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Schwarz-weißes Fell

Landseer – Familienhund mit bemerkenswerter Sozialkompetenz

Landseer
Lange Zeit galt der Landseer nur als schwarz-weiße Variante des Neufundländers. Inzwischen hat sich der große Vierbeiner aus Deutschland als eigenständige Rasse etabliert. Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

4. Juli 2025, 9:04 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Majestätisch, sanft und stets hilfsbereit – der Landseer beeindruckt nicht nur durch seine imposante Erscheinung, sondern auch durch sein tief verwurzeltes Bedürfnis, seinem Menschen zu dienen. Einst Retter in Seenot, heute treuer Familienbegleiter, vereint diese Hunderasse Kraft und Gutmütigkeit in einzigartiger Weise.

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Der Landseer zählt zu den großen, arbeitsfreudigen Hunderassen Europas und ist eng mit dem Neufundländer verwandt. Während seine Wurzeln im rauen Küstenklima Neufundlands liegen, entwickelte sich der Landseer Anfang des 20. Jahrhunderts zur eigenständigen Rasse – dank des Einsatzes deutscher und schweizerischer Kynologen, die die weiß-schwarzen Hunde vor dem Verschwinden bewahrten. Heute ist der Landseer nicht nur als Wasserrettungshund bekannt, sondern auch als liebevoller Familienhund mit bemerkenswerter Sozialkompetenz. Wer ihm jedoch ein Zuhause geben möchte, muss Platz, Zeit und Erfahrung mitbringen – und wissen, dass in ihm ein sensibler Riese mit Herdenschutzhund-Erbe schlummert.

Herkunft

Die Geschichte des Landseers ist eng mit dem Neufundländer verknüpft. Beide stammen von den sogenannten „Newfoundland Dogs“ ab, die im 18. Jahrhundert auf der gleichnamigen kanadischen Insel als Helfer bei der Fischerei dienten. Sie unterstützten beim Einholen von Netzen, zogen schwere Lasten und retteten Menschen aus dem Wasser. Als diese Hunde nach England kamen, erfreuten sie sich schnell großer Beliebtheit – insbesondere beim Adel.
Zunächst galten weiß-schwarze und schwarze Varianten als Farbformen derselben Rasse. Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts verdrängte die schwarze Fellfarbe zunehmend den weiß-schwarzen Typ. Um diesen zu bewahren, begannen Züchter aus der Schweiz und Deutschland um 1900 mit einer gezielten Reinzucht. Sie brachten die letzten geeigneten Exemplare von Großbritannien nach Mitteleuropa und gründeten damit die Landseer-Zucht.
Zur Stabilisierung der Farbgebung wurden vereinzelt Pyrenäenberghunde und Kuvasz eingekreuzt.

Benannt wurde die Rasse nach dem britischen Tiermaler Edwin Landseer, der den weiß-schwarzen Typ in seinen Gemälden berühmt machte. Die FCI erkannte den Landseer (Europäisch-Kontinentaler Typ) 1960 offiziell als eigenständige Rasse an.

Aussehen & Fell

Der Landseer zählt zu den großen Hunderassen. Rüden erreichen eine Schulterhöhe von 72 bis 80 Zentimeter bei einem Gewicht von 60 bis 75 Kilogramm. Hündinnen sind mit 67 bis 72 Zentimeter Schulterhöhe und 50 bis 55 Kilogramm etwas kleiner, aber nicht weniger eindrucksvoll. Trotz seiner Größe wirkt der Landseer keineswegs plump – sein Körperbau ist kräftig, muskulös und ausgewogen proportioniert.

Das auffälligste Merkmal ist das schwarz-weiße Fell. Es basiert auf einer weißen Grundfarbe mit unregelmäßigen schwarzen Platten auf Rücken und Kruppe. Der Kopf ist überwiegend schwarz mit einer weißen Schnauzenpartie und einer schmalen, symmetrischen weißen Blesse. Hals, Brust, Bauch, Beine und Rute sind bei reinrassigen Tieren weiß. Das mittellange Deckhaar ist dicht, leicht gewellt und mit Unterwolle durchsetzt, jedoch nicht so kompakt wie beim Neufundländer. Es ist wasserabweisend und fühlt sich trotz Fülle angenehm fein an. Der Landseer wirkt durch seinen längeren Fang, den weniger massigen Kopf und seine agilen Bewegungen eleganter als sein schwarzer Verwandter.

