
21. Mai 2025, 11:34 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Majestätisch im Auftreten, sanft im Wesen und nahezu unschlagbar im Wasser – der Neufundländer ist ein echter Spezialist unter den Hunderassen. Doch dieser bärenhafte Riese mit dem Herzen eines Retters bringt nicht nur Kraft, Ausdauer und Wasserfreude mit, sondern auch eine bemerkenswerte Familienfreundlichkeit. Ob als treuer Gefährte, kinderlieber Spielkamerad oder verlässlicher Wasserretter – seine vielseitige Persönlichkeit macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung in der Hundewelt.
Der Neufundländer zählt zu den imposantesten und zugleich sanftmütigsten Hunderassen. Ursprünglich auf der kanadischen Atlantikinsel Neufundland beheimatet, entwickelte er sich durch die Kreuzung einheimischer Hunde mit europäischen Begleithunden zu einem verlässlichen Arbeits- und Rettungshund. Heute ist er vor allem als familienfreundlicher, anhänglicher und gelassener Vierbeiner bekannt. Mit seinem dichten, wasserabweisenden Fell, seinem ruhigen Wesen und der ausgeprägten Menschenbindung ist der Neufundländer kein Stadthund, sondern fühlt sich in naturnaher Umgebung mit Zugang zu Wasser am wohlsten. Trotz seiner Gutmütigkeit erfordert seine Haltung aufgrund der Größe, des Pflegeaufwands und möglicher gesundheitlicher Herausforderungen fundiertes Wissen und Engagement. Wer diesen Hund in sein Leben aufnimmt, gewinnt einen loyalen Begleiter – vorausgesetzt, man kann seinen Ansprüchen gerecht werden.
Herkunft
Die Ursprünge des Neufundländers reichen bis auf die kanadische Atlantikinsel Neufundland zurück, die ihm auch seinen Namen verlieh und wo er ursprünglich als Arbeits- und Rettungshund für Fischer und Seeleute diente. Seine Ahnen waren wahrscheinlich Mischungen aus den Hunden der einheimischen Micmac- und Beothuk-Indianer und solchen, die europäische Seefahrer ab dem 16. Jahrhundert auf die Insel mitbrachten. Charakteristisch war seine Fähigkeit, schwere Netze zu ziehen und Boote an Land zu holen – auch bei eisigen Temperaturen. Die Theorie, dass auch große Bärenhunde aus der Wikingerzeit zur Entstehung beitrugen, gilt heute als überholt.
Bereits im 18. Jahrhundert beschrieb der britische Kapitän George Cartwright den „Newfoundland Dog“ als zuverlässigen Arbeitshund. In Europa gewann die Rasse im 19. Jahrhundert an Popularität, besonders in Großbritannien und Frankreich. 1860 wurden Neufundländer erstmals auf einer Ausstellung in Birmingham präsentiert. Der englische Kennel Club begann 1875 mit der Zuchtbuchführung, gefolgt von der Gründung des „The Newfoundland Club“ im Jahr 1886 – dem ersten offiziellen Zuchtverein. Heute gilt England als das Ursprungsland der planmäßigen Zucht, während Kanada als Heimat der ursprünglichen Hunde anerkannt ist.
Aussehen & Fell
Der Neufundländer ist ein großer, massiger Hund mit kräftiger Muskulatur und harmonischem Körperbau. Sein Kopf ist breit und massiv mit einem kurzen, quadratischen Fang, die Augen liegen weit auseinander und strahlen Sanftmut aus. Die kleinen, dreieckigen Ohren liegen eng am Kopf an. Charakteristisch für ihn sind seine Schwimmhäute zwischen den Zehen, die ihn zu einem hervorragenden Schwimmer machen.
Das üppige Fell besteht aus mäßig langem, glattem oder leicht gewelltem Deckhaar sowie dichter, weicher Unterwolle, die im Winter besonders stark ausgebildet ist. Am Kopf, Fang und an den Ohren ist das Haar kurz und fein. Vorder- und Hinterläufe sind befedert, die Rute ist kräftig und buschig. Zugelassene Farben laut FCI sind Schwarz (möglichst einheitlich), Braun (von Schokolade bis Bronze) und Weiß-Schwarz. Bei der letzteren Variante sind ein schwarzer Kopf mit weißer Blesse, ein schwarzer Sattel sowie eine schwarze Kruppe besonders erwünscht. Graue Farbvarianten werden in Deutschland nicht gezüchtet, da sie mit gesundheitlichen Risiken wie dem „Blue Dog Syndrom“ verbunden sein können.
Charakter & Gemüt
So gemütlich der Neufundländer wirkt, täuscht sein Äußeres und sein grundsätzliches Gemüt darüber hinweg, dass er ein ausgezeichneter Schwimmer ist. Er kann zielgerichtet und mit großer Ausdauer Menschen vor dem Ertrinken retten. Bisweilen müssen einige Exemplare ein wenig zur Bewegung animiert werden.
Neufundländer sind ausgeglichene, gutmütige und besonders menschenbezogene Hunde. Ihr freundliches Wesen, die hohe Reizschwelle und die sanfte Art machen sie zu idealen Familienhunden. Besonders Kindern gegenüber zeigen sie sich rücksichtsvoll und geduldig. Diesen Hund bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Auch mit anderen Haustieren kommen sie – bei frühzeitiger Sozialisierung – gut zurecht.
