
12. Juni 2025, 5:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Zwei Kaninchen, ein Käfig – und viele Fragen: Als PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler ihre Kaninchen Nina und Lola bekam, wusste sie wenig über artgerechte Haltung. Was sie stattdessen tat? Basteln, beobachten, ausprobieren. Heute teilt sie kreative Tipps, wie man Kaninchen sinnvoll beschäftigen kann – und warum Mümmeln, Buddeln und Springen kein nettes Extra, sondern Grundbedürfnis der Tiere ist.
Als ich vor vielen Jahren meine beiden Kaninchen Nina und Lola bekam, war die Haltung noch lange nicht so weit wie heute. Ich hatte einen handelsüblichen Plastikkäfig, eine Futterschale mit Pellets, eine Nippeltränke, die die Kaninchen unglaublich frustrierte – und allgemein leider wenig Ahnung, was Kaninchen wirklich brauchen. Aber ich wollte es richtig machen. Also begann ich zu lesen, zu beobachten und vor allem: zu basteln. Besonders das Thema wie ich meine Kaninchen am Nachmittag sinnvoll beschäftigen konnte, ließ mich nicht mehr los. Ich wollte, dass Nina und Lola nicht nur satt, sondern auch zufrieden und ausgelastet sind.
Was ich in dieser Zeit gelernt habe, möchte ich hier teilen – zusammen mit kreativen Beschäftigungsideen, mit denen auch Sie Ihre Kaninchen beschäftigen und fördern können.
Die richtige Umgebung ist die halbe Miete
Auch wenn ich damals kein großes Freigehege hatte, habe ich früh gemerkt, wie sehr sich Nina und Lola über Abwechslung – und besonders nachmittags über Freilauf in meinem Zimmer – freuten. Ich begann, ihren Käfig umzuräumen, Wasser stattdessen in eine Schale zu füllen, Verstecke zu bauen und zusätzliche Elemente im „Auslauf“ zu platzieren.
Heute weiß ich: Wer Kaninchen beschäftigen will, braucht Platz, Rückzugsorte, erhöhte Ebenen und eine Umgebung, die sich regelmäßig verändert – in der sich Kaninchen aber auch sicher fühlen und gleichzeitig etwas erleben.
Die Klassiker – Tunnel, Röhren und Höhlen
Papprollen, Stofftunnel und Kartons mit Durchgängen waren meine ersten DIY-Projekte. Sie ahmen den natürlichen Kaninchenbau nach und bieten Versteck, Rückzugsort und Spielplatz in einem. Röhren aus Kork oder Weide sind auch toll – vor allem, wenn sie strukturiert sind und zum Klettern und Nagen einladen. Hier sollte man vor allem auf unbehandelte Naturhölzer setzen, damit die Kaninchen beim Nagen keine Chemikalien aufnehmen. Stopft man Heu oder Salat in die Röhren macht es sie noch spannender und sorgt für spielerisches Mümmelvergnügen.
Die Raschelkiste, oder: das große Buddeln
Eine Buddelkiste war besonders für Lola das Highlight. Ich füllte einen alten Karton mit Erde, Sand oder auch mal nur Papier, wenn ich einmal genug davon hatte, immer wieder die Krummen aufzufegen. Schnell kam also eine Raschelkiste mit Zeitungsschnipseln und Laub dazu – ein sensorisches Erlebnis, das die Kaninchen immer wieder aufs Neue begeisterte.
In beiden Kisten versteckte ich gern mal ein paar Pellets oder getrocknete Kräuter. Wer seine Kaninchen beschäftigen will, liegt mit einer Buddelmöglichkeit also grundsätzlich richtig.
Fressen und Spielen verbinden
Kaninchen verbringen in freier Natur den Großteil des Tages mit Futtersuche. Allerdings wird ihnen in einer reizarmen Umgebung auch schnell langweilig, weil das Futter quasi ständig verfügbar ist und nicht viel anderes zu tun ist. Daher kann man die Futtersuche auch etwas erschweren und sie somit spannender gestalten.
Genau daran orientieren sich diese sinnvollen Beschäftigungsideen – die man auch leicht und nachhaltig mit Materialien aus dem Haushalt basteln kann:
- Heusocken (alte Socken mit Löchern, gefüllt mit Heu)
- Futterrollen aus durchlöcherten Klopapierrollen mit Heu und Kräutern
- Gefüllte Küchenrollen, mit einem dichten Büschel Heu verschlossen, damit die Tiere es sich „erarbeiten“ müssen
- ein Ziegel mit Löchern, ebenfalls sehr gut für „Kräutersträuße“ geeignet
- Futterturm aus einem dickeren Ast mit eingebohrten Mulden für Blattgrün-Sträuße
- Futterspieß mit stabilen Holzstäbchen (eher für Gemüse, bitte nur wenig Obst!)