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Charakter & Gemüt

Der Landseer gilt als ausgesprochen freundlich, intelligent und menschenbezogen. Seine Gutmütigkeit und Sanftheit machen ihn zu einem beliebten Familienhund – insbesondere in Haushalten mit Kindern. Er ist wachsam, aber nicht aggressiv, und verhält sich gegenüber Fremden zunächst zurückhaltend. Dank seiner hohen sozialen Intelligenz lässt er sich gut in bestehende Tiergemeinschaften integrieren. In der Familie sucht er Nähe und Zugehörigkeit und möchte in den Alltag eingebunden sein. Seine Wurzeln als Gebrauchshund zeigen sich in seinem Wunsch, eine Aufgabe zu haben – sei es Apportieren, Tragen oder einfach das Begleiten seiner Bezugsperson. Auch wenn er wenig Jagdtrieb hat, besitzt er einen gewissen Schutzinstinkt und trifft gelegentlich eigene Entscheidungen, wenn er es für nötig hält. Diese Eigenständigkeit gepaart mit Sensibilität verlangt nach einer klaren, aber einfühlsamen Führung.

Erziehung

Die Erziehung des Landseers erfordert Konsequenz und Geduld. Aufgrund seiner Größe und Kraft ist es wichtig, frühzeitig mit dem Training zu beginnen – insbesondere mit Leinenführigkeit und Impulskontrolle. Der Landseer lernt schnell, ist aber durchaus eigenständig und kann in bestimmten Situationen eigensinnig reagieren.
Mit positiver Verstärkung, klaren Regeln und engem menschlichem Kontakt entwickelt sich der Landseer zu einem verlässlichen Begleiter. Hundeanfänger sollten sich idealerweise Unterstützung durch eine Hundeschule holen oder über Erfahrung verfügen. Wichtig ist eine frühe Sozialisierung, damit sich sein Schutztrieb kontrolliert entwickelt.

Richtige Haltung & Pflege

Der Landseer benötigt viel Platz – sowohl im Haus als auch im Garten. Eine Haltung in der Stadtwohnung ist für ihn ungeeignet. Er braucht einen engen Familienanschluss und tägliche Bewegung, bevorzugt in der Natur. Besonders glücklich ist er in der Nähe von Wasser, da er ein leidenschaftlicher Schwimmer ist. Neben körperlicher Auslastung ist geistige Beschäftigung entscheidend. Apportierspiele, Suchaufgaben oder einfache häusliche Aufgaben fördern seine Ausgeglichenheit.

Pflegeleicht ist der Landseer nicht: Sein dichtes Fell muss regelmäßig, idealerweise mehrmals pro Woche, gebürstet werden. Baden sollte vermieden werden, da dies die schützenden Eigenschaften des Fells beeinträchtigt. Regelmäßige Ohren-, Augen- und Zahnpflege sind ebenso wichtig.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist für den Landseer essenziell – insbesondere zur Vorbeugung von Gelenkerkrankungen. Hochwertiges Futter mit Gelenkunterstützenden Zusätzen (z. B. Glucosamin) ist empfehlenswert. Auf getreidehaltige oder zuckerreiche Produkte sollte verzichtet werden. Fütterung in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt kann helfen, das Risiko einer Magendrehung zu minimieren. Frisches Wasser sollte stets verfügbar sein. Auch eine BARF-Fütterung ist bei ausreichender Sachkenntnis und tierärztlicher Begleitung möglich, birgt aber Risiken bei Fehlern in der Nährstoffzusammensetzung.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Wie viele große Hunderassen ist auch der Landseer anfällig für Hüft- und Ellbogendysplasien sowie Herzerkrankungen. Besonders wichtig ist eine kontrollierte Zucht mit entsprechenden Gesundheitsnachweisen der Elterntiere. Auch Magendrehungen treten gelegentlich auf – hier hilft eine angepasste Fütterung.

Aufgrund seines dichten Fells ist der Landseer hitzeempfindlich und sollte im Sommer nicht in der prallen Sonne spazieren geführt werden. Hängeohren begünstigen Ohrenentzündungen, die durch regelmäßige Reinigung verhindert werden können. Trotz seiner Robustheit liegt die Lebenserwartung meist zwischen 9 und 12 Jahren, wobei einzelne Tiere leider auch früher an Knochenkrebs erkranken können.

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Der Landseer im Überblick

  • Charakter: gutmütig, treu, intelligent, menschenbezogen, wachsam
  • Größe: Rüden 72–80 cm, Hündinnen 67–72 cm
  • Gewicht: Rüden 60–75 kg, Hündinnen 50–55 kg
  • Fell: mittellang, weiß mit schwarzen Platten, wasserabweisend, mit Unterwolle
  • Besonderheiten: hervorragender Schwimmer, geeignet für Wasserrettung
  • Pflege: regelmäßiges Bürsten, empfindlich gegenüber Hitze, Ohrenpflege wichtig
  • Eignung: nicht für Stadtwohnung oder Anfänger ohne Unterstützung geeignet
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