Zum Inhalt springen
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Für Menschen tödlich

Von Katzen übertragen? Was Halter über das Bornavirus wissen müssen

Katze spielt mit einer Spitzmaus
Können Katzen, die Kontakt mit infizierten Spitzmäusen hatten, das Bornavirus übertragen? Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

12. Juni 2025, 14:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Ein mysteriöses Virus sorgt für Angst in Deutschland: Ein Mann stirbt, ein weiterer ringt um sein Leben – beide mit demselben tödlichen Erreger infiziert. Besonders alarmierend: Katzenhalter stehen nun im Fokus der Warnungen. Warum genau, und wie man sich und seine Tiere jetzt schützen kann.

Artikel teilen

Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen sind zwei Männer am gefährlichen Bornavirus erkrankt – einer starb, der andere liegt auf der Intensivstation. Die Behörden untersuchen die Fälle, während insbesondere Katzenhalter zur Vorsicht ermahnt werden.

Zwei Infektionen in Bayern – eine endete bereits tödlich

Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm sind zwei Männer mittleren Alters an dem hochgefährlichen Bornavirus erkrankt – einer davon verstarb, der zweite kämpft auf der Intensivstation ums Überleben. Laut Informationen von „BR24“ sind beide Patienten Mitte fünfzig. Wie sie sich angesteckt haben, ist derzeit noch unklar. Die dramatischen Fälle erinnern an einen ähnlichen Vorfall vor zwei Jahren, bei dem zwei Kinder infolge einer Bornavirus-Infektion ums Leben kamen.

Das Bornavirus, genauer Borna Disease Virus 1 (BoDV-1), verursacht beim Menschen eine akute Entzündung des Gehirns (Enzephalitis). Diese verläuft in den meisten Fällen tödlich: Die Letalität liegt bei über 90 Prozent. Bei unseren Kollegen von FITBOOK finden Sie umfassende Informationen zu dieser Krankheit.

Die Symptome beginnen zunächst unspektakulär mit Fieber und Kopfschmerzen, doch rasch folgen neurologische Ausfälle bis hin zum Koma. Eine Impfung existiert nicht, auch Behandlungsoptionen sind bisher kaum verfügbar.

Wie wird das Bornavirus übertragen?

Als Hauptüberträger des Virus gilt die Feldspitzmaus. Das Tier gibt das Virus über Urin, Kot und Speichel ab. Die Infektion erfolge indirekt über kontaminierte Erde, Staub oder Lebensmittel – ein direkter Kontakt zum Tier ist dafür nicht notwendig, heißt es. Einige Medien warnen nun auch davor, dass Katzenhalter besonders gefährdet seien. Denn besonders Freigänger sollen als Risiko gelten, weil sie mit den infizierten Spitzmäusen in Kontakt kommen.

In einer ersten Untersuchung über die Übertragungswege in Deutschland konnte man hier aber keinen statistischen Zusammenhang finden. In der Fachzeitschrift „Emerging Microbes & Infections“ untersuchten das Robert-Koch-Institut (RKI), die Bayerische Landesanstalt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, wie die Spitzmauskrankheit übertragen wird.

Untersucht wurden 20 PCR-bestätigte Todesfälle durch BoDV-1-Enzephalitis, die zwischen 1996 und 2021 auftraten – 90 Prozent davon ab dem Jahr 2015. In persönlichen Interviews mit den Angehörigen erfassten die Fachleute medizinische Vorgeschichte, Wohnverhältnisse, Berufsleben, Tierkontakte, Freizeitverhalten und Ernährungsgewohnheiten der Verstorbenen. Die Analysen umfassten Wohnortgröße, Haustyp, Nähe zur Natur, Tierkontakte und vieles mehr. Zusätzlich wurden Bodenproben aus Gärten von vier Fällen untersucht. Wenn Sie im heimischen Garten auf Nummer sicher gehen, haben unsere Kollegen von myHOMEBOOK ein paar Tipps parat.

Katzenhaltung als Risiko für Bornavirus?

