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Warum Hunde besonders gut auf Baby-Sprache reagieren

Studie zeigt

Warum Hunde besonders gut auf „Baby-Sprache“ reagieren

Eine Frau spricht mit ihrem Hund
Wenn wir mit Hunden kommunizieren, verändert sich meist unbewusst die Sprachmelodie und BetonungFoto: Getty Images

Viele Menschen sprechen mit ihren Haustieren – egal, ob bewusst oder nicht – anders, als sie es mit ihren Mitmenschen tun würden. Dass insbesondere Hunde zudem auch sehr gut auf „Baby-Sprache“ reagieren und diese neural verarbeiten können, belegt nun eine neue Studie.

„Wer ist ein guter Hund? Ja, du bist das … Ja, du!“ – Viele Hundebesitzer äußern häufiger Aussagen dieser Art und merken im ersten Moment vielleicht nicht einmal, dass sie gerade ihre Sprachmelodie und Sprechweise verändert haben, als sie sich an ihren Vierbeiner gewandt haben. Für viele passiert diese Modulierung ihrer Sprache fast reflexartig und scheinbar ohne Grund. Doch eine neue Studie zeigt nun, dass Hunde auf „Baby-Sprache“ besonders gut reagieren.

Menschen sprechen mit Hunden wie mit Kleinkindern

Bei jeder Form der Kommunikation gibt es einen Sprecher und einen Adressaten. Um gut kommunizieren zu können, passen Sprecher sich der Situation des Adressaten an. Man spricht daher beispielsweise anders mit Freunden, als man es mit seinem Lehrer tut. Entsprechend verändern Sprecher auch ihre Sprachmelodie.

Menschen neigen dazu, mit Kindern und Hunden deutlicher und einfacher zu sprechen, als wenn sie mit einem Erwachsenen sprechen würden. Die sogenannte Prosodie (Sprachmelodie) verändert sich. Insbesondere Frauen betonen Vokale bei Sprache, die sich an Hunde und Kinder wendet, da ihre Stimmen anatomisch sehr variabel sind. Bei Sprache, die sich an Adressaten wendet, die Worte (noch) nicht besonders gut verstehen, wird zudem Wortmelodie deutlicher und variiert in der Stimmlage.

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Hunde unterscheiden nicht zwischen Baby-Sprache und an sie gerichtete Worten

Wissenschaftler der ungarischen Eötvös Loránd Universität in Budapest wollten diese Zusammenhänge untersuchen und haben herausgefunden, wie Hunde an sie gerichtete Worte in ihrem Gehirn verarbeiten. Das Team um die Erstautorinnen Anna Gergely und Anna Gábor hat seine Arbeit im Fachmagazin „Communications Biology“ veröffentlicht.

Bei an Kleinkinder gerichteter Sprache ist bereits bewiesen worden, dass eine laute, überdeutlich klare Aussprache und eine Überbetonung von Vokalen dazu führt, dass Kinder Neues schneller lernen und merken, dass sie gerade angesprochen werden.

Um herauszufinden, ob derselbe Mechanismus auch der Kommunikation mit Hunden zugrunde liegt, haben die ungarischen Wissenschaftler 19 Tiere unterschiedlicher Rassen auf die Untersuchung in einem MRT trainiert. Den Hunden wurden verschiedene Sprachproben von unterschiedlichen Sprechern vorgespielt. Sie blieben während der Untersuchung ruhig liegen und konnten jederzeit gehen, wenn sie wollten. Die Sprecher waren den Hunden nicht bekannt und verwendeten drei verschiedene Sprechweisen. Zum einen wandten sie sich an einen erwachsenen Menschen, dann an ein Kleinkind mit geringem Wortschatz und an einen Hund.

MRT zeigt Hirnaktivität von Hunden, die „Baby-Sprache“ hören

Im Experiment konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Hunde auf Worte, die sich an kleine Kinder im Alter von 4 bis 13 Monaten richteten und auf an sie gerichtete Sprache am meisten reagierten. Sie unterschieden auch nicht zwischen den Sprachmustern, was eine Ähnlichkeit von beiden Kommunikationformen verdeutlicht. Auffällig war auch, dass besonders weibliche Stimmen zu starken neuronalen Reaktionen führten. Zuvor war diese Reaktion in der Kognitionslinguistik dadurch erklärt worden, dass Kinder bereits vor der Geburt an die Stimme der Mutter am meisten gewöhnt waren.

Allerdings gibt diese Studie mit Hunden, die bis zur dritten Lebenswoche nicht hören können und einer anderen Spezies angehören, Aufschluss darüber, dass dies vermutlich nicht der Hauptgrund ist. Die Wissenschaftler sehen zwei Erklärungen dafür, wie eine solche geschlechts- und adressatenabhängige Prosodieempfindlichkeit im Hundegehirn entstanden sein könnte.

Zum einen könnte sie auf eine uralte und universelle Sensibilität im Tierreich zurückgehen, die mit einer größeren Aufmerksamkeit für höhere Töne und Veränderungen in der Sprache verbunden sei. Diese trete typischerweise in aufgeregterer Kommunikation auf. Zum anderen kann diese Reaktion auch spezifisch für Tiere sein, die in menschlich geprägter Umgebung leben und entwickeln. Dort sei diese Sprache Teil der natürlichen Umweltreize. Zudem könnten höhere Stimmen leichter die Aufmerksamkeit der Tiere wecken und aufrechterhalten. Auch entwickelt sich die neuronale Sensibilität für hundegerichtete Sprache im Laufe des Lebens der Tiere durch positive Verstärkung weiter.

Diese Erkenntnisse liefern Hinweise auf den Einfluss der Domestizierung und die Fähigkeit der Tiere, verbale Kommandos zu verstehen.

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