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PETBOOK-Interview

Nonnen über Klosterhund: »Er wäre der perfekte Bettelmönch

Neben den drei Schwestern wohnt auch Klosterhund Philo im Eremitage in Siegburg.
Neben den drei Schwestern wohnt auch Klosterhund Philo im Eremitage in Siegburg. Foto: Karmel St. Elia e. V.
Dennis Agyemang
Redakteur

21. Mai 2025, 13:41 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Tiere in einem Kloster? Ja, das gibt es! Nach einem Einbruchsversuch entschieden die Nonnen des Karmel St. Elia, dass sie einen Wachhund brauchen. Seitdem lebt Vierbeiner Philo mit den drei Schwestern zusammen und bringt frischen Wind ins Siegburger Kloster. Mit PETBOOK sprachen die Nonnen über ihr Leben mit dem Klosterhund.

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Die meisten verbinden das Leben im Kloster mit Stille, Gebeten und der Reflexion über den Glauben. Doch mit Hunden, Gassirunden und ausgiebigen Kuscheleinheiten rechnen die wenigsten. Genau das gibt es aber im Kloster Karmel St. Elia Seligenthal im nordrhein-westfälischen Siegburg. Dort lebt nämlich Klosterhund Philo mit den drei Karmelitinnen zusammen und bringt frischen Wind in ihr Leben. Denn der Vierbeiner ist nicht nur irgendein Hund – er ist ein Irish-Terrier und damit eine Rasse mit viel Energie und Temperament im Blut.

„Wir haben uns lange Gedanken über die Rasse gemacht, bevor wir uns für einen Irish-Terrier entschieden haben“

PETBOOK: Wie kam Philo eigentlich ins Kloster?
Antonia Sondermann: „Wir haben Philo im Alter von zehn Wochen von einem Züchterehepaar aus der Emsmühle abgeholt. Sie züchten schon seit Jahrzehnten Irish-Terrier, und ich bin in dem Dorf, wo sie wohnen, ganz in der Nähe groß geworden. Wir haben uns lange Gedanken über die Rasse gemacht, bevor wir uns für einen Irish-Terrier entschieden haben. Ich selbst hatte früher einen Rauhaardackel, aber da wir hier im Haus einige Treppen haben, fiel diese Rasse wegen der Gefahr der Dackellähmung von vornherein aus.“

Philo ist ein Irish-Terrier. Wie sind Sie auf diese Rasse gekommen?
„Wir wollten sowohl einen Wachhund als auch einen Hund, der gut in eine Gemeinschaft passt, der nicht nur auf eine Person fixiert, gesund und ohne Zuchtkrankheiten ist. Außerdem sollte er pflegeleicht sein und nicht haaren. Uns war auch wichtig, dass er mittelgroß ist, kein kleiner Hund, aber auch nicht so groß, dass man ihn als Frau nicht mehr halten oder im Krankheitsfall nicht mehr tragen kann. Ein ausgewachsener Rüde wiegt zwischen 17 bis 19 Kilogramm, je nach Auslastung. Das muss man wissen, bevor man sich für diese Rasse entscheidet.“

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„Da wir keinen Schoßhund wollten, war der Irish-Terrier für uns die ideale Wahl“ 

Und warum fiel die Wahl ausgerechnet auf ihn?
„Irish-Terrier sind die Wachhunde der irischen Bauernhöfe, sind robust und haben ein drahtiges rauhaariges Fell, das getrimmt werden muss. Sie sind sehr temperamentvoll, aber auch anhänglich und treu. Da wir keinen Schoßhund wollten, war es für uns die ideale Wahl. Aber sie sind definitiv keine Hunde für eine kleine Wohnung, weil sie Auslastung und Bewegung brauchen.

