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Langzeitinsassen

Traurig! Diese Katze sitzt am längsten in Deutschlands Tierheimen

Kater Baltazar lebt seit über vier Jahren im Tierheim München. Er kam dorthin, nachdem sein früherer Halter verstorben war.
Kater Baltazar lebt seit über vier Jahren im Tierheim München. Er kam dorthin, nachdem sein früherer Halter verstorben war. Foto: Münchner Tierheim
Dennis Agyemang
Redakteur

9. Mai 2025, 13:48 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Viele Menschen stellen sich Tierheime als eine Art Gefängnis für Tiere vor. Laut, psychisch belastend und auch irgendwie mit einem Stigma behaftet. Ein Ort, von dem Katzen – auch wenn dort tolle Menschen arbeiten – am liebsten schnell wieder weg möchten. Bei manchen geht das schneller als bei anderen. Und dann gibt es noch die Langzeitinsassen, für die es offenbar schwierig ist, neue Besitzer zu finden.

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Tiere landen aus den unterschiedlichsten Gründen im Tierheim. Überforderung der Besitzer, veränderte Lebensumstände, Beschlagnahmungen, Scheidungen oder Todesfälle können Haustiere aus ihrer gewohnten Umgebung reißen. Während die einen schnell wieder ein neues Zuhause finden, verbringen andere ihr ganzes Leben im Tierheim. PETBOOK wollte wissen, welches Tier den traurigen Rekord des am längsten im Tierheim lebenden Vierbeiners in Deutschland hält, und stellt nach den Hunden hier auch nun die Langzeitinsassen der Katzen vor.

Deutsche Tierheime arbeiten seit Jahren am Limit

Allerdings sind die Tierheime bundesweit seit Jahren extrem unterfinanziert und das Personal längst am Limit. Deshalb konnten uns einige der angefragten Tierheime leider nicht sagen, welche Katzen am längsten bei ihnen leben. Hinzu kommt, dass es hierzulande kein einheitliches Register der Tierheimbewohner gibt und die Tierheime unabhängig voneinander arbeiten. Daher haben wir uns bei unserer Recherche nur auf die größeren Einrichtungen konzentriert.

Die Ergebnisse der Recherche sind also nicht repräsentativ. Sie bestätigen jedoch, was auch viele Tierschützer beschreiben: Vor allem Katzen mit schwarzem Fell, ältere, besonders scheue oder traumatisierte Tiere sowie chronisch kranke Katzen gehören zu den Langzeitinsassen in Deutschland. Und auch wenn die Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass selbst Katzen mit Behinderungen oder Verhaltensauffälligkeiten deutlich schneller vermittelt werden als Hunde, können „Härtefälle“ dennoch einige Jahre im Tierheim verbringen.

Baltazar aus München (4 Jahre und 2 Monate)

Eine Beobachtung, die auch Kristina Berchtold vom Tierheim München gegenüber PETBOOK bestätigt. „Tatsächlich sind mittlerweile fast zwei Drittel unserer Hunde mittelschwer bis schwer vermittelbar und monate– bis jahrelang hier. Bei den Katzen sind es etwas weniger, aber dennoch nicht wenige.“

Gründe hierfür seien hauptsächlich Verhaltensauffälligkeiten sowie chronische Krankheiten mit erhöhtem Pflegeaufwand oder Unsauberkeit. „Bei den Katzen ist Baltazar momentan Rekordhalter. Er landete im März 2021 bei uns. Der etwa sechsjährige Kater sei sehr schwierig im Umgang, erklärt Kristina Berchtold. „Er ist phasenweise sehr verschmust und mag Aufmerksamkeit sehr. Wenn er jedoch Langeweile hat oder ignoriert wird, attackiert er gern mal kurz, aber fest.“

Kater Baltazar  führt leider das Ranking der Katzen an, die am längsten in deutschen Tierheimen sitzt.
Kater Baltazar führt leider das Ranking der Katzen an, die am längsten in deutschen Tierheimen sitzt. Foto: Münchner Tierheim

