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Bekannt aus „Goodbye Deutschland“

Wie eine 450-Kilo-Sau TV-Koch Christopher Crell dazu brachte, kein Schweinefleisch mehr zu essen  

TV-Koch Christopher Crell hat sein Herz an Schweine-Dame Greta verloren.
TV-Koch Christopher Crell hat sein Herz an Schweine-Dame Greta verloren. Foto: picture alliance / Presse- und Wirtschaftsdienst / Bernd Kammerer & Privat
Dennis Agyemang
Redakteur

12.04.2024, 14:41 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

TV-Koch und „Goodbye Deutschland“-Auswanderer Christopher Crell hat in Portugal nicht nur einen Neustart gewagt, sondern dort neben einer neuen Frau, zwei Hunden und einer Katze auch zwei Schweine in sein Leben gelassen. Inwieweit das seine Welt auf den Kopf gestellt hat, verrät er im großen PETBOOK-Interview.

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Manche Begegnungen verändern ein Leben komplett. So auch die von TV-Koch Christopher Crell und Schweinchen Greta. Seither isst er kaum noch Fleisch und bereitet Ebensolches vom Schwein beruflich nicht mehr zu. Wie sein neues Leben an der Algarve mit einer Handvoll Tieren aussieht, verrät der „Goodbye Deutschland“-Auswanderer im PETBOOK-Interview.

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Christopher Crell: »Hier sieht man viele Hunde, die lediglich als Alarmanlage gehalten werden

PETBOOK: Du bist kürzlich nach Portugal gezogen. Was ist bisher dein Eindruck? Siehst du Unterschiede im Bezug auf Tierfreundlichkeit, wenn du Portugal mit Deutschland vergleichst?
Christopher Crell: „Bezüglich Tierfreundlichkeit ist es so, dass Hunde und Tiere im allgemeinen bei den meisten – aber nicht allen – Portugiesen, keinen besonders hohen Stellenwert haben. Natürlich gibt es hier auch Unterschiede zwischen den Portugiesen in einer Stadt wie Lissabon und denen in den ländlichen Gebieten, wo ein Tier ein Nutztier bleibt. So sieht man hier viele Hunde an Ketten, die lediglich als Alarmanlage gehalten werden und Katzen, um Ungeziefer zu verzehren. Schweine werden lediglich zum Schlachten gehalten. In den meisten Restaurants ist es sogar verboten, seinen Hund mitzubringen.“

Mit dir leben zwei Hunde und ein Hausschwein. Wie bist du zu denen gekommen? „Mittlerweile sind es sogar zwei Schweine und eine zusätzliche Katze. Meinen Hund Pippa hat meine Frau Chanty mit in unsere Ehe gebracht. Eigentlich hat auch Pippa für Chanty entschieden, dass sie jetzt mit mir leben müssen, denn Pippa ist ein absoluter Papa-Hund geworden.“

„Der Boden war immer voller Kot und Urin“

Dann lass uns mal über Greta reden …
„Schweinedame Greta wurde von meinem unmittelbaren Nachbarn gehalten. Ich musste immer an ihr vorbei laufen, wenn ich zu Fuß mein Grundstück verließ. Er hielt sie alleine in einem vier Quadratmeter kleinen Beton-Stall – ohne Heu und der Boden war immer voller Kot und Urin. Sie war noch so klein und verängstigt, viel zu jung um von der Mutter getrennt zu sein. Ich zähmte sie etwas mit Äpfeln und so kam es eines Tages, dass Greta mich schon von Weiten wahrnahm und voller Freuden quietschend versuchte über ihr Stalltor zu gelangen.

