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Halsband oder Brustgeschirr – was ist besser für den Hund?

Halsband oder Brustgeschirr – was ist besser für Hunde?
Im Alltag sieht man sowohl das Brustgeschirr (l.) als auch das Halsband Foto: Getty Images
Sonja Jordans

11.10.2022, 06:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wer eine Diskussion unter Hundehaltern auslösen möchte, muss vielen von ihnen nur eine Frage stellen: Halsband oder Brustgeschirr? Für die Verfechter des Geschirrs bergen Halsbänder zu hohe Verletzungsrisiken, wohingegen Halsband-Befürworter argumentieren, ein leinenführiger Hund habe kein Problem damit. PETBOOK erklärt, worin sich die Befestigungsmöglichkeiten unterscheiden, wann welche geeigneter ist und was es zu beachten gilt.

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Das wichtigste vorweg: Eine eindeutige Empfehlung zugunsten der einen oder anderen Möglichkeit wird dieser Beitrag nicht geben. Vielmehr soll er Hundehaltern helfen, die individuell passende Lösung für ihr Tier zu finden. Denn was für den Hund geeignet ist – ob Halsband oder Brustgeschirr –, hängt unter anderem von dessen Rasse, Verhalten, Erziehung und Erfahrung der Halter ab.

Ob Halsband oder Brustgeschirr hängt vom Verhalten ab

Die Entscheidung, ob der Hund ein Halsband bekommt, sollte keinesfalls nur optische Gründe haben. Auch wenn Halter ein Halsband vielleicht schöner finden, kommt es in erster Linie darauf an, wie sich der Hund verhält, sagt Stefanie Simon, Trainerin der „Hundeschule am Schwanheimer Wald“ aus Frankfurt/Main, zu PETBOOK.

Wenn das Tier gut erzogen ist und auch unter Ablenkung – etwa, wenn eine Katze oder ein anderer Hund über die Straße laufen – an der locker hängenden Leine läuft, kann es problemlos mit einem Halsband ausgestattet werden. Fehlt dem Hund jedoch die Übung an der Leine, ist laut der Expertin ein Brustgeschirr oft die bessere Wahl. Das gilt auch für Welpen oder Junghunde, die noch lernen, an der Leine zu gehen.

Wann lieber Brustgeschirr statt Halsband?

Ein Hundegeschirr sollte man wählen, wenn es für die Gesundheit des Tieres besser ist. Immerhin sitzt das Halsband an einer besonders empfindlichen Stelle. Ist der Hund nicht leinenführig, zieht und zerrt oder springt in die Leine, kann das nicht nur schmerzhaft für ihn sein. Tierärzte erleben bei ihrer Arbeit immer wieder, dass der Druck auf Nacken und Hals zu ernsthaften Verletzungen der Muskulatur, der Luftröhre oder sogar dem Kehlkopf des Tieres führen kann.

Besonders gefährlich ist es, wenn der Ruck am Halsband plötzlich erfolgt, etwa, weil sich der Hund erschreckt oder Halter an der Leine zerren. Langzeitschäden an den Halswirbeln des Tiers können die Folge sein. Außerdem spannt sich die Muskulatur der betroffenen Region bei wiederholtem Druck an, um den Zug am Halsband auszugleichen. Das kann unter anderem zu ständigen Kopfschmerzen führen. Aus diesem Grund sollten Halter auch keine Schleppleine am Halsband befestigen, selbst wenn ihr Hund bereits leinenführig ist. Diese extra langen Leinen, die gerne im freien Feld und in der Ausbildung verwendet werden, gehören wegen ihrer schlechteren Kontrollierbarkeit ausschließlich an Brustgeschirre.

Ist Erziehung auch mit Brustgeschirr möglich?

„Leinenführigkeit lernt der Hund auch am Geschirr“, sagt Hundeexpertin Stefanie Simon zu PETBOOK. Wichtig ist demnach ein Training, „das dem Hund die Position neben dem Menschen im wörtlichen Sinne schmackhaft macht“. Die meisten Hunde verstehen dann sehr schnell, dass es sich lohnt, an dieser Position zu bleiben. Die Hoffnung, dass der Hund irgendwann mit dem Ziehen an der Leine aufhört, wenn es ihm unangenehm wird, werde von zahlreichen Haltern und Hunden alltäglich beim Gassigehen widerlegt. Deswegen warnen Tierärzte und Hundetrainer auch davor, den Ruck an der Leine als „Erziehungsmethode“ zu nutzen. Diese veraltete Ansicht hat nichts mit Lerneffekten zu tun, sondern schadet dem Hund.

