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Winkekatze

Maneki-neko – Die Geschichte der asiatischen Glückskatzen

Figuren von japanischen Glückskatzen in einem Tempel in Tokyo
Die japanischen Glückskatzen sind auch als "Winkekatzen" bekannt und sollen für Glück und Wohlstand sorgen Foto: Getty Images

27.11.2022, 07:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Maneki-nekos sieht man im asiatischen Supermarkt, in chinesischen Restaurants – oder man dekoriert damit das eigene Zuhause. Die sogenannten „Winkekatzen“ sollen Glück bringen und für Wohlstand sorgen. Doch was ist eigentlich die Geschichte der asiatischen Glückskatze?

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War die Maneki-neko früher vornehmlich in Geschäften in Thailand, China oder auch in Japan verbreitet, ist sie mittlerweile Teil des asiatischen Alltags. In Japan etwa taucht sie in den unterschiedlichsten Filmen, Animes und Mangas auf. Und auch in Deutschland sind die Glückskatzen verbreitet. So kann man sie hier zum Beispiel in vielen asiatischen Restaurants sehen. Die sogenannten „Winkekatzen“ trifft man nicht grundlos in Ladenlokalen an. Sie sollen dort nämlich für ein gutes Geschäft sorgen, beziehungsweise Kunden in den Laden bringen – und erfüllen damit für die, die an ihre Kräfte glauben, einen ganz konkreten und praktischen Alltagsnutzen. Über die Bedeutung ihrer unterschiedlichen Farben sowie über die Frage, auf welche Katzenrasse die Maneki-neko zurückgeht, hat PETBOOK mit Prof. Dr. Elena Giannoulis, Professorin Ostasiatisches Seminar, am Institut für Japanologie der Freien Universität Berlin, gesprochen.

Diese Bedeutung haben die Farben der Maneki-neko

Maneki-neko gibt es in den unterschiedlichsten Farb-Variationen. Die verschiedenen Farben haben unterschiedliche Bedeutungen.

  • schwarz: Dämonen vertreiben
  • rot: Gesundheit herbeirufen oder Krankheiten abwehren
  • pink: Liebe oder Freundschaft herbeiführen

Besonders häufig sind sogenannte Mike-neko (deutsch: „Drei-Fell-Katzen“). Sie sind weiß, schwarz und rötlich – eine Farbkombination, die für Glück steht. Generell veränderte sich die „Winkekatze“ im Laufe der Zeit. Bestanden die Katzen zum Beispiel ursprünglich aus Keramik oder Porzellan, werden sie seit längerer Zeit auch aus Plastik gefertigt. Auch die Farbgestaltung der Maneki-neko ändert sich.

„Mittlerweile gibt es zum Beispiel auch eine blaue Maneki-neko, die für Verkehrssicherheit steht“, sagt Japan-Expertin Prof. Dr. Giannoulis auf PETBOOK-Anfrage. Auch seien die Katzen oft mit den unterschiedlichsten Accessoires wie Fischen ausgestattet, die die Fähigkeiten des Glücksbringers verstärken sollen.

Auch interessant: Sind dreifarbige Katzen immer weiblich?

Die erste geschichtliche Erwähnung der „Winkekatze“

Zur Entstehungsgeschichte der Maneki-neko gibt es ganz unterschiedliche Theorien. Sicher ist laut Prof. Dr. Giannoulis jedoch: „Katzen sind in Japan seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. domestiziert. Wurden sie in China sehr wohlwollend und positiv gesehen, war die Meinung in Bezug auf Katzen in Japan eher zwiegespalten. Auf der einen Seite galten die Tiere als fleißig und als Beschützer von Häusern. Auf der anderen Seite wurden sie dämonisiert.“

Das Winken gilt laut der Expertin in Japan als wohlwollende Warnung vor einem herannahenden Unglück. „Deshalb wurden die Katzen in Japan ab dem 16. Jahrhundert als Wiedergeburt beziehungsweise Reinkarnation der Gnadengöttin Kannon bewertet“, so Prof. Dr. Giannoulis.

Wurde die Maneki-neko einer echten Katzenrasse nachempfunden? Auf diese Frage antwortet Prof. Dr. Giannoulis: „Die Maneki-neko geht auf Japanese Bobtail Katzen zurück. Sie wurden am japanischen Kaiserhof gezüchtet und waren nur den Adeligen vorbehalten.“ Diese Rasse zeichnet sich durch eine charakteristische Schildpatt-Fellmusterung aus, die an die Dreifarbigkeit der Mike-neko erinnert. Außerdem haben die Japanese Bobtail einen kurzen Stummelschwanz, der zuerst kupiert wurde und später zu kurz gezüchtet wurde. Daher ist die Rasse als Qualzucht einzuschätzen.