- Futterseil aus Heu mit Frischfutter wie Salat oder Kräutern
- Futtersuche im Heuhaufen oder Karton
- kleine Papiertütchen mit raschelndem Inhalt
- Leckerlis (Gemüse oder Obst) unter Pappbechern verstecken
Wichtig war mir immer: Möglichst viel rohfaserreiches Futter zu verwenden und Obst nur sehr sparsam, da es zu viel Zucker enthält. Auch Möhre gilt nur durch einen Irrtum als typisches Kaninchenfutter. Mehr dazu in diesem Artikel: Sind Karotten für Kaninchen wirklich so gesund?
Denn auch wenn viele früher ihre Kaninchen eher wie einen „lebenden Biomüll-Verwerter“ versorgt haben (Kartoffelschalen, altes Brot usw.) brauchen sie vor allem eins: etwas Faserreiches zum Mümmeln – fast rund um die Uhr.
Mit Parcours und Sprungübungen Kaninchen beschäftigen
Ich hatte nur wenig Platz – aber ich nutzte ihn kreativ. Aus Büchern, kleinen Hockern oder Kartons baute ich Mini-Parcours. Heute gilt dies tatsächlich ein Sport, der sich Kaninhop nennt. Denn Kaninchen springen gern, besonders wenn man sie mit Futter über die Hürden lockt.
Besonders spannend fanden meine Kaninchen Gänge hinter Möbeln, selbst gebaute Brücken oder einfach ein paar Äste als Mini-Hindernis zum Darüberhüpfen. Wer Kaninchen sinnvoll beschäftigen will, sollte besonders für ausreichend Bewegung sorgen.
Heute gibt es viele für Kaninchen geeignete Spielzeuge im Fachhandel. Wichtig ist hierbei, darauf zu achten, dass diese nicht aus Plastik sind, denn nach meiner Erfahrung benagen Kaninchen so ziemlich alles. Scharfkantiges Plastik könnte so sonst leicht in den Verdauungstrakt der Tiere gelangen.
Geistige Auslastung mit Clickertraining & Denkspielen
Kaninchen sind also nicht weniger intelligent oder spielfreudig als Hunde und Katzen. Auch Clickertraining kann daher für sie sehr sinnvoll sein. Ich persönlich habe es nicht ausprobiert, da ich damals noch nie von dieser Trainingsmethode gehört hatte, allerdings ist mittlerweile gut erforscht, dass Kaninchen sehr gut auf Tricktraining und positive Verstärkung reagieren.
Denn intelligent sind die Tiere auf jeden Fall. Das zeigt sich schon daran, wie leicht es für meine beiden Hoppler später wurde, beim Hütchenspiel immer direkt das Leckerli zu ergattern. Diese Intelligenzspiele sind schnell gebaut – aber sie forderten die beiden richtig.
Ich habe gelernt: Es muss nicht teuer oder kompliziert sein, Kaninchen zu beschäftigen. Die Hauptsache ist, dass regelmäßig etwas Neues passiert. Mal ein Karton, mal ein Tuch oder Schnüffelteppich aus Stoffresten, mal etwas Futter an ungewöhnlicher Stelle. Die Welt meiner Kaninchen war klein – aber ich versuchte, sie so spannend wie möglich zu gestalten. Denn wer Kaninchen richtig beschäftigen will, braucht vor allem Kreativität und Beobachtungsgabe.

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Fazit: Kaninchen beschäftigen ist kein Extra – es ist Grundversorgung
Ich wünschte, ich hätte damals schon alles gewusst, was ich heute weiß. Nina und Lola hätten noch mehr Platz verdient gehabt – oder am besten ein artgerechtes Gehege im Garten. Aber ich weiß auch: Ich habe nach meinen Möglichkeiten viel gegeben, um ihnen ein aktives, neugieriges Leben zu ermöglichen.
Wer Kaninchen hält – ob in Innenhaltung oder draußen –, sollte sie jeden Tag aufs Neue sinnvoll beschäftigen. Nicht als Luxus, sondern als Grundbedürfnis. Denn glückliche Kaninchen sind nicht nur gesund – sie machen auch das eigene Leben reicher.

Zur Autorin
Sich um Tiere zu kümmern, gehört für Louisa Stoeffler einfach zum Leben dazu. Seit frühester Kindheit begleiteten sie Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen, Kanarienvögel und Wellensittiche auf ihrem Lebensweg. Seit 2022 schreibt sie darüber auch als Fachredakteurin bei PETBOOK. Besonders am Herzen liegen ihr dabei jene Tiere und Themen, die oft im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen – wie die richtige Versorgung und Pflege von Kleintieren. Ihr Ziel: komplexe Zusammenhänge verständlich aufbereiten, Tierschutz stärken und Leserinnen und Leser für die Vielfalt der Tierwelt sensibilisieren.