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Wer seine Katze nur zwei Mal am Tag füttert, riskiert ihre Gesundheit

Katze sitzt vor Futternapf und leckt sich das Maul
Wie oft man seine Katze füttern sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

19. Mai 2025, 16:44 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Viele Katzenbesitzer füttern ihr Tier zweimal am Tag: morgens, bevor sie das Haus verlassen und abends, wenn sie wiederkommen. Doch das könnte gesundheitliche Folgen haben, denn in der Natur nehmen Katzen viele kleine Portionen am Tag zu sich. Ob man sein Tier aber deshalb wirklich öfter füttern sollte und worauf es dabei ankommt, erklärt PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider.

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Mal ehrlich: Wenn Ihre Katze entscheiden dürfte, wie oft Sie sie am Tag füttern, wäre das sicher öfter als ein- oder zweimal pro Tag. Als die Tiere noch Haus und Hof von Nagern freihielten, stellte sich die Frage nicht. Heute scheinen sich viele bei den Fütterungszeiten an denen von Hunden zu orientieren: Ein- oder zweimal am Tag. Das lässt sich für Berufstätige auch gut in den Alltag integrieren. Es entspricht aber eigentlich nicht der Natur der Katze und könnte womöglich gesundheitliche Folgen haben, wie die Tierärztin Dr. Dominique Tordy in einem Posting warnt. Doch wie sieht die wissenschaftliche Studienlage aus? Sollten wir unsere Katzen wirklich öfter als zweimal am Tag füttern?

Wie natürliches Fressverhalten bei Katzen aussieht

Wie oft eine Katze in der Natur Nahrung aufnimmt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Vor allem jedoch vom Nahrungsangebot. Schauen wir uns die Lebensweise wild lebender Katzen an, findet man in ihrem Tagesablauf – sehr vereinfacht dargestellt – folgende Routine: Schlafen, Jagen, Fressen, Putzen, Schlafen. Dieser Kreislauf kann sich mehrmals am Tag wiederholen – auch nachts. Selbst bei Katzen, die unter kontrollierten Laborbedingungen gehalten wurden, zeigten Studien, dass die Tiere für gewöhnlich 8 bis 16 Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nahmen.

Aber was bedeutet das für unsere Hauskatzen? Wäre es tatsächlich besser, die Tiere achtmal am Tag zu füttern? Oder kann man nicht auch davon ausgehen, dass sich Katzen an unseren Rhythmus und Gewohnheiten anpassen?

Warum wenige Fütterungszeiten Katzen schaden können

In einem Posting auf Instagram empfiehlt Dr. Dominique Tordy, Tierärztin und Gründerin der Medical-Security-Plattform „Pet Royalz“, Katzen mehr als zweimal am Tag zu füttern. Denn der Katzenkörper sei darauf ausgelegt, kleine Beutetiere über den Tag zu verdauen. Bekommen Katzen nur zwei große Portionen am Tag, würde dabei jeweils eine große Menge an Nährstoffen aufgenommen, erklärt Dr. Tordy. Die Nieren müssten in diesem Moment „richtig viel Arbeit leisten“ und es entstünden viele Elektrolyte im Urin. Diese könnten in der Blase Kristalle oder gar größeren Steinchen bilden und das könne die gefürchtete FLUTD auslösen.

Die auch als „Feline Lower Urinary Tract Disease“ bekannte Krankheit ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des unteren Harntrakts der Katze. Sie betrifft also Blase und Harnröhre und zeigt sich vor allem darin, dass die Tiere Schwierigkeiten haben, Urin abzusetzen. Oft kommen nur ein paar Tröpfchen, sodass die Katzen häufig ihre Toilette aufsuchen. Laut Umfragen soll FLUTD sogar einer der Hauptgründe sein, warum Katzen zum Tierarzt müssen. 1, 2

