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Studie zeigt

Übergewicht bei Katzen hat bisher ungeahnte Folgen

Extrem übergewichtige orangefarbene Katze vor einer Wand sitzend
Über die Hälfte der Katzen in Deutschland leidet an Übergewicht. Welche bisher ungeahnten Folgen dies auf die Gesundheit der Tiere hat, offenbart eine neue Studie. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

09.11.2023, 13:46 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Über die Hälfte der Katzen in Deutschland ist zu dick. Das verursacht nicht nur Krankheiten wie Fettleber, Diabetes oder Arthrose. Eine Studie aus den USA offenbart nun weitere, bisher ungeahnte Folgen von Übergewicht bei Katzen.

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Wenn ich mit meinen beiden Katzen zum Tierarzt gehe, werde ich oft gelobt, welch tolle Figur die beiden haben. Für die Veterinärmediziner ist dies nämlich längst nicht mehr selbstverständlich. Über die Hälfte der Katzen in Deutschland (und übrigens auch der Hunde) leiden an Übergewicht. Das zeigen mehrere Studien.

Die Folgen sind ähnlich wie bei uns Menschen: Diabetes, Arthrose oder Fettleber. Nun offenbart eine Studie der University of Illinois Urbana-Champaign weitere – bisher völlig unbekannte – Auswirkungen. Welche das sind und wie Sie Ihr Tier vor Übergewicht schützen, haben wir hier für Sie zusammengefasst.

Ab wann gilt eine Katze als zu dick?

Eine Hauskatze wiegt – abhängig von Geschlecht und Rasse – im Schnitt zwischen vier und sieben Kilogramm. Liegt das Gewicht 15 bis 20 Prozent über dem Normalgewicht, spricht man schon von Übergewicht.

Zu Verdeutlichung ein kleines Rechenbeispiel:

  • Meine beiden Katzen wiegen um die 4 Kilogramm, was ihrem Normalgewicht entspricht.
  • Ab einem Gewicht von 4,6 Kilogramm, hätten sie also bereits Übergewicht.

Leider ist leichtes Übergewicht, oder die Tendenz dazu, schwierig zu erkennen. Es gibt allerdings ein paar äußerliche Faktoren, auf die man achten kann. So sind bei übergewichtigen Katzen:

  • Rippen und Rückgrat nur schwer zu ertasten,
  • die Taille nur schwer erkennbar,
  • auf Schwanzansatz, Brustkorb und Rückgrat Fettpolster ertastbar.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in diesem Artikel: Wie erkenne ich, ob meine Katze zu dick ist?

Folgen von Übergewicht bei Katzen

Genau wie bei uns Menschen führt eine übermäßige Gewichtszunahme bei Katzen zu verschiedenen Krankheiten. US-amerikanische Wissenschaftler fanden nun in einer Studie heraus, dass Übergewicht bei Katzen auch die Verdauung der Tiere beeinflusst.

Dafür fütterten sie elf erwachsene, kastrierte weibliche Katzen mit einem Standard-Trockenfutter für zwei Wochen in der empfohlenen Menge. Nach dieser Zeit durften die Katzen 18 Wochen lang so viel fressen, wie sie wollten. Die Forscher sammelten in regelmäßigen Abständen Blut- und Kotproben und überwachten die körperliche Aktivität der Tiere.

Katzen nahmen in Studie um die 30 Prozent zu

Sobald die Futtermenge nicht mehr reglementiert war, begannen die Katzen deutlich mehr zu fressen und legten schnell an Gewicht zu. Um die Gewichtszunahme Tiere miteinander zu vergleichen, wurde in der Studie der sogenannte „Body Condition Score“ (BCS) errechnet, der etwa vergleichbar ist mit dem Body-Mass-Index (BMI) für Menschen.

Auf einer Skala von 1 bis 9 gilt ein BCS zwischen 4 und 5 bei Katzen als Idealgewicht. Die Katzen zu Beginn der Studie hatten im Durchschnitt einen BSC von 5,41. Nach 18 Wochen mit Futter im Überfluss stieg der BCS im Schnitt auf 8,27 an. Dieser Wert gilt nicht mehr nur als übergewichtig, sondern bereits als fettleibig und entspricht einem Übergewicht von 30 Prozent!

Übergewicht bei Katzen führt zu schlechterer Verdauung

Die Forscher untersuchten während der 20-wöchigen Dauer der Studie Veränderungen im Kot der Katzen, die Verdauungszeit und die Effizienz der Verdauung – also, wie viele Nährstoffe aus dem Futter aufgenommen wurden.

„Wir fanden heraus, dass, wenn Katzen mehr fraßen und an Gewicht zunahmen, die Zeit, in der das Futter den Magen-Darm-Trakt passiert, und damit auch die Verdauungseffizienz verkürzt wurde“, erklärt Co-Autorin Kelly Swanson, Professorin am Department of Animal Sciences und Interimsdirektorin der Division of Nutritional Sciences (DNS) in einer Pressemitteilung des College of Agricultural, Consumer and Environmental Sciences (ACES) der University of Illinois. Dies bedeutet also, dass Katzen Nährstoffe schlechter aufnahmen, als wenn sie wenig Nahrung bekamen.

