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Sollten Katzen Milch bekommen? Expertin warnt eindringlich

Katze riecht an einem Glas Milch
Milch für Katzen? Hinter diesem Stereotyp steckt nicht viel Wahres – und es kann sogar schmerzhaft sein Foto: Getty Images / lila-es

24. Mai 2025, 16:06 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Süße Kätzchen, die genüsslich Milch schlecken – ein Bild, das sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Doch was jahrzehntelang als liebevoller Tierfreund galt, kann in Wahrheit schädlich sein. Warum das beliebte Hausgetränk für Katzen ein Gesundheitsrisiko darstellt, erfahren Sie hier.

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Der Gedanke, dass Katzen und Milch zusammengehören, ist tief in unseren Köpfen verankert. Doch tatsächlich ist Milch für viele Katzen unverträglich, da sie den Milchzucker Laktose nicht verdauen können. Warum das so ist, welche Ausnahmen es gibt und welche Alternativen besser geeignet sind, wird in diesem Artikel erläutert. Dabei wird auch erklärt, welche Rolle Milchprodukte wie Käse oder pflanzliche Alternativen im Speiseplan spielen können.

Milch und Katze – eine kulturelle Verbindung mit Folgen

Seit über 9000 Jahren leben Katzen an der Seite des Menschen, wie Funde aus Zypern bestätigen. Anfangs angelockt durch Nagetiere, wurden sie bald zu geschätzten Mäusefängern – und auf Bauernhöfen häufig mit Milch „belohnt“. Diese frühe Verknüpfung legte den Grundstein für das hartnäckige Bild von der milchtrinkenden Katze.

Im Jahr 1877 empfahl etwa der schottische Arzt Gordon Stables in seinem Katzenbuch, Katzen sollten stets zwei Näpfe haben – „einen für Wasser und den anderen für Milch“ – und lobte Haferbrei mit Milch als ideales Frühstück für Katzen. Seither wurde das Bild der milchtrinkenden Katze durch Kunst, Literatur und Medien weiter verfestigt. Doch moderne Wissenschaft widerspricht heute deutlich – und sagt, dass Katzen besser gar keine Milch bekommen sollten.

Laktoseintoleranz – der Normalfall bei erwachsenen Katzen

Zwar trinken Katzenbabys, wie alle Säugetiere, anfangs Milch. Damit sie die darin enthaltene Laktose verstoffwechseln und gut vertragen, bildet ihr Organismus im Darm ein Enzym: die Laktase. Sie spaltet die Laktose und die Milch ist dadurch für die jungen Katzen gut verdaulich. Nach der Entwöhnung von der Muttermilch (etwa zwischen sechs und zwölf Wochen) reduziert sich bei ihnen die Produktion des Enzyms, das für die reibungslose Verdauung von Laktose notwendig ist. Danach sind die meisten Katzen tatsächlich laktoseintolerant.

Dies gilt übrigens auch bei den meisten ausgewachsenen Säugetiere – denn eigentlich ist eine Laktoseintoleranz der Normalzustand. Die Ausnahme bilden jedoch Menschen, die es gewohnt sind, Milch anderer Tiere – sei es Kuh, Schaf oder Ziege – zu sich zu nehmen. Das Level der Laktoseintoleranz in asiatischen Ländern, in denen eher Soja auf den Tisch kommt und weniger tierische Milch ist daher auch deutlich höher. In Deutschland allerdings kann Laktoseintoleranz jedoch zum Problem werden, da in vielen Lebensmitteln Milchprodukte enthalten sind, wie Ökotrophologin Beke Enderstein bei den Kollegen von FITBOOK berichtet.

Wie stark diese natürliche Intoleranz jedoch bei Katzen ausgeprägt ist, hängt vom individuellen Restgehalt der Enzymproduktion ab – ähnlich wie beim Menschen. Aber auch bei jungen Kätzchen gilt: Kuhmilch ist für sie ungeeignet. Die Milch ihrer Mutter enthält deutlich weniger Laktose, weshalb Kitten idealerweise bei ihrer Mutter trinken oder mit spezieller Aufzuchtmilch versorgt werden sollten. 1

Darüber hinaus gibt es – wenn auch selten – Katzen, die zusätzlich eine Allergie gegen Milchprodukte entwickeln können.

