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Unterschätzte Gefahr

Hund beim Spiel erdrosselt – so schnell wird das Halsband zur Todesfalle 

Porträt von einem Staffordshire Bullterrier mit einem eng sitzendem Lederhalsband
Halsbänder können beim Spielen zur tödlichen Gefahr werden, wenn sich andere Hunde darin verhängen, vor allem bei eng ansitzenden oder Würgehalsbändern Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

04.08.2023, 17:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Am 3. August 2023 ereignete sich in München ein dramatischer Unfall, als sich zwei Hunde beim Spielen mit ihren Halsbändern verfingen. Leider kommt dies häufiger vor, als man denkt, und viele Hundebesitzer unterschätzen die Gefahr, die von einem Halsband ausgehen kann. Denn solche Vorfälle können schnell tödlich enden. So wie für den Labrador in München, für den jede Hilfe zu spät kam. PETBOOK erklärt, wie das Halsband zur Todesfalle für Hunde werden kann und wie man dem vorbeugt.

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Es geht so schnell: Eben tollen beide Hunde noch glücklich über die Wiese, plötzlich hängen sie aneinander und schreien in Todesangst. Bis die Besitzer erkennen, was passiert ist, kann es bereits zu spät sein. So geschehen erst kürzlich am 3. August, als es beim Spielen zweier Hunde auf einer Spielwiese zu einem dramatischen Vorfall kam. Nach Berichten des Presseportals verfingen sich ein Golden Retriever und ein Großpudel mit ihren Halsbändern und blieben aneinanderhängen. Dabei zog sich das Halsband des Retrievers so fest zu, dass dieser erdrosselt wurde. Zwar schnitt die Hundehalterin ihr Tier mit dem Messer eines Passanten frei, aber für den Hund kam trotzdem jede Hilfe zu spät. Sein Halsband war zur Todesfalle geworden.

Die Strangulation durch Hundehalsbänder ist etwas, das Tierärzte nicht selten in ihren Praxen sehen. Trotzdem sind sich in der Regel die wenigsten Hundebesitzer dieser Gefahr bewusst. Vor allem im Spiel können sich Pfoten und Kiefer im Halsband eines anderen Hundes verfangen, sich verdrehen und eine Strangulation verursachen. Warum dies schnell zur Todesfalle werden kann, welche Halsband-Typen besonders gefährlich sind und wie man solche Unfälle vermeidet, erklären wir in folgendem Artikel.

Hundehalsband – eine unterschätzte Gefahr

In Deutschland gibt es immer wieder Fälle, bei denen das Halsband im Spiel zur Todesfalle wird. So berichtete die Tierklinik Ismaningen in einem Facebook-Post von einem Fall, bei dem ein Welpe das Tragen eines Halsbandes fast mit dem Leben bezahlt hätte. Beim Spielen verfing sich ein anderer Hund im Halsband des fünf Monate alten Rottweilers und strangulierte ihn bis zur Bewusstlosigkeit. Und auch in Hundeforen finden sich immer wieder Berichte über ähnliche Vorfälle. So erzählt ein Mitglied von tierforum.net wie ein Hund fast wegen seines Lederhalsbands mit Schnalle erstickt wäre, weil sich der Zahn eines anderen Hundes in einer Öse verfangen hatte.

Die Strangulation von Hundehalsbändern ist häufiger, als man vielleicht annimmt. So soll eine Umfrage der US-amerikanischen Stiftung Ryder Safe Foundation unter Tierärzten, Trainern und Hundetagesstätten ergeben haben, dass schon mehr als 50 Prozent der Tierärzte einen Unfall im Zusammenhang mit einem Halsband mit einem Hund erlebt haben. Es wird geschätzt, dass sich in den USA jedes Jahr mehr als 26.000 Unfälle im Zusammenhang mit Halsbändern ereignen.

Die Stiftung, die diese Umfrage-Ergebnisse veröffentlichte, wurde 2018 von Lynette Smyth gegründet. Die Amerikanerin verlor im Oktober 2018 ihren Labrador Ryder, weil er sich beim Spielen mit seiner besten Freundin Skyrah an seinem Halsband erwürgte. „Wir wussten nie, wie gefährlich Hundehalsbänder waren, bis zu diesem schicksalhaften Tag“, schreibt Smith auf der Web-Seite ihrer Stiftung. „Hundehalsbänder stellen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses viele Gefahren dar.“

Auch interessant: Halsband oder Brustgeschirr – was ist besser für den Hund?

