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Hohe Anforderungen

Nur für Profis! Der Beagle Harrier als Familienhund schnell unterfordert

Beagle Harrier
Der Beagle Harrier ist in Deutschland eine sehr seltene Hunderasse. Foto: Getty Images /Viktor4ik
Porträtbild Mareike Schmidt
Werkstudentin

31. Mai 2025, 16:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Beagle Harrier ist ein fast vergessener Juwel der Jagdhundwelt – eine kraftvolle Kreuzung aus Beagle und Harrier mit französischen Wurzeln und britischen Einflüssen. Elegant, robust und voller Energie zeigt er sich als typischer Laufhund mit unerschütterlichem Spürsinn. Doch diese Schönheit birgt eine klare Botschaft: Ohne jagdliche Auslastung ist der Beagle Harrier schnell unterfordert.

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Mitten zwischen den bekannten britischen Laufhunderassen hat sich der Beagle Harrier als eigenständige Rasse etabliert – kraftvoll wie der Harrier, kompakter als der Foxhound und ausdauernder als der Beagle. Seine Entwicklung im 19. Jahrhundert war kein Zufall, sondern eine bewusste Zuchtwahl französischer Aristokraten, die einen jagdtauglichen, vom Pferd aus führbaren Meutehund suchten. So entstand ein mittelgroßer Jagdhund mit starkem Charakter, sozialem Wesen und beeindruckendem Spürsinn. Die enge Verwandtschaft zu englischen Rassen ist äußerlich sofort erkennbar, doch in seinem Wesen zeigt sich der typische französische Brackenhund. Seine Seltenheit in Deutschland und der hohe Anspruch an Haltung und Auslastung machen ihn zu einer faszinierenden, aber anspruchsvollen Wahl für Jagdprofis.

Herkunft

Der Beagle Harrier ist das Ergebnis einer gezielten Kreuzung von Beagle und Harrier, die im 19. Jahrhundert in Frankreich vorgenommen wurde. Initiator der Rasse war der französische Maler Baron Gérard, dessen Ziel es war, einen mittelgroßen, robusten und schnellen Jagdhund zu schaffen, der sich vom Pferd aus führen lässt. Die genetische Basis bildeten zwei alte britische Laufhunderassen: der kleinere, spurensichere Beagle und der ausdauernde, kräftige Harrier. Der Beagle Harrier vereint seitdem die besten jagdlichen Eigenschaften beider Ursprungsrassen – Feinnasigkeit, Ausdauer, Sozialverhalten und Führigkeit.

Die Fédération Cynologique Internationale (FCI) erkannte die Rasse im Jahr 1972 offiziell an. Außerhalb Frankreichs ist die Rasse kaum verbreitet; in Deutschland gibt es derzeit nur eine offiziell registrierte Zuchtstätte.

Aussehen & Fell

Der Beagle Harrier wirkt auf den ersten Blick wie ein großgewachsener Beagle oder ein kompakter Harrier. Er hat einen harmonischen, ausgeglichenen und kräftigen Körperbau mit mittleren Proportionen. Die Widerristhöhe liegt zwischen 45 und 50 Zentimetern. Das Gewicht ist nicht standardisiert, beträgt in der Regel aber 20 bis 26 Kilogramm. Die Ohren sind breiter als beim Beagle, hängen mäßig lang seitlich herab, während die Rute säbelförmig getragen wird. Die Brust ist etwas flacher als beim Beagle, der Rücken gerade, der Gang flüssig und frei.

Sein Fell ist glatt, mäßig kurz, recht dicht und wetterfest. Typisch ist die klassische Tricolor-Färbung: falb (hellbraun oder rehbraun) mit schwarzem Mantel und weißen Abzeichen. Seltener gibt es auch grau gemantelte Vertreter.

Charakter & Gemüt

Der Beagle Harrier ist ein leidenschaftlicher Jagdhund mit großer Sozialkompetenz. Als typischer Meutehund zeigt er sich freundlich, verträglich und menschenbezogen. Seine Stärke liegt in der Teamarbeit – mit Artgenossen und im Kontakt mit Menschen. Gleichzeitig ist er selbstständig, beharrlich und zielgerichtet, wenn es darum geht, einer Fährte zu folgen. Diese Sturheit ist kein Ausdruck von Ungehorsam, sondern Zeichen seines Jagdinstinkts und seiner Zielstrebigkeit.

