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An Menschen und Tiere gewöhnen

Warum die Sozialisierung junger Katzen wichtig ist

Katze sozialisieren
Die Sozialisierung junger Katzen legt den Grundstein für ein glückliches Katzenleben (Symbolbild) Foto: Getty Images
Ninja Sinke Autorin

23.12.2022, 16:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Katzen sind die beliebtesten Haustiere der Deutschen. Im Jahr 2021 lebten mehr als 16,5 Millionen von ihnen in Deutschland – Tendenz steigend. Für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Tier sind jedoch besonders die ersten Lebensmonate einer Katze wichtig. In dieser Zeit legt die sogenannte Sozialisierung den Grundstein für ein zufriedenes Katzenleben.

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Unter den verschiedenen Katzenrassen gibt es welche, denen ein unabhängiges Wesen nachgesagt wird und solche, die als besonders menschenbezogen gelten. Die Eigenschaften einer Katze und ob sie sich zu einem ausgeglichenen Tier entwickelt, hängen jedoch weniger von der Rasse ab. Vielmehr entscheiden die ersten Lebenswochen maßgeblich darüber. Die sogenannte Sozialisierung einer Katze bereitet sie auf ihr Leben als Katze vor und gibt ihr wichtige Grundlagen mit. Wer sein Leben mit einer Katze teilen möchte, sollte darüber Bescheid wissen, warum die Sozialisierung einer jungen Katze so wichtig ist und was man als Katzenhalter dabei beachten muss.

Kitten durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen

Katzen lernen ihr Leben lang. Besonders wichtig ist dafür aber die sogenannte Prägephase. Diese liegt zwischen der zweiten und siebten Lebenswoche der Kätzchen. In dieser Zeit sollten die Tiere Geräusche, Gerüche und Lebewesen kennenlernen, die später in ihrem Leben eine Rolle spielen. Um die spätere Beziehung zum Menschen optimal vorzubereiten, sollten Kitten daher ab der zweiten Lebenswoche regelmäßig gestreichelt und auf den Arm genommen werden. So gewöhnen sie sich daran, von Menschen gehandelt zu werden und empfinden dies später nicht als unangenehm oder beängstigend. Die Vorbereitungszeit liegt damit vor allem in der Verantwortung des Züchters.

Sind die Kitten etwas älter, folgt ab der 7. und bis zur 18. Lebenswoche die Phase der Sozialisierung. In dieser Zeit beginnen die jungen Katzen, besonders intensiv ihre Umgebung zu erkunden. Dabei wird die Grundlage für die Bindung zu anderen Lebewesen und demzufolge auch zum Menschen gebildet. Bis zum siebten Lebensmonat verfestigen sich diese Beziehungen kontinuierlich. Aus diesem Grund sollten sich Katzenhalter ausreichend Zeit für Sozialisierung ihrer jungen Katze nehmen.

Sozialisierung einer Katze: Was bedeutet das eigentlich?

Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff der Sozialisierung? Allgemein gefasst beschreibt sie die Zeit die Gewöhnung der Kitten an ihre Umgebung und das Kennenlernen bestimmter Verhaltensweisen. Die Jungtiere lernen, mit anderen Tieren und Menschen zu interagieren und natürlich auch, mit anderen Katzen zu kommunizieren. Ebenso imitieren sie das Verhalten des Muttertiers. Mit anderen Worten: die Kitten lernen, was es bedeutet, eine Katze zu sein. Das ist wichtig, damit sie im Laufe ihres Lebens in einer Gemeinschaft gut zurechtkommen.

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Kinderstube: Hier startet die Sozialisierung

Die Sozialisierung der Katzen beginnt in ihrer Kinderstube und somit größtenteils an dem Ort, an dem sie aufwachsen, etwa beim Züchter. Dort üben die Kitten eines Wurfs spielerisch miteinander, ihre Krallen und Zähne einzusetzen. Ebenso schaut sich der Nachwuchs viele Verhaltensweisen beim Muttertier ab. Daher sollten junge Katzen so lange wie möglich in ihrem Familienverband bleiben können – optimalerweise mindestens zwölf Wochen lang. So können sich die Jungtiere ausreichend psychisch und sozial entwickeln und es entsteht eine gute Basis für ihr weiteres Aufwachsen. Optimal sind dafür ausreichend vorhandener Menschenkontakt und Erlebnisraum, welcher den Kitten dabei zur Verfügung stehen sollte.

Für Kitten, die bereits in ihrer achten Lebenswoche in ihr neues Zuhause müssen, sind möglichst früh viele positive Erfahrungen wichtig. Denn so entwickeln sie sich zu Katzen mit Selbstvertrauen und Sicherheitsgefühl, anstatt verängstigt zu sein oder aggressive Verhaltensweisen zu erlernen. Es gilt jedoch: ohne vernünftigen Grund sollte ein Kätzchen frühestens mit 12 Wochen von der Mutter getrennt werden. Seriöse Züchter geben die Kätzchen kaum früher ab.