Japanese Bobtail Katze beim Streunern in einem Park in Kagoshima, Japan
Maneki-Neko sind dreifarbigen Japanese Bobtail Ketzen nachempfunden. Weiß-schwarz-rot gemusterte Winkekatzen werden als Mike-neko bezeichnet. Foto: JordiStock

Von Marushime-neko zu Maneki-neko – die Entwicklung der Glückskatze

Der historische Vorläufer der heutigen Maneki-neko ist die sogenannte Marushime-neko, die ab dem 16. Jahrhundert auftauchte. „Dabei handelt es sich um aufrecht sitzende Katzen, die ein wenig schmaler aussehen als Maneki-nekos“, so Prof. Dr. Giannoulis. Im Gegensatz zu den meist dreifarbigen Maneki-nekos sind sie häufig schwarz-weiß und tragen eine rote Schleife sowie eine Art grünen, sogenannten Pierrot-Kragen. Auch konnten die Maneki-Neko-Vorgänger noch nicht winken – ihre rechte Pfote hatten sie nur erhoben.

Die zierlichen Tonfiguren wurden von Mönchen aus dem Sensō-ji-Tempel in Asakusa, Tokio angefertigt und bemalt. Ursprünglich fungierten Marushime-neko als Talismane, erkennbar auch an einem Siegel an ihrem Gesäß, das eine Glück bringende Funktion hatte. Sie waren bei Kunden sehr beliebt und wurden gewinnbringend verkauft. Trotzdem haben erfuhren sie erst mit Beginn der Meiji-Zeit, ab 1868, eine größere Verbreitung. Mehr zum „Katzentempel“ Gōtoku-ji-Tempels, lesen Sie bei TRAVELBOOK.

„Belegt ist, dass der Begriff „Maneki-neko“ 1852 in einem Handelsmagazin-Artikel zum ersten Mal erwähnt wurde. In dem Artikel wird die Geschichte einer alten Dame erzählt. Weil sie sehr arm war, musste sie sich von ihren geliebten Katzen trennen. Eine der Katzen ist ihr nach der Trennung in einem Traum erschienen. In diesem Traum hat die Katze die alte Dame darum gebeten, eine Figur in Gestalt einer Katze anzufertigen, damit sie glücklich und wohlhabend wird“, sagt Prof. Dr. Giannoulis. Die Japanologin fügt hinzu: „Die alte Dame kam diesem Wunsch nach und fertige Katzen-Statuen aus Porzellan an. Ihre Porzellan-Katzen verkaufte die Dame im Stadtteil Asakusa, der heute im Tokioter Bezirk Taitō liegt. Und zwar nachgewiesenermaßen sehr erfolgreich, sodass sie letztendlich zu Wohlstand gelangte.“

Nahaufnahme von Souveniren von Marushime-neko
Asakusa im Norden Tokios ist heute eine der bekanntesten Touristen-Gegenden der japanischen Hauptstadt. Hier – insbesondere um einen der berühmtesten Tempel Tokios, dem Sensō-ji-Tempel herum – werden heutzutage auch noch Millionen Glücksbringer-Anhänger verkauft, auch mit Maneki-neko-Motiv Foto: Getty Images
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Warum winkt die Maneki-neko?

Das charakteristische Vor- und Zurückbewegen der Katzenpfoten ist vermutlich der Putzbewegung von Katzen nachempfunden und kann als freundliches „ins Haus Hineinrufen“ gedeutet werden. Der Begriff „Maneki-neko“ setzt sich aus dem Verb „maneku“ (deutsch: „herbeiwinken“) und dem Substantiv „neko“ (deutsch: „Katze“) zusammen. Je nach Farbgebung sollen die Katzen verschiedene Dinge „herbeiwinken“, zum Beispiel:

  • Glück und Gesundheit,
  • Kundschaft, Wohlstand beziehungsweise Geld oder
  • Liebe.

„Winkekatzen“ können durch die Bewegung aber auch Krankheiten oder Dämonen abwehren. Auch welche Hand die Katze hebt, hat eine Bedeutung.

  • So soll eine erhobene Rechte Glück bringen oder Geld herbeiwinken.
  • Winkt die Maneki-neko mit der linken Pfote, soll sie ein gutes Geschäft und möglichst viel Kundschaft in ein Ladengeschäft bringen.

„Es gibt auch Maneki-nekos, die beide Pfoten erheben. Sie sind aber weniger beliebt, da einige das Heben beider Pfoten als gierig empfinden – so, als würde man zu viel fordern. Deshalb winken die meisten Maneki-nekos entweder mit der rechten oder mit der linken Pfote.“

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