18. April 2023, 6:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Viele Tiere lernen schnell und mit Begeisterung. Hunde wie Golden Retriever oder Labrador haben einen ausgeprägten „will to please“, das heißt, sie wollen ihrem Menschen gefallen und mit ihm zusammenarbeiten. Diese Charaktereigenschaft sucht man bei den meisten Katzen vergeblich. Bei ihnen schätzt man eher ihre Unabhängigkeit und Eigenwilligkeit. Aber kann man die ein oder andere vielleicht doch dafür gewinnen, Tricks zu erlernen?
Als Erstes stellt sich sicher die Frage: Warum sollten Tiere überhaupt Kunststücke machen? Ist das eigentlich artgerecht? Viele Haustiere leiden unter Langeweile und Unterforderung und lieben es, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen. Auch unsere Katzen genießen unsere Aufmerksamkeit. Nicht jede ist vielleicht für die große Bühne geboren, aber wenn das Tier versteht, dass es mit Leckerli und Streicheleinheiten belohnt wird, verknüpft es das Training mit etwas Positivem.
Die Katze ist beim Tricktraining außerdem aktiv in Bewegung, denn sie muss sich das Futter „erarbeiten“. Auch das Köpfchen wird dabei gefordert. Das alles sorgt für mehr Ausgeglichenheit sowie Stress- und Gewichtsabbau. Ob Ihre Katze die Voraussetzungen mitbringt, Tricks zu erlernen und wie man ein Training erfolgreich aufbaut, erklärt PETBOOK.
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Welche Eigenschaften und Voraussetzungen muss die Katze für das Erlernen von Tricks mitbringen?
Will man Katzen Tricks beibringen, sollte man vorher überlegen, ob sie sich dafür überhaupt eignet. Es gibt nämlich einige Faktoren, die Einfluss darauf haben, ob ein Tricktraining erfolgreich verläuft oder nicht.
Gesundheit
Ein junger agiler Kater kann mit Sicherheit andere Tricks lernen, als eine ältere, vielleicht etwas übergewichtige Katze, die bereits Probleme mit den Gelenken hat. Bei der Wahl des Trainings sollte man daher auf gesundheitliche Einschränkungen Rücksicht nehmen. Der Sprung durch den Reifen ist für die Katzen-Omi also nicht geeignet, bei ihr sollte man vielleicht eher einen Trick aussuchen, bei dem das Köpfchen gefordert wird.
Intelligenz
Katzen sind mit Sicherheit so lernfähig wie Hunde. Aber natürlich gibt es auch hier die Cleveren und die einfacheren Gemüter. Manch Katze wird einen vielleicht anfangs nur mit großen Augen ansehen und nicht gleich kapieren, was man von ihr will. Bleiben Sie geduldig, aber auch realistisch: Während das eine Tier vielleicht nie übers Pfötchengeben hinauskommt, wird das andere akrobatische Kunststück im Handumdrehen beherrschen.
Charakter
Einer jungen, verspielten und neugierigen Hauskatze kann man Tricks sicher einfacher beibringen, als einem scheuen Tier, dass sich lieber zurückzieht. Es gibt aber auch Diven oder Sofa-Surfer, die man nicht hinter dem Ofen hervorlocken kann. Da ein Tricktraining niemals auf Zwang aufgebaut werden darf, sondern das Spielerische immer im Vordergrund stehen sollte, muss man sich vorher Gedanken darüber machen, mit welcher Katzen-Persönlichkeit man es zu tun hat.
Wie sieht ein artgerechtes Tricktraining mit der Katze aus?
Die Erfahrung beim Training hat gezeigt, dass auch hier einige Faktoren ausschlaggebend sind, wenn das Tricktraining erfolgreich sein soll.
Belohnung
„Mit Speck fängt man Mäuse“. Auch Katzen haben ihre geschmacklichen Vorlieben. Mit welchem Leckerli lässt sich die Katze auf jeden Fall vom Sofa locken? Eher Fisch oder Geflügel? Bitte vergessen Sie nicht, die Leckerlis von der Tagesration abzuziehen, sonst nimmt das Tier trotz des Trainings zu. Belohnt wird nur, wenn der Trick richtig auf das entsprechende Kommando ausgeführt wird, und nicht, wenn die Katze ihn von sich aus anbietet. Auch wichtig: das richtige Timing! Damit die Katze den Trick bzw. das gewünschte Verhalten auch mit der Belohnung in Verbindung bringen und lernen kann, muss die Belohnung innerhalb von 2 Sekunden nach dem Zeigen der richtigen Bewegung gegeben werden. Da Halter vor allem am Anfang etwas zu langsam sind, lohnt es sich vor dem Training ein Signalwort mit der Belohnung zu verknüpfen. Zum Beispiel „gut“ oder „super“. Noch besser eignen sich Geräusche wie ein Schnalzen oder ein „Klicker“, da diese seltener im Alltag vorkommen. Damit fällt das richtige Timing meist leichter.
