
24. Juni 2025, 10:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Stress bei Hunden zeigt sich nicht nur durch Unruhe, Hecheln oder Zittern, sondern kann sich in einigen Fällen auch über die Haut der Vierbeiner äußern. Ein Anzeichen hierfür sind die sogenannten Stressschuppen. Dabei handelt es sich um trockene, weißliche Schuppen, die plötzlich im Fell sichtbar werden. PETBOOK sprach mit verschiedenen Experten und erklärt, was dahintersteckt und wie Halter ihren Hunden gezielt helfen können.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Lotti, die Dackeldame einer Freundin von mir, immer, wenn sie mit dem Fahrstuhl fahren musste oder anderweitig gestresst war, plötzlich kleine weiße Schuppen in ihrem Fell hatte. Bis auf Lotti habe ich das bei anderen Hunden nie wieder gesehen, was aber auch an ihrem rabenschwarzen Fell liegen kann, bei dem die Schuppen besonders auffallen.
Stressschuppen tauchen spontan auf
Doch Stressschuppen sind keine Seltenheit, denn die Haut von Hunden ist ein sensibles Organ. Gerät der Hund unter Stress, wird die natürliche Balance der Haut gestört. Die Talgdrüsen arbeiten dann ungleichmäßig, die Hautzellen erneuern sich schneller und die abgestorbenen Zellen lösen sich vermehrt ab. Diese kleinen Partikel rieseln dann als sichtbare Schuppen aus dem Fell.1 So, wie es dann auch klar bei Lotti zu sehen war.
Die Auslöser hierfür können unterschiedlich sein, weiß die Berliner Hundetrainerin Katharina Marioth. „Stressschuppen sind ein sichtbares Zeichen innerer Anspannung – sie können sowohl bei negativem als auch bei positivem Stress auftreten. Ein aufregender Besuch im Hundepark, ein intensives Training oder sogar eine freudige Erwartungshaltung können dazu führen, dass plötzlich feine, weißliche Schuppen sichtbar werden.”
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Stressschuppen sollten im Zweifelsfall abgeklärt werden
Auch Tierarztbesuche, Umzüge oder sogar Langeweile können Auslöser für Stressschuppen sein. „Es ist bei gestressten Hunden häufig eine akute, aber kurzfristige Schuppenbildung zu sehen. Vor allem im Rücken- und Flankenbereich oder hinter den Ohren. Das ist ein deutlicher Hinweis auf seelischen Druck, den man ernst nehmen sollte“, erklärt Tierarzt Dr. Marco Fragoso vom New Yorker Albert Einstein College of Medicine im Gespräch mit PETBOOK.
Meist verschwinden die Schuppen von selbst, wenn sich die Situation wieder beruhigt hat. In manchen Fällen bleibt die Haut jedoch länger aus dem Gleichgewicht, oder die Schuppenbildung tritt regelmäßig auf. Hier sollten Hundehalter genauer hinsehen und im Zweifelsfall aktiv werden, rät der Veterinär.
Nicht alle Hautschuppen sind harmlos
Stressschuppen sind meist trocken, fein und rieseln beim Bürsten des Fells sichtbar heraus. Der Hund kratzt sich eventuell leicht, zeigt aber keine Hautentzündungen oder nässende Stellen. Dennoch sollte man die Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen, so der Experte.2
„Eine genaue Abklärung ist entscheidend, denn nicht alle Schuppen sind harmlos. Hautpilze, Parasiten, Allergien oder hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion können ähnliche Symptome verursachen,“ warnt Dr. Fragoso. Der erste Schritt sei deshalb der Tierarztbesuch, sollte der Hund häufig oder dauerhaft schuppen. Dort kann durch Begutachtung der betroffenen Stellen, mikroskopische Untersuchungen und ggf. Bluttests geklärt werden, ob eine medizinische Ursache vorliegt.
So können Halter ihre Hunde unterstützen
Erst wenn ernsthafte Hautkrankheiten ausgeschlossen sind, sollte man sich auf den Stress als Auslöser für das häufige Schuppen konzentrieren. „Wenn medizinische Ursachen ausgeschlossen sind, können Halter ihre Hunde unterstützen, indem sie auf Ruhe, Sicherheit und eine klare Kommunikation achten“, erklärt Hundetrainerin Katharina Marioth. „Entspannung durch Rituale, Körperkontakt und vorausschaubare Abläufe helfen dem Hund, mit seiner Umwelt gelassener umzugehen – und den Schuppen vorzubeugen.“
Neben dem Erkennen und Reduzieren von Stressquellen sollten Halter, wenn die Situation für den Vierbeiner nicht besser wird, einen Hundetrainer oder Verhaltenstherapeuten zurate ziehen. Zudem kann mit der richtigen Ernährung auch die Hautgesundheit des Hundes gefördert werden. Denn ein hochwertiges Futter mit Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren stärkt Haut und Fell von innen. Auch Nahrungsergänzungen mit Biotin oder Zink können unterstützend wirken. Allerdings sollte man hier am besten Rücksprache mit dem Tierarzt halten.

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„Die Haut ist ein Spiegel der Seele – das gilt beim Hund genauso wie beim Menschen“
Zudem kann trockene Heizungsluft die Haut zusätzlich reizen. Daher können Halter ihr Haustier mit dem richtigen Raumklima Zuhause unterstützen. Luftbefeuchter oder natürliche Materialien in der Schlafumgebung (z. B. Baumwoll- statt Kunststoffdecken) können helfen, die Haut zu schonen.
„Oft ist es eine Kombination kleiner Veränderungen, die am Ende große Wirkung zeigt. Die Haut ist ein Spiegel der Seele – das gilt beim Hund genauso wie beim Menschen“, so Tierarzt Dr. Marco Fragoso abschließend.