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Katharina Marioth

Hundetrainerin des Jahres: »Menschen sollten sich im Alltag wirklich mit ihren Hunden beschäftigen

Katharina Marioth und ihr American Staffordshire Terrier Helmut.
Katharina Marioth und ihr American Staffordshire Terrier Helmut. Foto: privat
Dennis Agyemang
Redakteur

28.11.2023, 11:36 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Deutschlands beste Hundetrainerin kommt aus Berlin. Katharina Marioth wurde in der Sat.1-Sendung „Der Hundetrainer-Champion“ zur Siegerin gekürt. PETBOOK sprach mit der Gewinnerin über ihre Arbeit und Hundeerziehung in Deutschland.

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Mit der Adoption von American Staffordshire Terrier Helmut hat sich das ganze Leben von Katharina Marioth komplett verändert. So tauschte die Berlinerin ihre Karriere als studierte Hotel-Fachwirtin gegen die der zertifizierten Hundetrainerin. Dieser Schritt zahlte sich nun für sie aus. So ging Katharina Marioth als strahlende Siegerin aus der Sat.1-Show „Der Hundetrainer-Champion“ hervor. Dort setzte sie sich gegen sieben weitere Hundetrainer durch. Im Interview mit PETBOOK verrät die Trainerin, welcher Fall ihr besonders in Erinnerung geblieben ist und worauf sie bei ihrer Arbeit achtet. 

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„Als Trainerin sind aus meiner Sicht alle Fälle gleich schwer“

Frau Marioth, was war bisher ihr schwerster Fall?
Katharina Marioth: „Dem Gewicht nach zu urteilen, ein Mongolischer Herdenschutzhund mit einer Schulterhöhe von 110 Zentimetern. Das war schon fast ein Pony. Als Trainerin sind aus meiner Sicht alle Fälle gleich schwer oder sensibel zu betrachten, weil es oft einen großen Leidensdruck bei den Menschen gibt. Jeder Umgang mit Mensch und Hund erfordert allerhöchste Konzentration, gepaart mit Empathie, Umsicht und Respekt.“

Gibt es dennoch einen Fall, der ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
„Es sind mittlerweile wirklich viele Hunde und eigentlich bleiben mir alle in Erinnerung. Ein Fall, der für viele andere steht, war ein bereits 4,5-jähriger Schäferhund, der im Hundesport geführt und aversiv ausgebildet wurde – mit Stachelhalsband und Strom. Auch, wenn es offiziell verboten ist, passiert dies leider immer noch vielfach. Der Hund zeigte ungehemmtes Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden und ein außer Kontrolle geratenes Jagdverhalten auf Wild. Die Besitzer kamen damals sehr skeptisch zu mir und als sie mich und meine Größe (ich bin ja nur 1,68 m) sahen, hat das nicht dazu beigetragen, dass sie ihre Skepsis schnell ablegen konnten.“

Katharina Marioth: „Wer mit mir trainieren will, muss die Gewalt ablegen“

Wie geht man in so einem Fall am besten vor?
„Die erste Regel war: Wir legen sofort das Stachelhalsband ab. Diese wurde von den Besitzern erst mal mit Widerstand beantwortet. Da bin ich jedoch rigoros. Wer mit mir trainieren will, muss die Gewalt ablegen. Also musste ich sehr behutsam im Gespräch und dennoch sehr klar in meiner Arbeit sein.

Bereits in der ersten Stunde waren die Besitzer so erstaunt darüber, wie schnell ihr Hund lernte, sich einem anderen großen Hunden zu nähern – ohne angewandte Gewalt oder Strafe. Auch ohne dabei auszurasten und so, dass die Besitzerin ihn jederzeit ansprechen konnte. Insgesamt haben wir sechs Monate zusammengearbeitet. Das ist bereits einige Jahre her und wir haben immer noch Kontakt.“