Bevor wir Philo abgeholt haben, waren wir zweimal bei der Züchterin. Beim ersten Mal hat sie uns zwei Junghunde vorgestellt und geschaut, ob wir mit ihnen zurechtkommen und wie wir mit ihnen umgehen. Beim zweiten Mal durften wir Philo schon einmal besuchen, bevor wir ihn schließlich mitnehmen konnten. Wir wollten bewusst einen Welpen haben, damit er sich an uns und unsere Lebensform gewöhnt.“

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„Wir nennen ihn manchmal scherzhaft ‚Pater Prior‘, das heißt ‚Chef‘“

Gibt es eine Geschichte oder eine Bedeutung hinter dem Namen?
„Die Züchterin sagte uns, es sei ein P-Wurf. Daher konnten wir uns einen Namen mit P aussuchen. So ist meine Mitschwester auf den Namen Philo gekommen. Das ist griechisch und bedeutet ‚Freund‘, aber es gibt auch einen gleichnamigen heiligen Kirchenvater namens Philo von Alexandrien. Anfangs haben wir ihm auch schon einmal Spitznamen mit P gegeben. Heute nennen wir ihn manchmal scherzhaft ‚Pater Prior‚, das heißt ‚Chef‘. Irish Terrier sind nämlich Jagdhunde und zu eigenständigen Entscheidungen gezüchtet. Deshalb kann man sie auch nur mit Liebe und Konsequenz erziehen. Was ein Irish Terrier nicht will …“

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Welche Aufgaben übernimmt Philo als „Wachhund“ – bellt er nur oder greift er auch ein?
„Philo ist von Natur aus wachsam. Rassespezifisch ist, dass Irish Terrier die Bauernhöfe von Mäusen und Ratten frei halten. Schon als Welpe hat Philo seine erste Maus verschluckt und sich dadurch eine Enddarmentzündung zugezogen. So passe ich nun auf, dass er die Mäuse in Ruhe lässt. Aber er zeigt immer an, wenn etwas nicht in Ordnung ist, er kann bellen aber auch bedrohlich knurren – das ist natürlich situationsbedingt verschieden.“

Wie lasten Sie Philo im Alltag aus?
„Wir haben zum Glück einen großen Innenhof und ein umzäuntes Gelände, wo sich Philo austoben kann. Aber natürlich bekommt er jeden Tag einen ausgiebigen Spaziergang – je nach Wochentag zwischen ein und zwei Stunden täglich. Das braucht er auch. Bei extrem schlechtem Wetter will er nicht vor die Tür, Wasser liebt er nicht.

Dann haben wir ein Spiel, bei dem er aus verschiedenen verschlossenen Büchsen jene herausschnüffeln muss, in der sich zum Beispiel Kamille befindet. Solche Schnüffelspiele liebt er besonders. An Tagen mit richtigem Sauwetter bekommt er auch schon einmal einen Schnüffelteppich, in dem dann sein Futter versteckt ist.“

Klosterhund Philo liegt auf einer Wiese
Philo sorgt im Kloster für viel Freude und frischen Wind Foto: Karmel St. Elia e. V.

„Am wohlsten fühlt er sich, wenn alle zu Hause sind“

Und wer kümmert sich um ihn? Alle bei Ihnen oder gibt es Betreuung nach Dienst?
„Ich bin seine primäre Bezugsperson, die normalerweise mit ihm spazieren geht. Aber an Tagen, an denen ich beruflich verhindert bin, geht eine meiner Mitschwestern mit ihm. Da gibt es zwischen uns nur einfache Absprachen wie in einer Familie. Aber wir sind in der glücklichen Lage, dass wir unsere Arbeit mit Homeoffice so einrichten können, so dass fast immer jemand zu Hause ist. Wenn es einmal nicht anders machbar ist, kann er auch schon einmal einen halben Tag bei unseren Nachbarn bleiben, die sehr gerne eine Runde mit ihm drehen. Aber man merkt bei Philo deutlich, dass er ein Rudeltier ist. Am wohlsten fühlt er sich, wenn alle zu Hause sind.“

Wie reagiert Philo auf Besucher oder Fremde, die das Klostergelände betreten?
„Bei Besuchern, die klingeln, reagiert Philo freundlich. Er ist es gewohnt, dass wir oft unterschiedliche Menschen zu Besuch bekommen. Anders ist das, wenn sich Menschen dem Gelände einfach unangekündigt nähern. Dann schlägt er wachsam und drohend an.“

Ist Philo bei den Gebetszeiten und Gottesdiensten immer dabei – auch in der Nacht?
„Philo kommt immer mit in den Gottesdienst. Das hat auch eine Vorgeschichte. Als wir ihn als Welpe abgeholt hatten, mussten wir erst einmal testen, wie er auf unseren Gesang reagiert. Da wir Choral singen – und manchmal auch sehr hoch –, waren wir uns nicht sicher, wie er darauf reagieren würde. Wir haben mit Philo von Anfang an Boxentraining als Ruheübung gemacht.

