
18. Juli 2025, 6:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein kleines Faultier im Wasserbad sorgt für große Schlagzeilen: Ein Instagram-Video belegt erstmals eindeutig, dass Faultiere – entgegen jahrelanger wissenschaftlicher Annahmen – sehr wohl pupsen. Ein faszinierender Einblick in die skurrile Welt dieser rätselhaften Tiere.
Lange galt es als wissenschaftlicher Konsens: Faultiere, diese entschleunigten Wesen des Dschungels, pupsen nicht. Die Erklärung wirkte kurios, aber plausibel – ihr extrem langsamer Verdauungsprozess sollte die entstehenden Gase im Blutkreislauf aufnehmen und über die Lunge abatmen, anstatt sie – wie bei anderen Säugetieren – anal auszuscheiden. Diese These wurde unter anderem im populären Buch „Does it Fart? – The Definitive Field Guide to Animal Flatulence“ vertreten, das Faultiere als die einzigen furzfreien Säuger klassifizierte.
Zoologin und Bestsellerautorin Lucy Cooke war selbst jahrelang überzeugt davon. „Ich stand einmal auf der TED-Bühne, unterstützt von Fachliteratur und dem Konsens des Internets, und erklärte voller Überzeugung: ‚Faultiere pupsen nicht‘“, schreibt sie auf ihrem Instagramkanal. Auch in ihrem Buch „The Truth About Animals“ vertritt sie diese Theorie: „Faultiere können nicht furzen, wie wir es tun. Stattdessen dient dieser eingeschlossene Wind als eingebauter Auftrieb“, wie sie 2018 in einem Interview mit „National Geographics“ erklärte. Doch dann traf sie jemanden, der sie eines Besseren belehren sollte.
Der Beweis: Blubberblasen im Badeeimer
Cooke veröffentlichte kürzlich gemeinsam mit dem Tierarzt Dr. Andrés Sáenz Bräutigam, einem Spezialisten für Faultiere in der Toucan Rescue Ranch in Costa Rica, ein Video, das nichts der wissenschaftlichen Interpretation überlässt: Ein Baby-Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni) liegt entspannt im Wasserbad – und aus seinem Hinterteil steigen deutlich sichtbare Gasblasen auf.
„Ja, Faultiere pupsen. Und ich habe vielleicht gerade den ersten dokumentierten Fall miterlebt“, so Cooke. „Keine Spielräume für Interpretation – das ist ganz klassisch: Popo-Gas.“
Faultiere produzieren sogar mehr Gas als Kühe
Für Dr. Bräutigam ist das keine Überraschung. Er arbeitet seit über einem Jahrzehnt mit Faultieren und kennt die gasige Realität aus nächster Nähe: „Faultiere sind große Fermentierer und gehören zu den größten Methanproduzenten überhaupt“, erklärt er gegenüber dem Wissenschaftsmagazin „Live Science“. „Manche Studien zeigen sogar, dass sie – gemessen am Körpergewicht – mehr Gas produzieren als Wiederkäuer wie Kühe.“
In der Wildnis ernähren sich Faultiere fast ausschließlich von schwer verdaulichen Blättern. Mithilfe spezieller Bakterien in ihrem Magen wird das Pflanzenmaterial vergärt – Methan ist das natürliche Nebenprodukt. In menschlicher Obhut bekommen sie zusätzlich leicht verdauliches Gemüse, was das Problem verschärft: „Wenn man ihnen leichter verdauliches Futter gibt, feiern die Bakterien eine Party – das führt zu einer enormen Gasproduktion“, so Bräutigam.
Und weil Faultiere nicht rülpsen oder erbrechen können – ihr extrem kräftiger Ösophagus verhindert das – bleibt nur ein Weg für das Gas: der Ausgang unten.
Wenn der Furz zum Forschungsproblem wird
So niedlich die pupsenden Faultiere auch sind – ihre Flatulenzen können die Arbeit von Tierärzten massiv erschweren. „Wenn du mit Faultieren arbeitest, lebst du mit ihrem Gas“, erklärt Bräutigam. „Es ist überall auf Röntgenbildern zu sehen, stört Ultraschalluntersuchungen – es kann tatsächlich ein ernstzunehmendes Problem darstellen.“
Doch die Experten der Rettungsstation haben mittlerweile ihre eigenen Techniken entwickelt, um den Gasdruck zu mindern: „Wir haben herausgefunden, dass ein kurzes, warmes Wasserbad hilft, damit die Faultiere ihr Geschäft erledigen und die Gase loswerden“, berichtet der Tierarzt. Und wie riecht ein Faultierpups? Bräutigam bringt es trocken auf den Punkt: „Silent but deadly.“

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Fazit: Kleine Blasen – große Wirkung
Für Lucy Cooke ist die Entdeckung mehr als nur eine Anekdote für Instagram. Sie zeigt, dass selbst peer-reviewed Wissenschaft manchmal falsche Pfade geht – besonders, wenn es um schwer erforschbare Tiere geht. „Es ist ein Beispiel dafür, wie sich auch etablierte Wissenschaft irren kann, und eine Erinnerung daran, dass diese langsamlebigen Sonderlinge noch immer voller Überraschungen stecken. Manchmal im wahrsten Sinne des Wortes“, so die Zoologin.
Der dokumentierte Furz eines Faultiers mag zunächst belustigend wirken – doch er rückt einmal mehr die Bedeutung der Grundlagenforschung ins Zentrum. Selbst über vermeintlich gut verstandene Tiere wie das Faultier können neue Beobachtungen alte Theorien ins Wanken bringen.