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Neue Studie belegt

Insekten, Spinnen und Co. wiegen zusammen doppelt so viel wie alle Menschen

Ein Monarchfalter sitzt auf einer Hand
Insekten gibt es überall auf der Welt. Aber wie viel wiegen die Tierchen zusammengerechnet? Foto: Getty Images
Alexandra Beste

09.02.2023, 13:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Für viele Menschen ist alles, was krabbelt und fleucht, mit Ekel verbunden. Dabei tragen Insekten, Spinnen und Co. zum ökologischen Gleichgewicht bei. Eine neue Studie hat nun das Gesamtgewicht der sogenannten Gliederfüßer ermittelt. Der Wert übertrifft deutlich die Biomasse aller Menschen.

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Ob im Wald, auf der Straße, oder bei Ihnen in der Wohnung: Überall wuselt es. Mit mehr als einer Million Arten bilden die Gliederfüßer, zu denen unter anderem Insekten, Spinnentiere und Tausendfüßer gehören, den umfangreichsten Stamm im Tierreich. Dennoch ist einiges über die Tiere noch unbekannt. Zum Beispiel, wie viele Gliederfüßer es auf der Welt gibt – und wie viel sie insgesamt wiegen.

In einer neuen Studie haben sich Forscher des Weizmann-Instituts für Wissenschaft in Israel nun mit dem Thema auseinandergesetzt. Dabei stellten sie etwas Erstaunliches fest: Die Biomasse, also das Gesamtgewicht, aller landlebenden Gliederfüßer entspricht dem Doppelten der menschlichen Biomasse. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Science Advances“.

Dieses Gewicht bringen Gliederfüßer auf die Waage

Den Studienautoren zufolge wiegen alle landlebenden Insekten, Spinnentiere und Co. zusammen ungefähr eine Milliarde Tonnen. Das entspricht in etwa der Biomasse aller Nutztiere und aller Menschen zusammen: 600 Millionen Tonnen und 400 Millionen Tonnen bringen die beiden Gruppen jeweils auf die Waage.

„Gliederfüßer werden aufgrund ihrer zentralen Rolle bei zahlreichen ökologischen Prozessen als ‚die kleinen Dinge, die die Welt regieren‘ bezeichnet“, sagt Studienleiter Yuval Rosenberg in einer Pressemitteilung. „Wir müssen sie berücksichtigen, wenn wir die Auswirkungen der Menschheit auf den Planeten und die möglichen Folgen des Klimawandels vollständig verstehen wollen.“

Die Auswertung Rosenbergs und seiner Kollegen war ein wahres ein Mammutprojekt. Die Wissenschaftler sammelten Daten aus Tausenden von Beobachtungen und Untersuchungen, die an etwa 500 Standorten durchgeführt wurden. Das Team berücksichtigte dabei verschiedene Lebensräume und Ökosysteme – von Agrargebieten und Regenwäldern bis hin zu Wüsten. Betrachtet wurden Gliederfüßer, die unter und über dem Boden leben. Im Wasser lebende Tierchen wurden ausgeschlossen.

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Etwa die Hälfte aller Gliederfüßer lebt unter der Erde

Wie die Studienergebnisse zeigen, tragen vor allem unterirdische Gliederfüßer zur Gesamtmasse des Stamms bei. Die Tierchen sind für den globalen Kohlenstoffkreislauf essenziell. Sie ernähren sich von anderen Organismen und sorgen so für ein ökologisches Gleichgewicht.

Laut Rosenberg und seinen Kollegen beträgt die Zahl der einzelnen Gliederfüßer, die unter dem Boden leben, etwa eine Trillion. Die Hälfte davon bilden Insekten, die in Kolonien leben: Ameisen decken 10 Prozent, Termiten 40 Prozent ab.

Die Grafik zeigt, wie sich die trockene Biomasse der Gliederfüßer auf verschiedene Unterstämme verteilt.
Die Grafik zeigt, wie sich die trockene Biomasse der Gliederfüßer auf verschiedene Unterstämme verteilt. Foto: Y Rosenberg et al. 2023, Science Advances

Der Großteil an oberirdischen Arthropoda, wie Gliederfüßer im Fachjargon heißen, sei nach Angaben des Forschungsteams in tropischen Wäldern zu finden. Dazu gehören etwa Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken und Spinnen.

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Darum ist die Biomasse ein wichtiges Kriterium

Die Ergebnisse des Forschungsteams stellen aber mehr als nur Zahlen dar. „Wir betrachten Arthropoda oft unter dem Gesichtspunkt der biologischen Vielfalt, also der Anzahl der Arten“, erklärt Rosenberg. Um die Auswirkung von Gliederfüßern auf verschiedene ökologische Prozesse besser zu verstehen, sei es aber auch wichtig, ihre Biomasse zu quantifizieren. Nur so könne man ein „ganzheitliches, quantitatives Verständnis der Rolle der Arthropoda in der globalen Ökologie“ entwickeln.

Sein Kollege Ron Milo ergänzt: Die Studie „korrigiert den Eindruck, dass wir es mit unendlichen, unerschöpflichen Arthropoda-Populationen zu tun haben. Trotz ihrer weiten Verbreitung ist das nicht der Fall.“ Wie andere Tiere würden auch die Gliederfüßer durch den Menschen und den Klimawandel stark beeinträchtigt – „was wiederum unsere Ökosysteme anfällig macht.“  

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