26. April 2023, 14:10 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Asiatische Tigermücke stammt eigentlich aus Südostasien und kann potenziell gefährliche Viren übertragen. Das Insekt taucht inzwischen auch vermehrt in Hessen auf. Nicht nur für Menschen sind die Stiche gefährlich. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen können sich durch Stiche mit Krankheitserregern infizieren.
Sie ist klein, schwarz-weiß gestreift und stammt aus Südostasien: 2018 wurde die Asiatische Tigermücke erstmals in Hessen nachgewiesen. „Die zunehmende Verbreitung ist eine Folge des Klimawandels, die sich auch bei uns in Hessen bemerkbar macht“, sagt Anne Janz, Staatssekretärin im Landesgesundheitsministerium. Nicht nur für Menschen sind die Stiche gefährlich. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen können sich durch Stiche mit Krankheitserregern infizieren.
Tatsächlich sei gerade im vergangenen Jahr die Zahl der hierzulande dokumentierten Tiere sprunghaft gestiegen, sagt Elisa Stickler vom Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP). „Das hat vermutlich mit dem heißen Sommer zu tun.“ Die 34-Jährige ist am Standort im mittelhessischen Dillenburg für das Monitoring der Tigermücken zuständig. Insgesamt wurden dort in der vergangenen Saison, die mit den warmen Monaten beginnt und bis Ende Oktober andauern kann, hessenweit exakt 4225 Exemplare dokumentiert. Der Schwerpunkt liegt demnach eher im Süden des Bundeslandes.
Übersicht
Welche Folgen hat ein Stich der Tigermücke?
Der Stich an sich ist eher harmlos und führt wie bei anderen Mückenstichen auch zu Juckreiz und Schwellungen. Die Gefahr geht von den Krankheiten aus, die spezifisch von Mücken übertragen werden. Mit über 700.000 jährlichen Sterbefälle weltweit gelten die kleinen Insekten daher auch als die tödlichsten Tiere. Vor allem Tigermücken übertragen dabei Erreger gefährlicher Krankheiten wie das Dengue-, das Chikungunya- und das Zika-Virus. Für Haustiere stellen Tigermücken vor allem durch die Übertragung von Fadenwürmern eine Gefahr dar.
Dazu müsse das Tier zunächst einen infizierten Menschen stechen, um bei konstant sommerlichen Temperaturen selbst Überträger werden zu können, erklärte Stickler. Das Risiko einer solchen Übertragung sei in Hessen bisher eher gering, da diese Erreger hier bislang nicht verbreitet seien. „In ganz Deutschland wurde bisher keine Übertragung von Krankheitserregern durch eine Asiatische Tigermücke bei einem Menschen dokumentiert“, sagt die Expertin. Eine weitere Ausbreitung könne allerdings das Risiko für Krankheitsübertragungen erhöhen.
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Gefahr für Haustiere
Vor allem für Haustiere wie Hunde, Katzen und Frettchen besteht die Gefahr, sich beim Stich einer Tigermücke mit Würmern zu infizieren. Besonders gefürchtet ist die Herzwurmerkrankung, bei der Fadenwürmer der Gattung Dirofilaria von der Mücke in die Blutgefäße des Tieres einwandern und anschließend das Herz befallen.
Bisher gab es in Deutschland noch keine dokumentierten Fälle. Allerdings lauert die Gefahr in Urlaubsgebieten wie Italien oder Spanien, wo sich die Mücke auch auf die Inselregionen ausbreitet. So wurden etwa erste Einzelfälle von Herzwurmerkrankungen bei Hunden auf Mallorca bereits vor zehn Jahren diagnostiziert.
Einen Befall mit Herzwürmern ist nicht leicht zu erkennen, da die Symptome recht unspezifisch sein können. Eines davon ist anhaltender Durchfall, der teilweise mit Blut oder Schleim vermischt sein kann. Ein weiterer, aber nicht ganz so gefährlicher Parasit, den Tigermücken auf Haustiere übertragen, der Hautwurm. Er macht sich im Bindegewebe unter der Haut breit und sorgt für Verdickungen, die wie Knötchen aussehen.
