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Keine „Geschenke“

Warum Katzen Beute mit nach Hause bringen

Eine orange Katze bringt einen Vogel als Beute mit
Wenn Katzen Beute mit nach Hause bringen, sind es nicht selten bedrohte Vogelarten Foto: Getty Images / Pavol Klimek

2. Mai 2025, 11:07 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Jeder Besitzer eines Freigängers kommt irgendwann einmal zu dem „Glück“, von seinem Tier einen (halb-)toten Vogel oder eine Maus zu bekommen. Doch was hat es zu bedeuten, wenn eine Katze ihrem Besitzer Beute bringt? Lange glaubte man, dass es sich um Geschenke handelt. Das stimmt jedoch nicht.

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Vor allem Freigänger, aber gelegentlich auch Wohnungskatzen, leben ihren natürlichen Jagdtrieb aus – nicht selten endet das für unachtsame Vögel oder Mäuse tödlich. Was dann folgt, ist für Halter oft eine makabre Überraschung: Die Katze bringt die Beute scheinbar stolz mit nach Hause, manchmal mit sichtbaren Spuren des Jagderfolgs.

Lange Zeit galt die Annahme, die Katze wolle ihrem Menschen ein Geschenk machen – aus Dankbarkeit für Futter und Zuwendung – doch das ist nur eine Theorie von vielen. Als Haustierbesitzer fragen wir uns: Was möchte mir meine Katze mit diesem Verhalten sagen? PETBOOK erklärt, was es damit auf sich hat, wenn eine Katze Beute mit nach Hause bringt.

Instinktverhalten mit vielen Theorien

Wenn Katzen Beutetiere wie Vögel oder Mäuse mit nach Hause bringen, sorgt das bei vielen Haltern für Verwirrung – vor allem, wenn das Tier gut versorgt wird. Es gibt verschiedene Theorien dazu, warum Katzen Beute mit nach Hause bringen. Lange dachte man, die mitgebrachte Maus sei ein Geschenk für den Besitzer – quasi als Dank für dessen Streicheleinheiten und Futter. So „denken“ Katzen aber nicht.

Auch Hunger sei nicht der Grund, wie Dr. Stephanie Liff, Tierärztin und medizinische Leiterin bei Pure Paws Veterinary Care in New York City, dem Wissenschaftsportal „LiveScience“ erklärt. Trotz ihrer mehr als 10.000 Jahre alten Domestizierung behalten Hauskatzen ihren Jagdinstinkt – das Bedürfnis zu jagen, ist tief in ihrer Natur verankert.

Was für viele wie eine makabre Geste wirkt, ist laut Liff ein Ausdruck enger Bindung: „Es ist gewissermaßen ein Kompliment.“ Katzen betrachten ihr Zuhause als sicheren Rückzugsort und ihre Halter als Teil der Familie. Eine weitere Theorie besagt laut Liff, dass Katzen ihre Beute lieber in einem sicheren Umfeld fressen möchten – und genau das sei für sie ihr Heim: „Sie fühlen sich in ihrem Zuhause wohl. Sie betrachten Sie als Teil ihrer Familie.“

Denken Katzen wir seien „zu blöd“ zum Jagen?

Doch weshalb bringen Katzen ihre Beute gerade uns? Eine weitere These sieht darin ein mütterliches Verhalten. Die Stadtökologin Emmanuelle Baudry von der Universität Paris-Saclay erläuterte „LiveScience“, dass Katzenmütter in der Wildnis erlegte Tiere für ihre Jungen mitbringen – als Nahrung und auch als Lernhilfe. In der Beziehung zu Menschen, so Baudry, übertragen Katzen dieses Verhalten womöglich auf ihre Halter: „Unsere Katzen könnten uns als ‚nicht so effiziente Kätzchen‘ ansehen.“

Allerdings ist auch diese These bisher nicht eindeutig belegt. So stoßen Katzenmütter etwa einen bestimmten Ruf aus, wenn sie ihrem Nachwuchs Beute bringen. In der Regel legen die Tiere aber still ihren Fang ab, ohne uns lauthals zu benachrichtigen. Zudem zeigen auch Kater das Verhalten. Es gibt also noch einiges an Forschung nachzuholen auf diesem Gebiet.

Eine andere Annahme ist, dass die Katze für die gefangene Maus ein Lob von ihrem Menschen möchte und diese gegen eine andere, besser schmeckende Leckerei eintauschen möchte. Doch vermutlich projizieren wir bei diesen beiden Theorien lediglich unsere eigene, menschliche Sichtweise auf das Tier. Wahrscheinlicher ist, dass die Katze ihre Beute einfach im Schutze ihres Zuhauses verspeisen möchte. 1

Nicht jede Katze jagt gleich viel Beute mit nach Hause

Während manche Katzen regelmäßig Beute mitbringen, zeigen andere das Verhalten kaum. Forscher führen das auf drei wesentliche Faktoren zurück: Charakter der Katze, Umgebung und Umgang der Halter mit dem Tier. In einer 2023 veröffentlichten Studie im Fachjournal Ecology and Evolution untersuchte Baudry mit Kollegen den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Jagdverhalten.