Eines Tages fragte ich Nachbarn Antonio, ob ich sie nicht gelegentlich mit zum Spazieren gehen nehmen könnte. Er freute sich und sagte Auslauf sei gut für das Fleisch und so kam es, dass Greta irgendwann den ganzen Tag nur noch bei mir war, ich täglich ihren Stall reinigte, in den sie nur noch zum Fressen und Schlafen ging und sich zwischen ihr und mir eine richtig dicke Freundschaft entwickelte.“

TV-Auswanderer Christopher Crell und seine Greta verbindet eine tiefe Freundschaft.
TV-Auswanderer Christopher Crell und seine Greta verbindet eine tiefe Freundschaft. Foto: Christopher Crell

Christopher Crell kaufte Greta zu überteuertem Preis vom Vorbesitzer ab

Wie hast du es geschafft, dass Greta nicht wie geplant auf dem Teller landete?
„Nach einem langen Kampf schaffte ich es dann eines Tages, Greta Antonio für viel zu viel Geld abzukaufen. 800 Euro bekam er von mir. Das Schwein war nicht einmal 80 wert. Aber er wusste, dass sie für mich einen weit höheren Wert hat. Von da an sprach Antonio nie wieder ein Wort mit mir. Das ist mir aber bis heute auch egal.“ 

Und wie bist du dann an das zweite Schwein gekommen?
„Schweinchen Heidi kaufte ich als Baby vor einem Jahr dazu, weil ich der Meinung bin, Schweine dürfen nicht alleine gehalten werden. Greta hat immer so gelitten, wenn ich auf Geschäftsreise musste. Die Zwei verstehen sich super und Greta ist seitdem auch viel entspannter geworden. Sie kuscheln nachts zusammen und stellen Tagsüber lauter Schabernack an.“

Bei euch lebt auch noch eine Katze …
„Ja, genau. Katze Mimi – oder auch Minimi genannt– ist eine Inzucht-Katze von unserem alten Vermieter. Er hat ein wirklich großes Katzenproblem. Jedes Jahr werden es mehr und aufgrund seines hohen Alters, ist er überfordert, sie sterilisieren zu lassen. So geht fast sein ganzes Geld im Monat für Katzenfutter drauf.“

Christopher Crell hat ein Haus voller Tiere. Mit ihm lebt Katze Mimi.
Christopher Crell hat ein Haus voller Tiere. Mit ihm lebt Katze Mimi. Foto: Christopher Crell

»Die Katze schläft jede Nacht unter der Decke in Chantys oder meinen Armen

Und da hast du gesagt: „Komm, ich nehme eine“?
„Chanty und ich hatten vor längere Zeit mal Streit. So kam es, dass ich zwei Nächte in dem wunderschönen Baumhaus meines Landlords wohnte. Da war Katze Minimi. Sie versteckte sich dort vor ihrer Familie, aus Angst von ihr gefressen zu werden. Viel zu klein war sie. Sie passte noch in meine Handfläche, obwohl sie schon mehrere Monate alt war. Sie suchte Schutz bei mir auf meinem Kopfkissen … verschnupft und krank.

So ging ich nach zwei Tagen, als unser Streit vorbei war, nach Hause und sagte: ‚Chanty, wir haben jetzt noch eine Katze.‘ Wir päppelten sie wieder auf und seither führt sie ein glückliches Katzenleben bei uns und ist immer noch nur halb so groß wie andere Katzen. Sie ist so dankbar und schläft jede Nacht unter der Decke in Chantys oder meinen Armen.“

Wie kamen die Namen der Tiere zustande?
„Greta und Pippa hatten bereits ihre Namen von ihren Vorbesitzern. Das kleine Schwein taufte ich Heidi, da ich dachte, die bräuchte wegen Greta auch einen deutschen Namen. Zum anderen waren wir gerade in die Berge der Süd-Algarve gezogen, weshalb ich Heidi witzig fand.

Mimi taufte ich eigentlich erst nach der Sängerin Nina Hagen und daher nach meiner Lieblingskatze aus meiner Jugend – Nina. Aber da sie so klein war und ist, wurde daraus schnell Minime und aus Minime dann nur noch Mimi.“

„Greta hat mich so weit gebracht, dass ich selber überhaupt kein Schweinefleisch mehr essen kann“

Christopher Crell mit seinen beiden Schweinen Greta und Heidi.
Christopher Crell mit seinen beiden Schweinen Greta und Heidi. Foto: Christopher Crell

Du bist von Beruf Koch. Inwiefern hat dein Schwein Greta die Art und Weise beeinflusst, wie du selbst Fleisch isst bzw. in deinem Beruf verarbeitest?
„Greta hat mich in jedem Fall schon einmal so weit gebracht, dass ich selbst überhaupt kein Schweinefleisch mehr essen kann und tatsächlich auch nicht mehr verarbeitet habe. Aber auch sonst bekomme ich außer gelegentlich mal ein Stück Fisch oder Geflügel nichts mehr herunter. Ganz selten schreit mein Körper nach einem Stück roten Fleisch. Dann gehe ich zu meinem heutigen Nachbarn, einem alten Portugiesen, der sehr, sehr liebevoll mit seinen Tieren umgeht.

