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Häufige Erkrankung

Hufrehe bei Pferden erkennen und behandeln

Veterinärin kontrolliert Pferd auf Hufrehe
Hufrehe ist eine ernst zu nehmende Erkrankung bei Pferden, die leider häufig erst spät erkannt wird Foto: Getty Images / Brastock Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

12. Juni 2025, 15:54 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Hufrehe ist eine häufige und äußerst schmerzhafte Erkrankung bei Pferden. Nicht immer wird sie früh genug erkannt und konsequent behandelt. PETBOOK zeigt, worauf Halter achten sollten.

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Sie zählt zu den gefürchtetsten Erkrankungen in der Pferdewelt: die Hufrehe. Wer jemals erlebt hat, wie ein Tier mit schmerzverzerrtem Blick in sägebockartiger Haltung im Stall steht, weiß, wie dramatisch der Verlauf sein kann. Doch was genau steckt hinter dieser Entzündung im Innersten des Hufs – und was hilft wirklich, wenn sie ausbricht?

Ursachen – viele Wege führen zur Rehe

Bei einer Hufrehe entzündet sich die sogenannte Huflederhaut – ein empfindliches Geflecht aus feinsten Blutgefäßen, das den Huf mit dem Hufbein verbindet. Diese Verbindung sorgt dafür, dass das Hufbein wie „aufgehängt“ in der Hornkapsel liegt. Kommt es zu einer Entzündung, wird diese Aufhängung geschwächt – mit verheerenden Folgen. „Bei einer Entzündung schwillt diese an und die Blutzirkulation wird im Huf zusätzlich gestört. Die starke Schwellung unter der Hornkapsel kann sich im Pferdehuf aber nicht ausbreiten und es entsteht ein hoher, sehr schmerzhafter Druck im Huf“, schreibt die Pferdeklinik Aschheim auf ihrer Website.

Im schlimmsten Fall senkt sich das Hufbein ab oder kippt sogar – ein Zustand, der oft irreparable Schäden hinterlässt. Allerdings ist Hufrehe keine eigenständige Krankheit, sondern vor allem ein Symptom von tieferliegenden Problemen. Sie kann durch ganz unterschiedliche Auslöser entstehen:

  • Fütterungsfehler: Der häufigste Grund für akute Reheschübe. Zu viel fruktanreiches Gras – besonders im Frühjahr –, übermäßige Kraftfuttergaben oder plötzliche Futterumstellungen bringen die Darmflora von Pferden aus dem Gleichgewicht. Entzündungsauslösende Stoffe gelangen ins Blut und erreichen die Hufe.
  • Stoffwechselstörungen: Pferde mit Equinem Metabolischem Syndrom (EMS), Cushing-Syndrom (PPID) oder Insulinresistenz sind besonders anfällig. Ihr Organismus reagiert durch entzündliche Prozesse überempfindlich auf Zucker und Stärke.
  • Mechanische Überlastung: Auch übermäßige Belastung – etwa bei langen Ausritten auf hartem Boden – kann eine sogenannte Belastungsrehe auslösen.
  • Toxinbedingte Ursachen: Infektionen, Nachgeburtsverhalten bei Stuten oder Vergiftungen (z. B. Schimmel im Futter) führen ebenfalls zu Entzündungsreaktionen im Körper – mit dramatischen Auswirkungen auf die empfindliche Huflederhaut.

Typische Symptome sind meist erst spät sichtbar

Die ersten Anzeichen einer Hufrehe sind oft subtil, da Pferde gern verstecken, wenn es ihnen nicht gut geht. Das Tierspital der Universität Zürich spricht hierbei von einem Verlauf in mehreren Phasen: Die erste, oder Initialphase, sei eine klinisch nahezu symptomlose Phase, die gern unbemerkt bleibt. „Sie kann, je nach Ursache, zwischen wenigen Stunden und bei systemischen Erkrankungen bis zu mehreren Tagen andauern. In dieser Zeit kommt es zur Schädigung der Hufstrukturen, im Besonderen des Aufhängeapparats, ohne dass dabei Schmerzsymptome auftreten.“ Allmählich verschlechtere sich aber der Allgemeinzustand und eine vermehrte Pulsation der Gliedmassenarterien setzt ein.

Deswegen wird Hufrehe meist erst ziemlich spät erkannt – und kann entsprechend rasch dramatisch werden. Ein Reheschub, besonders bei mechanischer Überlastung, kann aber auch plötzlich und heftig auftreten.

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In der darauffolgenden zweiten Phase, der Entzündungsphase, zeige das Pferd starke Symptome: Der Allgemeinzustand sei deutlich reduziert. Die Futteraufnahme ist vermindert oder ganz aufgehoben.

Symptome von Hufrehe

Bei anderen Ursachen beginnt er eher schleichend. Typische Anzeichen sind:

  • Sägebockhaltung: Das Pferd verlagert das Gewicht auf die Hinterhand, um die schmerzenden Vorderhufe zu entlasten.
  • Bewegungsunlust: Rehepferde wollen nicht mehr laufen, heben die Hufe nur noch mit kleinen Schritten vom Boden, drehen sich nur ungern um oder bleiben ganz stehen.
  • Wärme in den Hufen: Die betroffenen Hufe fühlen sich auffällig heiß an.
  • Pulsation spürbar: Ein stark ausgeprägtes Pulsieren der Zehenarterien ist oft gut fühlbar.
  • Zehenschleudern: Die Pferde versuchen dabei, die schmerzenden Zehenwände zu entlasten und versuchen, beim Auftreten den Kontakt mit dem Boden zu vermeiden. Es sieht so aus, als ob sie beim Auftreten zucken und die Zehen nach vorn bewegen.
  • Chronische Veränderungen: Bei wiederkehrender oder verschleppter Rehe kann es zu sichtbaren Hufveränderungen kommen – etwa Rillen im Hufhorn, abgesenkter Hufsohle, loser weißer Linie oder Hufbeinrotation. Auch ausgebrochene Tragränder oder Abszesse zeigen sich bei einem chronischen Verlauf.