Bemerkenswert ist, dass in der Regel reine Wohnungskatzen betroffen sind – aber kaum Freigänger. Am häufigsten genannt werden Blasengrieß oder eine sterile Blasenentzündung unbekannter Ursache – also ohne Erreger wie Bakterien, was für die These von Dr. Tordy spricht. Allerdings gibt es bis jetzt kaum Studien, die den Effekt von Fütterungsintervallen auf die Entwicklung von FLUTD untersucht haben. Meist geht es im Kontext der Krankheit um die Zusammensetzung des Futters. Trotzdem wird bei der Erkrankung empfohlen, kleine Mahlzeiten über den Tag zu füttern, um die Niere zu entlasten und Steinbildung vorzubeugen.2

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Freifütterung ist keine Lösung!

Wer sich jetzt denkt „Dann soll meine Katze doch am besten selbst entscheiden, wann sie wie viel fressen möchte“, irrt. Denn die sogenannte Freifütterung ist ebenfalls stark im Verdacht, Auslöser für FLUTD zu sein und zudem Hauptursache für Übergewicht und Diabetes bei Katzen. Denn nur ein Teil der Tiere ist tatsächlich in der Lage, nur so viel zu fressen, wie sie wirklich brauchen.

Selbst wenn man seine Katze dabei beobachtet, wie sie immer wieder über den Tag an den Napf geht und kleine Happen frisst, nehmen die meisten dabei trotzdem mehr Kalorien zu sich, als gut für sie sind. Man schätzt, dass inzwischen etwa jede zweite Katze in Deutschland übergewichtig ist.3

Neben Faktoren wie Kastration, Alter, Bewegung und der immer wieder hart diskutierten Frage: „Trocken- oder Nassfutter?“, bestimmt noch ein weiterer Faktor maßgeblich, warum Katzen zu viel Nahrung aufnehmen, wenn sie die Gelegenheit haben: Langeweile. Oft erhalten Hauskatzen nicht die mentale Stimulation, die sie eigentlich benötigen. Wenn das Futter dann ihr einziges Vergnügen am Tag ist, kann Freifüttern in einer Katastrophe enden, da ein wahrer Teufelskreis entsteht.

Wie oft sollte ich meine Katze füttern? Die Meinungen sind geteilt

Aber wie oft sollte man seine Katze denn nun füttern? Darauf gibt es leider keine pauschale Antwort. Das Füttern von vielen kleinen Mahlzeiten am Tag würde dem, wie Katzen sich in der Natur ernähren, am nächsten kommen. Doch lässt es sich oft nicht so einfach in den Alltag integrieren und birgt die Gefahr, dass viele ihr Tier dann überfüttern. Eine durchschnittliche Katze benötigt bei einem Gewicht von vier Kilogramm etwa 150 bis 200 Gramm Nassfutter am Tag. Auf vier oder acht Mahlzeiten verteilt, wären das also im Extremfall weniger als 20 Gramm pro Portion. Bei Trockenfutter sogar noch weniger. Diese Menge mit Augenmaß abzuschätzen, ist kaum möglich – man müsste also alles akribisch abwiegen.

Um die Verwirrung perfekt zu machen: Manche Kliniken und Tierärzte raten sogar, die Katze sogar nur einmal am Tag zu füttern. Grundlage dafür ist eine Studie aus dem Jahr 2020, in der Tierernährungsspezialisten des Ontario Veterinary College (OVC) und des Ontario Agricultural College (OAC) herausgefunden haben, dass die Fütterung von Katzen mit einer großen Mahlzeit pro Tag dazu beitragen kann, den Hunger besser zu kontrollieren. Das könnte zu weniger Bettelverhalten führen.

Und hier liegt meines Erachtens auch ein weiterer Kernpunkt der Frage, wie oft man seine Katze füttern sollte. Denn dies betrifft nicht nur gesundheitliche Aspekte, sondern hat auch einen großen Einfluss auf das Verhalten unserer Tiere.