Die unangenehmen Folgen, wenn Katzen Milch trinken

Kann die Laktose nicht verdaut werden, gelangt sie in den Dickdarm, wo sie durch Bakterien vergoren wird. Dabei entstehen Gase und Säuren, die Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfung oder sogar Übelkeit und Erbrechen hervorrufen können. Am häufigsten tritt bei Katzen jedoch Durchfall auf.

Wird Milch regelmäßig gefüttert, kann dieser chronisch werden – mit potenziell schwerwiegenden Folgen wie Dehydrierung, Elektrolytverschiebungen und Mangelernährung. Im Extremfall kann das lebensbedrohlich sein. Auch Leberschäden können die Folge sein, wenn die Laktose, die dort verarbeitet wird, das Organ belastet und auf lange Sicht sogar schädigt. Übergewicht kann ebenfalls eine Folge sein, wenn Katzen häufig Milch zu sich nehmen. Denn sie enthält viele Kalorien und kann – wenn sie nicht von der normalen Futterration abgerechnet wird, zur Gewichtszunahme führen.

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Warum Katzen Milch trotzdem mögen

Katzen bevorzugen eiweiß- und fettreiche Nahrung – genau wie Kuhmilch. Zudem enthält sie Kasein, ein Eiweiß, das im Körper zu Alpha-Casozepin abgebaut wird – ein Stoff, der laut Studien eine beruhigende Wirkung auf Katzen haben kann. Das erklärt, warum sich manche Tiere über die Zeit ein positives Gefühl gegenüber Milch angewöhnen, auch wenn diese ihnen nicht bekommt.

Auch interessant: 12 Lebensmittel, die Katzen vermeiden sollten

Welche Arten von Milch dürfen Katzen trinken?

Gerade wenn man Katzen in einem Alter bekommt, indem sie eigentlich noch gesäugt werden, muss man ihnen jedoch geeignete Alternativen bieten. Und auch andere extra für Katzen geeignete Milchsorten sind im Fachhandel erhältlich. Und was ist eigentlich mit Soja-, Hafer- oder Kokosdrinks? Der folgende Abschnitt verrät es.

Aufzuchtmilch

Aufzuchtmilch eignet sich in den ersten Lebenswochen neugeborener Katzen als Muttermilchersatz. Das Zufüttern von Aufzuchtmilch kann nötig sein, wenn die Katzenmama selbst nicht ausreichend Milch produziert oder die Jungkatzen mutterlos aufwachsen. Wie die Muttermilch enthält sie die drei Aminosäuren Taurin, Arginin und Methionin. Sie liefert den Jungen ausreichend Energie in Form von Fett und Milchzucker (Laktose), während sie von regulärer Kuhmilch eher Mangelerscheinungen bekämen. Zwischen der dritten und vierten Woche beginnt die langsame Umstellung auf normales Futter. Jungkatzen, die normal gesäugt werden, und ausgewachsene Katzen benötigen dagegen keine Aufzuchtmilch.

Laktosefreie Katzenmilch

Möchte man eine erwachsene Katze (ab dem dritten Lebensmonat) ein wenig verwöhnen, kann man spezielle Katzenmilch kaufen. Durch ihre besondere Aufbereitung ist sie laktosefrei oder stark laktosereduziert sowie zum Beispiel mit Taurin, einer Extraportion Vitaminen und Kalzium angereichert.

Wie Kuhmilch ist auch diese spezielle Katzenmilch eine wahre Kalorienbombe und sollte wirklich nur als Leckerli und in kleinen Mengen gegeben werden. Mit etwas Wasser verdünnt, regt sie manchmal den Durst von schlechten Trinkern an. Doch Obacht: Ist die Katze diese Form der Leckerei nicht gewohnt, kann es sein, dass die gut gemeinte Katzenmilch verschmäht wird.

Mandel-, Hafer-, Soja- und Kokosmilch

Kommen auch einmal Milchalternativen in den Morgenkaffee, überlegt man sich als Halter vielleicht, der Katze auch pflanzliche Alternativen wie Mandel-, Soja-, Hafer- oder Kokosmilch anzubieten. Ein Vorteil dieser Milchalternativen: Sie sind laktosefrei und haben, gerade im Fall von Soja, auch einen relativ hohen Proteinanteil. Besonders Hafermilch ist jedoch häufig sehr süß, ein Geschmack, den Katzen nicht wahrnehmen und ihnen deswegen auch nicht zusagt.

Ob eine Katze diese Alternativen jedoch gut verträgt und nicht allergisch reagiert, sollte man bei der ersten Fütterung genau beobachten. Abhängig von der Milchalternative haben diese mal mehr und mal weniger Kalorien. Gerade bei Kokosmilch kann, je nach Darreichungsform, sogar mal schnell der gesamte Kalorienbedarf des Tages gedeckt sein.