„Es geht für mich um Erkennen, Übersetzen, Verstehen und Anwenden“

Also arbeiten sie nicht nur an den Hunden, sondern auch an den Menschen.
„Es ist immer etwas Besonderes, wenn ich die Perspektive der Menschen verändern kann, in dem ich ihnen sprichwörtlich zeige, was ihr Hund alles leisten kann, wenn sie endlich wissen, was sie tun. Es geht für mich um Erkennen, Übersetzen, Verstehen und Anwenden. Das sagt sich so einfach, aber genauso wie der Hund meist über längere Zeit ein Verhalten gelernt hat, so hat auch der Mensch ritualisierte Abläufe. Ich muss immer beides betrachten und aufweichen. Unter uns: Das ist die größte Erfüllung, die es gibt, denn am Ende habe ich immer zwei Lebewesen ein besseres Zusammenleben beschert.“

Was hat sich in ihrem Leben seit dem Jobwechsel geändert?
„Eigentlich gar nicht so viel. (lacht) Nur ein wenig der Inhalt und dass ich jetzt auch mit Hunden arbeite. Ich arbeite nach wie vor mit Menschen, ich brauche nach wie vor meine kommunikativen Fähigkeiten und mein Verständnis für Zahlen, um diesen Beruf ausüben zu können.“

Katharina Marioth wurde in der TV-Show „Der Hundetrainer-Champion“ zur besten Hundetrainerin Deutschlands gewählt.
Katharina Marioth wurde in der TV-Show „Der Hundetrainer-Champion“ zur besten Hundetrainerin Deutschlands gewählt. Foto: privat

»Ich wünsche mir, dass Hundetrainer endlich ein anerkannter Beruf im Sinne des Berufsausbildungsgesetzes wird

Wer ist in der Hundeszene ihr Vorbild?
„Ich orientiere mich viel an der ausländischen Trainerszene und auch an Verhaltensbiologen und Kynologen. Ich finde zum Beispiel die Arbeiten von Dr. Leopold Slotta-Bachmayr hochinteressant. Simon Prins aus den Niederlanden setzt Meilensteine in Bewegung im Bereich der Spürhundearbeit und hat seine eigene Arbeits- und Ausbildungsweise komplett auf positive Verstärkung umgestellt. Zum Thema Motivation haben mich Anna Herzog aus Großbritannien und Eva Hampe auf ganz neue Ideen gebracht. Jessica Arnold aus den USA hat mich sogar so inspiriert, dass ich mein Anti-Giftköder-Training komplett umgestellt habe und damit unglaublich erfolgreich bin.“

Was würde sie Leuten raten, die den Wunsch haben auch Hundetrainer zu werden?
„Ich würde mir zunächst einmal wünschen, dass Hundetrainer endlich ein anerkannter Beruf im Sinne des Berufsausbildungsgesetzes wird. In Österreich gibt es dazu zumindest in Teilen schon mehr Qualität, etwa durch den Tierschutzgeprüften Hundetrainer oder das Studium der Kynologie an der Universität Wien. Da hängen wir in Deutschland stark hinterher.

Wenn man sich für diesen Beruf interessiert, sollte man nicht nach Prominenz, Followerzahlen oder ‚schnell, schnell, online‘ gehen. Gute Kriterien sind meiner Meinung nach Diversität der Module, Fachkompetenz der Dozenten und ein hoher Praxisanteil. Spätestens bei der Anerkennung durch die Veterinärbehörden fallen einem die Lücken im Praxis- und Lehrplan sonst auf die Füße.“

Immer an Katharina Marioths Seite: American Staffordshire Terrier Helmut.
Immer an Katharina Marioths Seite: American Staffordshire Terrier Helmut. Foto: privat

„Wir brauchen mehr Menschen, die sich wirklich im Alltag mit ihrem Hund beschäftigen“

Wie beurteilt Sie den Stand der Hundeerziehung in Deutschland?
„Deutsche Hundehalter sind meiner Meinung nach in vielen Bereichen bereits sehr gut sensibilisiert und aufgeschlossen. Ein Manko haben wir aber: Da das Gesetz unterscheidet zwischen einer sogenannten Sachkunde für „gewerbliche“ Trainer, also Leuten, die Hundetraining als Beruf ausüben – und jenen, die es im Rahmen von Vereinen machen. Das sorgt für zum Teil erhebliche Unterschiede – auf beiden Seiten. Ich wünsche mir einen allgemeinen, besseren und höheren Qualitätsstandard. Dazu gehört auch, Fortbildungen stetig nachweisen zu müssen. 

