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Hormonbotschaft

Katzen setzen laut Studie Analdrüsen zur Kommunikation ein

Katze schnüffelt anderer genüsslich am Po
Was diese Katze wohl gerade für Informationen über die andere erschnüffeln kann? Laut einer Studie sehr viele! Foto: Getty Images / w-ings
Louisa Stoeffler
Redakteurin

21.11.2023, 10:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wenn eine Katze in der Küche steht und herzzerreißend miaut, weiß man als Halter oft sofort, was sie möchte. Laut einer Studie verlassen sich Katzen jedoch in ihrer Kommunikation nicht nur aufs Miauen. Auch Analdrüsen und spezielle „Bakterien-Parfums“ kommen dabei zum Einsatz.

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Viele Tiere verständigen sich über ihre Körpersprache und Laute. Auch bei Katzen ist das so. Allerdings scheinen die Tiere noch über ganz andere Kommunikationsformen als Miauen zu verfügen, die bislang noch völlig unerforscht waren. So zeigt eine neue US-amerikanische Studie, dass sie chemische Signale mithilfe ihrer Analdrüsen zur Kommunikation mit anderen Tieren aussenden. Laut den Forschern kann die Zusammensetzung dieser Sekrete zudem viel über das Tier verraten. Außerdem fanden sie heraus, dass jeder Katzen-Popo ein individuelles „Bakterien-Parfum“ besitzt. Dies klingt im ersten Moment vielleicht eklig, kann aber langfristig helfen, Krankheiten zu erkennen.

Katzen-Mikrobiom wurde auf verschiedene Arten untersucht

Dr. Connie Rojas und ihr Team der „Unversity of California, Davis“ konnten mit einer groß angelegten Untersuchung feststellen, dass Katzen ganz bestimmte Signale zur Kommunikation über ihre Hormone, insbesondere über ihre Analdrüsen, aussenden. Dazu nutzten die Wissenschaftler sowohl Daten aus DNA-Analysen als auch mikrobiotische Tests und Untersuchungen mit einem Massen-Spektrogramm. Die Studie erschien im Wissenschaftsmagazin „Scientific Reports“.

Insgesamt waren 23 Katzen beteiligt, die in der an die Universität angeschlossenen Tierklinik zu Untersuchungen wie einer Zahnreinigung vorgestellt wurden. Die Halter hatten zuvor ihr Einverständnis gegeben, dass „Duftproben“ von ihren Tieren genommen werden durften. Allerdings interessierte die Wissenschaftler nicht nur das geruchsintensive Hinterteil der Katzen, sondern auch andere Hormondrüsen.

Denn mithilfe der sogenannten flüchtigen organischen Verbindungen können Katzen einander viele wichtige Signale geben. Zum Beispiel kann eine paarungsbereite Kätzin dies über den Geruch deutlich machen. Dies passiert unter anderem durch Moleküle aus Kohlenwasserstoffen, Fettsäuren und aromatischen Verbindungen.

Aromatisch? So würden Halter die Ausdünstungen im Katzenklo wohl weniger beschreiben. Um diese geht es aber auch nicht, sondern um flüchtige Gerüche, die für Menschen nicht wahrnehmbar, für Katzen aber von hoher Bedeutung sind. Die Tiere nehmen diese organischen Verbindungen intensiv wahr, denn sie teilen ihnen so einiges über ihr Gegenüber mit.

Katzen-Kommunikation über Analdrüsen sehr vielfältig

Über ihre Hormondrüsen markieren Katzen zum Beispiel auch ihr Territorium. Dies geschieht etwa, wenn sie an etwas kratzen, oder sich an etwas reiben. Laut den Daten der Studie hinterlassen die Tiere dabei ein ganz bestimmtes Mikrobiom, das charakteristisch für jedes einzelne Tier ist und einiges über sie verrät.

Im Allgemeinen unterschied sich die Zusammensetzung der verschiedenen Bakterienkulturen in der Untersuchung nämlich stark voneinander. Dabei spielte unter anderem das Alter der Tiere eine große Rolle. Laut den Autoren könnten diese altersspezifischen Unterschiede auf Veränderungen des Immunsystems, des Verhaltens oder der Bewegung zurückzuführen sein.

Zudem sendeten übergewichtige Katzen andere Signale als normal gewichtige Tiere – eine bis dahin völlig neue Erkenntnis. Dies könnte mit systemischen Gesundheitszuständen zusammenhängen und ein Indikator für Insulinresistenz, Harnwegerkrankungen oder Erkrankungen des Herzens sein.

Katzen teilen aber nicht nur ihr Alter und ihren Gesundheitszustand mit. Mit den chemischen Signalen ihrer Analdrüsen, dem Speichel und Urin können die Tiere Artgenossen mitteilen, zu welcher sozialen Gruppe sie gehören. Dies ist besonders wichtig, damit Muttertiere ihre Jungen erkennen können.

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Freigänger-Popos riechen anders als die von Wohnungskatzen

Ob Katzen wirklich über einen individuellen „Familienduft“ verfügen und ob man Krankheiten der Tiere vielleicht zukünftig bereits an Abstrichen der Analdrüsen-Duftstoffe erkennen kann, muss noch weiter erforscht werden. Die Wissenschaftler gaben an, dass die Studiengruppe der 23 Tiere noch nicht in allen Punkten aussagekräftig sei. Allerdings wiesen die Mikrobioms enorme Individualität auf. So fanden sich manche Bakterien bei einigen Tieren überhaupt nicht, während sie bei anderen überwogen.

Was sich aber bei dieser Untersuchung bereits deutlich zeigte, war der Einfluss der Lebensumstände. Der Hintern einer Freigängerkatze roch demnach ganz anders als der einer Wohnungskatze. Sie unterschieden sich sogar in ihrer generellen Funktionsweise der Duftstoffe!

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Katzen mit Freigang eher mit Parasiten infiziert sind als reine Wohnungskatzen, aber möglicherweise auch mehr natürliche Bereicherung und geistige Stimulation erfahren. Umgekehrt sind Katzen, die nur in geschlossenen Räumen leben, weniger körperlich aktiv, nehmen tendenziell mehr Nahrung zu sich und erleben weniger natürliche Reize. Es ist jedoch nicht klar, welchen Zweck diese Unterschiede in der Funktion der Analdrüse haben und ob auch sie der Kommunikation von Katzen dienen.

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Quellen

Themen Katzenverhalten
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