Bei artgerechter Haltung ist er ein anhänglicher, verspielter und treuer Begleiter. Besonders wohl fühlt sich der Beagle Harrier in der Nähe von Pferden und innerhalb einer funktionierenden Hundegruppe. Als reiner Familienhund ohne jagdliche Aufgabe ist er überfordert – seine Passion verlangt eine Aufgabe.

Erziehung

Die Erziehung des Beagle Harriers erfordert Konsequenz, Geduld und Verständnis für seine jagdliche Herkunft. Er ist intelligent, lernfähig und arbeitsfreudig, aber auch willensstark. Positive Verstärkung, klare Kommandos und ein fester Trainingsrhythmus führen zum Erfolg. Besonders wichtig ist der Rückruf, da er bei Geruchswahrnehmung schnell eigenständig handelt.

Frühzeitige Sozialisierung ist essenziell, ebenso wie die gezielte Förderung seiner Nasenarbeit. Ideal ist die Ausbildung zum Jagdgebrauchshund oder die Teilnahme an Suchhundesportarten. Für Anfänger ist die Rasse aufgrund ihres intensiven Jagdverhaltens und hohen Aktivitätsbedarfs nicht geeignet.

Richtige Haltung & Pflege

Der Beagle Harrier benötigt viel Auslauf, Beschäftigung und Sozialkontakt. Idealerweise lebt er in einem ländlichen Umfeld mit Zugang zu einem gesicherten Garten oder Revier. Stadtwohnungen sind für diesen aktiven Laufhund ungeeignet. Zwei Stunden Bewegung täglich sind das Minimum – verbunden mit Nasenarbeit oder Jagdersatztraining. Als Meutehund braucht der Beagle Harrier den Austausch mit Artgenossen – regelmäßige Hundetreffen oder Mehrhundehaltung sind zu empfehlen.

Die Fellpflege ist einfach: regelmäßiges Bürsten, besonders während des Fellwechsels, reicht aus. Ohren, Krallen und Zähne sollten kontrolliert und gepflegt werden, da es hier zu Problemen kommen kann.

Ernährung

Die Ernährung des Beagle Harriers sollte ausgewogen, hochwertig und auf seinen Energiebedarf abgestimmt sein. Eine proteinreiche Kost mit hohem Fleischanteil (z. B. Rind, Huhn) ist ideal. Ergänzt wird sie durch komplexe Kohlenhydrate (z. B. Vollkornreis, Süßkartoffeln) und gesunde Fette (z. B. Fischöl). Obst und Gemüse liefern wichtige Vitamine.

Die Futtermenge muss streng kontrolliert werden, da der Beagle Harrier zu Verfressenheit und Übergewicht neigt – ein typisches Erbe seiner Meutehund-Abstammung. Leckerlis sollten von der Tagesration abgezogen werden.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Der Beagle Harrier gilt als robuste und weitgehend gesunde Rasse. Dennoch können – wie bei vielen Laufhunden – Gelenkprobleme wie Hüftdysplasie sowie Augenkrankheiten (z. B. progressive Retinaatrophie, Glaukom) auftreten. Auch Schilddrüsenunterfunktion und selten Epilepsie wurden berichtet. Übergewicht verstärkt das Risiko für orthopädische Beschwerden. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, vor allem Hüft- und Augenchecks, sind wichtig. Eine gute Haltung, angepasste Ernährung und Kontrolle auf Parasiten oder Verletzungen nach jagdlichem Einsatz erhöhen die Lebenserwartung auf 12 bis 13 Jahre.

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Der Beagle Harrier im Überblick

  • Größe: Widerristhöhe 45–50 cm
  • Gewicht: Gewicht ca. 20–26 kg
  • Fell & Farben: Dichtes, glattes, wetterfestes Fell; Tricolor: Falb/Schwarz/Weiß
  • Charakter: Freundlich, sozial, jagdpassioniert, anhänglich, intelligent, eigenständig
  • Haltung: Hoher Bewegungsbedarf, ideal für Jäger oder sehr aktive Halter
  • Pflege: Pflegeleichtes Fell, regelmäßige Kontrolle von Ohren, Zähnen, Krallen
  • Gesundheit: Robust, aber anfällig für Übergewicht, gelegentlich Hüft- oder Augenprobleme
  • Eignung: Kein Anfängerhund; am besten in jagdlicher Führung oder mit intensiver Beschäftigung
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