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Forensische Beweise

Wie Katzenfell dazu beitragen könnte, Kriminalfälle aufzuklären

Eine Katze liegt auf einem Polizeiabsperrband
Dass Katzen besondere Tiere sind, wissen viele Liebhaber der Tiere genau. Doch, dass mit ihrer Hilfe auch Kriminalfälle aufgeklärt werden könnten, ist neu Foto: Getty Images
Alexandra Beste

25.11.2022, 06:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Zur Überführung eines Täters sind Beweise essenziell. Doch wo sollen Ermittler nur suchen? Laut Forensikern aus Australien könnten sich wichtige Spuren auf einem unerwarteten Zeugen des Verbrechens finden. Wie Katzenfell dabei helfen soll, Kriminalfälle aufzuklären.

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Im Volksmund haben Katzen den Ruf, geheimnisvoll oder gar mysteriös zu sein. Laut einem Team australischer Forensiker könnten die Tiere aber wirklich etwas zu verbergen haben – zumindest in ihrem Fell. Denn dort könnten wichtige DNA-Spuren versteckt sein. So könnte Katzenfell wohl durchaus dazu beitragen, einen Kriminalfall schneller zu lösen.

Werden Katzen nun Kriminalbeamte?

Bei polizeilichen Ermittlungen spielt die Sammlung menschlichen Spurenmaterials eine wichtige Rolle, erklärte Heidi Monkman, Forscherin an der Flinders University in Australien, in einer Pressemitteilung. „Aber es fehlen Daten zur Bedeutung von Begleittieren wie Katzen und Hunde bei der Übertragung menschlicher DNA.“

Gemeinsam mit ihrer Arbeitskollegin Mariya Goray und dem Forensiker Roland van Oorschot ging Monkman deshalb auf die Spurensuche. Sie analysierte, inwieweit genetisches Material von Menschen – wie etwa Hautzellen oder Haare – aus Katzenfell extrahiert werden können. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Jahr 2020 im Fachjournal „Forensic Science International: Genetics Supplement Series“.  

Forscher untersuchten Katzenfell auf DNA-Spuren

Für seine forensische Untersuchung fokussierte sich das Forschungsteam auf 15 Haushalte mit insgesamt 20 Katzen. Die Wissenschaftler baten die Katzenbesitzer, Fragebögen zu den Angewohnheiten ihrer Haustiere auszufüllen. Unter anderem wurde gefragt, wie oft und von wem die Katzen angefasst und gestreichelt werden. 

Zudem machten die Wissenschaftler pro Tier zwei Fellabstriche. Von den menschlichen Mitbewohnern sammelten Monkman und ihre Kollegen wiederum DNA-Proben. Ausgenommen von der Probensammlung wurde aber ein minderjähriges Kind, das in einem Haushalt wohnte.1

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DNA-Analyse von Katzenfell kann tatsächlich Beweise in Kriminalfällen liefern

Die Ergebnisse der Auswertung sind beachtlich: In 80 Prozent der Fellproben konnten die Forscher DNA-Spuren nachweisen. Bei 70 Prozent der Katzen konnten die Forensiker sogar ein komplettes DNA-Profil zu einer Person erstellen. Dabei gab es keine signifikanten Unterschiede, wann die Vierbeiner das letzte Mal angefasst wurden. Auch bei der Felllänge der Tiere ließen sich keine wesentlichen Unterschiede feststellen. 

In den meisten Fällen stammte das genetische Material im Fell der Katzen von Menschen aus dem gleichen Haushalt. Bei sechs Katzen entdeckten Monkman und ihre Kollegen aber etwas Unerwartetes – nämlich unbekannte menschliche DNA. Nach Angaben der Besitzer verbrachten zwei Katzen viel Zeit im Bett des Kindes, das keine DNA-Probe abgab. Das könnte das Mysterium teilweise erklären. Woher das restliche genetische Material stammt, fanden die Studienautoren jedoch nicht heraus.1

„Diese Art von Daten kann uns helfen, die Bedeutung von DNA-Auswertungen zu verstehen, insbesondere wenn es eine Übereinstimmung mit einer Person von besonderem [polizeilichem] Interesse gibt“, sagte Goray in einer Pressemitteilung. „Sind diese DNA-Funde das Ergebnis einer kriminellen Aktivität oder könnten sie durch ein Haustier übertragen und am Tatort deponiert worden sein?“

Könnten auch haarlose Katzen Fälle aufklären?

Ein Fall aus der Studie sei aber besonders kurios gewesen. In einem Haushalt mit zwei Katzen und zwei Erwachsenen befand sich auf einer Katze – eine haarlose Sphynx – die DNA einer unbekannten dritten Person. Auf dem zweiten Haustier – eine kurzhaarige Ragdoll-Katze – konnte die DNA des Unbekannten jedoch nicht nachgewiesen werden. Dabei hätten beide Katzen etwa gleich viel mit Menschen interagiert.

„Die Art und Weise, wie diese DNA auf die Katze übertragen wurde und wie sie auf ihr verblieb, ist nicht bekannt“, schreiben die Studienautoren. Möglicherweise könnte die Katze an eine kontaminierte Oberfläche gekommen sein. Andererseits könnte die DNA von einem Besucher stammen, der das Haustier etwa gestreichelt hat.1

In jedem Fall belege das Szenario laut Goray die Notwendigkeit weiterer Forschung in diesem Gebiet. Nur so könne mehr über die Übertragung menschlicher DNA auf Katzenfell und ein möglicher Nutzen in Kriminalfällen aufgedeckt werden. Ein spannender Fall also, für die Kriminalistik.

Quellen

  • 1. Monkman, H., van Oorschot, R. A., & Goray, M. (2022). Is there human DNA on cats. Forensic Science International: Genetics Supplement Series.
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