Tigermücke ist seit mehr als 15 Jahren in Deutschland
In Deutschland wurde die relativ kleine Mücke mit dem arttypischen weißen Streifen auf dem Rücken erstmals 2007 dokumentiert – und zwar in der Nähe der Grenze zur Schweiz. Vor fünf Jahren kam sie dann erstmals nachweislich nach Hessen. Laut dem HLfGP wurde die Mücke seitdem in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau registriert sowie im Main-Kinzig-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Rheingau-Taunus-Kreis und in den Stadtgebieten von Wiesbaden und Frankfurt.
Um eine weitere Ausbreitung des Insekts, das seine Eier in kleinen Wasserbecken ablegt, einzudämmen, ist es wichtig, die Brutstätten zu verhindern. So sollen unter anderem Wasseransammlungen in Blumentöpfen oder anderen Behältern vermieden und Regentonnen abgedeckt werden. „Werden Sie aktiv und helfen mit, die Ansiedelung der Tigermücke von vornherein zu verhindern“, sagt Staatssekretärin Janz. „Beseitigen Sie stehendes Wasser und unterstützen Sie das hessische Tigermücken-Monitoring.“
So schützen Sie ihr Haustier vor Stichen
Der beste Schutz gegen Krankheiten, die von der Tigermücke übertragen werden, ist die Vorbeugung durch regelmäßige Entwurmung der Haustiere. Vor den Stichen an sich kann man die Tiere mithilfe sogenannter Spot-On-Präparate schützen, die die Mücken bis zu vier Wochen abhalten können. Zudem wirken diese Mittel auch gegen Stechfliegen, Sandmücken, Flöhe und Zecken.
Alternativ eignen sich auch manche Öle beim Hund zur Abwehr von lästigen Parasiten. Doch vor allem ätherische Öle, die gegen Mücken helfen sollen, sind für die Tiere tabu, da sie zu scharf sind. Ansonsten gilt: Wer bei seinem Tier verdächtige Symptome feststellt, sucht schnellstmöglich einen Tierarzt auf.
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Gartenbesitzer können bei der Dokumentation der Mücke helfen
Wer eine Mücke, beispielsweise im heimischen Garten, entdeckt, sollte möglichst ein Foto an das HLfGP schicken. Auch eingefangene Exemplare können – nach Rücksprache und möglichst nicht zerquetscht – eingeschickt werden. Diese landen dann bei Stickler und ihrem Kollegen in Dillenburg. Im Labor prüfen sie, ob es sich tatsächlich um eine Tigermücke handelt. „Dann würden wir gegebenenfalls auf dem Grundstück vorbeikommen, nach verdächtigen Brutstätten schauen und womöglich Fallen aufstellen“, erklärt sie.
Auch das Gesundheitsamt der Stadt Wiesbaden bittet derzeit um Mithilfe. In der Landeshauptstadt geht die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) gemeinsam mit dem Gesundheitsamt und dem Umweltamt gegen die Asiatische Tigermücke vor. Die diesjährige Bekämpfung startet in diesen Tagen und dauert etwa bis Ende September. „Um Verbreitungsgebiete frühzeitig zu erkennen, sind Tigermücken-Verdachtsmeldungen aus der Bevölkerung sehr hilfreich“, teilte die Stadt mit.
Im Fokus stünden die Brutstätten der Tigermücke, also vor allem die Wasseransammlungen. Können diese nur schwer oder gar nicht vermieden werden, etwa in Hofgullys, „ist eine regelmäßige biologische Behandlung der Brutstätten notwendig“, hieß es. Hierzu werde ein Wirkstoff genutzt, der lediglich Mückenlarven abtöte, aber für andere Insektengruppen oder auch für Haustiere, Igel, Vögel und den Menschen völlig unbedenklich sei.
Mit Material der dpa