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Material, Zeitaufwand und Kosten

Bienen halten – das braucht man für den Einstieg in die Imkerei

Ein Imker zeigt Bienen auf einer Wabe
Bienen halten darf rein rechtlich jeder. Allerdings gibt es schon vor der Anschaffung einiges zu beachten. Foto: Getty Images
Porträtbild Marike Stucke
Freie Autorin

30.03.2023, 16:43 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Wer einen Garten hat, träumt oft auch von eigenen Bienen, die Honig produzieren. Aber wie aufwendig ist das Imkern eigentlich und was brauchen Einsteiger, um die fleißigen Insekten zu halten? PETBOOK gibt einen Überblick.

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Sobald im Frühjahr die ersten wärmenden Sonnenstrahlen Frühblüher zum Leben erwecken, sind sie unterwegs: Bienen summen durch die Luft und fliegen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein Blüten an, um Nektar und Pollen zu sammeln. Viele Hobbygärtner schätzen sich glücklich, wenn viele Bienen und andere Bestäuber ihre blühenden Beete und Bäume aufsuchen. Denn ohne die Bestäubung würde die Obst- und Gemüseernete nur spärlich ausfallen. Da liegt der Gedanke nah, selbst Bienen zu halten und schließlich auch eigenen Honig zu ernten.

Bienen halten: Was brauche ich dafür?

Wissen

Bienen sind Lebewesen. Genau wie bei anderen Haus- und Nutztieren, sollte sich niemand einfach eine Beute, so nennt man den Bienenstock, mit einem Bienenvolk in den Garten stellen und darauf vertrauen, dass die Natur alles von allein regelt. Wer seine Bienen vor Krankheiten schützen und Honig ernten möchte, sollte im Idealfall einen Einsteigerkurs für Imker besuchen. Diese bieten zum Beispiel Imkervereine an. Hier lernen Anfänger, welches Material sie benötigen und wo sie es bekommen. Außerdem gibt es in den Vereinen meist Ansprechpartner, die Einsteiger bei Problemen mit den Bienen aufsuchen können. Im Idealfall imkert man einmal ein Jahr gemeinsam mit einem erfahrenen Imker mit und lernt so alle Arbeitsschritte und Abläufe im Jahr kennen. Danach kann man oft viel besser einschätzen, ob man wirklich bereit ist für eigene Bienen.

Beute (Behausung der Bienen)

Die Beute ist der Bienenstock, also die Behausung für das Bienenvolk. Es gibt eine Vielzahl an Modellen und Betriebsweisen, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Auch hier können erfahrene Imker Tipps geben und beim Aufstellen der Beute helfen. Denn nicht nur der Standort ist wichtig für das Wohlergehen der Bienen und einen guten Honigertrag. Einsteiger, die Bienen halten wollen, sollten auch die Nachbarn im Blick behalten. Könnten sich diese durch die „Einflugschneise“ der Bienen gestört fühlen? Pro Bienenvolk wird eine Beute benötigt, auf 100qm haben zwei Beuten Platz. Zu einer Beute gehört in der Regel:

  • ein Boden mit Lüftungsgitter und Bodeneinlage
  • zwei bis drei Zargen (einzelne Elemente der Beute, mit denen man den Stock stückweise vergrößern und verkleinern kann)
  • Rähmchen
  • ein Absperrgitter
  • ein Deckel
  • ein Blechdach

Arbeitskleidung

Die heutigen Bienen sind auf Friedfertigkeit gezüchtet, dennoch kann es beim Herausnehmen der Rähmchen (in denen die Bienen ihre Waben bauen und den Honig einlagern), zum ein oder anderen Stich kommen. Hier muss jeder selbst entscheiden: Für den einen gehören Stiche zum Imkern dazu, andere tragen einen Schleier, um zumindest Stiche im Gesicht zu verhindern. Ein kompletter Schutzanzug empfiehlt sich vor allem für Allergiker. Auf Handschuhe sollte man möglichst verzichten, da diese das Feingefühl beim Hantieren einschränken und man so schneller Bienen zerdrückt.

Arbeitsgeräte (Smoker und Stockmeißel)

Um die Arbeit an den Bienenvölkern zu erleichtern, gibt es ein Haufen an Gerätschaften. Wirklich brauchen tut man eigentlich nur Smoker und Stockmeißel. Der Smoker wird mit Rauchmaterial gefüllt und dieses angezündet, wenn Arbeiten an den Bienen zu erledigen sind. Dies kann zum Beispiel eine Behandlung gegen Krankheiten sein oder wenn die Rähmchen für das Abschleudern des Honigs herausgenommen werden. Der Rauch stellt die Bienen ruhig und sorgt so dafür, dass Imker weniger gestochen werden. Der Stockmeißel hilft beim Entnehmen der Holzrähmchen, in die die Bienen ihre Waben bauen. Diese sind zwar beweglich, werden von den kleinen Insekten aber gerne mal mit Wachs verbaut und sitzen dann fest.

