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Laut Sprichwort nicht möglich

„Ich hab schon Pferde kotzen sehen“ – geht das überhaupt? 

Können sich Pferde wirklich nicht übergeben? PETBOOK hat mal nachgeforscht.
Können sich Pferde wirklich nicht übergeben? PETBOOK hat mal nachgeforscht. Foto: Getty Images / Mathias Ahrens
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

13.03.2023, 13:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wenn Tiere erbrechen müssen, entleert sich ihr Magen schwallartig aus dem Maul. Eine mögliche Ursache ist verdorbenem Futter. Es können aber auch Krankheiten und anderes dahinterstecken. Aber müssen und können alle Tiere erbrechen? Und haben Sie schon „Pferde kotzen sehen“?

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„Ich habe schon Pferde kotzen sehen!“ Dieses Sprichwort ist dem ein oder anderen vielleicht ein Begriff. Es impliziert, dass Pferde nicht in der Lage sind, sich zu übergeben. Aber stimmt das wirklich? Es gibt Tiere, die relativ häufig erbrechen: Einem Hund kann es wie uns Menschen beim Autofahren übel werden und er muss sich übergeben. Oft erbrechen auch Katzen, um damit die angesammelten Haarballen aus ihrem Mageninneren loszuwerden. Viele Tiere fressen dann instinktiv Gras, um den Vorgang zu unterstützen. Der Körper hat durch das Erbrechen die Möglichkeit, sich von Übelkeit zu befreien. Danach geht es den Vierbeinern, und auch uns Menschen, meist besser. Aber wie ist das bei Pferden? PETBOOK hat sich auf Spurensuche begeben.

Wie ist ein Pferde-Magen aufgebaut?

Ein Pferde-Magen ist nicht so robust, wie man denkt und im Vergleich zur Körpergröße der Huftiere auch relativ klein. Er umfasst nur bis zu 18 Liter und hat im leeren Zustand die Größe eines Basketballs, wobei seine Form eher an eine Bohne erinnert. Im Vergleich zum gesamten Magen-Darm-Trakt sind das nur 10 Prozent.

Die Vorfahren unserer Pferde haben keinen größeren Magen gebraucht, da sie über den ganzen Tag verteilt kleine Portionen gefressen haben. Deshalb sollte man sein Pferd lieber drei bis vier Mal am Tag füttern und es auch in der Zwischenzeit auf der Weide grasen lassen. Während Heu nur eine Stunde im Magen verweilt, können Fertigfutter und Getreide bis zu 5 Stunden im Magen bleiben. In dieser Zeit kommen die Magensäfte zum Einsatz, von denen der Pferdemagen pro Tag 30-60 Liter produziert. Diese sind mitunter wichtig, um schädliche Bakterien abzutöten.

Diese Magensäfte sind aber relativ sauer, und deshalb muss das Pferd durch ständiges Kauen Speichel produzieren, der den Magen vor der Säure schützt. Die basische Flüssigkeit legt sich nämlich schützend auf die Magenwände. So kann der Magen nicht übersäuern. Wenn das Pferd also nicht ausreichend kaut, bekommt es früher oder später Magenprobleme.  

Auch interessant: Schlafen Pferde wirklich immer im Stehen?

Können Pferde erbrechen?

Im Übergang von Speiseröhre zum Magen befindet sich der sogenannte Kardia-Schließmuskel. Dieser Klappmuskel öffnet sich, damit der Speisebrei in den Magen gedrückt wird. Ist der Futterbrei im Magen, schließt er sich gleich wieder, damit nichts mehr in die Speiseröhre zurückfließt. Dieser Muskel ist bei Pferden extrem ausgeprägt. Deshalb können die Tiere nicht erbrechen. Zudem trifft die Speiseröhre abgewinkelt auf den Magen, sodass, selbst wenn, Mageninhalt durch den Schließmuskel hinaustreten würde, dieser eher wieder zurückfließt als die Speiseröhre hinauf bis in die Mundhöhle.

Bleibt einem Pferd Futter im Schlund stecken, bevor es in den Magen gelangt, beginnen die Tiere zwar zu husten und zu würgen, erbrechen sich aber nicht im herkömmlichen Sinne. Stattdessen läuft dem Pferd dann der Nahrungsbrei aus den Nüstern. Dies kann auch vorkommen, wenn die Huftiere an bestimmten Krankheiten, wie zum Beispiel einem Darmverschluss, leiden. Wenn Pferde sich also in dem Sinne übergeben, tun sie dies nicht über das Maul, sondern über die Nase. 

Was ist für den Pferde-Magen schädlich?

Da ein Pferde-Magen beim Fressen automatisch die Produktion von Magensäure beginnt, sollte man das Tier unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme nicht stark bewegen. Die Magensäure wird sonst nämlich mitbewegt und kann so auf ungeschützte Bereiche einwirken. Generell sollte man aber auch alles vermeiden, was dem Pferd „auf den Magen schlagen“ könnte. Jeglicher Stress kann nämlich dazu führen, dass der Magen vermehrt Magensaft produziert, was auf Dauer zu Magengeschwüren führen kann. 

Die häufigste Ursache für Magenprobleme beim Pferd ist eine falsche Fütterung. Neben zu langen Pausen zwischen den Fütterungszeiten (länger als acht Stunden), können auch verschimmeltes oder verfaultes Futter Magenentzündungen auslösen. Manche Pferde fressen auch einfach zu hastig, vor allem, wenn größere Mengen Getreide im Futtertrog landen. Dann kann es passieren, dass sie die Nahrung nicht richtig einspeicheln, was wiederum Magenprobleme verursacht.

Was tun, wenn das Pferd Probleme mit dem Magen hat?

Dem Partner auf vier Hufen kann man mit Kräutern helfen: 

  • Kamille wirkt antibakteriell und entspannend 
  • Pfefferminze wirkt entblähend und krampflösend und fördert die Verdauung 
  • Melisse wirkt krampflösend und beruhigt die Nerven  
  • Fenchel löst Krämpfe und Blähungen 
  • Kümmel verhindert Blähungen und beruhigt den Magen-Darm-Trakt
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Quellen

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