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Lebhafte Beutegreifer

Frettchen als Haustiere halten – nicht für jeden geeignet

ein Frettchen wird an der Leine spazieren geführt
Wer ein Frettchen halten möchte, sollte sich gründlich informieren. Für die bewegungsfreudigen Tiere reicht ein Spaziergang pro Tag nicht, um sie auszulasten Foto: Getty Images
Sonja Jordans

23.12.2022, 13:43 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Frettchen als Haustiere werden immer beliebter, doch Haltung der anspruchsvollen Tiere ist nicht einfach. So muss man vieles beachten, um die kleinen Beutegreifer so artgerecht wie möglich zu halten. PETBOOK zeigt die große Übersicht.

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Sie sehen putzig aus, sind quirlig-frech und gelten als sehr gelehrig: Frettchen. Die kleinen, vom europäischen Iltis abstammenden Beutegreifer erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch sie sind nicht einfach zu halten, brauchen viel Platz, Aufmerksamkeit und Erfahrung, um gesund und artgerecht alt werden zu können. PETBOOK erläutert, worauf es bei der Frettchen-Haltung ankommt und wann man sich lieber für ein anderes Haustier entscheiden sollte.

Wer sich für Frettchen interessiert, sollte wissen: Die zur Familie der Marder gehörenden Beutegreifer riechen mitunter sehr unangenehm, besonders wenn sie sich gestresst fühlen. Doch auch ganz ohne Stress geht von den Tieren ein strenger Geruch aus, der auch durch Kastration nicht verschwindet. Denn dieser stammt aus den Analdrüsen der Tiere. Entfernt werden dürfen diese nicht, das verbietet das deutsche Tierschutzgesetz. Auch das Baden der Tiere, die Shampoo oder Ähnliches ohnehin nicht mögen, nutzt nichts gegen das strenge Aroma.

Für wen sind Frettchen als Haustiere geeignet?

Frettchen sind Raubtiere. Mit ihren spitzen Zähnen können auch zahme Exemplare beim Spielen und Toben kräftig zubeißen. Ein Zwicken ist zudem eine für die Tiere übliche Aufforderung zum Spielen. Für kleine Kinder sind Frettchen deshalb eher ungeeignet. Zudem erfordern sie viel Aufmerksamkeit und Erfahrung. Besonders junge Frettchen brauchen Zuwendung, damit sie nicht bissig werden und sich an den Menschen gewöhnen.

Frettchen können in Gefangenschaft sechs bis neun, mitunter aber auch zehn Jahre alt werden. Nur, wer sich diese Zeit nehmen kann und über ausreichend Platz verfügt, um die Tiere unterbringen zu können, sollte über die Anschaffung eines Frettchens nachdenken. Ebenso ist die Haltung der Tiere mit Nagern wie Hamstern oder Mäusen und anderen Kleintieren im selben Haus nicht gefahrlos möglich – Frettchen sehen diese als Beute an. Ob sie sich mit Hunden oder Katzen vertragen, muss unter Beaufsichtigung ausprobiert werden.

Was kosten Frettchen?

Für den Kauf eines Frettchens zahlen Halter im Schnitt pro Tier zwischen 100 und 300 Euro – je nach Art oder Fellfarbe kann der Preis variieren. Für die Ausstattung wie Näpfe, Spielsachen und Toilettenstreu lassen sich die Ausgaben für Frettchen lediglich überschlagen.

Die Kosten für der Frettchenhaltung sind auch abhängig von der Bezugsquelle, der Anzahl der gehaltenen Frettchen und der Wahl der Unterbringung. Die monatlichen Ausgaben liegen etwa zwischen 150 und 200 Euro. Futterkosten betragen monatlich 40 bis 50 Euro. Dazu kommen Tierarztkosten für Impfungen, etwa gegen Staupe, regelmäßige Kontrollen und gegebenenfalls die Kastration.

Wo kauft man Frettchen?

