23. Juni 2023, 6:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eine Methode, die man sonst nur von Hundehaltern kennt, stößt auch bei Katzenbesitzern zunehmend auf Resonanz: das Clickertraining. Die Vorteile: eine gestärkte Bindung zwischen Katze und Halter. PETBOOK wollte genauer wissen, wie die Technik funktioniert und hat nachgefragt: Wie lassen sich mit Clickertraining Verhaltensauffälligkeiten bei Katzen abbauen und bestimmte Lernziele erreichen?
„Als ich das Clickertraining entdeckt habe, habe ich meiner Katze erst einmal die Klassiker beigebracht: Pfötchen geben, High Five, Drehung und Nasenküsschen“, erzählt Isabel Reinehr, die seit 2019 ehrenamtliches Mitglied beim Wiesbadener Katzenschutz-Verein VKN ist und dort als Pflegestelle für Katzen fungiert.
Reinehr studiert seit Anfang des Jahres Tierpsychologie. Mit Clickertraining hat sie vor rund fünf Jahren durch Lektüre und autodidaktische Praxis begonnen und bisher mit knapp 20 Pflegekatzen sowie Katzen aus dem Tierheim gute Erfahrungen gemacht: „Je mehr ich mich mit dem Clickertraining auseinandergesetzt habe, desto offensichtlicher wurde, wie viel man aus dem Training für sich, die Bindung und vor allem für die Katze herausholen kann“, berichtet sie.
Übersicht
- Transportbox, Autofahrt, Tierarztbesuch: Ängste reduzieren mit Clickern
- Schritt für Schritt: So funktioniert Clickertraining bei Katzen
- Tipps und Tricks: Die Katze per Clickertraining trainieren
- Timing ist beim Clickertraining entscheidend
- Übungen für Fortgeschrittene: Capturing und Shaping
- „Clickertraining kann die Beziehung zur Katze intensivieren“
Transportbox, Autofahrt, Tierarztbesuch: Ängste reduzieren mit Clickern
Clickertraining kann bei einer Vielzahl von „Katzenproblemen“ unterstützend helfen, weiß die VKN-Pflegekatzenbetreuerin: „Das Training eignet sich sowohl für sehr aktive als auch scheue Katzen, um mehr Vertrauen zu schaffen, aber auch für verhaltensauffällige Katzen, die durch Unsauberkeit oder unerwünschtes Kratzen auffallen.“
Außerdem lässt sich Clickertraining zum gezielten Abbau von starken Ängsten bei Katzen nutzen: „Katzen können durch die Technik lernen, Berührungen zuzulassen und angstbesetzte Situationen wie die Fahrt zum Tierarzt und tierärztliche Behandlungen entspannter geschehen zu lassen“, erklärt man beim VKN weiter. Nicht zuletzt wird Clickertraining auch eingesetzt, um Katzen an das Laufen an der Leine und das ungewohnte Tragen eines Geschirrs für Spaziergänge im Freien zu gewöhnen.
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Schritt für Schritt: So funktioniert Clickertraining bei Katzen
Doch wie funktioniert die Methode? Damit das Clickern gelingt, muss das Klickgeräusch mental mit einer Belohnung verknüpft werden. Die Katze lernt also durch klassische Konditionierung: Nach jedem Klick folgt etwas Positives – etwa ein Leckerli, Streicheln oder Spielen. Zeigt die Katze das erwünschte Verhalten, löst man den Clicker aus und gibt der Katze in möglichst in derselben Sekunde ihre Belohnung.
„Nach einiger Zeit haben die meisten Tiere verstanden, wie das Prinzip funktioniert“, erklärt Reinehr. „Der Erfolgt lässt sich testen, indem man klickt, während die Katze abgelenkt ist.“ Das beste Zeichen: Sie schaut sofort auf oder zur Hand mit dem Clicker. Statt einen Clicker zu verwenden, könne man übrigens auch einfach mit der Zunge schnalzen.
