
19. Juli 2025, 8:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Von wegen Traumurlaub am Meer: Während wir Menschen uns an weißen Sandstränden, tosenden Wellen und endloser Ruhe an der dänischen Westküste erfreuten, war unser Australian-Shepherd-Rüde Elvis mäßig begeistert. Oder, um ehrlich zu sein – ziemlich genervt. Der Wind, das Wetter, die Wege – so ziemlich alles traf nicht seinen Geschmack. Und wir fragen uns jetzt ernsthaft: Können wir mit ihm überhaupt noch einmal Urlaub in Dänemark mit Hund machen?
Dabei klang erst einmal alles perfekt: ein Haus in den Dünen, 200 Meter vom Meer entfernt. Natur. Unendlich viel Platz, kaum Menschen, ein hundefreundlicher Strand, an dem Leinenpflicht keine Schikane ist, sondern großzügig ausgelegt wird. Was will man mehr?
Als wir uns am Ankunftstag voller Vorfreude die Dünen hinauf ackerten, war noch alles gut. Elvis war sofort im Urlaubsmodus und rannte full speed an seiner 20-Meter-Schleppleine die Dünen hinunter. So schnell, dass ich den sandigen Abhang fast mit der Nase zuerst hinuntersegelte.
Traumstrand? Für Elvis eher ein Albtraumstrand
Ich hatte mich gerade gefangen, da nahm Elvis Kurs auf die Nordsee. Die war so richtig in Fahrt und schlug hohe Wellen. Der zweijährige Rüde fand’s cool und rannte mit einem begeisterten Gesichtsausdruck der Monsterwelle entgegen – platsch! Willkommen in Dänemark. Elvis schien das nicht zu beeindrucken und er hüpfte begeistert von Welle zu Welle und jagte die Gischt, deren Schaum über den Sandstrand gespült wurde.
Doch die Begeisterung hielt verhältnismäßig kurz an. Denn irgendwann merkte Elvis, dass das Wasser, in das er hineinbiss, salzig schmeckte. Er schüttelte den Kopf, versuchte, mit den Zähnen über die Zunge zu fahren, um den Geschmack loszuwerden, und bettelte schließlich um Leckerlis. Am nächsten Tag machte er einen Bogen um die Nordsee. Zu eklig, fand er.
Windig? Ach was – stürmisch!
Aber das eigentliche Problem im Dänemark-Urlaub mit Hund war der Wind. Und davon gibt’s an Dänemarks Westküste mehr als genug. Es weht dort eigentlich immer. An vielen Tagen so stark, dass man eher von Sturmböen sprechen müsste. Während Deutschland bei 40 Grad ächzte, stapften wir mit Mütze und Winterjacke die Dünen hoch. Oben angekommen, peitschte uns der Wind erst mal eine Ladung Sand ins Gesicht. Elvis blickte sich zu mir um, als wollte er sagen: „Du bist schuld!“
Während ich noch überlegte, zurück zum Ferienhaus zu gehen, damit der Hund keinen weiteren Sand ins Auge bekam, gab’s einen Leinenruck und ich war unten am Strand angekommen. Dort war zwar kein Sandsturm mehr, dafür blies der Wind noch kräftiger. Elvis hat eigentlich kein Problem mit Kälte – im Gegenteil: Als Australian Shepherd mit üppigem Fell genießt er kühle Temperaturen. Aber Wind? Mag er überhaupt nicht.
Ferienhaus? Nicht „elvistisch“ genug
Auch unser hyggeliges Ferienhaus konnte Elvis nicht versöhnen. Die Dünenlage war schön, aber die Einrichtung – sagen wir – nicht ganz auf unseren vierbeinigen Mitreisenden abgestimmt. Zu Hause liebt er es, auf den Stühlen am Esstisch zu thronen. In Dänemark gibt es Drehstühle. Das Ergebnis: Einmal draufgesprungen, direkt wieder unten.
Die Wege zwischen den Ferienhäusern waren aus grobem Schotter – für Elvis‘ empfindliche Pfoten kein Genuss, sondern ein Balanceakt. Dazu kam: keine anderen Hunde, kaum Gerüche, wenig neue Reize. Für einen Hütehund, der gerne analysiert und beobachtet, eher unterfordernd. Die Gassirunden wurden dementsprechend zum Frustmarsch.
