
3. Juli 2025, 6:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Er sieht aus wie ein Pudel, liebt das Wasser und war einst der beste Freund des Fischers: Der Portugiesische Wasserhund, auch bekannt als Cão de Água Português, ist ein energiegeladener, intelligenter und loyaler Gefährte. Einst half er, Fischernetze zu bergen und Botschaften zu übermitteln – heute erobert er als aktiver Familienhund die Herzen seiner Besitzer. Doch hinter seinem wuscheligen Äußeren steckt ein fordernder Charakter.
Der Portugiesische Wasserhund ist eine traditionsreiche und vielseitige Hunderasse mit einer beeindruckenden Vergangenheit: Als unermüdlicher Helfer der portugiesischen Fischer war er jahrhundertelang entlang der Atlantikküste im Einsatz – sei es beim Apportieren entwichener Fische, beim Bewachen der Boote oder bei lebensrettenden Einsätzen. Doch mit dem technologischen Wandel wurde seine Arbeitskraft zunehmend entbehrlich, was ihn beinahe zum Aussterben brachte. Heute ist der Cão de Água Português nicht nur für seine Intelligenz und Robustheit bekannt, sondern auch für seine ausgeprägte Liebe zum Wasser und seine Fähigkeit, sich in aktiven Haushalten bestens einzufügen. Sein charakteristisches, nicht haarendes Fell und die typische Löwenschur machen ihn unverwechselbar – aber auch pflegeintensiv. Wer also einen treuen, cleveren und sportlichen Begleiter sucht, könnte in ihm den idealen Hund finden – vorausgesetzt, man ist seiner Energie gewachsen.
Herkunft
Die Ursprünge des Portugiesischen Wasserhundes reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Erste schriftliche Erwähnungen finden sich in Klosterdokumenten, in denen von Hunden berichtet wird, die Ertrinkende aus dem Meer retten – mit Beschreibungen, die dem heutigen Cão de Água Português frappierend ähneln. Historisch beheimatet entlang der gesamten portugiesischen Küste war diese Rasse über Jahrhunderte ein unentbehrlicher Gehilfe der Fischer. Sie brachte Nachrichten von Boot zu Boot, holte Netze ein und tauchte nach entkommenem Fang. Die robuste Bauweise und das hervorragende Schwimmvermögen machten ihn ideal für diese Aufgaben. Die Modernisierung der Fischerei im 20. Jahrhundert führte jedoch beinahe zur Auslöschung der Rasse – 1955 gab es lediglich rund 50 Exemplare. Durch die gezielte Zuchtinitiative des Reeders Vasco Bensaude, insbesondere mit dem Stammrüden Leão, wurde die Population gerettet.
1955 erfolgte die Anerkennung durch die FCI. Heute lebt die größte Population in den USA. Die Hunde Bo und Sunny des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama machten die Rasse weltweit bekannt.
Aussehen & Fell
Der Portugiesische Wasserhund ist ein mittelgroßer, kräftig gebauter Hund mit muskulösem Körper und ausgeprägten Schwimmhäuten zwischen den Zehen. Rüden erreichen eine Widerristhöhe von 50 bis 57 Zentimeter und wiegen 19 bis 25 Kilogramm; Hündinnen messen 43 bis 52 Zentimeter bei 16 bis 22 Kilogramm.
Das Fell ist dicht, widerstandsfähig und kommt in zwei Varietäten vor: gewellt (wavy) oder gekräuselt (curly), jeweils ohne Unterwolle. Die häufigsten Farben sind einfarbig Schwarz, Braun oder Weiß, sowie Kombinationen dieser Töne, wobei Weißanteile einen Drittel des Fells nicht überschreiten sollten. Besonders markant ist die traditionelle „Löwenschur“ (Lion-Clip), bei der Hinterhand und Fang kurzgeschoren werden, während Brust und Kopf üppiges Fell zeigen – inklusive Haarbüschel an der Rute. Diese Schur hat funktionalen Ursprung: Sie erleichtert das Schwimmen und schützt gleichzeitig lebenswichtige Organe. Trotz seines voluminösen Fells haart der Wasserhund kaum und gilt als potenziell allergikerfreundlich.
Charakter & Gemüt
Der Portugiesische Wasserhund besitzt ein lebhaftes, intelligentes und menschenbezogenes Wesen. Er gilt als ausgesprochen lernfreudig und aufmerksam, mit hoher Beobachtungsgabe und ausgeprägtem Geruchssinn. Laut Rassestandard zeigt er ein „heftiges Temperament“, gepaart mit Stolz, Unermüdlichkeit und gelegentlichem Eigensinn. Fremden begegnet er meist freundlich, solange er gut sozialisiert wurde. Aggressives Verhalten ist untypisch, jedoch kann er stürmisch und territorial auftreten.