Wie gut der Trainingsstart gelingt, hängt auch vom Charakter der Katze ab: „Entscheidend ist, wie zugänglich die Katze ist und was sie als Belohnung akzeptiert“, betont Reinehr. Scheue oder ängstliche Katzen nehmen ihrer Erfahrung nach oft keine Leckerlis an. Hier müsse man von Fall zu Fall schauen, welche Annäherungsversuche und anderen Belohnungsmethoden funktionieren. „Für manche Katzen darf es auch ein wildes Spiel mit der Angel, ausgiebiges Bürsten oder Schmusen sein, um Ängste für kurze Zeit vergessen zu lassen“, so der VKN.
Tipps und Tricks: Die Katze per Clickertraining trainieren
Laut Isabel Reinehr sollte man anfangs immer am gleichen, möglichst ruhigen Ort zu üben. „Bei Mehrkatzenhaushalten empfiehlt es sich, mit jeder Katze separat zu clickern. Das Training kann mehrmals pro Tag stattfinden, jedoch nicht länger als drei Minuten am Stück, bestenfalls immer zur gleichen Uhrzeit.“ Da Katzen dämmerungsaktiv sind, empfiehlt die VKN-Expertin den frühen Morgen, späten Nachmittag oder Abend.
Timing ist beim Clickertraining entscheidend
Auch aufs richtige Timing kommt es an. Bewährte Faustregeln sind:
- Nicht zu hungrig, nicht zu satt: Das Training soll nicht kurz nach oder vor den Fütterungszeiten stattfinden.
- Die Katze soll nicht in einer Ruhephase sein oder gar zum Training vom Katzenbesitzer geweckt werden.
- Auch eine zu wilde Katze kann sich mitunter schlecht konzentrieren. Für optimale Aufmerksamkeit hilft es, die Katze vorab mit einer Angeljagd auszupowern.
- Punktgenau: Clickern Sie genau in dem Moment, indem die Katze das richtige Verhalten zeigt, damit die Verknüpfung funktioniert.
- Keine zu langen Trainingseinheiten, Ablenkung oder gar Ungeduld.
Übungen für Fortgeschrittene: Capturing und Shaping
Hat die Verknüpfung von Klick und Belohnung stattgefunden, dürfen Katzenbesitzer mit den ersten Übungen starten. Dafür gibt es zwei Methoden, die sich kombinieren lassen:
- Beim „Capturing“ wird beobachtetes Verhalten per Klick „eingefangen“: „Man klickt genau in dem Moment, wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird.“
- Beim „Shaping“ geht es darum, Verhalten zu „formen“: „Dabei führt man die Katze in kleinen Schritten immer näher an das gewünschte Verhalten heran.“
Reinehr warnt vor überzogenen Erwartungen, die Katze müsse sofort wissen, was zu tun sei: „Das ist utopisch. Wer will, dass die Katze Finger oder Targetstab mit der Nase berührt, muss sie schrittweise anleiten.“ Eine Möglichkeit: Das Leckerli anfangs auf die Hand legen, später sichtbar vor die Nase halten und schließlich nur noch die Hand heben.
Wichtig dabei: Bei jeder noch so kleinen Regung der Katze in Richtung Finger gibt es ein Klick und ein. Leckerli zur Belohnung. Ist die Übung erlernt, erhält die Katze die Belohnung erst am Ende der ausgeführten Übung. Mithilfe von Clickertraining schaffen es Reinehrs Erfahrung nach viele Katzenhalter innerhalb weniger Monate, große Erfolge zu erzielen.
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„Clickertraining kann die Beziehung zur Katze intensivieren“
Durch die Regelmäßigkeit wird das Clickern zum Ritual für Katzenhalter und Katze. „Das allein bewirkt mehr Vertrauen in der Beziehung“, erklärt die angehende Tierpsychologin. Durch die gemeinsame Zeit, verstärkt durch Belohnungen, werde die Katze das Ritual schon bald von allein einfordern, so ihre Erfahrung.
Überhaupt lernen sich Mensch und Katze durch das Clickertraining besser kennen. Aus ihrer Erfahrung als Pflegekatzenhalterin weiß die Expertin: Die Beziehung zur Katze sei zwar zunächst „zweitrangig“, werde durch das Clickertraining jedoch aufgebaut oder intensiviert. Reinehr: „Die gemeinsame Sprache wirkt sich auch positiv auf die Selbstsicherheit der Katze mit ihrem Menschen aus.“