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Bindung, Parasiten, Schlafdauer, ...

Vor- und Nachteile, wenn die Katze mit im Bett schläft

Eine Katze schläft im Bett
Kater Remo hat ein spezielles Kissen mit Teddyfell, das in der Mitte des Betts liegt. Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler
Louisa Stoeffler
Redakteurin

05.03.2024, 17:14 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

An der Frage, ob Tiere mit ihren Haltern im Bett schlafen dürfen, scheiden sich die Geister. So zunächst auch im Haushalt von PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler. Im Folgenden berichtet sie über Erfahrungen, sowie Vor- und Nachteile, wenn die Katze mit im Bett schläft.

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„Wenn wir uns eine Katze holen, dann nur unter einer Bedingung: Sie schläft nicht mit im Bett!“ So fing eine Unterredung zwischen mir und meinem Partner 2017 an. Er hatte zu diesem Zeitpunkt noch nie ein Haustier gehabt – es sei denn, man zählt die Guppys, um die sich am Ende seine Mutter kümmerte. Bei mir war das etwas anders. Ich hatte, seitdem ich sechs Jahre alt war, stets Haustiere gehabt. Besonders eine Katze im Haus fehlte mir zu diesem Zeitpunkt extrem.

Also machten wir uns auf die Suche und wurden schließlich in einem Tierheim in Granada in Andalusien fündig. Kater Remo verstieß jedoch gleich in seiner ersten Nacht gegen diese im Vorfeld aufgestellte Regel. Die Katze schläft also doch bei uns im Bett – was verschiedene Vorteile, aber auch einige Nachteile hat.

Das Streitpotenzial

Gerade, wenn einer felsenfest der Meinung ist, dass Tiere nicht ins Bett gehören, entbrennt über die Haltungsform schon mal ein Streit. Bei uns war es zum Beispiel so, dass ich Remo allein aus dem Tierschutz holte. Mein Partner war zu diesem Zeitpunkt für ein paar Tage unterwegs und wir dachten uns, dass es am Anfang vielleicht sowieso besser sei, wenn die erfahrene Katzenmutti und -sitterin die traumatisierte Tierheimkatze eingewöhnt.

Außerdem war Remo auf einer Pflegestelle, bevor er zu uns kam. Dass er also noch nie in einem Bett geschlafen hatte, konnte nicht garantiert werden. In der ersten Nacht versteckte er sich für ein paar Minuten unter dem Bett. Sobald Ruhe einkehrte, merkte ich plötzlich Schnurren im Nacken und einen Katzenkopf, der sich an mir rieb. Den Rest der Nacht verbrachte Remo in meinem Arm, die Pfoten um mich geschlungen. Dass diese Katze freiwillig im Flur schlief, stand also bereits in der ersten Nacht außer Frage.

„Du hast gar nicht wirklich versucht, ihn auszusperren!“ Das musste ich mir dann anhören, sobald mein Partner wieder da war. Das stimmte auch, denn ich brachte es nicht übers Herz, diese traumatisierte Katze von meiner Seite zu schicken. Nachdem mein Partner erlebt hatte, wie Remo bereits an mir hing, verlangte er es auch gar nicht mehr.

Parasiten und Krankheiten

Tatsächlich können Katzen auch verschiedene Zoonosen auf den Menschen übertragen. Auch haben sie häufiger mal einen Haken- oder Spulwurm. Deswegen finden es manche Menschen schon von Haus aus eklig, wenn die Tiere bei ihnen im sauberen Bett liegen. Allerdings gelten Katzen gleichzeitig auch als sehr reinliche Tiere, die ihr Fell stets pflegen und säubern. Besonders, wenn sie keine Freigänger sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich eine Krankheit oder einen Parasiten einfangen, natürlich um einiges geringer.

Remo zum Beispiel wollte nie Freigang, obwohl ich ihn ihm angeboten habe. Mein kleiner Trauma-Kater drückte sich nur verängstigt auf den Boden, wenn ich ihn unten vor die Tür brachte und wollte wieder in die sicheren vier Wände zurück. Daher hat er sich bei uns nur ein einziges Mal Würmer eingefangen, die behandelt wurden, bevor der Befall schlimm wurde.

Natürlich sollten Impfungen und Wurmbehandlungen regelmäßig durchgeführt werden – gerade, wenn die Tiere mit im Bett schlafen, sollten Halter aber auch aufgrund ihrer eigenen Gesundheit penibel darauf achten.