Vor allem Würgehalsbänder sind gefährlich

Je nach Größe eines Hundes wirken bestimmte Kräfte. Etwa, wenn dieser an der Leine zieht. „Bei einem Halsband wirken diese Kräfte auf einen nur wenige Quadratzentimeter umfassenden Bereich des Halses, an dem sich wichtige Organe wie die Schilddrüse, der Kehlkopf, die Luftröhre und die großen Halsgefäße befinden“, wie der Tierarzt und Blogger Dr. Ralph Rückert auf der Web-Seite seiner Klientierpraxis informiert. 

Noch einmal dramatischer seien diese Kräfte, wenn es sich um sogenannte Zug- oder Würgehalsbänder handelt. Leider sind diese in Deutschland noch immer erlaubt. Bei diesen Modellen würden die auf den Hals einwirkenden Kräfte auf eine absolute Minimalfläche konzentriert und mindestens um den Faktor zehn verstärkt, so Rückert. Demnach kommt es bei dieser Art von Halsbändern besonders schnell zu Schäden und auch zum Tod von Hunden, wenn darauf große Kräfte einwirken. Zudem bestehen manche Würgehalsbänder aus Ketten. Das stellt ebenfalls eine enorme Gefahr dar. Denn wenn sich ein anderer Hund hierin verfängt, kann man dieses nicht einfach mit Messer oder Schere zerschneiden.

War ein Würgehalsband Schuld am Tod des Golden Retrievers?

Bisher ist nicht klar, ob auch der Golden Retriever bei dem tödlichen Unfall in München ein Würgehalsband trug. Nach einer Anfrage von PETBOOK teilte die Münchener Feuerwehr – die den Fall gemeldet hatte – mit, dass sie keine Informationen über die Art des Halsbandes besitze und über den genauen Hergang keine Auskunft geben könne. In der Meldung des Presseportals heißt es allerdings, dass sich das Halsband eines Hundes so fest zu zog, dass dieser erdrosselt wurde. Diese Formulierung lässt zumindest vermuten, dass es sich dabei um ein Würgehalsband handelte.

Letztendlich kann aber jedes Halsband zur Todesfalle werden. So untersuchte eine englische Studie aus dem Jahr 2020 die Kräfte von verschiedenen Halsbandtypen auf den Hals der Tiere. In den Ergebnissen heißt es, dass kein einziges getestetes Modell einen Druck ausübte, der als niedrig genug angesehen wurde, um das Verletzungsrisiko beim Zug an diesem zu mindern.

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Das können Sie tun, damit das Halsband nicht zur Todesfalle wird

Um tödliche Unfälle mit dem Halsband zu vermeiden, ist zum einen die Art des Halsbands entscheidend. So stellen vor allem dünne, eng ansitzende Halsbänder eine größere Gefahr dar. Im Notfall ist entscheidend, dass man das Halsband schnell entfernen kann. Hier sind Modelle mit einer Schnalle von Vorteil, wohingegen Würgehalsbänder immer über den Kopf des Hundes gezogen werden müssen.

Viele Hundebesitzer entscheiden sich jedoch bewusst gegen ein Halsband mit Schnalle. Vor allem, weil diese häufig aus billigem Plastik bestehen. Damit haben sie ein höheres Risiko, sich unter starkem Zug zu öffnen. Auch das kann im Zweifelsfall tödlich für den Vierbeiner enden, wenn dieser sich in Panik losreißt und auf die Straße rennt.

Viele Hersteller bieten derweil aber auch Halsbänder mit sogenanntem Panik-Verschluss an, der aber nur aktiv ist, wenn die Leine nicht am Halsband befestigt ist. So kann sich das Halsband bei großer Krafteinwirkung öffnen, sollte sich etwa ein anderer Hund beim Spiel darin verfangen. Dadurch wird dieses Halsband im Zweifelsfall nicht zur Todesfalle.

Neben der Wahl des Halsbandes sollten Hundehalter zudem folgende Tipps beachten

  • Lassen Sie Ihren Hund so oft wie möglich „nackt“ herumlaufen – vor allem bei geplanten Spielstunden im Park. Das gilt auch für Geschirre, den auch hierin können sich Hunde verfangen.
  • Entfernen Sie das Halsband auch, wenn Sie den Hund in seine Box setzen, vor allem, wenn er für einige Zeit unbeaufsichtigt bleibt.
  • Entfernen Sie das Halsband, wenn Ihr Hund allein zu Hause ist. Wenn Sie das Haus verlassen, nehmen Sie es ab. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie mehr als einen Hund haben.
  • Beaufsichtigen Sie Ihre Hunde beim Spielen, damit Sie zu Not schnell einschreiten können
  • Haben Sie für den Notfall ein Taschenmesser dabei
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