Ein Umstand, den man keinesfalls unterschätzen solle, mahnt auch das Tierheim auf seiner Seite. „Dabei springt er vor allem die Beine an und beißt auch zu. Daher sollten in seinem neuen Heim keine Kinder leben.“

Dass nicht nur reine Katzenerfahrung wichtig ist, sondern man auch der Situation gewachsen sein muss, musste nun auch eine Person am eigenen Leib erfahren, die den Kater bei sich aufnehmen wollte. Denn „Baltazar war jetzt zwei Wochen Probewohnen, kam aber letzte Woche wieder zurück, weil die Adoptiererin doch nicht mit ihm klarkam.“ Fest steht jedoch, dass man die Hoffnung auf ein liebevolles Zuhause für Baltazar nicht aufgeben will.

Jamie aus Berlin (3 Jahre und 2 Monate)

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Laut der Webseite ist Kater Jamie nicht nur das große Sorgenkind des Berliner Tierheims, sondern auch ihr Langzeitinsasse. „Jamie ist leider schon das zweite Mal im Tierheim.“ So wurde der Vierbeiner ursprünglich wegen unausgeglichenem Verhalten abgegeben. Dann wurde er wieder vermittelt aber aufgrund seines aggressiven Verhaltens brachten ihn seine neuen Halter wieder zurück ins Tierheim. „Er musste letztlich sogar von einer Tierschutzberaterin abgeholt werden, weil er sich von seinen Besitzern nicht in die Transportbox setzen ließ.“ Das ist jetzt genau drei Jahre und zwei Monate her. Seither wartet Jamie auf ein neues Zuhause.

Dabei sei Jamie absolut kein schlechter Kerl, schreibt das Tierheim auf seiner Seite. Er sei nur sehr selbstbewusst und eigenständig. „Er weiß genau, was er will – und vor allem, was er nicht will. Hochheben z. B. hasst er sehr und wird dann auch richtig garstig.“ Man müsse ihn nur gut lesen können und dürfe ihn nicht bedrängen, „sondern sollte ihn immer von sich aus ankommen und auch wieder gehen lassen, wenn er möchte.“ Wenn man diese Dinge konsequent beachte, stehe einem harmonischen Zusammenleben eigentlich nichts im Wege, ist sich das Tierheim sicher.

Diva aus Nürnberg (2 Jahre und 11 Monate)

„Ich heiße Diva, bin eine Wohnungskatze und mein Name ist Programm“, so stellt das Tierheim Nürnberg seine langjährige Bewohnerin Diva vor. Doch so glamourös wie der Name klingt, war das bisherige Leben der hübschen Katze nicht. Denn nachdem ihr Vorbesitzer schwer erkrankte, kam das dreizehnjährige Tier ins Tierheim. Dort stellte sich heraus, dass Diva an Diabetes leidet und zweimal täglich Insulin verabreicht bekommen muss.

Doch die regelmäßige Insulingabe zur gleichen Zeit ist nicht die einzige Herausforderung, der sich die künftigen Halter bei der Betreuung der Katzen-Oma stellen müssen. Hinzu kommen nämlich noch erhöhte Kosten für Futter und Medikamente, die sich auf etwa 150 bis 200 Euro pro Monat belaufen. Doch in Divas Fall gibt es hier ein Happy End zu vermelden. Letzte Woche konnte die Katze an ein neues Zuhause vermittelt werden.

Katzen-Oma Diva leidet an Diabetis und muss täglich Insulin verabreicht bekommen
Katzen-Oma Diva leidet an Diabetis und muss täglich Insulin verabreicht bekommen Foto: Tierheim Nürnberg

Katze Mausi Falkensee (1 Jahr 9 Monate)

Katzendame Mausi wurde als herrenloses Tier im Juni 2023 ins Tierheim Falkensee gebracht, nachdem sie auf einem verwilderten Grundstück mit anderen Katzen lebte, von denen sie oft gemobbt wurde. Das ist nun bald zwei Jahre her. „Mausi ist sehr zurückhaltend und ängstlich, was sich in ihrer handscheuen Art gegenüber uns Menschen zeigt“, erklärt Vivien Moedebeck auf Nafrage von PETBOOK.