Die Kühe stehen den ganzen Tag auf einer riesigen Weide, die Hühner laufen frei über den Hof herum. Alle Tiere haben Namen und er hat einen eigenen Schlachtraum, damit die Tiere möglichst nicht auch noch Transportstress haben. Er tötet mit Bolzenschuss – untypisch für die Portugiesen. Außerdem achtet er darauf, dass der Raum immer sauber ohne Blut und Eingeweiden vom Vortier ist. Dort hole ich mir in diesem Fall ein Steak, was aber nicht öfter als zwei- bis dreimal im Jahr vorkommt.

„Tatsächlich finde ich das Wort Nutztier übel“

Wo ziehst du für dich die Linie zwischen Haus- und Nutztier?
„Das ist wirklich eine schwierige Frage. Mein guter Freund Björn Moschinski ist bereits seit 1994 Veganer und kocht auch nur vegan. Er sagt immer aus Spaß: ‚Bau dir schon mal eine Weide, wenn ich dich besuchen komme, bringe ich dir ein Kalb mit, dann kannst du auch kein Rind mehr essen.‘

Tatsächlich finde ich das Wort Nutztier übel. Diese Tiere haben alle Seelen, sie haben Gefühle und einen Verstand. Sie als reine Ware zu betrachten sehe ich als respektlos dem Tier und der Natur gegenüber. Tatsächlich bin ich mit vielen Tieren und sogar Hühnern aufgewachsen. Ich konnte von meinem 8. bis 16. Lebensjahr, überhaupt kein Fleisch mehr essen.“

Touristen reisten aus Angst vor Schwein Greta ab

Wie muss man sich das Zusammenleben mit einem großen Schwein wie Greta vorstellen?
„Als Greta noch kleiner war, war sie eigentlich den ganzen Tag mit mir. Sie hatte keinen wirklichen Stall, nur eine Hütte zum Schlafen direkt vor meiner Terrasse. Sie kam mit zum Strand und zum Spazieren mit den Hunden. Lediglich, wenn ich zum Einkaufen fuhr oder mal bei Freunden eingeladen war, musste sie alleine zurückbleiben – und dies wurde immer mehr zum Problem. Sobald ich wegfuhr, ging sie auf die Suche nach mir. So kam es, dass sie auf einmal in der Küche meiner Nachbarin stand, das Feld meines anderen Nachbarn pflügte oder aber in der Ferienanlage Quinta dos Paraiso mit damals 200 Kilogramm aufkreuzte. Das war dann nicht mehr so lustig, da mehrere Gäste aus Angst mit ihren Kindern abreisten und ich den entstandenen Schaden begleichen musste.“

„Manchmal reiten Chanty und ich zusammen auf ihr quer über Grundstück“ 

Nimmst du sie immer noch mit auf Spaziergänge oder an den Strand?
„Mit an den Strand kann sie heute wegen ihrer Größe nicht mehr. Ich habe da echt Angst, dass Greta dort vielleicht einem kleinen Kind mal die Eistüte wegnehmen oder sonst einen Unsinn machen könnte. Sie geht aber immer noch gerne auf Wanderschaft und da sie schwimmen über alles liebt, musste ich sie vor Kurzem aus der Wassermiene meines Nachbarn retten. Das war aber wegen ihrer 450 Kilogramm gar nicht so leicht zu bewerkstelligen. Sie ist immer noch sehr verschmust, folgt mir gerne auf Schritt und Tritt, und manchmal reiten Chanty und ich zusammen auf ihr quer über unser ein Hektar großes Grundstück.“ 