Besonders die Sägebockhaltung ist ein akutes, erstes Warnzeichen, auf das Halter stets reagieren sollten. Häufig sind vor allem die Vorderhufe betroffen, allerdings können auch die Hinterbeine in Mitleidenschaft sein. Diese stellt das Pferd dann ebenfalls weiter nach vorn – weit unter den Schwerpunkt. Dabei zeigt sich dann eine wechselseitige Entlastung der Hufe. Die Hufkontrolle und das Aufnehmen eines Beines sind dann schwierig bis unmöglich.

Denn Pferde zeigen Schmerzen oft nur stoisch – umso wichtiger ist es, fein auf Körpersprache, Gangbild und kleine Verhaltensänderungen zu achten. Früh erkannt, lässt sich der Verlauf von Hufrehe oft bremsen. Gerade bei Ponys oder robusten Rassen mit hohem Schmerztoleranzlevel bleibt eine Hufrehe zunächst unbemerkt – mit fatalen Folgen.

Behandlung von Hufrehe

„Die Therapie der Hufrehe kann für alle Beteiligten sehr frustrierend sein, da man als Tierarzt fast immer zu spät kommt. Zu spät deshalb, weil die Symptome (Lahmheit) erst sichtbar werden, wenn der Hufbeinträger bereits geschädigt ist“ schreibt Dr. Nina Rödig, die eine Tierärztliche Praxis für Pferde betreibt. Je früher die Therapie der schmerzhaften Huferkrankung also beginnt, desto besser sind die Heilungschancen. Bei Verdacht auf Hufrehe sollte sofort eine tierärztliche Abklärung erfolgen.

Sobald der Veterinär sicher ist, dass eine Hufrehe vorliegt, kann mit der Behandlung begonnen werden. Diese orientiert sich zunächst an der Verbesserung der Symptome. Dazu kann zählen, dass die betroffenen Hufe gekühlt werden, zum Beispiel mit Eiswasser oder Kühlgamaschen. Zudem muss das Pferd auf weicher Einstreu stehen – und in einer Box mit wenig Bewegung zur Ruhe kommen und entlastet werden.

Je nach Auslöser ist auch eine Futterumstellung sinnvoll. Hierbei sollte man auf zucker- und stärkearme Rationen setzen und zunächst Heu statt Weidegrün verfüttern. Auch Snacks wie Möhren oder Äpfel sowie Kraftfutter sollten zunächst vermieden werden. Auch eine angepasste Hufpflege kann sinnvoll sein. Hier kann der Hufschmied einen orthopädischen Beschlag wählen, damit der Huf stabilisiert, die Stellung korrigiert und das Gangbild normalisiert wird.

In schweren Fällen wird der Tierarzt aber auch zu entzündungshemmenden Schmerzmitteln wir NSAIDs raten. Die Zusammenarbeit zwischen Tierarzt, Hufschmied und Halter ist entscheidend – oft über Wochen oder Monate hinweg.

Prognose bei Hufrehe – von vollständig genesen bis zu dauerhafter Einschränkung

Die Aussichten auf Heilung hängen stark davon ab, wie früh die Hufrehe erkannt und wie konsequent sie behandelt wird. Akute Fälle, bei denen das Hufbein nicht in Mitleidenschaft gezogen ist, können vollständig ausheilen. Viele Pferde sind nach einigen Wochen wieder fit.

Chronische Rehe, verbunden mit Hufbeinrotation oder -senkung dagegen führen oft zu bleibenden Schäden. Manche Pferde bleiben lahm und haben mit Einschränkungen zu kämpfen. Diese sollten dann besser nicht mehr geritten werden.

„Mit entsprechendem Aufwand und Geduld kann man relativ vielen Pferden wieder zu einer normalen Einsatzfähigkeit verhelfen“, berichtet Dr. Rödig auf ihrer Website weiter. „Grundvoraussetzung für einen anhaltenden Erfolg ist dabei, dass der Reiter gewillt ist, sich auf die Haltungs-, Fütterungs-, Beschlags- und Belastungsrichtlinien einzulassen, die für sein Pferd adäquat sind.“

Entsprechend hoch ist das Rückfallrisiko, wenn die zugrunde liegenden Probleme nicht dauerhaft kontrolliert und behoben werden. Dies ist vor allem der Fall, wenn das Pferd einmal eine Hufrehe hatte. Der Hang zur Entzündung kann leichter erneut auftreten.

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Fazit: Wissen schützt

Hufrehe ist kein Schicksal – sondern meist die Folge von Managementfehlern oder unbehandelten Grunderkrankungen. Wer sein Pferd und seine Signale genau kennt, wer kritisch auf das Futterangebot achtet und regelmäßig Blutwerte checken lässt, kann viel tun, um einer Rehe vorzubeugen. Denn klar ist: Jeder Reheschub, der verhindert wird, erspart dem Tier nicht nur Schmerz – sondern oft auch den Weg in ein Leben mit dauerhaften Schäden.

Themen Pferdekrankheiten

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