Der bedeutendste Risikofaktor für eine Infektion war der Wohnort – genauer gesagt: Eine isolierte oder siedlungsrandnahe Lage mit direkter Nähe zur Natur. Personen, die in solchen Lagen wohnten, hatten ein um den Faktor 10,8 erhöhtes Risiko, an BoDV-1-Enzephalitis zu erkranken.

Weitere Variablen wie das Halten von Katzen, Outdoor-Aktivitäten oder der Kontakt zu Tieren waren nicht signifikant mit der Erkrankung assoziiert. Auch wenn bei 65 Prozent der Fälle Hinweise auf Spitzmäuse in der Umgebung festgestellt wurden, gab es keine konkreten Übertragungsereignisse wie Bisse oder Hautkontakt. Bodenproben blieben negativ.

Morpilot Katzentransportbox

für große Katzen und Welpen bis 7kg

Allerdings heißt es weiter von Katzen, sie seien sogenannte Fehlwirte und könnten das Virus zwar übertragen, würden jedoch nicht selbst schwer erkranken. So gaben in der Studie neun der zwanzig Haushalte, in denen die Verstorbenen lebten, an, Katzen zu halten. In vier weiteren Haushalten berichteten die Angehörigen von regelmäßigem engen Kontakt der Verstorbenen zu Nachbar- oder Streunerkatzen, obwohl keine eigenen Katzen gehalten wurden.

Was Katzenhalter wissen sollten

Somit hatten insgesamt 13 von 20 Fällen nachweislich Kontakt zu Katzen, entweder durch eigene Haltung oder durch Tiere aus der Nachbarschaft. In sechs Haushalten wurde beobachtet, dass Katzen Spitzmäuse auf das Grundstück brachten. Allerdings wurden die Tiere nicht untersucht oder auf das Virus selbst getestet, sondern als Sichtungen von Laien beschrieben.

Somit ist nicht einmal sicher, ob es sich bei den erbeuteten Tieren überhaupt um Spitzmäuse handelte. Wie Sie Spitzmäuse – die übrigens weder Mäuse noch Nagetiere sind – von anderen kleinen Tieren im Garten unterscheiden können, erfahren Sie in diesem Artikel: Diese Mäuse sind im Garten nützlich und so erkennen Sie sie.

Zudem wurde bei der Studie keine Unterscheidung zwischen reinen Wohnungskatzen und Freigängern vorgenommen. Denn in den untersuchten ländlichen Gebieten gelte Freigang als üblich. Dies macht die Ergebnisse der Befragung nicht belastbar, da nicht nachweisbar ist, ob Katzen nun tatsächlich Freigänger waren und die Beobachtungen der Befragten überhaupt Spitzmäuse waren.

Mehr zum Thema

Warum Katzen generell keine Spitzmäuse fressen sollten

Ob Katzen also zur Infektion beitragen, ob sie lediglich Indikatoren für die Nähe zu infizierten Spitzmäusen sind oder ob sie sogar schützende Effekte haben könnten, ist auf Grundlage der Daten nicht zu klären. Die genaue Rolle von Katzenhaltung bei der Übertragung bleibt also nach wie vor unklar.

Die Studie zeigt aber, dass Katzenhaltung an sich kein unabhängiger Risikofaktor für eine Erkrankung an BoDV-1-Enzephalitis ist. Zwar gab es in mehreren Fällen Hinweise auf Kontakte zwischen Katzen und „Spitzmäusen“, doch fehlten konkrete Übertragungsereignisse. Die Rolle der Katze im Infektionsgeschehen bleibt somit offen und bedarf weiterer Forschung.

Halter, die sich Sorgen um sich und ihre Katzen machen, können jedoch vorsorglich dafür sorgen, dass ihre Tiere nur in einem gesicherten Garten Freigang erhalten. So kann das Risiko eines Kontaktes mit einer erkrankten Spitzmaus verringert werden. Denn erschwerend kommt hinzu, dass viele heimische Spitzmausarten aufgrund des Klimawandels laut der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ gelten. Sie sind also streng geschützt – und sollten besser gar nicht in der Pfote oder dem Magen von Katzen landen.

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.