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Übertragen von „Killerschnecken“

Dauerhitze fördert tödliche Infektion bei Hunden – was über den Rattenlungenwurm bekannt ist

Hund schnüffelt an Schnecke
Viele Schnecken können Lungenwürmer auf Hunde übertragen – doch eine bestimmte Art ist besonders gefährlich Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

1. Juli 2025, 15:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Er wächst in Schnecken heran, fühlt sich bei Regen besonders wohl und kann das Gehirn von Mensch und Tier befallen: Der Rattenlungenwurm breitet sich weltweit aus – und mit ihm die Angst vor einer unterschätzten Infektionsgefahr. Studien aus Europa und Australien zeigen alarmierende Entwicklungen. Wie groß ist das Risiko für Hunde in Deutschland?

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Ein kleiner Parasit, der sich in Gärten versteckt und sich bei Regen besonders wohlfühlt, sorgt für große Besorgnis: Der Rattenlungenwurm (Angiostrongylus cantonensis) befällt Ratten, wird aber auch von den sogenannten „Killerschnecken“ übertragen. Die Art breitet sich global immer schneller aus und verursacht eine zunehmende Zahl schwerer Infektionen bei Hunden – mit potenziell tödlichem Verlauf oder bleibenden neurologischen Schäden. Im Folgenden erfahren Sie, was darüber bekannt ist und wie wahrscheinlich eine Ausbreitung des gefährlichen Tiers in Deutschland ist.

Rattenlungenwurm bereits in Europa angekommen

Angiostrongylus cantonensis zählt zu den Lungenwürmern. Verschiedene Arten dieser Parasiten sind in Deutschland bekannt und können vor allem durch Schnecken übertragen werden. Je nach Art der Lungenwürmer können Katzen sowie Hunde betroffen sein (PETBOOK berichtete).

Allerdings handelt es sich bei dem Rattenlungenwurm wohl um eine besonders gefährliche Art – und einen Profiteur des Klimawandels. Ursprünglich 1935 in China als einzelne Art beschrieben (deswegen auch der Artname cantonensis), hat sich der spezielle Wurm über Asien in weiten Teilen der Welt ausgebreitet.

Für höchste Besorgnis sorgt er in Australien, wo Infektionen mit dem Parasiten seit 50 Jahren bekannt sind, sich nun jedoch verstärkt bei Hunden zeigen. Aber auch in Teilen Europas ist der Rattenlungenwurm bereits heimisch. Ein Blick in die Studienlage zeigt, wie besorgt Veterinäre und Biologen sind.

Australien identifiziert 93 Fälle bei Hunden

Eine Studie der Universität Sydney hat zwischen 2020 und 2024 93 Fälle bei Hunden dokumentiert. Doch die leitende Forscherin Phoebe Rivory warnt: Diese Zahl ist vermutlich nur „die Spitze des Eisbergs“, denn viele Fälle bleiben unerkannt. Die Doktorandin der Forschungsgruppe Veterinärparasitologie an der Universität von Sydney hat in den vergangenen Jahren viel zu diesem Thema geforscht.

In ihrer neuesten Untersuchung haben Rivory und ihr Team gezeigt, dass bestimmte Faktoren die Ausbreitung der Lungenwürmer begünstigen. Die Forscher sprechen von einer Zunahme an Fällen seit dem Jahr 2010, wobei sich Hunde als sogenannte „Sentinel Species“ – ein empfindlicher Frühwarnindikator – erwiesen haben.

Was die Verbreitung von Rattenlungenwürmern begünstigt

Die durch den Rattenlungenwurm verursachte Erkrankung, auch bekannt als neurale Angiostrongyliasis, betrifft das zentrale Nervensystem von sogenannten Fehlwirtarten wie Hunden und Menschen. Übertragen wird der Parasit durch den Verzehr infizierter Schnecken, von infizierten Ratten verunreinigten Lebensmitteln oder kontaminiertem Wasser.

Die Larven des Wurms wandern bei fortschreitendem Befall ins Gehirn und verursachen dort schwere Entzündungen, die bei Hunden häufig zu Lähmungen und sogar zum Tod führen. Der Anstieg der Infektionen steht laut den Forschern in engem Zusammenhang mit dem Klimawandel und der zunehmenden Urbanisierung.

In den vergangenen Jahren hat ein besonders regenreiches Klima die Vermehrung von Schnecken und Nacktschnecken vor allem an der Ostküste Australiens begünstigt – mit einem Höchststand im Jahr 2022, als 32 Hunde infiziert wurden. 1

Auch in Spanien angekommen

Allerdings beschränken sich die Sichtungen nicht auf Fälle aus „Down Under“. Auch in Spanien sind diverse Arten bereits infiziert gewesen, und an der Universität Cardenal Herrera-CEU von Valencia wird intensiv zum Rattenlungenwurm geforscht. In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Vorkommen auch auf Inseln Europas – etwa auf den Kanaren und auf Mallorca – dokumentiert.