Auf keinen Fall ungesehen auf Online-Plattformen. Am besten kontaktiert man einen seriösen Züchter, Tierhilfsorganisationen, Tierheimen oder Frettchen-Initiativen. Dabei sollte man sich die Verkaufsstelle genau ansehen und auf Sauberkeit und artgerechte Unterbringung achten. Bei Jungtieren sollte man zudem das Muttertier besichtigen können. Seriöse Verkäufer erkundigen sich zudem auch bei einem selbst nach Erfahrung, Haltungsbedingungen und anderen Details.

Wie hält man Frettchen artgerecht?

Frettchen brauchen viel Platz, um ihrem ausgeprägten Bewegungsdrang nachgehen zu können. Zudem sollten die geselligen Tiere niemals einzeln gehalten werden. Paare aus Weibchen und Männchen oder zwei Weibchen gelten als unproblematisch, zwei männliche Tiere dagegen sind wegen häufiger Kämpfe untereinander ungeeignet. Ein Frettchen-Duo benötigt mindestens eine Unterkunft mit rund sechs Quadratmetern Grundfläche und anderthalb Metern Höhe. Für jedes weitere Tier ist ein zusätzlicher Quadratmeter nötig.

Auf Käfige sollte bei der Haltung von Frettchen generell verzichtet werden, besonders Modelle für Hamster oder Kaninchen sind ungeeignet. Die Unterbringung sollte über mehrere Ebenen verfügen, die von den Frettchen über Leitern, Rohre oder Schrägen erreicht werden können. Zwingend benötigt jedes Tier eine eigene, gepolsterte Schlafhöhle. Zudem sollte das Gehege über Versteckmöglichkeiten verfügen. Kartons aus Pappe bieten sich dafür ebenso an, wie Katzenhöhlen und sogenannte Rascheltüten für Katzen, die an knisternde Schlafsäcke erinnern.

Werden die Tiere im Freien gehalten, müssen die Schlafboxen isoliert und schattig aufgestellt sein, denn die kleinen Raubtiere gelten als hitzeempfindlich. Besser für die Tiere sind jedoch die freie Haltung in der Wohnung oder ein eigenes, ausreichend großes Zimmer, das sie komplett nutzen können.

Frettchen als Haustier zu halten, bedeutet Beschäftigung

Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten sind für die intelligenten Tiere essenziell. Im Fachhandel gibt es spezielles Spielzeug für Frettchen, aber auch Katzen- oder Hundespielsachen sind geeignet, ebenso wie Zweige und Wurzeln zum Klettern. Gerne angeln Frettchen ihr Futter aus kleinen Bällchen oder ähnlichem. Auch streicheln und knuddeln ist für Frettchen eine angenehme Beschäftigung – ebenso wie für die Halter.

Genauso wie Katzen mögen Frettchen ebenfalls raschelnde Bälle oder Schlafsäcke. Bei höheren Temperaturen kann einem Frettchen auch eine flache Bademöglichkeit angeboten werden. Buddeln und scharren zählt zu den Lieblingsbeschäftigungen der Tiere. Daher haben sie gerne mindestens eine Ecke mit Sand, Kies oder Erde im Gehege, in der sie sich austoben können. Achtung: Einstreu, wie es für Hasen oder Hamsterkäfige angeboten wird, ist für die „Buddelecke“ von Frettchen ungeeignet!

Was fressen Frettchen?

Frettchen sind Beutegreifer, deswegen eignet sich für sie keine vegetarische Ernährung. Zudem müssen sie wegen ihres sensiblen Blutzuckerspiegels ständig die Möglichkeit haben, etwas zu sich nehmen zu können. Ihre wilden Verwandten ernähren sich von kleineren Beutetieren wie Fröschen, Mäusen, Eiern, jungen Säugetieren und Vögeln. Im Fachhandel gibt es spezielles Trocken- und Nassfutter für Frettchen.