  • 100 ml Kokosdrink: ca. 18 Kalorien
  • 100 ml Mandelmilch: ca. 26 Kalorien
  • 100 ml Hafermilch: ca. 50 Kalorien
  • 100 ml Sojamilch: ca. 54 Kalorien
  • 100 ml Kokosmilch aus der Dose (Vollfett): 197 Kalorien

Alternativen für höhere Flüssigkeitsaufnahme

Viele geben ihrer Katze Milch, um das Tier zum Trinken zu animieren. Da aber auch die für Katzen geeigneten Sorten meist so einiges an Kalorien enthalten, sollte man allerdings auf Alternativen setzen. Eine davon ist etwa Brühe. Diese steckt man am bestens selbst her, indem man Fleisch, was die Katze gern frisst, abkocht. Wichtig, ist dabei kein Salz oder Gewürze zu verwenden.

Mittlerweile finden sich auch Suppen oder Brühen mit wenig Kalorien für Katzen im Tierfachhandel. Diese haben durchschnittlich 13 Kalorien pro 100 ml. Hier muss man einfach ausprobieren, welche Sorte der eigenen Katze schmeckt. Diese Suppen gibt es auch für Katzen, die bereits unter Nierenproblemen leiden, mit nochmals angepassten Nährwerten.

Weitere Tipps, wie Katzen mehr Wasser trinken, haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengestellt.

Dürfen Katzen Käse fressen?

Käse ist für Katzen eine gute Proteinquelle, allerdings ebenfalls kalorienreich. Durch die Verarbeitung der Milch verschwindet der Milchzucker allerdings bei vielen Käsesorten, die etwas länger gereift sind, fast völlig. Bei Frisch-, Schmelzkäse oder anderen Sahne ist dies allerdings nicht der Fall.

Parmesan und ähnliche Sorten dürften als Leckerli also mitunter gegeben werden, ohne dass Beschwerden zu erwarten sind. Ein kleiner Löffel Hüttenkäse soll auch schon mal bei Durchfall geholfen haben – könnte ihn aber auch verstärken. Wer sich unsicher ist, lässt also auch alle verarbeiteten Milchprodukte bei Katzen weg. Auch Katzen, die unter einer Nierenerkrankung leiden, sollten wegen des hohen Salz- und Phosphatgehalts lieber keinen Käse bekommen.

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Expertin empfiehlt, Milch ganz zu meiden

Fazit: „Milch ist kein natürlicher Bestandteil der Ernährung von Katzen“, erklärt Julia Henning, Doktorandin im Bereich Katzenverhalten an der University of Adelaide im Wissenschaftsmagazin „The Conversation“. „Sie mögen zwar den Geschmack, aber Milch verursacht bei Ihrem pelzigen Freund wahrscheinlich Unwohlsein und Gesundheitsprobleme, weshalb Sie sie am besten ganz meiden sollten. Und wenn Sie glauben, Ihre Katze gehöre zu den wenigen Glücklichen, die keine Laktoseintoleranz haben, dann irren Sie sich.“

Katzen sind laut Henning sehr gut darin, ihr Unwohlsein zu verbergen, denn in freier Wildbahn würden sie, wenn sie Schwäche zeigen, zur Zielscheibe von Raubtieren werden.„Wenn es unbedingt sein muss, entscheiden Sie sich für laktosefreie Milch oder Milch, die speziell für Katzen hergestellt wurde, und geben Sie sie nur gelegentlich als Leckerbissen. Sie verursacht zwar nicht die gleichen Magenverstimmungen wie normale Kuhmilch, bietet Ihrer Katze aber auch keinen Nährwert.“

Auch von Milchalternativen wie Hafer-, Soja- oder Mandelmilch rät Henning ab. „Alle ungewöhnlichen Zusätze in der Ernährung Ihrer Katze können zu Verdauungsstörungen führen, daher sollten Sie auch diese vermeiden.“ Henning zieht also das Fazit: „Geben Sie Ihrer Katze keine Milch. Sie braucht sie nicht, sie kann sie wahrscheinlich nicht verdauen und sie verursacht wahrscheinlich mehr Schmerzen, als sie wert ist.“

Quellen

  1. Livescience.com, „Is it safe for cats to drink milk?“ (aufgerufen 24.5.2025) ↩︎

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