Wichtig zu wissen! Hunde sind in Dänemark im Restaurant nur draußen erlaubt
Klar, wir haben in unserem Dänemark-Urlaub mit Hund auch Ausflüge gemacht. In Thyborøn, einem netten Hafenort mit asphaltierten Straßen und ausnahmsweise mal keinem Wind, hatte Elvis kurz wieder Spaß. Er wagte sogar noch einmal einen Sprung in die Wellen. Nicht optimal, wenn man danach ins Restaurant möchte. Letzten Endes mussten wir aber ohnehin feststellen, dass Hunde nur draußen erlaubt waren.
Immerhin schmeckte der Fisch. Positiv in Erinnerung blieb der Park in Harboøre mit einem kleinen Teich und schattigen Waldwegen. Endlich mal Wege, die sich angenehm anfühlten: weich, schnüffelbar, hundefreundlich.
Wetterkapriolen – für den feinfühligen Elvis eine Katastrophe
Ein besonderes Kapitel dieser Reise war das Wetter selbst. Es schwankte innerhalb von Stunden: mal 16 Grad, Wind und Regen, dann plötzlich 26 Grad, Sonne und T-Shirt-Wetter. Auch für uns Menschen eine Herausforderung – für Hunde erst recht. Denn abrupte Temperaturwechsel können den Kreislauf belasten.
Besonders bei langhaarigen oder älteren Hunden ist ein plötzlicher Wechsel von kalt auf warm (oder umgekehrt) Stress pur. Kreislaufschwäche, Apathie oder sogar Verdauungsprobleme können die Folge sein. Elvis war an den warmen Tagen deutlich antriebsloser – vermutlich ein Mix aus Erschöpfung vom Wind, Temperaturwechsel und allgemeiner Demotivation.
Starker Wind kann bei Hunden Stress auslösen
Und dann war da noch der ständige Wind, der maßgeblich dazu beitrug, dass der Urlaub in Dänemark mit Hund zum Flop wurde. Als Vierbeiner starken Wind nicht zu mögen, ist keine Eigenheit von Elvis, sondern durchaus nachvollziehbar. Wind trägt Gerüche davon, macht Umgebungsreize schwer einzuordnen und lässt Bewegungen unvorhersehbar erscheinen – all das ist für sensible Hunde wie Elvis belastend. Manche Hunde entwickeln durch Wind sogar regelrechte Unsicherheiten oder Reizüberflutung. Besonders, wenn Sand dazukommt, der in Augen und Nase wirbelt.
Und auch Sand im Auge ist kein Spaß für Hunde: Schon kleinste Sandkörnchen können die Bindehaut reizen und zu Entzündungen führen. Tränende Augen, Reiben mit der Pfote oder Augenzukneifen sind typische Anzeichen. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Bindehautentzündung kommen – besonders bei Hunden, die empfindlich reagieren oder ohnehin trockene Augen haben.
Dazu kommt: Ein durchnässtes Fell, kombiniert mit Wind, führt zur Auskühlung. Hunde können sich zwar nicht „erkälten“ wie wir – aber die Atemwege können gereizt werden, und nasse Ohren bei Schlappohr-Rassen können Entzündungen begünstigen.
Fazit: Wenn der Hund sich nicht wohlfühlt, fühlt man sich selbst auch nicht richtig frei
Wir hatten insgesamt zehn schöne Tage im Dänemark-Urlaub mit Hund. Zwei davon mit bombastisch gutem Wetter und sogar ohne Wind. Aber insgesamt war es für Elvis keine erholsame Zeit. Und auch wir mussten feststellen: So schön wir die Westküste auch fanden – wenn der Hund sich nicht wohlfühlt, fühlt man sich selbst auch nicht richtig frei. Vielleicht testen wir deshalb beim nächsten Mal besser die Ostküste Dänemarks.
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Wind & Sturm
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Salzwasser
Ein paar Schlucke Meerwasser reichen – und schon kann es zu Übelkeit, Durchfall oder Erbrechen kommen. Der hohe Salzgehalt stört den Wasserhaushalt im Körper und reizt zusätzlich Rachen, Augen und Haut. 1
Sand im Auge
Feiner Sand kann Bindehautentzündungen oder sogar Hornhautverletzungen verursachen. Symptome: starkes Blinzeln, tränende Augen oder Reiben mit der Pfote. Bei Verdacht lieber direkt zum Tierarzt. 2

Zur Autorin
Inspirierende Geschichten sind die große Leidenschaft von Manu Lieflaender. Zum thematischen Portfolio der zertifizierten Hundepsychologin und Pferdefrau zählen Ratgeber-Texte ebenso wie Reportagen über tierfreundliche Reise-Destinationen und Erfahrungsberichte mit Tiefgang.
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