
9. Juli 2025, 12:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Krebs ist nicht nur beim Menschen ein ernstes Thema – auch Haustiere sind zunehmend betroffen. Eine neue Studie aus Spanien liefert erstmals einen umfassenden Überblick über die Tumorerkrankungen bei Hunden über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Ergebnisse werfen ein Licht auf das tatsächliche Ausmaß, die häufigsten Krebsarten und wie Tiere in der Praxis behandelt werden – mit überraschenden Erkenntnissen für Tierärzte und Halter.
Ein Forschungsteam der Universität León (Spanien) hat in einer retrospektiven Studie alle Krebsfälle ausgewertet, die zwischen 2015 und 2024 in der Kleintierklinik des Universitätskrankenhauses (HVULE) diagnostiziert wurden. Die Studie liefert damit wichtige Einblicke in das Krebsrisiko bestimmter Hunde und wurde in der Fachzeitschrift „Frontiers in Veterinary Science“ veröffentlicht.
Insgesamt wurden 123 Fälle analysiert, darunter 107 Hunde und 16 Katzen. Ziel war es, einen realitätsnahen Überblick über die betroffenen Tierarten, Tumorarten und Behandlungsstrategien zu gewinnen. Die Untersuchung bietet seltene Einblicke in die onkologische Versorgung von Haustieren im klinischen Alltag. Sie zeigt aber auch, wo Datenlücken bestehen.
Etwa jeder vierte Hund erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs
Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen bei Haustieren. Verantwortlich dafür ist unter anderem die gestiegene Lebenserwartung von Hunden und Katzen. Das ist zwar zunächst ein positiver Effekt von verbesserter Tiermedizin, Ernährung und intensiverer Pflege durch Tierhalter. Doch mit dem Alter steigt auch das Risiko für Tumorerkrankungen.
Laut der Veterinary Cancer Society erkrankt etwa jeder vierte Hund im Laufe seines Lebens an Krebs. In Ländern wie Großbritannien oder Australien gibt es zentrale Datenbanken zur Erfassung tiermedizinischer Fälle. Doch in anderen Ländern, darunter Spanien, fehlt es an standardisierten Tumorregistern. Die vorliegende Studie will diese Lücke für eine Region Spaniens schließen und Erkenntnisse über das tatsächliche Auftreten und Management von Krebs bei Haustieren gewinnen.
Das Forschungsteam untersuchte die klinischen Daten aller Hunde und Katzen mit Tumordiagnose in den Jahren 2015 bis 2024 an der Kleintierklinik des Universitätsklinikums León (HVULE). Grundlage war eine systematische Auswertung elektronischer Krankenakten. Die Studie erfasste demografische Daten wie
- Alter
- Geschlecht
- Rasse
- Größ
- Gewicht
- Tumorart
- Lokalisation
- Histologie (Gewebetyp)
- Therapieform
- Begleitmedikation
- Nebenwirkungen
Die meisten Tumoren waren bösartig
Von 22.987 behandelten Haustieren identifizierten die Forscher 123 Fälle mit Tumordiagnose. Das entspricht einer jährlichen Inzidenz von 530 Tumorfällen pro 100.000 Tiere. 87,0 Prozent der betroffenen Tiere waren Hunde, 62,6 Prozent weiblich und 77,2 Prozent reinrassig. Besonders gefährdet waren ältere Tiere – 78,9 Prozent waren als „senior“ oder „geriatrisch“ klassifiziert.
Die meisten Tumoren waren bösartig (87,8 Prozent), stammten aus Epithelgewebe (40,7 Prozent) und traten bevorzugt in der Milchdrüse (27,6 Prozent) oder der Haut (26,8 Prozent) auf. Karzinome (35,8 Prozent) und Lymphome (19,5 Prozent) waren die häufigsten Tumorarten.
Fast die Hälfte der Tiere wurde operiert (42,3 Prozent), und 37,4 Prozent erhielten Chemotherapie – meist oral verabreicht, häufig mit dem Protein-Kinase-Hemmer Toceranib. Euthanasie wurde bei 26,8 Prozent der Tiere angewendet. Nebenwirkungen wie Neutropenie und Erbrechen traten bei 43,5 Prozent der chemotherapeutisch behandelten Tiere auf.
Vor allem ältere, weibliche und reinrassige Hunde betroffen
Die Ergebnisse zeigen, dass Krebs bei Haustieren vor allem ältere, weibliche und reinrassige Hunde betrifft. Die hohe Rate bösartiger Tumore unterstreicht die Bedeutung frühzeitiger Erkennung und Therapie. Mit einer Inzidenzrate vergleichbar zu anderen europäischen Studien liefert diese Analyse nicht nur einen wichtigen Referenzwert für Spanien. Denn es ist eine der wenigen Langzeitstudien auf dem Gebiet.
Zwar lassen sich die Daten nicht direkt auf Deutschland übertragen, aber zeigen Parallelen mit den hier geltenden veterinärmedizinischen Erkenntnissen. So gelten Mammatumore bei Hündinnen auch hier als eine der häufigsten Tumorerkrankungen. 1 Es ist daher davon auszugehen, dass auch hier für ältere, weibliche und reinrassige Hunde ein erhöhtes Krebsrisiko besteht.
Studie hat limitierte Aussagekraft
Die Studie bietet erstmals einen Überblick über die Krebsdiagnosen und -therapien in einer spanischen Kleintierklinik über einen längeren Zeitraum. Als retrospektive Analyse ist sie jedoch mit typischen Einschränkungen behaftet: Einige Fälle wurden ausgeschlossen, weil wichtige Daten fehlten. Die geringe Fallzahl bei Katzen (nur 16) limitiert die Aussagekraft für diese Tierart.
Zudem handelt es sich um eine regionale Erhebung; die Ergebnisse sind nicht ohne Weiteres auf ganz Spanien oder andere Länder übertragbar. Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf Tierarztbesuche wurde als potenzieller Störfaktor erkannt. Auch soziale Aspekte wie die Zahlungsbereitschaft der Halter und damit verbundene Therapieentscheidungen konnten nicht berücksichtigt werden. Dennoch liefert die Studie wertvolle, bisher nicht verfügbare Einblicke in die onkologische Versorgung von Haustieren sowie das Krebsrisiko für bestimmte Hunde.
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Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Tieren könnten Leben retten
Die Studie der Universität León liefert erstmals fundierte Daten zur Häufigkeit und Behandlung von Tumoren bei Haustieren in Spanien. Vor allem ältere, weibliche und reinrassige Hunde sind betroffen, meist mit bösartigen Tumoren der Milchdrüse oder Haut. Chirurgische Eingriffe waren die häufigste Behandlungsform, gefolgt von oraler Chemotherapie. Die Studie zeigt, wie wichtig klinische Fallanalysen sind. Für Tierhalter bedeutet dies: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei älteren Tieren könnten Leben retten.