Schleuder und Honiggläser (optional)

Steigt man in die Imkerei ein, beginnt man oft mit jungen Bienenvölkern, die im ersten Jahr noch keinen Honig bringen. Auch im darauffolgenden Jahr steht die Honigernte meist noch nicht im Vordergrund und die wenigen Honigwaben, die man eventuell erntet kann man als sogenannten Quetschhonig ernten. Dafür braucht man lediglich ein Messer zum Herausschneiden der Waben und ein Sieb, mit dem man den Honig vom Wachs trennt.

Wer im großen Stil in die Honigproduktion einsteigen will, braucht allerdings eine Honigschleuder. Oftmals reicht für den Einstieg aber ein gebrauchtes Modell oder man leiht sich bei anderen Imkern eine Schleuder aus. Hier rentiert sich die Mitgliedschaft in einem Verein, der Einsteiger meist gerne kostenlos mit Material unterstützt. Der Honig muss anschließend auch abgefüllt werden. Hier gibt es Standard-Honiggläser, in denen der Honig auch verkauft werden kann. Wer nur für den eigenen Bedarf Honig produziert oder diesen an Freunde und Nachbarn verschenkt, kann aber auch andere Gläser verwenden. Wichtig ist, dass die Gläser ausgekocht und damit keimfrei sind. Zudem müssen sie ein Etikett mit allen geforderten gesetzlichen Angaben ( u. a. Haltbarkeitsdatum, Honigcharge, Sorte sowie Adresse des Imkers) enthalten – selbst, wenn der Honig nur an Freunde oder Verwandte verschenkt wird.

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Bienen halten: Was muss ich noch beachten?

Rechtliches

Grundsätzlich darf jeder Bienen halten, der das möchte. Es gibt (noch) keine vorgeschriebene Grundausbildung zum Imker oder einen Imker-Führerschein. Allerdings empfehlen sich Imker-Kurse, Fachliteratur und der Kontakt zu einem nahegelegenen Imkerverein, da es besonders am Anfang und bei aufkommenden Problemen oft Fragen gibt, die nur erfahrene Imker beantworten können. Zudem ist man als Bienenhalter verpflichtet, sich um die Gesundheit seiner Völker zu sorgen. Das umfasst auch eine Behandlung gegen Parasiten, die jeder Imker vornehmen muss. Kommt man seiner Sorgfaltspflicht nicht nach, drohen Strafen durch das Veterinäramt.

Zudem muss jeder, der Bienen hält, dies dem zuständigen Veterinäramt melden. Das hat den Hintergrund, dass Bienen auch krank werden und diese Krankheiten auf andere Völker übertragen können. Die Tierärzte müssen also genau wissen, wo sich wie viele Völker befinden. Auch eine Haftpflichtversicherung wird dringend empfohlen. Kommt es zu einem Unfall, weil die eignen Bienen jemanden stechen, kann das für den Imker teuer werden. Wer in einem Verein ist, der dem Deutschen Imkerbund angegliedert ist, ist automatisch versichert.

Kosten

Imkern ist kein günstiges Hobby, allein die Grundausstattung schlägt mit rund 2000 Euro zu Buche. Hinzukommen im Laufe der Zeit immer wieder Materialien, die ersetzt werden müssen, Kosten für die Wissenserweiterung oder Imker-Kurse sowie Chemikalien zur Behandlung der Bienen. Wer die Kosten durch den Verkauf von Honig decken will, muss eine ganze Zeit lang und entsprechend viel Honig verkaufen.

Zeitaufwand

Neben den Kosten unterschätzen viele Neu-Imker den Zeitaufwand, den sie in die Bienenhaltung investieren müssen. Zuerst muss das Material zusammengestellt werden, dann kommen wöchentliche Kontrollen an den Bienen hinzu. Darüber hinaus muss zusätzlich Zeit für die Einwinterung und die Honigernte berechnet werden. Wer seinen Honig verkaufen möchte, muss diesen außerdem vermarkten und eventuell auch versenden.

Nachbarn

Nicht jeder Nachbar schätzt ein Bienenvolk dicht an seinem Grundstück. Hier könnten Sorgen wegen erhöhter Stichgefahr besonders bei Kindern oder Haustieren auftreten. Am besten informieren zukünftige Bienenhalter ihre Nachbarn vor der Anschaffung. Beim Aufstellen sollte auch bedacht werden, dass Bienen einen Flugradius von bis zu fünf Meter benötigen, um ungestört in den Bienenstock ein- und ausfliegen zu können. Verläuft die Flugbahn über die Terrasse des Nachbarn, könnte dies schnell zu Streitigkeiten führen.

Themen #fellby Insekten
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