VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Kippfenstersyndrom

Wie gekippte Fenster für Katzen zur Todesfalle werden können 

Katze liegt auf Fensterbank und schaut durch das gekippte Fenster nach draußen
Katzen lieben es aus dem Fenster zu schauen. Ist dieses gekippt, kommt vielen die Idee, durch den Spalt ins Freie zu schlüpfen. Vor allem, wenn draußen Vögelchen vor dem Fenster hüpfen. Doch das kann für die Katze schnell tödlich enden. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

16.03.2023, 16:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Im Frühjahr, vor allem aber ab Mai und Juni, wenn man wieder viel lüftet, sind viele Fenster im Haus oder in der Wohnung angekippt. Dann ist die Gefahr für Katzen besonders groß. Denn wenn Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen durch den Spalt nach Innen dringen, vergessen auch Wohnungskatzen alles um sich herum. PETBOOK erklärt, warum ein gekipptes Fenster für Katzen zur tödlichen Falle werden kann.

Artikel teilen

Sobald im Frühling die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster scheinen und die Vögel wieder lustig auf dem Fensterbrett umher hüpfen, erwachen in unseren Hauskatzen die Lebensgeister. Selbst ein gekipptes Fenster hält die Katze dann nicht von ihrem Jagdtrieb ab. Zu verlockend sind Eichhörnchen oder Meisen, die sich in den Bäumen vor dem Haus aufhalten und die Katze versucht, sich durch den Spalt ins Freie zu zwängen. Mit dem Kopf und Oberkörper kommt sie meist noch gut hindurch.

Doch dann rutschen die meisten Tiere durch den sich nach unten verengenden Spalt ab und bleiben in der schrägen Öffnung stecken. Wenn sie jetzt noch in Panik geraten und hektisch versuchen, sich zu befreien, herrscht Lebensgefahr für die Tiere. Denn je mehr sie sich bewegen, desto tiefer rutschen sie in den Spalt und klemmen sich Bauch und Unterleib ein. Bemerkt der Besitzer die missliche Lage nicht schnell und befreit die Katze, kann dies tödlich enden. Die Unfälle kommen so häufig vor, dass es dafür sogar einen medizinischen Fachausdruck gibt: das Kippfenstersyndrom. PETBOOK erklärt, warum gekippte Fenster für Katzen so eine große Gefahr darstellen und wie man ihr vorbeugt.

Was passiert beim Kippfenstersyndrom?

Beim Kippfenstersyndrom steckt die Katze – meist bei dem Versuch aus dem Fenster zu gelangen, ihren Kopf oder Oberkörper aus einem gekippten Fenster oder einer Tür. Dabei rutscht sie ab oder verliert das Gleichgewicht und bleibt dann im Spalt stecken, wobei sie sich den Bereich ab der Lendenwirbelsäule einklemmt. Das kann schwerwiegende Verletzungen oder sogar den Tod einer Katze verursachen, insbesondere wenn die Katze nicht in der Lage ist, sich wieder zu befreien.  

Laut Tierärzten und Tierschutzorganisationen ist das Kippfenstersyndrom eine der häufigsten Ursachen für Verletzungen und Todesfälle bei Katzen. Es wird geschätzt, dass sich jedes Jahr Tausende von Tieren bei Ausbruchsversuchen aus gekippten Fenstern oder Türen verletzen oder sogar zu Tode kommen. Gut zu wissen: Das Kippfenstersyndrom tritt nicht nur bei Katzen, sondern auch anderen Tieren wie Hunden auf.

Auch interessant: Diese beliebten Zimmerpflanzen sind für Katzen ungiftig 

Welche Verletzungen treten auf, wenn Katzen im gekippten Fenster stecken bleiben?

Beim Kippfenstersyndrom der Katze können verschiedene Arten von Verletzungen auftreten, je nachdem, wie die Katze in der gekippten Tür oder Fenster stecken bleibt und wie sie sich befreit. Eine der häufigsten Verletzungen sind starke Quetschungen der Hauptschlagader, Nerven, Wirbelsäule und innere Organe wie Nieren, Darm und Blase. Durch das Abschnüren der Bauchaorta kann es zudem zu Lähmungen der Hinterbeine kommen, da die Blutversorgung unterbunden war. Oft sind die Katzen auch unterkühlt und befinden sich im Schock. Schließlich können Blasen- und Darmschleimhaut absterben und zu einem kritischen Zustand bzw. zum Tod des Tieres führen.

Je schneller die Katze aus der Lage befreit wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie keine bleibenden Schäden davontragen wird. Aber Vorsicht! Selbst die Befreiung der Katze aus dem gekippten Fenster birgt Gefahren. Denn sobald das Tier nicht mehr eingeklemmt ist, wird die hintere Körperhälfte wieder mit Blut versorgt. Dadurch werden im dortigen Gewebe angestaute Stoffwechselprodukte und Blutgerinnsel schlagartig in den ganzen Körper geschwemmt – mit unabsehbaren Spätfolgen, wie etwa schweren Herzrhythmusstörungen.

Wie behandelt der Tierarzt das Kippfenstersyndrom?

Wer seine Katze aus einem gekippten Fenster befreit hat, sollte sie sofort von einem Tierarzt untersuchen lassen. Katzen mit Kippfenstersyndrom sind Notfallpatienten und werden in Tierkliniken umgehend verarztet. Der Tierarzt wird zuerst beginnen, das Tier wieder aufzuwärmen und Infusionen vornehmen, um den Kreislauf zu stabilisieren und die Nierenfunktion aufrechtzuerhalten. Um mögliche Knochenbrüche und Organschäden zu diagnostizieren, wird die Katze im Anschluss meist geröntgt oder mit einem Ultraschallgerät untersucht.

Die weitere Behandlung hängt von der Art und Schwere der Verletzung ab. In einigen Fällen kann die Verletzung durch Ruhe und Schmerzmittel behandelt werden. In manchen Fällen kann jedoch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein kann. Ob die Katze bleibende Schäden davontragen wird, ist ebenfalls von Ausmaß der Schäden abhängig. Nach Angaben der Tiermediziner der Tierklinik Ismaningen, haben die Tiere gute Chancen, zu genesen, selbst bei Symptomen wie komplett gelähmten Hinterbeinen. Jedoch nur, wenn sie rechtzeitig intensivmedizinisch versorgt werden. Zudem bräuchten Tier und Halter dabei viel Geduld. So können Wochen und Monate vergehen, bis die Katze ihr natürliches Gangbild wieder hat.

So vermeidet man, dass das gekippte Fenster zur Gefahr für die Katze wird

Um das Kippfenstersyndrom bei Katzen zu vermeiden, ist es am besten, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Am besten ist natürlich Fenster und Türen immer geschlossen zu halten, wenn die Katze unbeaufsichtigt ist. Das gilt übrigens auch, wenn das Tier im Freien unterwegs ist, denn manchmal versuchen Katzen auch, von außen über ein gekipptes Fenster ins Haus zu gelangen. Wer aber auf frische Luftzufuhr nicht verzichten möchte, kann zum Beispiel Schutzgitter am Fenster anbringen. Zudem gibt es im Handel einen sogenannten Kippfensterschutz. Mit diesem lässt sich der Spalt des geöffneten Fensters so schmal stellen, dass die Katze mit ihrem Kopf nicht mehr hindurchpasst und so gar nicht erst auf die Idee kommt, sich durch das gekippte Fenster zu zwängen.

Mehr zum Thema

Quellen

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.