, weil sie böse wäre, sondern wegen ihrer Ausstrahlung. Wenn sie durch den Flur läuft, dann macht man ihr Platz. Das hat sie einfach an sich. (lacht)“

Wie reagieren die Leute darauf, dass du mit einer Eule zusammenlebst?
„Etwa 90 Prozent der Reaktionen sind positiv. Die restlichen zehn Prozent sind kritisch – die finden das tierschutzrelevant oder sagen, die Eule gehöre in die Freiheit. Ich verstehe die Bedenken, aber das geht in ihrem Fall einfach nicht.“

Sie könnte gar nicht alleine in der Wildnis überleben, oder?
„Nein, das ist ausgeschlossen. Sie ist eine Handaufzucht – solche Tiere kann man nicht einfach auswildern. Sie sind zu stark auf Menschen geprägt. Und manche Tiere lassen sich später auch nicht mehr mit Artgenossen vergesellschaften. Wenn ein Vogel aus gesundheitlichen Gründen als Küken aufgepäppelt wird, wie bei ihr, dann bleibt er oft für immer auf Menschen angewiesen. Manchmal gibt es dann einfach keine andere Option.“

Karma könnte also auch gar nicht selbst jagen …?
„Nein, überhaupt nicht. Sie hat Angst vor allem, was sie eigentlich fressen sollte – vor Heuschrecken, Fliegen und anderen kleinen Tieren. Wenn so etwas in der Nähe ist, rennt sie weg. Sie bekommt täglich ein Küken zu futtern – das ist Pflicht. Mäuse mag sie nicht so, lieber Küken. Als Snack gibt es ein paar Würmer – aber alles andere macht ihr eher Angst. Jagdverhalten zeigt sie nicht.“

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„Die Eule ist sehr sozial und braucht viel Gesellschaft“

Wie sieht euer Alltag aus?
„Der Tag beginnt sehr früh und endet spät. Die Eule ist sehr sozial und braucht viel Gesellschaft. Sie ist gern mittendrin und sucht viel Nähe. Natürlich kann sie auch mal zwei, drei Stunden allein bleiben – ich gehe ja auch ganz normal arbeiten. Aber wenn ich nach Hause komme, ruft sie mich sofort. Man merkt: Sie ist sehr auf mich bezogen.“

Spielt ihr auch zusammen?
„Eulen sind nicht besonders verspielt – und mit vier Jahren sowieso nicht mehr. Als ich sie übernommen habe, war sie schon sechs Monate alt. Selbst da war spielerisches Verhalten kaum vorhanden. Das ist bei Eulen generell eher selten.“

Sind Kaninchenkauze eigentlich eher Einzelgänger oder leben sie in Gruppen?
„Kaninchenkauze leben eher nebeneinander als miteinander. Sie bilden keine echten Gruppen, jagen auch nicht gemeinsam. Aber wo einer ist, sind meist noch andere in der Nähe – alle paar Meter sitzt einer. Sie brauchen keinen festen Partner, aber sie sind auch nicht komplett allein.“

Wie alt können Eulen denn werden, wenn sie in Menschenhand leben?
„Da gibt es nur wenige vergleichbare Fälle, weil so wenige Kaninchenkäuze in Menschenhand leben. Ich kenne zwei, drei dokumentierte Beispiele – die wurden acht bis zehn Jahre alt. Das ist so der Durchschnitt bei artgerechter Haltung in Gefangenschaft.“

„Als die Eule bei mir eingezogen ist, hatte ich eine richtig schwere Zeit hinter mir“

Wie kamst du auf die Idee, Videos zu machen?
„Als die Eule bei mir eingezogen ist, hatte ich eine richtig schwere Zeit hinter mir. Dieser kleine 150-Gramm-Vogel habt mir unglaublich geholfen. Er bringt mich jeden Tag zum Lachen – manchmal absichtlich, manchmal unfreiwillig.

Ich habe einfach mal ein Video hochgeladen, und die Reaktionen waren überwältigend: Viele schrieben, dass sie sofort lachen müssen, wenn sie die Eule sehen. Daraus entstand die Idee, regelmäßig zu posten. Ich habe gemerkt: Das tut nicht nur mir, sondern auch anderen gut. Und genau deshalb bin ich dabei geblieben.“

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Du bekommst teilweise echt heftige Kommentare. Manche behaupten, das sei tierschutzrelevant. Andere werden sogar ziemlich gemein. Wie gehst du mit solchen Reaktionen um?
„Ich bin der wandelnde Sarkasmus. Auf meiner Instagram-Seite habe ich ein Story-Highlight namens ‚Sarkasmus2go‘. Dort reposte ich solche übergriffigen Kommentare – natürlich mit einer sarkastischen Antwort.