Brauchen wir mehr Hundetrainer?
„Ich denke, wir brauchen vor allem mehr Menschen, die sich wirklich im Alltag mit ihrem Hund beschäftigen.“

»Wir brauchen mehr Aufklärung und nicht mehr Bürokratie

Wie stehen Sie zu einem verpflichtenden Hundeführerschein?
„Das empfinde ich als eine schwierige Frage, denn ein Hundeführerschein ist kein Allheilmittel. Aktuell wird er in einigen Bundesländer als ‚Papiertiger‘ eingeführt und bindet unglaublich viel Bürokratie an sich. Ich wünsche mir, dass wir hier auch ‚neu‘ denken: Das Stichwort heißt meiner Meinung nach ‚Aufklärung‘. Etwa zu Themen wie ‚Was ein Hund braucht, zum glücklich sein?‘, ‚Wie finde ich eine gute Hundeschule?‘, ‚Welche Kriterien muss ich als Hundehalter beachten?‘ oder ‚Was ist überhaupt normales Hundeverhalten?‘ 30 Fragen aus einem Multiple-Choice-Test und eine Aneinanderreihung von zu prüfenden Signalen ist keine Bildung oder Aufklärung.“

Seit 2018 arbeitet Katharina Marioth als Hundetrainerin.
Seit 2018 arbeitet Katharina Marioth als Hundetrainerin. Foto: privat

Was würden Sie sich stattdessen wünschen?
„Viel schöner fände ich Ansätze wie etwa Biss-Präventionsprogramme in Kindergärten und Schulen und ein verbindliches Seminar zur Körpersprache von Hunden für Hundehalterinnen und Hundehalter. Wir brauchen mehr Aufklärung und nicht mehr Register, Scheine und Bürokratie. In Salzburg beispielsweise ist die Regel ganz simpel: ‚Leine oder Maulkorb‘ – damit hat man eigentlich alles geregelt und auch Gefahrenabwehr getroffen.“

Was sind die drei wichtigsten Dinge, die ein Hund können muss?
„Sind wir ehrlich: die meisten Hundehalter wissen gar nicht, wie wichtig der Name des Hundes fürs Training ist. Nehmen wir an, der Hund, über den wir sprechen, heißt Gertrud. Dann lernt Gertrud im Welpenalter, dass sie ‚NeinGertrud‘, ‚AusGertrud‘ und ‚PfuiGertrud‘ heißt. In der ersten Pubertät heißt Gertrud dann ‚HiiiiiiierGertrudHiiiiiiierherGertrud‘ und ‚Gertrudrunter‘. Wenn es gut läuft, hatte Getrud also wie hier im Beispiel ‚nur‘ fünf Namen bis etwa zum zehnten Lebensmonat. Und nun wird erwartet, dass Gertrud sich ständig weitere Namen merkt und diese permanent mit Verhalten verbindet. Also ‚Gertrudsitz‘ soll bedeuten: Po runter.

Was ich damit sagen möchte: Wenn ich mir merke, dass ich meinen Hund mit seinem Namen anspreche und er gelernt hat: Ich unterbreche eine Situation, etwa Schnüffeln oder Rennen, und schaue meine Halterin oder meinen Halter an, dann kann ich ihm im Anschluss jedes Signal geben und es wird funktionieren. Denn ich habe ja bereits 100 Prozent Aufmerksamkeit von meinem Hund. Viel wichtiger finde ich daher die Frage: ‚Was sollte ein Mensch können für einen Hund?‘“

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„Ich bin überzeugt, dass man immer den Hund bekommt, den man braucht.“

Was sollte denn ein Mensch für einen Hund können?
„Ein Mensch sollte für mich persönlich drei Dinge mitbringen für einen Hund: Geduld, Lust am Lernen und Spaß an Veränderungen im Leben. Ich bin nämlich überzeugt, dass man immer den Hund bekommt, den man braucht.“

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