Aber wie kann das sein? Bedeutet mehr Futter nicht auch ein Plus an Nährstoffen? Tatsächlich könne der Körper effizienter Nährstoffe aufnehmen, wenn er weniger Nahrung bekomme, so Swanson weiter. Der Grund: Nimmt die Menge der Nahrung zu, passiert sie das Verdauungssystem schneller. Das lässt dem Körper weniger Zeit, um Nährstoffe zu extrahieren.

Mikrobiom ist bei übergewichtigen Katzen verändert

Die Forscher fanden zudem deutliche Veränderungen in der mikrobiellen Zusammensetzung des Darms. Diese ist jedoch ausschlaggebend für ihre Gesundheit. Dabei analysierten sie die relative Häufigkeit von 16 Bakteriengattungen, die im Mikrobiom von Katzen vorkommen – darunter Bifidobacterium, Collinsella oder Erysipelatoclostridium.

Die Forscher fanden heraus, dass die Häufigkeit des Bifidobacterium zunahm. Dies ist für die Stimulierung des Immunsystems und die Abtötung von Krankheitserregern wichtig. Gleichzeitig nahm die Konzentration von Collinsella jedoch ab. Dieses Bakterium wird zum Verdauen von Ballaststoffen gebraucht, wird jedoch auch mit entzündlichen Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Gleichzeitig sank der pH-Wert des Kotes, was bedeutete, dass der Stuhl der Katzen saurer wurde. „Beim Menschen deutet ein niedriger pH-Wert im Stuhl auf eine schlechte Aufnahme von Kohlenhydraten und Fetten hin“, erläutert Swanson. „Unsere Ergebnisse korrelieren damit, da ein reduzierter pH-Wert im Kot mit einer höheren Nahrungsaufnahme und einer verringerten Verdaulichkeit einhergeht“.

Mehr Futter führt zu schlechterer Versorgung

Zusammengefasst könnte man also sagen, dass die übermäßige Aufnahme von Futter nicht etwa dazu führt, dass die Katze auch mehr Nährstoffe aufnimmt, sondern eher das Gegenteil bewirkt.

In der Natur erjagen sich Katzen ihre Beute selbst. Die Jagd erfordert Zeit und Energie. Etwa 15 bis 20 kleine Mahlzeiten nehmen die Tiere so über den Tag zu sich. Scheinbar ist das Verdauungssystem der Katze nicht auf die Verarbeitung größerer Futtermengen optimiert.

Übrigens: Nachdem die Studie beendet war, setzte man die elf Versuchs-Katzen auf strenge Diät. Alle von ihnen erreichten so ihr Normalgewicht wieder.

So verhindern Sie Übergewicht bei Katzen

Um Übergewicht vorzubeugen, sollte man seine Katze möglichst artgerecht ernähren. Das bedeutet:

  • mit dem Tierarzt die benötigte Futtermenge ermitteln
  • mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag
  • Nassfutter bevorzugt füttern, da Trockenfutter eine höhere Kaloriendichte hat
  • Kein Futter zur freien Verfügung
  • Snacks vom Gesamtfutterbedarf abziehen
  • mit Spielzeiten vor den Mahlzeiten für nötige Bewegung sorgen

Meine Erfahrung mit Übergewicht bei Katzen

„Mein Kater Remo hat vor einigen Monaten gesundheitliche Probleme entwickelt. Dabei wurde auch festgestellt, dass er übergewichtig war. Er ist ein ziemlich großer Kater und war untergewichtig als er zu mir kam, daher habe ich lange ein Auge zugedrückt, was Leckerli oder ein paar Gramm mehr Futter anging.
Anfang 2023 jedoch hatte er ein Kampfgewicht von 6 Kilo erreicht. Dass das ein bisschen zu viel war, wusste ich. Aber erst eine Röntgenaufnahme beim Tierarzt zeigte deutlich, dass er zwar schlank und muskulös aussah, sich jedoch eine dicke Speckschicht um seine Organe im Bauch legte. Ich musste handeln!
In Absprache mit meiner Tierärztin habe ich dann konsequent seine Futterrationen reduziert. Da Remo Trocken- und Nassfutter bekommt, konnten wir seine Portionen leicht durch Abwiegen dosieren. Seit mittlerweile 5 Monaten nimmt Remo konstant und langsam ab und hat schon ein halbes Kilo verloren.
Wenn Katzen abnehmen sollen, ist es jedoch wichtig, dass es nicht zu schnell geht und das Tier vor allem keinen Fastentag einlegt! Mehr als 1 bis 3 Prozent an Körpergewicht pro Woche zu verlieren kann nämlich extrem gesundheitsschädigend für Katzen sein.
Vor jeder Diät sollte man bei seinem Tierarzt einen Gesundheitscheck durchführen lassen und einen Ernährungsplan erstellen.“Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin
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Quellen

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