Die Ergebnisse der im Fachjournal basieren auf einer groß angelegten Umfrage unter 2508 Katzenhaltern in Frankreich. Ziel war es, zu ermitteln, ob bestimmte Persönlichkeitsmerkmale – erfasst über das „Feline Five“-Modell – mit der Häufigkeit korrelieren, mit der Katzen Vögel und kleine Säugetiere als Beute nach Hause bringen.

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Die Studie zeigte deutlich, dass die Persönlichkeit einer Katze mit der Häufigkeit korreliert, mit der sie Beute nach Hause bringt. Denn es zeigte sich: neugierige, ausdauernde, oder weniger ängstliche und schüchterne Katzen brachten signifikant häufiger Vögel und Kleinsäuger nach Hause. Auch durchsetzungsfähige und aggressiv gegenüber Artgenossen auftretende Katzen zeigten eine höhere Rückkehr mit Vogelbeute.

Dagegen wiesen Katzen mit hoher Verträglichkeit (freundlich und anhänglich) geringere Beutevorfälle auf. Schüchterne und menschenbezogene Katzen ebenfalls. Auch die Umgebung spielt eine Rolle. Katzen auf dem Land haben mehr Auslauf und Zugriff auf Beutetiere als Stadtkatzen – entsprechend brachten sie laut der Studie auch häufiger Tiere mit zurück.

Was tun, wenn die Katze Beute bringt?

Was genau Katzen mit ihrem für menschliche Augen unappetitlichen „Geschenk“ bezwecken wollen, ist also nun erstmals erforscht worden – aber als Verhalten noch nicht abschließend erklärt. Dennoch müssen wir als Besitzer natürlich reagieren, wenn da ein halb verendetes Wildtier auf dem Fußabstreifer liegt. Was also tun?

Wer die unschönen Geschenke vermeiden möchte, hat einige Möglichkeiten. „Schon das Einschränken dessen, was sie draußen finden und töten können, kann das Verhalten begrenzen“, rät Liff. Heißt: Katzen im Haus behalten oder Vogelhäuschen im Garten entfernen. Auch ein gesicherter Freigang in einem katzensicheren Bereich im Garten oder auf dem Balkon kann helfen, die Jagdambitionen von Katzen einzuschränken. Alternativ sollte man der Katze dann aber mit Jagdspielen ermöglichen, ihre Natur auszuleben. Auch zeigte eine Studie 2021, dass Katzen generell weniger Beute mit nach Hause bringen, wenn sie ihren Freigang satt und zufrieden begannen. 2

Denn weniger gejagte Tiere bedeuten nicht nur weniger Überraschungen für Halter, sondern auch einen Beitrag zum Artenschutz. Denn gerade junge Vögel oder kleine Arten, wie die bedrohten Spitzmäuse, fallen Hauskatzen zum Opfer. Auch für die Katzen selbst ist Zurückhaltung beim Jagen gesünder, erklärt Liff. Beutetiere können Parasiten, Würmer, Tollwut oder Krankheiten wie Vogelgrippe übertragen.

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Was tun, wenn die Beute noch lebt?

Statt zu schimpfen oder die Katze gar zu bestrafen, wenn sie Beute bringt, sollten Sie tote Mäuse, Vögel und andere kleine Wildtiere einfach diskret entsorgen, sobald das Tier kein Interesse mehr daran zeigt. Denn die Katze folgt mit diesem Verhalten nur ihrem natürlichen Instinkt – eine Strafe dafür wäre für sie völlig unverständlich und könnte der Bindung zum Tier langfristig schaden.

Bei lebendigen Beutetieren ist die richtige Reaktion allerdings schwieriger. In den meisten Fällen ist es hier auch am sinnvollsten, der Katze ihre Beute nicht wegzunehmen und diese den tödlichen Biss setzen zu lassen. Wird die schwer verletzte Maus der Katze entrissen, besteht die Gefahr, dass das Beutetier qualvoll verendet. Im schlimmsten Fall wäre es moralisch richtig, das Tier so schnell wie möglich von seinem Leiden zu erlösen. Dies kann ein Tierarzt so schmerzfrei wie möglich.

Nur wenn die Maus noch quicklebendig durch Ihre Wohnung huscht, können Sie versuchen, sie einzufangen und wieder ins Freie zu entlassen. Und sie Katze kann sich beim nächsten Jagderfolg eher auf eine Federangel oder einen tollen Ball konzentrieren.

Themen Katzenverhalten

Quellen

  1. Petdoctors.at, „5 Gründe warum Ihre Katze die Beute mit nach Hause bringt.“ (aufgerufen am 30.4.2025) ↩︎
  2. Cecchetti, M., Crowley, S. L., Goodwin, C. E., & McDonald, R. A. (2021). Provision of high meat content food and object play reduce predation of wild animals by domestic cats Felis catus. Current biology, 31(5), 1107-1111. ↩︎

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