Achtung: Besonders Hundefutter bietet keine ausgewogene Ernährung für Frettchen, da es über einen zu niedrigen Anteil an Rohproteinen verfügt. Dieser muss für Frettchenfutter bei mehr als 30 Prozent liegen. Daher eignet sich für die Tiere hauptsächlich frisches, rohes Fleisch. Dafür kann man etwa Eintagsküken, Mäuse oder Ratten als Ganzes füttern.

Rohes Muskelfleisch von Rind, Geflügel oder Kaninchen gilt für Frettchen als ebenso geeignet wie Fisch. Hühner- und Putenherzen ergänzen den Speiseplan. Die regelmäßige Gabe von Leber und Niere eignet sich weniger. Frettchen verzehren auch gerne Fisch und gekochte Eier. Beim rohen Ei sollte man jedoch nur das Eigelb verfüttern, denn rohes Eiweiß verhindert die Aufnahme und Verarbeitung von Biotin im Körper. Rohes Schweinefleisch, Wurst und gewürzte Speisen sind dagegen absolut tabu für Frettchen! Das gilt auch für Süßigkeiten, Gebäck und Brot.

Zudem müssen Frettchen jederzeit ausreichend trinken können. Der Wassernapf muss so schwer sein, dass die Tiere ihn beim Spielen nicht umwerfen können und der Inhalt täglich gewechselt werden.

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Wie pflegt man Frettchen richtig?

Frettchen gelten als sehr reinlich und putzen sich ausgiebig und gründlich. Für die Haltung von Frettchen als Haustier ist daher auch die gründliche Pflege durch den Halter wichtig. Gelegentliches Kämmen mit einer weichen Bürste ist notwendig, um Verfilzungen und Knötchen zu lösen. Das Stutzen der Krallen fällt regelmäßig an und Verschmutzungen in den Ohren entfernen Halter vorsichtig mit einem weichen Tuch.

Für ihre Ausscheidungen suchen Frettchen meist dieselben Ecken auf. Die Tiere lassen sich sogar wie Katzen an eine Toilette gewöhnen. Am besten stellen Halter in den Ecken, die die Tiere regelmäßig aufsuchen, Katzentoiletten mit geeigneter, duftfreier Streu auf. Wichtig: Die Toilette muss täglich, gerne mehrmals, gereinigt werden. Das Reinigen von Schlafdecken und Höhlen fällt etwa einmal pro Woche an, dann werden diese gewechselt, ausgeschüttelt und bei Bedarf gewaschen.

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Um sie als Haustier zu halten, brauchen Frettchen genug Auslauf

Mitunter sieht man Frettchenhalter, die ihr Tier an Brustgeschirr und Leine spazieren führen. Das allein reicht jedoch nicht aus, um dem Bewegungsdrang der lebhaften Tiere gerecht zu werden. Für dei artgerechte Haltung von Frettchen brauchen die Tiere täglich mehrere Stunden Freilauf mit Beschäftigungsmöglichkeiten.

Vorsicht beim Freigang in der Wohnung. Hier lauern mögliche Gefahren wie giftige Pflanzen, Medikamente, Putzmittel und Stromkabel. Diese müssen für die Tiere unzugänglich beiseite geräumt werden, bevor Frettchen den Wohnraum erkunden können. Da Frettchen hervorragende Kletterer sind, kommen sie nahezu überall hinauf, weshalb auch Regale und Schränke von Gefahrenquellen befreit werden müssen. Vor allem kleinere Gegenstände, die herumliegen, können schnell von den Tieren verschluckt werden – Ordnung ist daher wichtig.

Frettchen zerbeißen besonders gerne Dinge aus Gummi, etwa Radiergummis oder Verschlussringe. Verschlucken die Tiere Teile davon, können bei ihnen gesundheitliche Probleme bis hin zum Darmverschluss auftreten. Ein Außengehege, in dem Frettchen frei herumlaufen, muss kletter- und buddelsicher sein. Sonst graben sich die Tiere schnell unter dem Zaun durch.

Quellen

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