„Rangordnung“ vs. starke Bindung

Immer wieder liest man, man solle Tiere nicht mit im Bett schlafen lassen, da sich dann die Rangordnung innerhalb der Familie verändern könnte. Sprich, dass die Katze sich für das Haupt des Haushalts hält, wenn es ihr erlaubt wird, mit im Bett zu liegen. Allerdings ist diese Annahme völlig veraltet und konnte auch von keiner Studie jemals bestätigt werden.

Eine weitere Annahme ist ebenfalls ungültig: dass Katzen unabhängig sind und den Menschen nur als Personal betrachten. Denn es gibt immer mehr Untersuchungen darüber, wie Katzen mit ihren Haltern interagieren und auf diese positiver reagieren als auf Unbekannte. Dazu zählt ebenfalls eine soziale Ader, die sich bei Katzen vor allem dann zeigt, wenn sie schlafen wollen. Denn in der Natur liegen die Tiere ebenfalls häufig zusammen. So geben sie einander Sicherheit und Geborgenheit – warnen einander aber auch vor Fressfeinden.

Bei Hauskatzen ist dies ebenso, nur dass in der Regel der Mensch der wichtigste Sozialpartner ist. Katzen möchten Körperkontakt, wenn sie gerade sehr entspannt schlafen. Remo drückt mir auch mit Vorliebe seine Pfoten in den Rücken und verpasst mir beim Einschlafen eine Massage. Denn Katzen haben an ihren Pfoten Pheromondrüsen, welche auch beim Kratzen Duftstoffe verteilen und ihr Territorium markieren. Dies tun die Tiere auch, wenn sie sich mit den Pfoten treteln, oder ihre Wangen an Menschen reiben – sie erzeugen einen Gemeinschaftsduft.

Das Platzproblem

Ein Punkt, der mich jedoch tatsächlich stört, ist, wenn die Katze auf meinem Kopfkissen liegt. Mit ruhigen Nächten ist es dann ganz schnell vorbei. Um dies von Anfang an zu vermeiden, habe ich Remo aus einer Kuscheldecke ein Nest geformt, dass bei uns immer nur „Remos Donut“ hieß. Dieser Platz war zunächst am Fußende und Remo verbrachte die ganze Nacht über darin. So ließ sich mein Partner am Anfang auch überzeugen, dass es in Ordnung ist, wenn das Tier bei uns schläft.

Allerdings hat Remo seinen Donut nach dem letzten Umzug nicht mehr nutzen wollen. Stattdessen legte er sich auch ein flauschiges Kissen zwischen uns. Allerdings macht er manchmal nun auch das, was ich von Anfang an nicht wollte. Er migriert auf die Kopfkissen an der Seite. Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf, weil etwas Schweres in meinem Nacken drückt, ich eine aufziehende Migräne bemerke und die Katze zwei Drittel meines Kissens belegt.

Denn Katzen, die mit im Bett schlafen, lieben es, sich auf unsere Kissen zu legen oder unter unsere Decke zu kriechen. Viele Halter akzeptieren dies und entschuldigen sich noch, wenn sie sich umdrehen und das Tier scheinbar beleidigt unter der Decke hervorkommt. Allerdings ist diese Art von Kontakt dem Schlaf nicht immer förderlich.

Früher wach werden – weniger durchschlafen

Viele Halter, die ihre Katzen ins Schlafzimmer lassen, berichten außerdem darüber, dass Katzen sie zu bestimmten Zeiten wecken, weil dann Frühstückszeit angesagt ist. Dies ist natürlich auch ein Risiko, wenn die Tiere mit ins Bett dürfen. Allerdings könnten sie auch herzzerreißend im Flur miauen und an der Tür kratzen, wenn sie Hunger haben. Es kann aber auch anders kommen: Remo ist tatsächlich so höflich, dass er, wenn er ausgeschlafen hat, aber seine Menschen noch müde sind, sich leise in den Flur auf den Teppich oder die Schuhbank legt. Er kommt erst wieder, sobald er hört, dass wir wach werden und verlangt sein Futter.

Zudem sind Katzen auch sehr leichte Schläfer. Dreht man sich also im Schlaf um, kann es sein, dass sie sich dabei so sehr erschrecken, da sie aufspringen und das halbe Haus ist plötzlich wach. Remo putzt und schnurrt nach solch einem Erlebnis dann auch prompt so laut, dass man glaubt, jemand kommt mit dumpfen Schritten die Treppe im Hausflur hinauf. Wenn man schlaftrunken das Schnurrgeräusch aber irgendwann doch verorten kann, beruhigt das sanfte Geräusch jedoch auch uns Menschen schnell und man fällt leichter wieder in den Schlaf zurück.