Routinen sind wichtig

Katzen sind echte Gewohnheitstiere. Für sie ist vor allem wichtig, dass die Fütterungen immer zum selben Zeitpunkt stattfinden – egal, ob zwei-, drei- oder achtmal am Tag. Für welche Fütterungsintervalle Sie sich also entscheiden: Stellen Sie sicher, dass Sie diese Zeiten auch verlässlich einhalten können. Hierbei kann der Einsatz eines Futterautomaten sinnvoll sein. Diese lassen sich auf feste Zeiten programmieren.

Feste Fütterungszeiten sind nicht nur wichtig, weil sich der Magen unserer Katzen auf Mahlzeiten vorbereitet und dann vermehrt Magensäure produziert. Sie geben den Tieren Sicherheit. Vor allem, wenn man um die Fütterungszeiten herum weitere feste Abläufe integriert. Zum Beispiel: erst Schmusen, dann ein wildes Spiel und dann Futter. Solche Abläufe können Katzen sogar Rückhalt in Zeiten geben, in denen sich viel ändert – etwa bei einer Renovierung oder bei Familienzuwachs. 4

Wichtig ist, die Fütterungszeiten dann zu ändern, wenn dies medizinisch notwendig wird. Etwa, wenn die Katze schnell zur Übersäuerung des Magens neigt und nicht lange hungern sollte. Dann ist es wichtig, die Fütterungsintervalle Schritt für Schritt anzupassen und nicht von jetzt auf gleich eine neue Routine zu starten. Das könnte die Katze verunsichern.

Fütterung abwechslungsreich gestalten

Katzen lieben zwar Routinen, dennoch sollte man die Fütterung abwechslungsreich gestalten. Eine Mahlzeit muss nicht nur daraus bestehen, Futter in den Napf zu füllen. Viele Katzen lieben Fummelbretter. Manche Studien belegen sogar positive Effekte von Futterspielen auf das Verhalten und Wohlbefinden von Katzen. Allerdings erhöhen sie nicht die körperliche Aktivität der Tiere. Wer also glaubt, seine übergewichtige Katze könnte durch einen Futterball effektiv abnehmen, irrt leider.

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Fazit

Auf die Frage, wie oft man seine Katze füttern sollte, gibt es keine eindeutige Antwort. Schaut man sich das natürliche Verhalten der Tiere an, sollte man mehrere kleine Portionen über den Tag geben. Auch die Tatsache, dass das Risiko für Harnkristalle steigt, wenn der Körper der Tiere auf einmal viel Nahrung erhält, spricht für eine Fütterung von mindestens drei Mahlzeiten am Tag.

Bisher gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege, dass Katzen, die öfter am Tag gefüttert werden, tatsächlich gesünder sind oder länger leben. Neben der körperlichen sollte man aber auch die mentale Gesundheit der Katze berücksichtigen. Für viele Tiere ist die Fütterung ein Highlight des Tages. Hier sollte also möglichst mehr passieren, als nur das Futter in den Napf zu kippen. Vor dem Fressen kommt meist das Jagen. Daher bietet es sich entweder an, vor der Fütterung eine Spielzeit einzulegen, oder die Katze für ihr Futter arbeiten zu lassen. Das lastet die Tiere auch mental aus und beugt Langeweile vor.

Zur Autorin: Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren. Neben der Ausbildung zur Redakteurin absolvierte sie eine Ausbildung zur Verhaltensberaterin mit Schwerpunkt Katze.

Quellen

  1. tierklinik-ismaning.de, „FLUTD“ (aufgerufen am 19.05.2025) ↩︎
  2. Cornell Feline Health Center, „Feline Lower Urinary Tract Disease“ (aufgerufen am 19.05.2025) ↩︎
  3. drhoelter.de, „Die häufigsten Irrtümer bei der Katzenfütterung“ (aufgerufen am 19.05.2025) ↩︎
  4. vcahospitals.com, „Feeding Times and Frequency for Your Cat“ (aufgerufen am 19.05.2025) ↩︎

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