Kriminelle Organisationen in Japan machen mit der Wilderei von Seegurken großes Geschäft. Nun haben Polizeibehörden fünf Männer festgenommen, die über 600 Kilogramm der Meeresbewohner illegal gefangen haben. In China und Hongkong ist die Nachfrage nach den Seegurken so groß, dass die Tiere auch „schwarze Diamanten“ genannt werden – und auf dem Schwarzmarkt für reichlich Geld verkauft werden.
Im Südosten Japans wurden mehrere Männer unter dem Verdacht der Wilderei festgenommen. Die fünf mutmaßlichen Täter sollen sage und schreibe 624 Kilogramm Seegurken vor der Küste Fukuokas illegal gefangen haben, berichtet die britische Zeitung „The Guardian“ unter Berufung auf lokale Medien. Aber nicht nur das Gewicht ist gewaltig: Nach Angaben der japanischen Zeitung „Mainichi Shimbun“ soll der Fang die örtlichen Fischer bis zu 1,8 Millionen Yen gekostet haben. Das entspricht umgerechnet mehr als 12.000 Euro – wobei die Meerestiere auf dem Schwarzmarkt für deutlich mehr Geld gehandelt werden.
Trotz hoher Strafen werden Seegurken in Japan immer wieder gewildert
Unter den Verdächtigen befindet sich der Leiter eines Unternehmens, das Meeresprodukte vertreibt. Zudem sollen zwei Männer im Januar Tauchgeräte benutzt haben, um mehr als 600 Kilogramm an Seegurken zu fangen – und zwar in einem Gebiet, in dem die örtliche Fischereigenossenschaft das Fischereirecht besitzt.

Erst im Jahr 2018 hatte Japan die Höchststrafe für die Wilderei von Seegurken auf bis zu drei Jahren Haft oder 30 Millionen Yen (etwa 200.000 Euro) angehoben. In dem Land ist es nur mit einer speziellen Genehmigung erlaubt, nach den länglichen Meeresbewohnern zu fischen.
Das hält Kriminelle aber nicht davon ab, die Tiere zu wildern. Gerade die Yakuza Clans, also die japanische Mafia, haben sich die Seegurken-Wilderei zum Geschäft gemacht. Im August 2020 etwa hatten Polizeibehörden zehn Menschen im Norden der Insel Hokkaido festgenommen, weil sie illegal Seegurken fingen. Die Verdächtigen wurden später mit der Yamaguchi-gumi in Verbindung gebracht – der mächtigsten Yakuza-Organisation Japans.
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Seegurken gelten in Japan als Delikatesse
In Japan gelten Seegurken als Delikatesse. Dort werden sie eingelegt und als Beilage gern gegessen. In China werden die Meeresbewohner wiederum im Rahmen der traditionellen Medizin verwendet. Den Stachelhäutern wird nachgesagt, sie könnten die Potenz steigern oder sogar Krebs heilen. Das treibt die Nachfrage sowohl in China als auch in Hongkong in die Höhe.
Die Tiere werden deshalb auch als „Schwarze Diamanten“ bezeichnet – und für viel Geld verkauft. So berichtete etwa das Magazin „Spiegel“ im Jahr 2015, dass ein Kilogramm der japanischen Stachelseegurken bis zu 3000 US-Dollar (etwa 2700 Euro nach heutigem Stand) kosten könne. „Nach Expertenmeinung lässt sich mit dem illegalen Seegurkenhandel fast so viel Gewinn erwirtschaften wie mit Drogen“, sagte der Biologe Mario Ludwig im Jahr 2021 gegenüber dem Radioprogramm „Deutschlandfunk Nova“.
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Meeresbewohner mit wichtigen ökologischen Funktionen
Wie die Seesterne und die Seeigel gehören auch die Seegurken zum Stamm der Stachelhäuter. Der Name ist dabei auf ihre Form zurückzuführen: Die Meerestiere sehen aus wie eine Gemüsegurke. Seegurken können nur wenige Millimeter groß sein, oder bis zu zweieinhalb Meter lang werden. Im marinen Ökosystem übernehmen sie aber – egal, in welcher Größe – eine wichtige Funktion. Sie reinigen das Sediment und reichern es mit wichtigen Stoffen an. In vielen asiatischen Ländern gelten die Seegurkenbestände jedoch als überfischt. Das zieht ökologische Folgen nach sich.