Spiel und Spaß
Das sind die zwei Faktoren, die man immer berücksichtigen muss! Bricht die Katze das Tricktraining ab, etwa, indem sie einfach weggeht, sollte man nicht sauer werden oder gar schimpfen. Vielleicht ist ihre Aufmerksamkeitsspanne einfach erschöpft. Es gibt aber auch Tiere, die sich nicht mal dazu animieren lassen, die einfachsten Tricks zu lernen. Auch das sollte man als Halter akzeptieren.
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Welche Tricks kann ich meiner Katze beibringen?
Für den Einstieg ins Tricktraining stellen wir drei einfache Tricks vor:
Pfötchen geben
Die optimale Ausgangsposition ist der Sitz. Sitzt die Katze vor Ihnen, legen Sie eine Hand flach auf den Boden und belohnen jedes Interesse an der Hand mit einem akustischen Signal (Klicker-Gerät oder Schnalzen mit der Zunge) sowie einem Leckerli. Im nächsten Schritt muss die Katze mit der Pfote die Hand berühren. Dazu legen Sie die Hand wieder flach vor die Katze. Bekommt diese nach dem Schnuppern nicht wie gewohnt sofort ein Leckerli, wird sie wahrscheinlich Ihre Hand mit der Pfote berühren. Genau dann Klickern oder Schnalzen Sie und geben das Leckerli. Nach einiger Zeit muss die Katze die Pfote zwei oder drei Sekunden auf ihre Hand legen, bevor sie positiv bestätigt wird. Langsam können Sie dann beginnen, die Hand anzuheben. Beherrscht das Tier auch diesen Schritt, können Sie ein Kommando einführen, wie z. B. „Pfote“.
Männchen machen
Für diesen Trick hält man das Leckerli etwas über den Kopf der Katze. Sie wird sich nun auf die Hinterpfoten setzen, um besser an das Leckerli zu kommen. Sobald sie sich nach oben bewegt, bestätigen Sie mit dem Klicker oder dem bekannten Verstärkungs-Signal. Auch das Leckerli darf nicht fehlen. Allerdings wird er nur belohnt, wenn er die Krallen eingezogen hält, sonst holen Sie sich später böse Kratzer bei diesem Katzentrick. Im nächsten Schritt sollte die Katze kurz in der Männchen-Position verharren. Jetzt können Sie ein Kommando mit dem Trick verbinden, wie z. B. „Männchen“.
Rolle machen
Liegt die Katze vor Ihnen, bewegen Sie eine Hand so über sie, dass sie eine seitliche Drehung machen muss, um Ihrer Hand mit dem Blick folgen zu können. Das Leckerli und der Klicker sind nicht in der ausführenden, sondern in der anderen Hand. Sobald die Katze sich in die richtige Richtung bewegt, wird sie mit einem akustischen Signal bestätigt und einem Leckerli belohnt. Wiederholen Sie das, bis die Katze eine vollständige Rolle durchführt. Das Ganze sollte immer von der gleichen Seite aus geübt werden.
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Fazit
Der Spaß steht beim Tricktraining mit Katze immer im Vordergrund! Üben Sie nie länger als ein paar Minuten am Stück und machen Sie auch mal einen Tag Pause. Wichtig ist immer das genaue Timing: Macht die Katze etwas richtig, muss das Verhalten möglichst sofort bestätigt und belohnt werden.
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Quellen
- watson.ch, „12 Tricks, die du deiner Katze beibringen solltest“, (aufgerufen am 17.4.2023)
- vier-pfoten.de, „Klickertraining für Heimtier“, (aufgerufen am 17.4.2023)
- haustierratgeber.de, „Katzen trainieren: So klappt es mit den Trick“, (aufgerufen am 17.4.2023)
- einfachtierisch.de, „“Will to please“ beim Hund: Was ist das?“, (aufgerufen am 17.4.2023)