Klosterhund Philo merkt, wenn das Gebet zu Ende ist und rennt dann durch die Kirche

Wenn wir zur Messe gehen, kommt er mit, geht schnurstracks in seine Box und schläft ein, sobald wir singen. Dann hört man nur manchmal Geräusche, wenn er träumt. Beim Stundengebet liegt er einfach auf dem Teppich und rollt sich ein. Philo merkt, wenn das Gebet zu Ende ist. Bei der letzten Melodie erhebt er sich und rennt meist in die Mitte der Kirche. Er schlittert auch gerne durch die Kirche und hat gar keine Angst auf den glatten alten Tonfliesen auszurutschen.“

Hat Philo ein Lieblingsplätzchen im Kloster oder eine Lieblingsschwester?
„Was Philo besonders gerne mag, ist – neben seinem Körbchen – das Trampolin meiner Mitschwester, das er zu einem Riesenkörbchen umfunktioniert hat. Er springt gerne darauf und räkelt sich darauf herum. Manchmal steht er aber auch gerne auf der Treppe und schaut aus dem Fenster, um nach der Nachbarskatze Ausschau zu halten. 

Katzen mag er überhaupt nicht und es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die Katze auf der Klostermauer herumläuft oder in ‚seinem Garten‘ herumspaziert, während er drinnen hinter dem Fenster stehen muss. Abgesehen von der Bezugsperson lässt er sich von jeder Schwester gerne ausgiebig kraulen und drückt sich an die Beine, wenn er gestreichelt werden will.“

„Im Mittelalter wurde unsere Ordensgemeinschaft zu den Bettelmönchen gezählt. Diesem Namen macht Philo alle Ehre, wenn er Hunger hat“

Wie verhalten sich die Karmelitinnen ihm gegenüber im Alltag – gibt es spezielle Rituale?
„Wenn Philo seinen großen Spaziergang bekommen hat, ist er völlig unproblematisch. Er schläft tagsüber viel neben meinem Schreibtisch oder aber er liegt im Innenhof. Sonne verträgt er mit seinem rotgoldenen Fell nicht so gut, und im Sommer gehe ich deshalb sehr früh morgens mit ihm. Er liebt Sandstrände und das Meer. Vor allem mag er das Jagen der Möwen, aber ins Wasser zum Schwimmen geht er nicht.“

Gibt es besondere Momente oder Anekdoten mit Philo, die den Schwestern im Gedächtnis geblieben sind?
„Einmal hat er sich am zweiten Weihnachtstag mit Plätzchen vergiftet, die er vom Tisch gemopst hatte. Da hatten wir großes Glück, dass wir ihm sofort Kohletabletten eingeflößt und in kurzer Zeit einen Tierarzt erreicht haben, der ihm Gott sei Dank das Leben gerettet hat. Das war eine große Aufregung, und da haben wir gemerkt, dass er ganz in unsere Gemeinschaft gehört. Ohne ihn wäre unser Leben hier anders. Im Mittelalter wurde unsere Ordensgemeinschaft zu den Bettelmönchen gezählt. Diesem Namen macht Philo alle Ehre, wenn er Hunger hat.“

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„Philo bringt mit seinem Temperament viel Leben und Freude ins Kloster“

Wie erleben die Schwestern die Wirkung Philos auf ihren Alltag, ihre Sicherheit und ihr Gemeinschaftsgefühl?
„Philo bringt mit seinem Temperament viel Leben und Freude ins Kloster und hat Kinder sehr gerne.“

Warum sind Hunde in Klostern eigentlich so eine Seltenheit?
„Ja, warum sind Hunde so selten in Klöstern? Ich glaube, das liegt einfach daran, dass es in großen Klöstern mit mehreren Mitgliedern manchmal Menschen gibt, die Angst vor Hunden haben, die allergisch auf Hundehaare reagieren oder diese Tiere einfach nicht mögen.

Da eine solche Entscheidung von allen mitgetragen werden muss, kann so etwas die Anschaffung eines Hundes erschweren oder unmöglich machen. In jedem Fall braucht es eine verlässliche Bezugsperson. Da in Klöstern immer jemand zu Hause ist und meist genügend Platz vorhanden ist, sind sie eigentlich sehr ideale Orte für einen pelzigen Freund.“

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