Es sei denn natürlich, er beginnt zu schnarchen. In manchen Nächten habe ich tatsächlich zwei Individuen neben mir liegen, die sprichwörtlich einen halben Wald zersägen. Allerdings ist es mir dann egal, ob ich Mann oder Katze in die Rippen stupse, solange beide dann irgendwann mal leise sind.

Mangelnde Privatsphäre und Platz

Seit Remo auf seinem eigenen Kopfkissen schläft, will er auch, dass dieses in der Mitte vom Bett liegt. Liegt es dort nicht, wird er ziemlich zudringlich oder zieht es sogar im Maul dorthin. Er verträgt es auch nicht gut, wenn „sein Platz“ im Bett belegt oder verschoben ist, weil man vielleicht doch einmal die Kissen bewegt hat, aber probiert, ob er auch an der Kante vom Bett schlafen kann. Liegt sein Kissen nicht an der rechten Stelle, drängelt er tatsächlich, stupst mit den Pfoten und miaut auch, bis er wieder in der Mitte liegen kann.

Auch scheint in einem Bett mit einer Katze darin nie genug Platz zu sein. Besonders nicht, wenn sich diese dann auch noch Hinter- und Vorläufe von sich streckt. Dieses Problem werden jedoch auch viele Menschen kennen, deren Kinder bei ihnen im Bett schlafen. Allerdings gibt das Tier dabei auch viel Hitze ab und ist besonders für Frostbeulen wie mich auch gerade dann eine gute Wärmequelle.

Katze im Bett? Das sagt die Studienlage

Natürlich hat sich auch die Wissenschaft bereits mit dem Thema Katzen und ihrer Wirkung auf uns beschäftigt. In einer Studie von 2019 fand man heraus, dass Katzen sich ebenso eng an Menschen binden können wie es auch Kinder tun. Die soziale Komponente vom Kuscheln mit dem Tier wird dadurch, dass sie mit im Bett schlafen, sogar noch gestärkt. Andererseits kann eine geschlossene Schlafzimmertür zu einer geringeren Bindung an das Tier führen, was nicht außer Acht gelassen werden sollte.

Tatsächlich gibt es auch Studien darüber, dass Schnurren einer Katze sich positiv auf die Gesundheit von Menschen auswirken kann. Denn die Tiere wenden auch bei sich selbst das sogenannte Heilschnurren an. Mit diesen Niedrig-Frequenzlauten heilen Knochen und regenerieren sich Muskeln schneller. Tatsächlich gibt es auch schon Anhaltspunkte, dass dies auch positive Folgen für die Gefäße und das Herz von Menschen mit sich bringt.

Weitere Studien haben sich auch direkt mit dem Einfluss von Katzen auf den menschlichen Schlaf beschäftigt. Bei Jugendlichen hatte es zum Beispiel laut einer Studie von 2021 sehr wenig Einfluss, ob die Katzen bei ihnen im Bett schliefen oder nicht. Eine Studie aus demselben Jahr zeigt auf, dass viele Katzenbesitzer keine sieben Stunden pro Nacht schliefen. Es ließ sich jedoch kein Zusammenhang mit dem Tier im Bett aufzeigen. Eine weitere Untersuchung aus 2018 zeigte, dass Katzen teils ebenso störend wie der Partner im Bett sein können, besonders wenn man einen leichten Schlaf hat. Dies kann ich auch durch persönliche Erfahrung der nächtlichen „Sägekonzerte“ bestätigen.

Fazit

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Katzen der Weg ins Schlafzimmer nicht versperrt werden sollte und dass für mich die Vorteile durchaus überwiegen. Ich persönlich habe auch das Gefühl, dass mein Schlaf durch Remo nicht schlechter, sondern besser wird. Zumindest sagt mir dies mein Schlaftracker in der Smart Watch.

Gerade, wenn jemand im Haus allergisch auf das Tier reagiert, kann es jedoch auch eine gute Idee sein, die Schlafzimmertür zuzulassen. Diese Regel sollte man jedoch tatsächlich direkt beim Einzug der Katze festlegen und dann sich auch streng daran halten. Denn eine Umgewöhnung, wenn das Tier teils jahrelang im Bett schlafen durfte und dies dann plötzlich nicht mehr darf, ist schwierig und kann auch zu einem Vertrauensverlust führen.

Man sollte jedoch auch stets im Einzelfall entscheiden und seine eigene Meinung zu dem Thema auch einmal hinterfragen. Denn im Alltag wird aus einem „die Katze schläft nicht mit mit Bett!“ – manchmal auch in ganz kurzer Zeit: „Remo, komm endlich schlafen. Es wird jetzt nicht mehr gespielt.“

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Quellen

Themen Katzenverhalten
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