Ihr Hang zur Anhänglichkeit und ihr Wunsch, stets in der Nähe ihrer Bezugspersonen zu sein, prägen ihren Alltag. Trotz ihrer Größe zeigen sie keine Aggression – im Gegenteil: Sie bellen selten und reagieren auf Fremde freundlich. Ihr selbstständiges Handeln und ihr Mut machen sie in Gefahrensituationen zu verlässlichen Beschützern. Ihre besondere Liebe zum Wasser ist tief verwurzelt, was sie für den Einsatz als Wasserrettungshund prädestiniert. Insgesamt zeichnen sich Neufundländer durch ihr ruhiges, ausgeglichenes Temperament, ihre Intelligenz und ihre Kooperationsbereitschaft aus.
Erziehung
Die Erziehung eines Neufundländers erfordert Geduld, Konsequenz und viel Einfühlungsvermögen. Aufgrund ihrer Intelligenz und Bindungsfähigkeit sind sie durchaus lernbereit, zeigen jedoch manchmal eine gewisse Trägheit. Motivation, liebevolle Konsequenz und klare Kommandos führen zum Erfolg. Der Einsatz von Belohnungen – sei es durch Lob, Streicheleinheiten oder Leckerlis – unterstützt das Training.
Die Sozialisierung und Erziehung sollte bereits im Welpenalter beginnen, um der Kraft und Größe des ausgewachsenen Hundes gerecht zu werden. Eine Begleithundeprüfung ist empfehlenswert, um spätere Probleme mit Dominanzverhalten zu vermeiden. Besonders hilfreich ist auch der Besuch einer Hundeschule, vor allem für Ersthundebesitzer.
Richtige Haltung & Pflege
Neufundländer benötigen viel Platz, Naturverbundenheit und regelmäßigen Zugang zu Wasser. Stadtwohnungen oder ein rein urbanes Umfeld sind für diese Rasse ungeeignet. Ideal ist ein Haus mit großem Garten in naturnaher Lage. Da Neufundländer stark hitzeempfindlich sind, sollte ihnen immer ein schattiger Rückzugsort und bei Bedarf eine Bademöglichkeit zur Verfügung stehen. Spaziergänge bei jedem Wetter, Planschgelegenheiten und moderate körperliche Auslastung – etwa im Zughundesport oder bei der Wasserarbeit – sind wichtig.
Das üppige Fell des Neufundländers bedarf ausgiebiger Fellpflege – und das täglich! Es sollte gründlich gebürstet werden, um herausfallende Haare zu beseitigen, besonders während des Fellwechsels. Andernfalls kann das Fell schnell verfilzen. Auf Scheren oder Trimmen sollte verzichtet werden, um die Fellstruktur nicht zu beschädigen.
Regelmäßige Kontrollen von Ohren, Augen und Zähnen gehören zur Grundpflege. Aufgrund ihrer Naturverbundenheit bringen Neufundländer oft Feuchtigkeit und Schmutz ins Haus – ein Umstand, auf den Halter vorbereitet sein sollten.
Ernährung
Da Neufundländer zu Gelenkerkrankungen neigen, sollte beim Futtermittel auf eine Nährstoffzusammensetzung geachtet werden, die Gelenke und Skelett gesund hält. Es gibt spezielle Futtermischungen, die einen Schwerpunkt auf Zusätze dieser Art legen. Ferner ist ein hochwertiges Futtermittel immer einem sehr günstigen Produkt vorzuziehen. Diese enthalten oft Getreide und sogar Zucker, um das Futter künstlich zu strecken und es noch attraktiver für den Hund zu machen. Die Ernährung trägt einen wesentlichen Teil zur Gesundheit von Neufundländern bei und schlussendlich kann die falsche Ernährungsweise zu höheren Tierarztkosten für Behandlungen führen. Gerade bei großen Hunden, die eine beachtliche Menge an Futter vertilgen, sollte der Kostenfaktor Ernährung von Anfang an großzügig ins Budget mit eingerechnet werden.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Trotz robuster Erscheinung ist der Neufundländer für einige rassespezifische Erkrankungen anfällig. Dazu zählen Hüft- und Ellenbogendysplasie, Kreuzbandrisse und Knochenkrebs, Dilatative Kardiomyopathie und Cystinurie. Weitere Risiken sind Augenleiden, Venenerkrankungen und Magendrehung. Eine genetisch kontrollierte Zucht, regelmäßige tierärztliche Untersuchungen und eine gelenkschonende Aufzucht (Treppensteigen sollte vermieden werden) sowie Ernährung helfen, das Risiko dieser Erkrankungen zu minimieren. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei acht bis zehn Jahren.

Landseer

Neufundländer

Das sind die 12 größten Hunderassen der Welt
Der Neufundländer auf einen Blick
- Wesen: Sanft, loyal, familienfreundlich, ruhig, kinderlieb
- Größe: Rüden ca. 71 cm, Hündinnen ca. 66 cm
- & Gewicht: Rüden bis 68 kg, Hündinnen bis 54 kg
- Fell: Mäßig lang, wasserabweisend, mit dichter Unterwolle
- Farben: Schwarz, Weiß-Schwarz, Braun (Grau nicht erwünscht)
- Pflege: Tägliches Bürsten erforderlich, nicht scheren oder trimmen
- Besonderheiten: Wasserliebhaber, starke Bindung an Menschen, nicht hitzeresistent