Auch körperliches Blocken mit dem Knie oder ständige Richtungswechsel des Halters sind „extrem unfreundliche Mittel“, die auf keinen Fall angewendet werden sollen, erklärt Simon. Das gilt auch für vermeintliche Hilfsmittel, die dazu gedacht sind, das Tier über Schmerzen zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, etwa Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder und Erziehungsgeschirre mit Zugwirkung unter den Achselhöhlen.

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Worauf kommt es beim Brustgeschirr an?

Die Schultern des Tiers sollten frei beweglich sein und der Bauchgurt zwei bis drei Finger breit hinter dem Ellenbogen des Hundes sitzen, damit er nicht zwickt. Verrutschen sollte jedoch auch nichts, denn bei strafferer Leine darf der Druck nicht an der empfindlichen Halsregion ankommen. Das Geschirr ist richtig eingestellt, wenn sich zwei Finger locker unter den Bauchgurt schieben lassen, erklärt Hundetrainerin Simon. Auf keinen Fall sollte es scheuern. Für empfindliche Fellstrukturen gibt es extra weiche Materialien. Praktisch sind Geschirre mit Reflektoren, damit das Tier auch bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit besser gesehen wird.

Tipp: Viele Hunde kommen gut mit einem sogenannten Y-Geschirr zurecht, denn dabei drückt kein Querriemen auf die Schultern und schränkt auch nicht die Bewegungen des Tiers ein. Hunden mit schmalem Brustkorb passt dagegen oft ein X-Geschirr besser, bei dem sich die Befestigungsgurte auf dem Rücken und am Bauch kreuzen. Generell gilt: Körperbau des Hundes beachten, sich fachkundig beraten lassen und mehrere Modelle ausprobieren. Am besten bringen Halter ihren Hund zum Geschirrkauf mit. Übrigens: Dass das Fell durch ein Geschirr leidet, die Atmung des Tiers dadurch behindert oder der Rücken geschädigt wird, gehöre ins Reich der Märchen, so Simon zu PETBOOK.

Worauf kommt es beim Halsband an?

Wichtig ist ein stabiles Modell, das jedoch nicht zu schwer für den Hund ist. Ein Halsband sollte eher zu breit als zu schmal sein. Als grobe Faustregel gilt, dass das Halsband nicht schmäler als der Nasenspiegel, also die haarlose, „schwammartige“ Stelle um die Nasenlöcher des Hundes, sein sollte. Aber: Bei Windhunden, die eher schmale Nasen, aber auch dünne, empfindliche Hälse und einen speziellen Körperbau haben, gilt diese Regel nicht. Für sie gibt es sogar besonders breite Halsbänder, die sich zum Verschluss hin meist verjüngen. Der Fachhandel berät und hat passende Modell zur Auswahl. Ein Halsband mit Zugstopp, das nicht würgt, schont den Hundehals.

Apropos würgen: Würgeleinen oder Würgehalsbänder, die sich ohne einen Stopp auf Zug ungehindert zuziehen, gehören niemals an Hundehälse. Sogenannte Moxonleinen, bei denen ein dünnes Halsband direkt in eine Leine übergeht, erfordern einen sehr gut ausgebildeten Hund und sind deshalb für Anfänger ungeeignet, rät Hundetrainerin Stefanie Simon. Auch Halsbänder aus Paracord sollten nicht verwendet werden. Das Material ist sehr hart und starr und kann bei Reibung regelrechte Verbrennungen beim Hund verursachen. Wer das nicht glaubt, kann sich ein Paracord-Halsband einmal schnell aus der Hand ziehen lassen – das Ergebnis dürfte schmerzhaft sein.

Tipp: Ein Halsband ohne Zugstopp sitzt richtig, wenn zwei Finger darunter passen und es aber nicht über den Kopf gezogen werden kann. Zugstopphalsbänder dagegen liegen lockerer an. Dem Hund darf es jedoch nicht möglich sein, aus seinem Halsband herauszuschlüpfen.

Halsband oder Brustgeschirr – das Fazit

„Besser“ oder „schlechter“ gibt es bei einem leinenführigen Hund nicht. Am besten gewöhnen Halter ihr Tier sowohl an das Halsband als auch an ein Brustgeschirr. Beim Spielen, Toben, Schwimmen ist oft ein Halsband angenehmer, da es mehr Bewegungsfreiheit bietet. Ein Brustgeschirr verteilt dagegen besser den Druck auf das Tier. Schleppleinen sollten ausschließlich an einem Geschirr befestigt werden.

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