Die europäischen Forscher sehen vor allem die zunehmende Globalisierung, den internationalen Handel und den Klimawandel als Ursachen dafür, dass es immer mehr Fälle in Spanien gibt und sich der Parasit auch in gemäßigten Klimazonen ausbreitet. Die Funde in Valencia könnten somit nicht nur eine wissenschaftliche Sensation, sondern auch den Beginn einer neuen Phase in der Verbreitung der Krankheit markieren.

In einer Studie von 2023 konnten die Forscher beispielsweise zeigen, dass bereits Neun Prozent der Ratten in Valencia das Virus in sich tragen. Dabei war es egal, ob es sich um die Wanderratte (Rattus norvegicus) oder Hausratte (Rattus rattus) handelte. Dies war sowohl bei Tieren aus städtischen Gebieten als auch aus ländlichen Gegenden der Fall, was auf eine bereits weite Verbreitung in der Region hindeutet. Auch der Nachweis bei zwei verschiedenen Rattenarten lässt auf eine mögliche Anpassung und langfristige Etablierung des Parasiten im Ökosystem schließen. 2

Lungenwurm kann verschiedenste Arten befallen

Wie gravierend das Problem in Spanien werden könnte, zeigen weitere Untersuchungen der Forschungsgruppe aus Valencia. Im April 2025 erschien eine Studie, die Fälle bei vielen verschiedenen Tieren belegte. Darunter Hausmäuse, Igel, verschiedene Eidechsen, aber auch Primaten.

Drei Lemuren – ein Roter Maki (Eulemur rufus) und Ringelschwanzlemur (Lemur catta) – erkrankten im Bioparc Valencia. Bei den Tieren wurden neurologische Symptome wie Lähmungen und Koordinationsstörungen beobachtet. Zwei Tiere starben, eines wurde eingeschläfert. Bei einer pathologischen Überprüfung bestätigte sich bei allen dreien, dass sie vom Rattenlungenwurm befallen waren. 3

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Die neuronale Angiostrongylose kann auch beim Menschen schwere neurologische Symptome auslösen, etwa eosinophile Meningitis, Lähmungen oder sogar den Tod. Zwischen 1971 und 2018 wurden 28 Fälle in Australien dokumentiert. Am bekanntesten ist der Fall von Sam Ballard, einem jungen Rugbyspieler aus Sydney. 2010 nahm er eine Mutprobe an und aß eine Gartenschnecke. Er infizierte sich, fiel in ein 420-tägiges Koma und litt acht Jahre lang unter schweren Hirnschäden, bevor er 2018 im Alter von 28 Jahren starb.

Aktuell sind in Deutschland keine Fälle einer Infektion mit dem Rattenlungenwurm bekannt, allein das Tropeninstitut warnte 2023 nach den ersten Untersuchungen aus Valencia. Wer also mit seinem Hund nach Spanien reist, sollte ein paar Dinge beachten:

  • keine rohen oder halbgekochten Schnecken verzehren
  • Hunde immer davon abhalten, Schnecken oder nach dem Regen nasses Gras zu fressen
  • Obst und Gemüse gründlich waschen
  • auf erste Symptome achten und direkt zu einem (Tier-)Arzt gehen

Denn die Infektion mit einem Rattenlungenwurm ist zwar potenziell tödlich, frühzeitig erkannt gibt es jedoch einige Behandlungsmöglichkeiten.

Doch auch im heimischen Garten und beim Gassigehen sollte man Vorsicht walten lassen. Denn wie eingangs erwähnt, gibt es auch andere Lungenwürmer, mit denen sich der Hund auch hierzulande infizieren kann. Sich selbst kann man mit denselben oben genannten Methoden schützen und bei der Gartenarbeit zusätzlich darauf achten, stets mit Handschuhen zu arbeiten. Prävention ist entscheidend, denn wenn der Parasit das Gehirn erreicht, sind die Heilungschancen drastisch reduziert.

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Quellen

  1. Rivory, P., Lee, R., Ward, M. P., & Šlapeta, J. (2025). Rainfall-and Temperature-Driven Emergence of Neural Angiostrongyliasis in Eastern Australia, 2020–2024. The Journal of Infectious Diseases, jiaf173. ↩︎
  2. Oduoye, M. O., Nazir, A., Nazir, A., Abdulrahman, M. O., Akilimali, A., Okon, I. I., ... & Nyakio, O. (2023). The scourge of Rat lungworm disease in Continental Europe, an emerging parasite. IJS Global Health, 6(6), e0363. ↩︎
  3. Garijo-Toledo, M., Alarcón-Elbal, P. M., Montero, E., Bravo-Barriga, D., Sansano-Maestre, J., Ahuir-Baraja, A. E., ... & Ortega, J. (2025). Mortality associated with Angiostrongylus cantonensis in non-human primates in Europe. International Journal for Parasitology. ↩︎

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