Seine Familienbindung ist stark, er sucht engen Kontakt zu seinen Menschen und gilt als verspielt, loyal und wachsam. Als Familienhund ist er besonders bei aktiven Haushalten beliebt, in denen er körperlich wie geistig ausgelastet wird. Mit Artgenossen und anderen Haustieren versteht er sich gut, wenn er von klein auf daran gewöhnt wird. Bellen ist bei dieser Rasse selten – ein Hinweis auf Unmut oder Wachsamkeit, aber keine dauerhafte Eigenschaft.
Erziehung
Der Cão de Água Português ist ein gelehriger Hund, der mit positiver Verstärkung hervorragend trainierbar ist. Frühzeitige Sozialisierung und ein strukturierter Trainingsaufbau sind essenziell, um sein manchmal eigenwilliges Wesen in geordnete Bahnen zu lenken. Trotz seines „Will-to-please“ zeigt er gern Eigeninitiative, wenn ihm langweilig wird oder klare Grenzen fehlen. Konsequenz ohne Härte ist daher gefragt. Der Besuch einer Welpen- und Hundeschule ist dringend zu empfehlen – insbesondere für Ersthalter.
In einer liebevoll geführten Umgebung zeigt der Portugiese schnell, wie clever und arbeitsfreudig er ist. Er benötigt eine klare Rangordnung und profitiert von festen Regeln, die von allen Familienmitgliedern eingehalten werden sollten. Mit durchdachter Erziehung entwickelt er sich zu einem verlässlichen und ausgeglichenen Begleiter.
Richtige Haltung & Pflege
Ein Portugiesischer Wasserhund braucht viel Bewegung, geistige Stimulation und engen Familienanschluss. Ideal ist ein aktiver Haushalt mit Garten oder regelmäßigem Zugang zur Natur. Rund zwei Stunden Auslauf täglich – inklusive Schwimmen, Apportierspielen oder Hundesport – sind optimal. Auch Wohnungshaltung ist möglich, sofern ausreichend Auslastung gewährleistet ist.
Das Fell erfordert intensive Pflege: mehrmals wöchentliches Bürsten sowie regelmäßige Schur sind Pflicht. Nach dem Baden müssen die Ohren sorgfältig getrocknet werden, um Entzündungen vorzubeugen. Die Fellpflege verhindert zudem Verfilzungen und sorgt für Wohlbefinden. Darüber hinaus sollten Zähne, Krallen und Augen regelmäßig kontrolliert werden. Besonders nach Outdoor-Aktivitäten empfiehlt sich eine Pfoteninspektion auf Fremdkörper.
Ernährung
Der Portugiesische Wasserhund stellt keine besonderen Anforderungen an die Ernährung, benötigt jedoch eine hochwertige, proteinreiche Kost – idealerweise mit hohem Fleischanteil und ohne Zucker oder Getreide. Ob Trocken-, Nassfutter oder Barf: Entscheidend ist die Qualität und eine dem Energiebedarf angepasste Ration. Welpen sollten zunächst mit dem gewohnten Züchterfutter weiter gefüttert und bei Bedarf langsam umgestellt werden. Zwei Mahlzeiten pro Tag haben sich bewährt.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Trotz robuster Konstitution ist der Portugiesische Wasserhund durch die enge Zuchtbasis anfällig für einige genetische Erkrankungen. Dazu zählen die progressive Retinaatrophie, Hüftgelenksdysplasie, GM-1 Storage Disease (eine seltene Speicherkrankheit des Nervensystems) und juvenile Dilatative Kardiomyopathie.
Verantwortungsbewusste Züchter lassen ihre Zuchttiere auf diese Erkrankungen testen und veröffentlichen die Ergebnisse transparent. Eine regelmäßige tierärztliche Betreuung sowie gelenkschonende Bewegung im Welpenalter tragen zur Gesunderhaltung bei.

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Der Portugiesische Wasserhund im Überblick
- Wesen: Intelligent, lebhaft, wachsam, eigenständig, loyal
- Größe: Rüden 50–57 cm, Hündinnen 43–52 cm
- Gewicht: Rüden 19–25 kg, Hündinnen 16–22 kg
- Fell & Farbe: Lockiges oder gewelltes Fell, einfarbig Schwarz, Braun oder Weiß; auch zweifarbig
- Besonderheiten: Schwimmhäute, traditionelle Löwenschur, kaum Haarverlust
- Pflegeaufwand: Hoch – regelmäßiges Bürsten & Scheren notwendig
- Geeignet für: Aktive Familien, sportliche Einzelpersonen, bedingt Anfänger