Zudem sollte man beachten, dass das Umfeld, in dem die Kitten aufwachsen, dem ähnelt, was sie in ihrem neuen Zuhause erwartet. Handelt es sich um Kätzchen, die auf dem Bauernhof groß werden oder um den Nachwuchs einer Freigängerkatze, eignen sich diese Tiere weniger für eine reine Wohnungshaltung. Umgekehrt sollten Kätzchen, die nur die Wohnung aufwachsen, in ihrem neuen Zuhause nicht gleich in den Garten gelassen werden, da sollten etwa nicht ohne Weiteres als Wohnungskatze gehalten werden und umgekehrt.

Was bei der Sozialisierung einer Katze zu beachten ist

Die Sozialisierung einer Katze ist Grundlage ihres späteren Verhaltens. Prinzipiell gilt: Wer einem Kitten ein Zuhause gibt, sollte die Eingewöhnung des Tieres am besten für mehrere Wochen intensiv begleiten. Besonders wenn die Kätzchen beim Einzug jünger als die empfohlenen 12 Wochen sind, benötigen sie extra Aufmerksamkeit und Zuwendung.

Unmittelbar nach ihrer Geburt werden Kitten das erste Mal von ihrer Mutter abgeleckt. An diese Berührung erinnern sie sich, wenn sie vom neuen Katzenhalter gestreichelt werden. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass jede Katze Streicheleinheiten von Menschen als angenehm empfindet. In der Eingewöhnungsphase (und natürlich darüber hinaus) ist Berührung daher eine wichtige Form der Vertrauensbildung. Dabei lernt die Katze, dass der Kontakt mit Menschen für sie eine positive Erfahrung in der noch ungewohnten Umgebung ist. Gleichzeitig überträgt sich der Geruch des Menschen beim Streicheln auf die Katze und sie gewöhnt sich daran. Das ist wichtig, denn für Katzen ist Geruch eine wichtige Komponente ihrer Kommunikation.

Ein weiterer wichtiger Teil der Beziehungsbasis zwischen Katze und Mensch ist das regelmäßige Sprechen mit der jungen Katze. Sie gewöhnt sich so an unterschiedliche Tonlagen und ihre Bedeutung. So funktioniert die Kommunikation zischen Katze und Mensch auf lange Sicht besser. Obwohl die Tiere vieles zunächst nicht verstehen, was der Mensch ihnen erzählt, gewöhnen sie sich dennoch an seine Stimme.

Unzureichende Sozialisierung kann Angst und Unsicherheit bedingen

Wer sich Zeit für die Eingewöhnung seiner jungen Katze nimmt, kann somit die Basis für ein harmonisches Zusammenleben schaffen. Ebenso ist die Auswahl der Herkunft bzw. des richtigen Züchters zu beachten: Neugeborene Kitten wachsen optimal mit einem gesunden Muttertier und regelmäßigen Menschenkontakt auf. Wie wichtig die Sozialisierung einer Katze ist, belegt auch eine Studie der „Universität Helsinki“. Eine nicht ausreichende Sozialisierung der Katze könne Angaben der finnischen Wissenschaftler zufolge zu problematischen Verhaltensweisen des Tieres führen. Dazu gehört vor allem das Urinieren außerhalb des Katzenklos aber auch Kratzen und Beißen. Die Ursache des problematischen Verhaltens liege in vermehrter Ängstlichkeit und Aggression der Katze und sei einer der häufigsten Gründe dafür, warum Katzen (an Tierheime) abgegeben werden, erklären die Forscher weiter. Der Zusammenhang zu unzureichender Sozialisierung weise deswegen auf die Wichtigkeit dieses Prozesses hin.

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Probleme bei der Sozialisierung Ihrer Katze vermeiden

In den ersten Wochen bis Monaten, die eine junge Katze in ihrem neuen Zuhause verbringt, sollte sie so wenig negative Erfahrungen machen, wie nur möglich. Jeder weitere Bewohner des Haushalts und auch andere Tiere sollten Sie dem Kitten langsam vorstellen und die Interaktion beobachten. Vermeiden sie, das junge Kätzchen zu überfordern, indem Sie ihm zum Beispiel gleich Freigang zum Garten gewähren. Denn zu viele unbekannte Situationen mit Menschen, Tieren oder Gegenständen können bei Kitten zu Stress und damit schlechten Erfahrungen führen. Daher sollten die ersten Tage im neuen Zuhause in einer überschaubaren Umgebung und mit viel Ruhe und Geduld stattfinden, um Probleme bei der Sozialisierung zu vermeiden. Ein ruhiger Rückzugsort, an den sich das Kitten bei Bedarf begeben kann, muss von Anfang an vorhanden sein. Je mehr Geduld Sie Ihrer Katze entgegenbringen, desto eher wird sie von sich aus auf neue Situationen zugehen und sich gut eingewöhnen.

Quellen

Themen #fellby Katzenverhalten
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