Du hast in einem Posting verraten, dass Greta monatlich ein ganzes Vermögen wegputzt. War dir bei der Anschaffung von ihr bewusst, wie groß sie mal wird?
„Ganz klares Nein. Nicht nur ich, auch fast alle Portugiesen, die ich kenne, haben noch nie eine so große Sau gesehen. Was daran liegt, das sie normalerweise nach ein bis eineinhalb Jahren geschlachtet werden. Da haben sie für gewöhnlich rund 100 bis 150 Kilogramm. Greta ist jetzt schon fast vier Jahre alt und wiegt rund 450 Kilo. Ein alter Portugiese sagte mir, es gab einmal einen alten Mann, der sich weigerte seine Sau zu schlachten. Sie wog bei seinem Tod stolze 600 Kilogramm. Diese Rasse würde nicht aufhören zu wachsen. Das Schwein wurde dann natürlich geschlachtet. Es soll wohl aber eine Statue von dem Tier in Lebensgröße geben.“

„Greta darf für gewöhnlich nicht ins Haus“

Wie beschäftigst du Greta den Tag über?
„Eigentlich gräbt sie die meiste Zeit irgendwas um. Oder sie spielt mit Heidi, schläft aber auch sehr viel. Mitunter kommt sie zum Kuscheln. Vor ein paar Monaten bin ich einmal morgens aufgewacht – meine Frau war zum Glück schon aus dem Haus –, weil Greta einfach unsere Tür geöffnet und sich neben mich ins Bett gelegt hat.“

Dürfen die Schweine zu euch ins Haus?
Nein, Greta darf für gewöhnlich nicht ins Haus. Sie bleibt aufgrund ihrer Größe immer irgendwo hängen, schmeißt Sachen um oder herunter und liebt es, im Hausmüll zu wühlen.

Welches Vorurteil über Schweine nervt dich am meisten?
„Dass Schweine dreckig seien und ihre eigene Scheiße fressen würden. Schweine sind mit die reinlichsten Tiere, die ich kenne. Der Geruch von Kot oder Urin tut ihnen in ihren feinen Nasen weh. Sie würden nie ihr Geschäft verrichten, wo sie essen oder schlafen. Ganz im Gegenteil: Sie erledigen das an einem Ort, der möglichst weit weg von ihrer Schlaf- und Essstelle liegt. Greta pinkelte einmal in meinem alten Haus auf den Boden. Ich wischte es auf, sagte: ‚Greta, komm mal mit.‘ Sie folgte mir an einen Busch, ich drückte den Schwamm an diesem aus, ließ sie daran schnuppern und von diesem Tag an war sie stubenrein und machte alle ihre Geschäfte an diesem Ort.“

Tierliebe wird bei Christopher Crell und seiner Chanty großgeschrieben.
Tierliebe wird bei Christopher Crell und seiner Chanty großgeschrieben. Foto: Christopher Crell
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„Du bist dir schon bewusst darüber, du heiratest dieses Schwein mit?!“

Du hast vor kurzer Zeit Chantal kennengelernt und auch recht schnell geheiratet. Wie wichtig war dir, dass sie Tiere mag? Und wie war das erste Aufeinandertreffen von Chantal und deinen Tieren? War das Liebe auf den ersten Blick?
„Da ich selber mit sehr vielen Tieren gemeinsam aufgewachsen bin, ist es mir natürlich wichtig, dass meine Frau auch Tiere liebt. Chanty brachte ja Hund Pippa mit nach Portugal und unsere Beziehung. Da wusste ich gleich, wie Tierlieb sie ist. Schwein Greta war für Chanty schon etwas Gewöhnungsbedürftig, doch sie mochten sich sehr schnell. Chantys Freundinnen sagten nur zu ihr: ‚Du bist dir schon bewusst darüber, du heiratest dieses Schwein mit?‘ Chanty meinte darauf nur: ‚Wenn er ein Schwein so bedingungslos lieben kann, wird er mich auch immer lieben können.‘“

Schwein und Hund – geht das denn gut?
„Ja, Pippa hat sich sehr über die neuenSpielkameradin gefreut und hat Greta das Stockspielen beigebracht. Außerdem hat Greta Pippa gezeigt, wie man am besten buddelt und welche Wurzeln man essen kann. Letzteres kam Pippa sehr zugute, denn sie ist ein reinrassiger Labrador und hat immer zu Hunger.“

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