„Sie benötigt sehr viel Zeit und Geduld, um Vertrauen zu fassen. Aber mit der richtigen Unterstützung wird sie sicherlich aufblühen – jedoch wird sie wohl eher keine Schoßkatze werden.“ Doch das muss ja zum Glück auch nicht jede Katze werden. Von Mausis zukünftigen Haltern wünscht sich das Tierheim, dass der Katze in ihrem neuen Zuhause ein gesicherter Freigang in einer verkehrsberuhigten Lage geboten werden kann. „Mausi könnte sich vermutlich gut mit anderen sozialen, ruhigen Katzen verstehen“, glaubt Vivien Moedebeck.

Katze Mausi wünscht sich sehnlichst ein eigenes Zuhause. Wird sie es schon bald finden?
Katze Mausi wünscht sich sehnlichst ein eigenes Zuhause. Wird sie es schon bald finden? Foto: Tierheim Falkensee

Kinder im neuen Haushalt sind für sie in diesem Fall kein Ausschlusskriterium. „Unsere Mausi ist auch in Haushalten mit älteren Kindern vermittelbar, solange diese katzenerfahren sind und ihr den nötigen Freiraum geben.“

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Klärchen aus Hamburg (10 Monate)

„Bei den Katzen fällt glücklicherweise auf, dass wir selbst Sorgentiere relativ schnell vermitteln“, erklärt Pressesprecher Sven Fraaß vom Hamburger Tierheim auf PETBOOK-Anfrage. „Am längsten in unserer Obhut ist aktuell Klärchen“. Die zweijährige Kätzin beschreibt das Tierheim als ängstlich, scheu und zurückhaltend. Zudem lässt sie sich nicht gerne anfassen. Doch eine gute Sache hat der Tierheimaufenthalt für Klärchen: Sie hat dort mit Minnie ihre Partnerin „in Crime“ kennen und lieben gelernt.

Klärchen und Minnie kamen unabhängig voneinander ins Hamburger Tierheim udn suchen nun ein gemeinsames Zuhause
Klärchen und Minnie kamen unabhängig voneinander ins Hamburger Tierheim udn suchen nun ein gemeinsames Zuhause Foto: Tierheim Hamburg

Denn: „Klärchen und Minnie kamen unabhängig voneinander zu uns und suchen nun gemeinsam ein neues Für-immer-Zuhause.“ Und genau dieser Umstand ist Vor- und Nachteil in einem. So haben sich die beiden Katzen gefunden und geben einander Kraft. Auf der anderen Seite kann aber auch genau das eine schnelle Adoption verhindern, weil Interessenten vielleicht nicht beide Tiere adoptieren wollen.

Das Hamburger Tierheim beschreibt die beiden (noch) als sehr zurückhaltend und wahrscheinlich aufgrund schlechter Erfahrungen als ausgesprochen handscheu. „Sie brauchen nun liebevolle Menschen, die ihnen Geduld und Empathie entgegenbringen und ihnen die nötige Zeit lassen, um sich einzuleben und auftauen zu können.“

Insgesamt fragte die PETBOOK-Redaktion über 20 Einrichtungen in ganz Deutschland an. Leider meldeten sich nur wenige der Tierheime direkt zurück. Der häufigste Grund für eine Absage war die geringe Kapazität der Mitarbeiter, weshalb die Redaktion auch in Eigenrecherche Langzeitinsassen der entsprechenden Tierheime ermittelt hat.

Sie haben Interesse an einem der vorgestellten „Langzeitinsassen“? Dann setzen Sie sich bitte direkt mit dem zuständigen Tierheim in Kontakt. PETBOOK übernimmt keine direkte Vermittlung der Katzen.

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