Am Anfang haben mich diese Kommentare schon getroffen, weil ich mir wirklich jeden Tag den Hintern aufreiße – nicht nur für die Eule, sondern für alle meine Tiere. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Ich erkläre auf meinen Seiten immer wieder, warum ich was tue. Ich sehe, dass es meinen Tieren gut geht. Und deshalb stehe ich inzwischen drüber.“

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„Karma hat versucht, die Redakteurin anzugreifen“

Wenn du deine Eule mit anderen Haustieren vergleichst – zum Beispiel deinen Hunden – was sind da die größten Unterschiede?
„Die Eule ist extrem territorial – viel mehr als einer meiner vier Hunde. Sie hat ein starkes Standing. Ein Hund lässt sich trainieren und manchmal auch vom Gegenteil überzeugen. Die Eule? Keine Chance. Wenn sie etwas will oder nicht will, dann steht das fest. Da kann man nicht diskutieren. Es ist ihre Entscheidung – und die gilt.“

Wie verhält sich die Eule, wenn du Besuch bekommst?
„Das hängt total von der Person ab. Wenn sie jemanden unsympathisch findet, bleibt sie im Zimmer. Man hört sie zwar, aber sie kommt nicht raus. Bei anderen kommt sie direkt gucken oder setzt sich sogar dazu. Wir hatten mal ein TV-Team hier – den Moderator fand sie super und hat sich neben ihn gesetzt.

Aber eine Redakteurin mit Mütze? Das ging gar nicht. Sie hat versucht, die Redakteurin anzugreifen. Ich musste dann ernst mit ihr sprechen, und danach ging es für die Dreharbeiten. Aber sie macht ganz klare Unterschiede bei Menschen – da ist sie sehr selektiv. Grundsätzlich mag sie aber keine Mützen, keine Caps und keine Haargummis. Ich darf mir nicht mal die Haare färben.“

Du hast vorhin erwähnt, dass sie deinen Tonfall erkennt. Das klingt ja fast nach echtem Training. Wie sah euer Zusammenleben am Anfang aus? Habt ihr dafür besondere Dinge trainiert?
„Es war kein Training im klassischen Sinn – also kein Programm wie bei Hunden. Es hat sich durch den gemeinsamen Alltag entwickelt. Nach dreieinhalb Jahren kennt sie mich sehr gut: meinen Tonfall, meine Stimmung, ob ich gut oder schlecht gelaunt bin. Sie reagiert darauf ganz feinfühlig. Das hätte ich am Anfang nicht gedacht, aber emotional können Eulen extrem viel wahrnehmen und verarbeiten.“

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»Ich bin Tatortreinigerin …

Ist Karma eigentlich stubenrein?
„Nein, ich nenne mich liebevoll Tatortreinigerin. Ich muss zwei- bis dreimal am Tag putzen und desinfizieren. (lacht)“

Gibt es bestimmte Rituale oder Lieblingsbeschäftigungen mit Karma?
„Ja, sie liebt die Sendung ‚Grip‘. Wenn ich sage, dass ‚Grip‘ läuft, kommt sie angerannt und wir schauen zusammen.“

Würdest du Eulen als Haustiere empfehlen?​
„Nein, absolut nicht. Wenn eine Eule die Möglichkeit hat, draußen oder in einer Voliere mit anderen Eulen zu leben, ist das immer zu bevorzugen.“

Was sind die rechtlichen Voraussetzungen für die Eulenhaltung?​
„Man braucht Genehmigungen vom Veterinäramt und der Naturschutzbehörde. Die kommen auch regelmäßig zur Kontrolle.​ Sie sehen sich die Eule und ihre Unterkunft an, prüfen, ob sie alles hat, was sie braucht, wie z.B. Sandbad und Wasserstellen.“

Wurdest du schon gefragt, ob du weitere Eulen aufnehmen kannst?​
„Ja, aber ich mache das nicht. Karma ist nicht mit anderen Eulen zu vergesellschaften.​“

Themen Heimische Wildtiere

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